Philosophie Wörterbuch

Suborter

Subordinierter Begriff

Subordinierte Begriffe (auch untergeordnete oder subalterne Begriffe genannt) sind Begriffe, die einem Begriff untergeordnet sind. Die subordinierten Begriffe eines Begriffes sind vereinbar. Die Umfänge der subordinierten Begriffe bilden selbständige, d. h. einander nicht deckende Teile eines Gattungsbegriffes, z. B. sind die Malerei, die Dichtkunst und Musik dem Gattungsbegriff Kunst untergeordnet (vgl. Subordination). Die Umfänge der subordinierten Begriffe sind verschieden und widerspiegeln die Arten einer Gattung. Sowohl der Refraktor als auch Reflektor sind optische Geräte zur Beobachtung von Himmelskörpern. Gleichzeitig hat aber jeder subordinierte Begriff auch noch seine individuellen Merkmale, die ihn von anderen Artbegriffen unterscheiden; ein Refraktor ist ein Linsenteleskop und ein Reflektor ein Spiegelteleskop.

In der Menge aller optischen Geräte sind die durch Refraktor und die durch Reflektor bezeichneten Geräte elementefremde Teilmengen. Das Merkmal, in dem sich eine Art von den anderen Arten unterscheidet, heißt Merkmal des Artunterschiedes. Zwei subordinierte Begriffe können vereinbar sein, z. B. das Paar Dreher – Schlosser, sie können auch unvereinbar sein, z. B. Kreis und Dreieck. Die subordinierten Begriffe sind vom subordinierenden Begriff zu unterscheiden.

Substalg

Substitutiv indizierte Algebren

Die substitutiv indizierten Algebren sind von Rieger definierte Weiterführungen der Booleschen Algebra, die auch für die Prädikatenlogik eine algebraische Behandlung ermöglichen.

Dasselbe Ziel streben die von Halmos definierten polyadischen Algebren und die von Tarski definierten Zylinderalgebren an.

Sprachph

Sprachphilosophie

Als Sprachphilosophie (engl. philosophy of language) bezeichnet man philosophische Untersuchungen und Theorien zu Ursprung, Wesen und Funktion der Sprache.

Die klassische Phänomenologie, (z. B. Husserl, Ingarden, Scheler, Hartmann) hat die Sprache als sekundär in bezug auf die Erfahrung betrachtet.

Die philosophische Hermeneutik (z. B. Heidegger, Gadamer, Lipps, Ricoeur) betont, dass alle Erfahrung und alles Verstehen von der Geschichtlichkeit der Sprache abhängen.

In den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhundets wurde versucht, eine transzendentale Sprachpragmatik (Apel) oder eine Universalpragmatik (Habermas) zu entwickeln, wobei betont wird, dass die pragmatische Dimension der Sprache in bezug auf ihre syntaktischen und semantischen Funktionen fundamental ist.

Die formalistische Richtung der Sprachphilosophie versucht, von den Arbeiten Freges ausgehend eine systematische Sinntheorie zu entwickeln, die die Wirkung der Sprache als Mittel des Denkens und der Kommunikation klären soll. Bahnbrechend waren hier Frege, Russell und der frühe Wittgenstein. Spätere Entwicklungen kommen besonders vom späteren Wittgenstein, von Quine,, Dummett, Davidson, Kripke und Putnam.

Häufig vertreten die Exponenten dieser Richtung eine Philosophie der idealen Sprache. Dafür gibt es jedoch keinen zwingenden Grund.

Nach diesen Theoretikern ist Sprachphilosophie nicht eine methodologische Hilfsdisziplin für die übrigen Teile der Philosophie, sondern eine grundlegende Disziplin. Ontologische, bewusstseinsphilosophische, handlungsphilosophische und erkenntnistheoretische Fragestellungen lassen sich nach dieser Auffassung allein aufgrund sprachphilosophischer Untersuchungen adäquat klären.

Die sprachanalytische Richtung der Sprachphilsophie begann mit Moore, Ryle und Austin.

Als weitere bekannte Theoretiker sind Grice, Strawson, Searle, Schiffer und Meggle zu nennen.

Diese Richtung hat sich darauf spezialisiert, die Begriffe zu analysieren, die für die sprachlichen Operationen notwendig sind. Dabei werden semantische und psychologische Begriffe wie Analyse, Kommunikation, Sinn, Name, Behauptung, Referenz, Regel, Synonymie, Sprechakt u. ä untersucht.

