Roderick M. Chisholm (geb. 1916)

Chisholm studierte u. a. bei Arthur E. Murphey, Charles A. Baylis, C. J. Ducasse, R. M. Blake, C. I. Lewis, Donald C. Williams und Quine.

Typisch für seine philsophische Arbeit ist es, zentrale Begriffe der Theorie mit möglichst wenigen Grundbegriffen explizit zu definieren. Die Adäquatheit der Definitionen wird durch Widerlegungsversuche anhand intuitiver Gegenbeispiele überprüft.

Chisholm ist Herausgeber von Werken Meinong’s und Brentano’s.

Alles was existiert, ist nach Chisholm ein Individuum, ein Attribut oder ein Zustand. Mengen, Klassen, Propositionen, mögliche Welten und Sachverhalte definiert Chisholm mit diesen Grundkategorien. Attribute sind notwendige Entitäten.

Chisholm’s Begriff der de-re-Notwendigkeit beruht auf dem Gedanken, dass einige Eigenschaften einer Entität x wesentliche Eigenschaften von x sind, d. h. x hat diese Eigenschaften notwendigerweise. So ist es eine wesentliche Eigenschaft einer Person, ein individuelles Ding zu sein.

Nach Chisholm ist es unmöglich, eine überzeugende Ontologie ohne intentionale Grundbegriffe zu entwickeln.

Ein Urteil zu fällen, eine bestimmte Empfindung zu haben und etwas zu beabsichtigen sind nach Chisholm Beispiele für intentionale Eigenschaften. Die Struktur intentionaler Eigenschaften kann nach Chisholm durch Reflexion auf eigene psychische Zustände und auf mentale Akte (d. h. eigene intentionale Eigenschaften) erfasst werden.

Chisholm vertritt eine personalistische Handlungstheorie. Nur Personen – oder allgemeiner denkende Subjekte können intentionale Eigenschaften haben, nicht aber Strukturen, abstrakte Systeme oder Prozesse. Funktionalistische Theorien des Mentalen lehnt er ab.

Die Vorstellung menschlicher Verantwortung ist weder mit einer deterministischen noch mit einer indeterministischen Grundauffassung des Handelns vereinbar. Eine Handlung muß als durch die handelnde Person und nicht als durch Ereignisse oder Dispositionen verursacht angesehen werden. Chisholm führt daher eine Personenkausalität (person causality) ein, die nicht auf Kausalbeziehungen zwischen Ereignissen (transeunte Verursachung) zurückführbar ist. Der Handelnde verursache – so diese Theorie – immanent bestimmte Ereignisse im Gehirn, die dann Körperbewegungen verursachen. Eine Person ist schon dann frei, den Versuch zu unternehmen, eine Handlung auszuführen oder zu unterlassen, wenn es für beides keine hinreichende Kausalbedingung gibt.

Auf Chisholm geht die Formulierung des Problems des Kriteriums zurück. Chisholm will das Problem lösen, indem er ähnlich wie Moore als ein fundamentales Prinzip annimmt, dass wir zumindest das wissen, von dem wir im common sense denken, dass wir es wissen.

Chisholm wendet sich gegen den epistemischen Holismus und betrachtet apriorisches Wissen als eine Quelle von Gewißheit. A-priori-Wissen beruht auf dem geistigen Erfassen von Eigenschaften. Es gibt Beziehungen zwischen Eigenschaften, die jeder einsieht, der versteht, was es heißt, die betreffende Eigenschaft zu haben. Alles was sich aus solchen Einsichten in notwendige Wahrheiten deduktiv ergibt, ist apriorisches Wissen. Die zweite Quelle von Gewißheit ist die Selbstzuschreibung selbstpräsentierender Eigenschaften.

Ein zentraler Begriff der Erkenntistheorie von Chisholm ist der des epistemisch Besseren. Das epistemische Bessere führt Chisholm auf das intrinsische Bessere zurück.

Nach Chisholm ist die Paradoxie von Chisholm, eine zentrale Paradoxie der deontischen Logik benannt.

Das Problem der objektiven Bezugnahme beantwortet Chisholm seit First Person (1981) unter Verwendung des Begriffes direkte Zuschreibung. Nach Chisholm ist die direkte Zuschreibung die primäre Form des Urteilens, auf die alle anderen Arten von Urteilen zurückzuführen.

Chisholm vertrat die These des Primats des Intentionalen.