Philosophie Wörterbuch

Positism

Logischer Positivismus

Logischer Positivismus (auch logischer Empirismus oder Neopositivismus) heißt eine Richtung in der Philosophie, die in Österreich und Deutschland nach dem 1. Weltkrieg entstand.

Der logische Positivismus wurzelt im Wiener Kreis, der auf die Philosophie in Deutschland, Polen, Großbritannien, den USA und Skandinavien großen Einfluß ausübte.

Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung in Deutschland (1933) und Österreich (1938) musste sich der logische Positivismus aus dem deutschen Sprachraum zurückziehen und gewann in der angelsächsischen Philosophie an Einfluß. Der logische Positivismus knüpft am Empirismus, an Machs Empiriokritizismus, am logischem Atomismus und an die Entwicklungen innerhalb der Mathematik, der Logik (Peano, Hilbert, Frege, Russell, Whitehead), in der Physik (Einstein) und in der Wissenschaftstheorie (Helmholtz, Duhem, Poincaré) an.

Neben den Mitgliedern des Wiener Kreises und der Berliner Gruppe sind auch Ayer, Goodman, Jörgensen, Kaila, Morris, E. Nagel, Naess, Oppenheim, Petzäll, Quine,, Ramsey, Stebbing, Stevenson und Tarski dem logische Positivismus zuzurechnen.

Seit etwa 1950 ist der logische Positivismus keine selbständige philosophische Richtung mehr.

Der logische Positivismus fordert, dass sich alle Terme einer präzisen Wissenschaftssprache, außer dem logischen, letztendlich auf das direkte Erfassen von Sinnesdaten zurückführen lassen müssen bzw. durch ostensive Definition zu erklären sind. Ein vorheriges Verstehen seiner Bedeutung sollte hier nicht vorausgesetzt sein und die Wahrnehmung von Sinnesdaten als unkorrigierbar gelten.

Philosophische Aussagen, die beanspruchen, eine Erkenntnis über die Welt zu enthalten, bezeichnet der logische Positivismus als reine Metaphysik. Solche Behauptungen sind nicht falsch, aber kognitiv sinnlos.

Die traditionellen philosophischen Probleme betrachtet der logische Positivismus daher als Pseudoprobleme, die ebenso sinnlos sind wie die Behauptungen, die sie veranlassen.

Der logische Positivismus unterscheidet analytische Sätze und Basissätze.

Analytische Sätze sind Sätze, die innerhalb der verschiedenen Formen von Logik und Mathematik formuliert werden können. Diese Sätze sagen nichts über die Welt aus, sondern nur etwas über das Verhältnis zwischen Symbolen.

Die grundlegenden Axiome und Schlussfolgerungsregeln in der Mathematik und Logik sind Konventionen und keine Seinswahrheiten. Es ist daher a priori nicht möglich zu entscheiden, welche Mathematik bei der Beschreibung verschiedener Aspekte der Welt verwendet werden kann.

Die Basissätze sind wahr, wenn sie Sinneswahrnehmungen wiedergeben.

Aus Basissätzen und analytischen Sätzen können weitere Sätze abgeleitet werden.

Da alle Wissenschaften nach Entdeckung von Gesetzmäßigkeiten zwischen wahrnehmbaren Phänomenen streben, gibt es keinen entscheidenden logischen oder methodologischen Unterschied zwischen den Wissenschaften. Wir können deshalb die verschiedenen Wissenschaften innerhalb einer Einheitswissenschaft zusammenbringen.

Der logische Positivismus ist, da er logische Gesetze unabhängig von der Erfahrung (und damit den Verstand) als Grundlage unseres Wissens anerkennt keine Form des Empirismus im strengen Sinne, sondern eine Kombination von Empirismus und Realismus.


Posthoc

post hoc, ergo propter hoc

Als post hoc, ergo propter hoc bzw. post hoc non est ergo propter bezeichnet man einen logischen Fehlschluß, der durch einen Verstoß gegen den Satz vom zureichenden Grunde in der Induktion hervorgerufen wird.

Aus der zeitlichen Aufeinanderfolge wird auf einen Kausalzusammenhang geschlossen.

Nicht alles, was einer Erscheinung zeitlich vorausgeht, bildet auch ihren Grund. Jeden Tag beobachten die Menschen, dass der Nacht der Tag und dem Tag die Nacht folgt. Wenn daraus jemand schließt, dass die Nacht Ursache des Tages und der Tag Ursache der Nacht ist, würde er post hoc, ergo propter hoc schließen.

Pragmat

Pragmatisches Paradoxon

Das pragmatische Paradoxon, das u. a. von A. Pap diskutiert wird, beruht nicht, wie die semantischen Antinomien, auf einem Widerspruch in dem, was behauptet wird. Es liegt vielmehr darin, dass ein Widerspruch besteht zwischen dem, dass das Betreffende behauptet wird, und dem, was behauptet wird.

Sagt man z. B. Es regnet, aber ich glaube das nicht, so gerät man unter normalen Umständen in Widerspruch zu der pragmatischen Voraussetzung für eine Behauptung, dass der Redende selbst an das glaubt, was er behauptet.

