Wahrnehmung, Sinneserfahrung

Wahrnehmung bzw. Sinneserfahrung, ist eine Erfahrung, die auf der Sinnlichkeit beruht.

Aristoteles unterschied die sinnliche Wahrnehmung (aisthesis, sensus) und die geistige Wahrnehmung (noesis, intellectus, einsichtiges Erfassen).

Die sinnliche Wahrnehmung ist, da in ihr die materialen sinnfälligen Dinge unmittelbar empirisch gegeben sind, Grundlage der geistigen Wahrnehmung, in welcher diese mit Hilfe der Vorstellung (phantasia) in ihrer intelligiblen Form und ihrem Wesen (ohne ihre Materie) erfaßt werden.

Die Vorstellung ist dabei dasjenige Medium, welches das Wahrgenommene in seiner qualitativen, nicht mehr in seiner stofflichen Natur, unabhängig von seiner tatsächlichen Präsenz oder Existenz, in sich aufnimmt und der geistigen Wahrnehmung zur (passiven) Rezeption und (aktiven, reflexiven) Apperzeption präsentiert.

Die Differenz von sinnlicher und geistiger Wahrnehmung hat Leibniz durch die Unterscheidung von Perzeption und Apperzeption verdeutlicht.

In der empirischen, experimentellen Wahrnehmungspsychologie werden u. a. Aufbau, Prozesse und Leistungen sinnesphysiologischer Systeme in Hinsicht auf das Wahrgenommene untersucht. Dabei gelten Sinnesdaten, Empfindungen, Vorstellungen und Gedächtnisinhalte nicht als isoliert gedachte Faktoren, sondern als das komplexe Ganze des Wahrnehmungserlebnisses konstituierende subsystemartige, leistungsfähige Teilinhalte. Sie sind die Grundlage dafür, dass ein außerpsychischer Gegenstand als sinnvoll, gestalthaft und geordnet erscheint.

Stimmungslagen, Interessen, Erwartungen und Aufmerksamkeit sind Faktoren, die den Wahrnehmungsprozeß auf etwas spezifisch ausrichten.

Während in der nicht introspektiven Wahrnehmungspsychologie die Erforschung des phänomenal Wahrgenommenen im Vordergrund steht, wird in der philosophischen Psychologie und der Phänomenologie die Rezeptivität und Produktivität der Wahrnehmungsdakte untersucht. Damit rückt, neben dem Objekt der Wahrnehmung, insbesondere das Subjekt der Wahrnehmung in den Vordergrund.

Wahrnehmung zeigt sich introspektiv als komplexes Phänomen, denn sie weist intentional auf etwas außer sich als ihrem primären Gegenstand hin und hat sich zugleich selbst zum sekundären Gegenstand.

Der außerpsychische Gegenstand der Wahrnehmung kann, aber muss nicht existieren.

In phänomenologischer Einstellung kann (Brentano, Meinong) bzw. muss (Husserl) von ihm in Epoché abgesehen werden, nicht aber vom erlebten Inhalt bzw. dem immanenten Objekt oder dem inneren Gegenstand bzw. dem einwohnenden Datum der inneren Wahrnehmung, dem Wahrgenommenen oder Gedachtem als solchem, das den äußeren Gegenstand repräsentiert.

Nach Meinongs gegenstandstheoretischer Version ist es nicht der wirkliche Kirchturm, über dessen Dasein uns die innere Wahrnehmung Auskunft gibt, sondern nur der vorgestellte Krichturm.

Es bleibt strittig, ob dieser Kirchturm als lediglich vorgestellter und damit nicht real, sondern modifiziert präsent ist (Meinong) oder ob eine reale Kirchturmvorstellung als Grundlage der inneren Wahrnehmung fungiert (Brentano) oder ob es sich dabei um ein ideales Datum am Horizont des Mitgemeinten handelt (Husserl).

Unabhängig davon wird die Hereinnahme eines Objektes durch seine ursprüngliche Vorstellung ins Psychische, den Kompetenzbereich der inneren Wahrnehmung konstatiert. Desweiteren wird darauf verwiesen, dass eine Vorstellungstätigkeit als fundiertes Moment der Wahrnehmung generell wahrnehmungsimplizit ist. Der immanente Inhalt der Wahrnehmung kann nach den Weisen analysiert werden, wie er der Wahrnehmung gegeben ist. Die Gegebenheitsweisen in der Wahrnehmung werden im Moment des Erfassens evident erlebt. Sie können daher kategorisiert und beschrieben werden. Wahrnehmung kann mithin als mit dem Wahrgenommenen gleichzeitiges, evidentes urteilsartiges, für-wahr-nehmendes Ereignis charakterisiert werden.

