Lucius Annaeus Seneca (4 v. u. Z. – 65 u. Z.)

Der römische Staatsmann, Schriftsteller und Philosoph Lucius Annaeus Seneca d. J. war ein Stoiker. Allerdings hielt er seine Philosophie auch für nicht-stoische Einflüsse offen (Pythagoras, Epikur, Kynismus).

Seneca ist der Lehrer und Erzieher Neros. Er war 54 bis 62 in hohen politischen Ämtern. Er musste sich auf Neros Befehl das Leben nehmen.

Senecas Werk umfasst neun Tragödien und eine Vielzahl moralphilosophier Abhandlungen und Essays.

Seneca trug wesentlich zur Ausbildung stärker religiöser Akzente im Stoizismus bei (Betonung der Gottesidee, der Gottesverwandtschaft des menschlichen Geistes und der Weltvernunft, Vorsehungsglaube, Schicksalsidee).

Zu den Grundzügen seiner Ethik gehört die Frage der Todesbereitschaft, die Forderung nach Menschenfreundlichkeit, sozialem Verständnis und menschlicher Vervollkommnung und das Lob der Armut und Bedürfnislosigkeit.

Der Zorn gilt in Senecas Moralpsychologie als einer der Affekte, welche die Gemütsruhe stören. Zorn ist die Lust, eine erlittene Kränkung zu rächen. Doch wenn man von der Annahme ausgeht, dass ein Unrecht geschehen ist, ist man bereits nachdenklich geworden. Genau deshalb kann der Zorn auch beherrscht werden: indem man sich nicht kränken lässt. Handelte es sich beim Zorn um ein unabhängiges Gefühl, wäre er nicht zu zügeln. Aber der Mensch ist ein Vernunftwesen und nicht wie ein Tier der Gewalt seiner Instinkte und Impulse unterworfen. Daher besteht seine moralische Aufgabe in der Verwirklichung der menschlichen Natur und der Beherrschung seiner Affekte.