Ein anderes Beispiel ist die Person, die behauptet, dass sie nicht existiert. Ihre Äußerung ist kein logischer Widerspruch, denn sie hätte sehr wohl nicht existieren können; aber Bedingung dafür, dass sie diese Behauptung machen kann, ist die, dass sie falsch ist.

Prefer

Präferenz

Die Präferenz ist eine Wertentscheidung, die aufgrund von Neigungen und Vorlieben, von Zweckmäßkeitserwägungen oder in bezug auf die Lebensgestaltung und Lebensführung vollzogen wird.

Man unterscheidet schwache und starke Präferenzen. Schwache Präferenzen sind in persönlichen Neigungen begründet und beziehen sich auf situativ kontingente Angebote zur Bedürfnisbefriedigung.

Starke Präferenzen resultieren aus den Überlegungen, in welcher Art eine Person ihr Leben führen und in welche Richtung sie ihr Leben gestalten will. Sie betreffen neben den Fragen der Lebensgestaltung auch das Selbstverständnis einer Person. Die Präferenz einer Person ist kann formal als zweistellige Relation zwischen Handlungen definiert werden. Eine Präferenzordnung ist eine Ordnung über alternative Handlungen, die bestimmten Anforderungen (Reflexivität, Vollständigkeit, Transitivität) genügt. Der Name legt nahe zu fordern, dass es sich um eine Ordnungsrelation handelt. Um Präferenzordnungen in der wirklichen Welt tatsächlich genügen ist jedoch höchst fraglich.

Die Diskussion von Präferenzen gelangt im Präferenzutilitarismus und in der Nutzentheorie zu einer großen Wichtigkeit.

Persever

Perseverationstendenz

Als Perseverationstendenz bezeichnet Theodor Lipps die Tendenz der Beharrung der Seele in der Betätigungsweise, in der sie sich befindet.

Person

Person

Der philosophische Begriff Person (lat. persona, Maske, Charakter, Rolle) ist aus theologischen Überlegungen der Patristik hervorgegangen.

Die Frage, wie die Dreiheit Gottes (Vater, Sohn, Heiliger Geist) mit seiner Wesenseinheit zusammen gedacht werden kann, wurde in der trinitarischen Formel tres personae, una substantia (drei Personen, ein Wesen) beantwortet.

Alles auf die Person bezügliche heißt personal.

Boëthius prägte die Formel persona est naturae rationalis individua substantia (Person ist die individuelle Substanz einer vernünftigen Natur). Damit beschränkt er Person auf vernunftbegabte Wesen (Mensch, Gott, Engel) und auf Individuen.

Thomas von Aquin knüpft an der Bestimmung von Boëthius an und betont den Selbstand der Person (per se existere), die indivduell von allen anderen unterschieden (per se unum) und frei, weil aus sich heraus handelnd (per se agere).

Heute lassen sich zwei grundsätzliche Positionen unterscheiden:

  1. Personsein wird allen Menschen und nur diesen zugeschrieben, ist also ein Merkmal der Art Mensch;
  2. Personsein ist an bestimmte Eigenschaften gebunden. Solche Eigenschaften können Bewußtsein, Selbstbewusstsein, Vernunft, freier Wille, Wertbezogenheit, Kommunikation, eine erkennende und handelnde Beziehung zu seiner Umwelt (d. h. auch zu anderen Personen hat) oder eine individuelle Geschichte, durch die das betreffende Individuum sich zu einer eigenen Persönlichkeit entwickelt mit bestimmten Anlagen, Haltungen, Charakterzügen und Meinungen über sich und die Welt oder auch mehrere sein. Je nach Bestimmung können dann auch nichtmenschliche Wesen Personen sein oder bestimmten Menschen das Personsein fehlen.

Normalerweise werden der Person – im Gegensatz zum Ding und zum Tier – ethische Verantwortung für ihre Handlungen und persönliche Rechte (Menschenrechte) zugeschrieben.

Kinder, schwachsinnige und senile Individuen stellen definitorische Problemfälle dar. Sie werden zuweilen nicht als Personen aufgefaßt (z. B. inwiefern kann einem Kind Willensfreiheit zugeschrieben werden?), sondern als Quasi-Person (von lat. quasi, gleichsam), d. h. Individuen, die keine Person im vollgültigen Sinn sind, aber mit einer Person so vieles gemeinsam haben, dass ihnen z. B. gewisse Rechte und/oder Pflichten zukommen, die ansonsten der Person vorbehalten bleiben.

Wo die Grenze zwischen Person, Quasi-Person und nicht-personalem Seiendem gezogen werden muss, ist kontrovers (z. B. wie ein Fötus einzuordnen ist).

Im Zusammenhang mit der Diskussion in der Tierethik ist die Frage aufgeworfen worden, ob auch Tiere (zumindeste einige Tiere) Personen (oder wenigstenst Quasi-Personen) sein können.

Die Beantwortung der Frage wird natürlich von der Wahl einer der hier diskutierten Definitionen ab.

