Wiener Kreis

Die philosophischen Auffassungen des Wiener Kreises und der Gesellschaft für empirische Philosophie in Berlin übten zwischen den beiden Weltkriegen auf Philosophen, Naturwissenschaftler und Mathematiker in Europa und den USA großen Einfluß aus.

In Wien gab es eine lange Tradition der empiristischen Philosophie. 1895 wurde an der Wiener Universität ein Lehrstuhl für Philosophie der induktiven Wissenschaften begründet, den bis 1901 Mach innehatte. Von 1902 bis 1906 wurde Boltzmann und später Stöhr auf diesen Lehrstuhl berufen. Ab 1922 hatte ihn Schlick inne.

Um Schlick bildete sich ein Kreis von Schülern und philosophisch interessierten Gelehrten: Waismann, Neurath, Zilsel, Feigl, v. Juhos, Neider, Carnap, Kraft, Kaufmann, Hahn, Gödel, Popper, Frank, Menger, Kaila u. a.

Im Jahre 1929 fand in Prag anläßlich der Tagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und der Deutschen-Mathematiker Vereinigung eine durch den Wiener Kreis und die Gesellschaft für empirische Philosophie in Berlin initiierte Tagung für Erkenntnistheorie der exakten Wissenschaften statt.

Als 1930 die Annalen der Philosophie von Carnap und Reichenbach übernommen und unter dem Namen Erkenntnis weitergeführt wurden, erhielt der Wiener Kreis ein eigenes Publikationsorgan. Außerdem veröffentlichten die Mitglieder des Kreises ihre Arbeiten in der Schriftenreihe Veröffentlichungen des Vereins Ernst Mach.

Nach der Besetzung Österreichs durch die deutschen Faschisten löste sich der Wiener Kreis auf.

Carnap ging schon 1936 wegen einer Berufung an die Universität Chicago. Waismann und Neurath gingen nach England, Menger, Gödel, Zilsel und Kaufmann in die USA.

Die Erkenntnis übersiedelte 1938 von Leipzig nach Den Haag, wo sie ab Band 8 den Titel The Journal of Unified Science (Erkenntnis) trug, aber ab 1940 infolge des Krieges das Erscheinen einstellen musste.