Die Wahrnehmung der höheren Denkvorgänge wurde vor allem durch die Würzburger Denkpsychologie introspektiv erfaßt und experimentell bestätigt und schriftlich fixiert.

Husserl hat die Würzburger Denkpsychologie kritisiert. Eine wissenschaftliche Psychologie der Wahrnehmung hat nach Husserl deren Leistungscharakter nicht durch experimentelle und psychophysische und sonstige Außenpsychologie, sondern qua intentionaler Innenpsychologie in ihrem apriorischen Wesen universal (die Allheit möglichen Bewußtseins überhaupt, bezogen auf die Allheit möglicher Gegenstände überhaupt zu eruieren.

Husserl weist jede herkömmliche, natürliche-naive, positive Wahrnehmungsauffassung zurück. So wird auch die introspektive Wahrnehmungspsychologie durch Watsons Behaviorismus der sich als naturwissenschaftlicher Ansatz versteht abgelehnt.

In der Philosophie des Geistes wird Wahrnehmung in der Bedeutung referentiellen, propositionalen und selbstreferentiellen Wissens verwendet.

In Russells Position des logischen Atomismus stellen die Sinnesdaten das Fundament der Wahrnehmung dar. Den Sinnesdaten korrespondieren die atomaren Sätze.

Im Phänomenalismus gilt das Sinnesdatum als unmittelbarer Wahrnehmungsgegenstand und als Grundlage der Erkenntis.

Locke unterscheidet zwischen dem sinnlict.self.status=’http://sternchenland.com/lexika-startseite/philosophen-lexikon/fracast.htm‘;return true“ >G. Fracastoro – ist das abstrahierende logische Ordnungsvermögen, das allgemeine Sätze gestattet.

Die radikalen Aprioristen (z. B. Platon) meinen, dass die Sinneswahrnehmung zu keiner wahren Erkrenntnis führen kann und deshalb keine entscheidende Bedeutung hat. Wahre Erkenntnis beruht allein auf der Vernunft.

Für Émile Meyerson liegt die entscheidende Forderung an eine wissenschaftliche Erklärung darin, dass sie die zugrundeliegenden Kausalverhältnisse in ihrer Gesetzmäßigkeit klärt. Das Hauptinteresse liegt daristoteliker schufen eine Theorie des subnotio. Diese Theorie lehrt ein nichtempirisches, aber an empirische Wahrnehmung gebundenes Vermögen im Subjekt zur logischen Ordnung der Gegenstände, die das Nebeneinander der Vorstellungen in eine notwendige Struktur verwandeln. Die subnotio – so G. Fracastoro – ist das abstrahierende logische Ordnungsvermögen, das allgemeine Sätze gestattet.

Die radikalen Aprioristen (z. B. Platon) meinen, dass die Sinneswahrnehmung zu keiner wahren Erkrenntnis führen kann und deshalb keine entscheidende Bedeutung hat. Wahre Erkenntnis beruht allein auf der Vernunft.

Für Émile Meyerson liegt die entscheidende Forderung an eine wissenschaftliche Erklärung darin, dass sie die zugrundeliegenden Kausalverhältnisse in ihrer Gesetzmäßigkeit klärt. Das Hauptinteresse liegt darin, zu wissen, warum dem immer so ist. Die Antwort bezieht, d. h. auf Teile der Wirklichkeit, die sich unserer unmittelbar gegebenen (positiven) Sinneswahrnehmung entziehen.

Alkmaion lehrte, "sämtliche Sinnesvermögen irgendwie mit dem Gehirn zusammenhängen. Daher litten sie auch Schaden, wenn dieses erschüttert wurde und seine Lage verändere. Denn er ziehe ‚die Poren‘ in Mitleidenschaft, durch die die Sinnesvermögen (vermittelt würden)" [Theophrast: Von den Sinneswahrnehmungen 26 = DK, 24 A 5]

Alkmaion hat gesagt, " sich der Mensch von den übrigen Wesen dadurch unterscheide, dass er allein denkt, während die anderen Wesen zwar Sinneswahrnehmungen haben, aber nicht denken." [Theophrast: Von den Sinneswahrnehungen 25 = fr. 1a].

Umstritten ist, ob es eine reine Wahrnehmung (d.h. eine theoriefreie, ungedeutete Wahrnehmung) gibt oder ob alle Wahrnehmung bereits vorstrukturierte Sinneserfahrung von etwas als etwas ist.