Bestimmen wir das Personsein über das Selbstbewusstsein, haben wir z. B. zu klären, ob es selbstbewusste Tiere gibt usw.

Einige Philosophen (z. B. Scheler) weiten den Begriff Person auf überindividuelle Größen wie Gesellschaft und Staat aus, sofern diese überindividuellen Entitäten die Individuen benutzen, um zu einem Bewußtsein von sich selbst zu kommen und kollektive Handlungen auszuführen.

Diesen Philosophen zufolge ist es also möglich, dass ein Volk kollektive Schuld auf sich lädt, obwohl nicht alle Individuen an den schuldhaften Handlungen selber beteiligt waren.

Mit dem Begriff einer Person verbunden ist das Problem der personalen Identität, d. h. die Frage, wann wir zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten eine Person als dieselbe ansprechen können.

Für Locke besteht die Identität der Person nicht in der Einheit der Substanz, sondern wird durch das Selbstbewusstsein konstituiert, d. h. als Einheit der auf mich bezogenen Vostellungen. Er definiert eine Person als

"ein denkendes intelligentes Wesen, das Vernunft und Reflexion besitzt und sich als sich selbst denken kann, als dasselbe denkende Etwas in verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten".

Kant verwendet Person sowohl im Hinblick auf das Vermögen, sich seiner als identisches Ich in verschiedenen Zuständen bewusst zu sein als auch zur Kennzeichnung der moralischen Qualität des Menschen. Vernünftige Wesen werden Personen genannt, weil sie im Unterschied zu Sachen und unvernünftigen Wesen von der Natur schon dadurch ausgezeichnet sind, dass sie Zweck an sich selbst sind.

Die Autonomie der Person ist Voraussetzung für die Existenz kategorischer Imperative. Person sein kennzeichnet den Menschen als zur Sittlichkeit fähiges Wesen:

"Person ist dasjenige Subjekt, dessen Handlungen einer Zurechnung fähig sind. Die moralische Persönlichkeit ist also nichts anders, als die Freiheit eines vernünftigen Wesens unter moralischen Gesetzen …, woraus dann folgt, dass eine Person keinen anderen Gesetzen, als denen, die sie (entweder allein, oder wenigstens zugleich mit anderen) sich selbst gibt, unterworfen ist" [Kant, Metaphysik der Sitten, A 22]

Heute werden vorwiegend drei Ansätze bezüglich der personalen Identität diskutiert:

  1. Nach dem Körperkriterium besteht die Identität einer Person zu zwei Zeitpunkten in der Kontinuität des Körpers während dieses Zeitraumes. Eine Variante dieses Ansatz sieht die Kontinuität in der Kontinuität des Gehirnes als eines Teiles des Körpers.
  2. Nach dem psychischen Kriterium lässt sich die Kontinuität zwischen den psychischen Zuständen zu verschiedenen Zeitpunkten auf die Erinnerung an vergangene Erlebnisse zurückführen. Ein Problem dieser Position ist, dass wir uns an unser Babysein nicht erinnern können und damit keine personale Identität zwischen Baby und dem späteren Menschen besteht. Zusätzlich sind einige Klimmzüge nötig, damit wir im Schlaf nicht unsere personale Identität verlieren.
  3. Nach den nichtreduktiven Ansätzen ist die personale Identität ein nicht reduzierbares Faktum, ein ontologisches Faktum (ein Ich, eine Seele), das weder auf die Kontinuität eines Körpers noch auf psychische Zustände zurüführbar ist.

Im Zusammenhang mit der In-Vitro-Fertilisation sind einige neue Probleme der personalen Identität aufgetaucht.


Perzep K

Repräsentative Perzeptionstheorie

Nach der repräsentativen Perzeptionstheorie (auch: kausale Perzeptionstheorie) haben wir es bei der Perzeption unmittelbar mit inneren Erlebnissen (Sinneseindrücken) zu tun, die im Bewußtsein als Ergebnis der Einwirkung der äußeren Gegenstände auf unsere Sinnesorgane entstehen.

Vertreter dieser Theorie sind u. a. Descartes, Locke und Russell.

Perzep P

Problem der Perzeption

Die Frage, was Perzeption ist, wird hier als Problem der Perzeption bezeichnet.


Paradoxa

Paradoxon

Ein Paradoxon (auch: eine Paradoxie) ist eine wohlbegründete, bisweilen korrekte Behauptung, die mit der gängigen Meinung nicht übereinstimmt. Auch ein unfaßbarer Gedanke wird als Paradoxon bezeichnet. So nennt Kierkegaard das wahre Christentum, das auf dem Glauben an das Unfaßbare beruht, dass der ewige Gott in der Zeit in Jesus Mensch wurde, paradoxe Religiosität. Oft wird das Paradoxon auch mit der Antinomie gleichgesetzt.

Zu den interessantesten Paradoxa zählen:


Paralogi

Paralogismus

Als Paralogismus bezeichnet man einen unbeabsichtigten Fehlschluß.

Im Gegensatz zum Paralogismus steht der Sophismus.