Die Theoretiker dieser Richtung vertreten zumeist eine Philosophie der normalen Sprache. Dafür gibt es jedoch keinen zwingenden Grund.

Stadien

Dreistadiengesetz

Nach Comte entwickelt sich der menschliche Geist in drei aufeinanderfolgenden Stadien.

Das erste, theologische Stadium, ist das Stadium der Priester- und Kriegsherrschaft. Der Mensch erklärt die Naturerscheinungen aus einem besonderen Willen der Dinge selbst oder übernatürlicher Wesen,

Im zweiten, metaphysischen Stadium, dem der Philosophen und Juristen, erklärt der Mensch die Naturerscheinungen aus abstrakten Ursachen (Ideen, Kräften).

Im dritten, positivstischen Stadium, dem der Vereinigung von Theorie und Praxis, begnügt sich der Mensch damit, durch Beobachtung und Experiment die Zusammenhänge der Erscheinungen aufzuspüren und die sich als konstant erweisenden Zusammenhänge als Gesetze auszusprechen.

Ein sehr ähnliches Modell gibt es ungefähr gleichzeitig von Sophie Germain, wobei unklar ist, wem die Priorität zukommt.

Es könnte sein, dass der jüngere Comte bei einem Zusammentreffen mit Sophie Germain in Paris ihre Ideen kennengelernt hat.

Im theologischen oder fiktiven Zustand werden die Erscheinungen der Welt als Entäußerung übernatürlicher Wesen und göttlichen Willens angesehen.

Der metaphysische oder abstrakte Zustand gewinnt die Erklärung der Welt aus abstrakten Ursachen und Prinzipien.

Erst im wissenschaftlichen oder positiven Stadium des menschlichen Wissens lassen sich die wahren Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten per Experiment und wissenschaftlicher Beobachtung erkennen.

Den Stadien des menschlichen Geistes entspricht eine parallel verlaufende soziokulturelle Entwicklung, die von der Priesterherrschaft über die Herrschaft der Philosophen schließlich zu einer Herrschaft der positivistischen Wissenschaften als rationaler Grundlage des gesellschaftlichen Lebens führt.

Stadion

Stadionparadoxon

Als Stadionparadoxon bezeichnet man sowohl die Halbierungsparadoxie als auch das Paradoxon von Achilleus und der Schildkröte des Zenon von Elea.

Standbed

Standardbedingungen der mehrwertigen Wahrheitswertfunktionen

Der Begriff des ausgezeichneten Quasiwahrheitswertes wird benutzt, um Standardbedingungen für die Wahrheitswertfunktionen der mehrwertigen Logik zu formulieren.

Man sagt, dass eine einstellige Wahrheitswertfunktion non (x) die Standardbedingung der Negation erfüllt, falls

non(x) genau dann ein (positiv) ausgezeichneter Quasiwahrheitswert ist, wenn x kein ausgezeichneter Quasiwahrheitswert ist.

Man sagt, dass eine zweistellige Wahrheitswertfunktion et (x, y) die Standardbedingung der Konjunktion erfüllt, falls

et(x, y) genau dann ein (positiv) ausgezeichneter Quasiwahrheitswert ist, wenn x und y ausgezeichnete Quasiwahrheitswerte sind.

Man sagt, dass eine zweistellige Wahrheitswertfunktion vel (x, y) die Standardbedingung der Alternative erfüllt, falls

vel(x, y) genau dann kein (positiv) ausgezeichneter Quasiwahrheitswert ist, wenn x und y keine ausgezeichneten Quasiwahrheitswerte sind.

Man sagt, dass eine zweistellige Wahrheitswertfunktion seq(x, y) die Standardbedingung der Implikation erfüllt, falls

seq(x, y) genau dann kein (positiv) ausgezeichneter Quasiwahrheitswert ist, wenn x eine ausgezeichneter Quasiwahrheitswert und ist y kein ausgezeichneter Quasiwahrheitswert ist.

Die Erfüllung der Standardbedingungen ist unabhängig von der Erfüllung der Normalbedingungen.

Staterkl

Statistische Erklärung

Als statistische Erklärung wird eine Erklärung bezeichnet, in der statt des allgemeinen Gesetzes des deduktiv-nomologischen Erklärungsmodells ein statistisches Gesetz verwendet wird.

Stoa

Stoa

Theorien und Begriffe

Vertreter


Stoaerk

Stoische Erkenntnistheorie

Die Unterscheidung zwischen Wissen (episteme) und Meinung (doxa) ist in der griechischen Philosophie seit Xenophanes geläufig.

Für das Wissen ist nach stoischer Auffassung die Begründung oder Argumentation (logos) wesentlich. Wer etwas weiß kann es begründen. Von Wissen kann nur dann die Rede sein, wenn die gewusste Aussage durch keinerlei Argumentation widerlegt werden kann. Wissen impliziert Wahrheit. Wenn ich p weiß, dann folgt daraus, dass p wahr ist; andernfalls meine ich lediglich, p zu wissen. Eine Meinung kann wahr sein, aber sie ist im Unterschied zum Wissen nicht notwendig wahr.

Der Erkenntnisprozeß beginnt nach den Stoikern, damit dass die Sinne eine Einwirkung von außen erfahren. Dieses Erleiden (pathos) bezeichnen sie als Sinneseindruck (phantasia). Dieser Begriff ist mit dem heutigen Begriff des Sinnesdatums verwandt.

Diokles spricht von einer Prägung in der Seele und einer Veränderung der Seele [1].

Innerhalb der Sinneseindrücke haben sie eine Klasse hervorgehoben, die erfassenden Sinneseindrücke.

Zenon von Kition charakterisiert ihn durch zwei Bedingungen:

  1. Er wird durch etwas verursacht, das tatsächlich ist.
  2. Er ist entsprechend dem, was tatsächlich ist, eingesiegelt und abgedrückt, d.h. er gibt die Sache so wieder, wie sie tatsächlich ist. [2]

Der erfassende Eindruck ist das Wahrheitskriterium. Es fragt sich, wie man erkennen kann, dass diese beiden Bedingungen erfüllt sind. Ein Vergleich des Eindrucks mit der Sache ist nur durch den Eindruck gegeben. Außerdem wäre dann der erfassende Eindruck kein Wahrheitskriterium mehr. Wahrheitskriterium wäre dann vielmehr die Übereinstimmung des Eindrucks mit der Wirklichkeit.

Die Stoiker antworten mit dem Hinweis auf ein dem erfassenden Sinneseindruck internes Charakteristikum (idioma), ein nur ihm zukommendes besonderes Merkmal, durch das er sich von anderen Sinneseindrücken unterscheidet.

Durch eine Qualität, die ausschließlich ihm zukommt, gibt er zu erkennen, dass er die wahrgenommene Sache so wiedergibt, wie sie tatsächlich ist. [3]

Die stoischen Denker führen den Begriff katalepsis (Erfassen) als epistemeologischen Begriff ein.

In der stoischen Erkenntnistheorie bezeichnet Chrysipp die durch Vernunft geprüfte und Zustimmung erfordernde Vorstellung eines Gegenstandes als kataleptische (begriffsbildende) Vorstellung (phantasia kataleptike). Der Begriff findet sich auch bei anderen Stoikern, so bei Zenon von Kition.

Der erfassende Sinneseindruck ist noch keine Erkenntnis, d.h. – in der Terminologie – kein Erfassen (katalepsis).

Er ist vielmehr nur die notwendige Voraussetzung, welche es ermöglicht, die ihn verursachende Sache zu erfassen, d.h. er ist ein Erfaßbares (katalepton).

Tatsächlich erfaßt wird die Sache jedoch erst, wenn der Verstand ihr seine Zustimmung gibt. Dies ist ein freiwilliger Akt und wird vom Eindruck nicht erzwungen.

Der im Akt der Zustimmung bejahte erfassende Sinneseindruck ist das Erfassen (katalepsis) der Sache [4]

Zenon von Kition – auf den der Begriff Erfassen zurückgeht – verglich den Eindruck mit der ausgestreckten Hand, die Zustimmung mit dem Zusammenziehen der Finger und das Erfassen mit der zusammengepreßten Faust. [5]

Der erfassende Sinneseindruck gibt den Gegenstand, wie er an sich ist, nicht vollständig wieder. Unsere Sinne sind eingeschränkt, das Auffassungsvermögen zieht unserer Erkenntnis eine Grenze.

Jede weitere Erkenntnis beruht auf dem Fundament der erfassenden Sinneseindrücke. Aus ihnen werden die Begriffe und die Prinzipien gebildet, die den Menschen dann zum rationalen Denken befähigen. Weil der erfassende Sinneseindruck zeigt, dass das wahrgenommene Objekt existiert, und weil er innerhalb der Grenzen unserer Sinne zeigt, wie es an sich ist, dient er als Kriterium für die Wahrheit von Aussagen [6]

Allein die erfassenden Sinneseindrücke reichen jedoch nicht aus. Wir sind angewiesen auf die Erinnerung, wir müssen die Zukunft planen, unsere unmittelbaren Wahrnehmungen bedürfen der Ergänzung durch nicht Wahrgenommenes, wir müssen sie in einen umfassenderen Zusammenhang einordnen.

Das Erfassen bildet die Grundlage sowohl des Wissens als auch der Meinung. Der Tor stimmt ebenso wie der Weise dem erfassenden Sinneseindruck zu, der Unterschied liegt darin, wie sie ihn ergänzen. Der Weise kann sich auf sein Wissen stützen. Er kann bei der Einordnung des Wahrnehmungsurteils in den umfassenden Zusammenhang nicht fehlgehen. Das einzelne Erfassen erhält dadurch, dass es sich widerspruchsfrei in den größeren Kontext des Wissens einordnet, eine zusätzliche Bestätigung.

Auch dafür hatte Zenon eine Geste. Er nahm die linke Hand, preßte mit ihr die Faust fest zusammen und sagte, solcherart sei das Wissen und dazu sei nur der Weise fähig. [7]

Während für das Wissen als Folge des umfassenden Begründungszusammenhangs eine feste, unerschütterliche Zustimmung charakteristisch ist, ist die mit der Meinung gegebene Zustimmung schwach, weil sie sich nicht auf Gründe stützen und daher jederzeit durch Einwände verunsichert werden kann.

Für die Stoiker ist die Zustimmung ein sittlicher Akt. Die Zustimmung des Weisen ist sittlich richtig, weil sie verantwortet werden kann. Dagegen ist die Zustimmung, in welcher der Tor sich eine Meinung zu eigen macht, leichtfertig und als solche sittlich verwerflich. Wissen und Unwissenheit sind deshalb für den Stoiker sittliche Haltungen.

Ausgenommen von dieser sittlichen Bewertung ist die Zustimmung zum erfassenden Sinneseindruck. Der erfassende Sinneseindruck ist das einzige, dem auch die Menschen, die keine Weisen sind, Vertrauen schenken dürfen. [8]

Der akademische Skeptiker Arkesilaos hat eine umfassende Kritik der stoischen Erkenntnistheorie geliefert.

[1] Diogenes Laërtios: Leben und Meinungen berühmter Philosophen, VII 50
[2] Diogenes Laërtios: Leben und Meinungen berühmter Philosophen, VII 46
[3] Ac. 41
[4] Ac. 40f.
[5] Luc. 145
[6] Diogenes Laërtios: Leben und Meinungen berühmter Philosophen, VII 54
[7] Luc. 145
[8] Ac. 42

Streben

Streben

Streben nennt man die zielgerichtete Tätigkeit des Menschen. Streben setzt voraus, dass man sich ein Ziel vorstellt, es bejaht und mit den entsprechenden Mitteln zu verfolgen sucht.

In der Naturphilosophie werden mitunter auch biologische oder organische Prozesse als vegetatives bzw. animalisches Streben beschrieben. Dadurch wird eine charakteristische Form der Lebensaktivität bezeichnet. Das Ziel wird durch die Naturanlagen festgelegt und ist nicht frei wählbar.

Nach Theodor Lipps hat jedes psychische Geschehen den Charakter des Strebens. Streben ist das innere Zielen oder Gerichtetsein. Es besteht in einem psychischen Geschehen, in dessen Natur es liegt, in irgendwelcher Weise fortzugehen, und dem dabei eine Hemmung begegnet. Es gibt aktives und passives Streben, mein Streben und Streben in mir. Das Wollen ist das Streben, dass etwas geschehe durch mich, durch mein Zutun.