Philosophie Wörterbuch

Psycho

Psychologismus

Als Psychologismus bezeichnet man den Anspruch der naturwissenschaftlich orientierten empirischen Psychologie, die Grundlagen des Denkens und Erkennens zu begründen.

Wir unterscheiden den starken Psychologismus und den schwachen Psychologismus. Die Gegenposition heißt Anti-Psychologismus.

Ein häufiger Einwand gegen den Psychologismus ist es, dass er die Erkenntnistheorie als vorläufig beschreibt und die Allgemeingültigkeit der Erkenntnis durch deskriptiv erstellte empirisch-psychologische Gesetzmäßigkeiten der empirisch-psychologischen Funktionen oder Akte ersetzt.

Psycho2

Schwacher Psychologismus

Der schwache Psychologismus ist eine Variante des Psychologismus und wird dem starken Psychologismus gegenübergestellt.

Dem schwachen Psychologismus ist die Logik ein Teilgebiet der Psychologie oder zumindest von ihr stark beeinflußt. Die Logik beruht zwar nicht auf der Psychologie, ist aber auch nicht von ihr unabhängig. Teilweise wird die Logik als eigenständiges Teilgebiet der Psychologie betrachtet.

Nach Mill hat die Logik erkenntnistheoretischen Charakter. Sie ist "die Wissenschaft von den Verstandesoperationen, welche zur Schätzung der Evidenz dienen". Die Logik muss die psychologischen Bedingungen des Denkens berücksichtigen. Die Logik ist z. T. Methodenlehre.

Nach Wundt ist die Psychologie ein Hilfsmittel der logischen Forschung. Die Logik ist also eine normative Wissenschaft. Die logischen Normen gehen nach Wundt aus psychologischen Gesetzen hervor. Daher könne ihre Untersuchung nicht losgelöst von der Psychologie erfolgen. Dennoch ist die Logik nach Wundt kein Zweig der Psychologie.

Nach Höffding ist die Psychologie die Grundlage der Logik. Die Logik ist jedoch nicht Psychologie. Sie setzt die allgemeinen Prinzipien des Denkens voraus, kann ihre Gültigkeit aber nicht erklären. Die Logik ist eine Kunstlehre, die Psychologie eine Naturlehre.

Nach Palágyi hat die Logik die Aufgabe, durch die Untersuchung der Erkenntnistätigkeit unser Wissen von der Wahrheit zu befördern. Hauptproblem der Logik ist die Frage nach dem Wesen des Urteils. Logik und Psychologie bedingen sich wechselseitig.


Psycho3

Starker Psychologismus

Der starke Psychologismus ist eine Variante des Psychologismus und wird dem schwachen Psychologismus gegenübergestellt.

Dem starken Psychologismus zufolge ist die Psychologie die Grundlage der Philosophie und insbesondere von Logik und Erkenntnistheorie.

Perzep R

Naive realistische Perzeptionstheorie

Nach der naiven (oder direkten) realistischen Perzeptionstheorie (auch kurz: naiver Realismus bzw. direkter Realismus) stehen wir in der Perzeption unter normalen Umständen in direkter Beziehung zu den äußeren Gegenständen und ihren Eigenschaften.

Vertreter diese Position sind u. a. Reid und Ryle.

Petitio

petitio principii

Petitio principii (lat. Vorwegnahme des Grundes) heißt der logische Fehlschluß, der in einer Verletzung des Satzes vom zureichenden Grunde besteht. Dabei wird als Begründung für eine These eine These angeführt, die zwar nicht offensichtlich falsch ist, aber selber eines Beweises bedarf.


Pfeil

Paradoxon des fliegenden Pfeils

Im Paradoxon des fliegenden Pfeils, eines der Zenonschen Paradoxien, zeigt Zenon von Elea, dass der Pfeil stillsteht. Denn zu jedem Zeitpunkt befindet er sich an einer bestimmten Stelle. Er bewegt sich nicht dort, wo er ist, und auch nicht, wo er nicht ist. Er bewegt sich deshalb gar nicht.

Philos

Philosophie

Seinem griechischen Ursprung nach bedeutet das Wort Philosophie Weisheits- oder Wissenslehre. Der Begriff geht auf Heraklit und Herodot zurück. Nach Heraklit soll Pythagoras sich als philosophos bezeichnet haben (Diog. Laërtes, Prooem. 12. VIII 1, 8).

Heute bezeichnet man als Philosophie jede theoretisch begründete Anschauung vom Weltganzen, der Stellung des Menschen im Weltganzen, der Werte, der Erkenntnis- und Handlungsmöglichkeiten des Menschen sowie seiner Rechte und Pflichten.

Die Fragen nach der Abgrenzung des Gegenstandsbereichs und nach der Gültigkeit von Argumenten und Theorien sind philosophische Fragen ist.

Die Philosophie setzt die Einzelwissenschaften voraus. Die Einzelwissenschaften brauchen die Philosophie zur Begründung ihrer allgemeinen, mit anderen Wissenschaften gemeinsamen Begriffe und Methoden.

Ursprünglich sind Philosophie, Wissenschaft und Religion eins. Sie differenzieren sich aus dem Mythos zu eigenständigen Disziplinen.

Zuerst hat Platon die Philosophie als Wissenschaft bestimmt. (Theaet. 143 D). Der Philosoph steht zwischen dem Unwissenden und dem (absolut) Wissenden (Sympos. 204 B). Die Philosophie ist der Erwerb des Wissens (Euthydem. 288 D). Quelle der Philosophie ist das Staunen (Theaet. 155 D).

Auch Aristoteles betrachtet die Philosophie als Wissenschaft (Met. VI 1, 1026a 18). Philosophie ist Wissenschaft der Wahrheit (Met. II 1, 993 b 20). Quelle der Philosophie ist wie bei Platon die Verwunderung (Met. I 2, 982 b 12).

Die Stoiker und Epikureer weisen der Philosophie neben ihrer theoretischen Aufgabenstellung eine praktische Bedeutung zu.

Die Philosophie bestimmen die Stoiker als Streben nach Tüchtigkeit und Tugend.

Epikur bestimmt die Philosophie als vernunftvolles Streben nach Glückseligkeit. (Sextus Empiricus adv. Math. XI, 169).

In der Patristik bildet sich eine philosophiefeindliche Haltung innerhalb der Theologie. In der Scholastik, insbesondere unter dem Einfluß von Thomas von Aquin, wurden Philosophie und Theologie miteinander versöhnt und schließlich als identisch betrachtet.

Nach Paracelsus ist die Philosophie vollendete Erkenntnis der Dinge und Erkenntnis der unsichtbaren Natur.

Nach Patrizzi ist Philosophie Streben nach Weisheit.

Nach Hobbes ist die Philosophie Erkenntnis der Dinge aus ihren Ursachen und Gründen.

Locke versteht unter Philosophie die wahrhafte Erkenntnis der Dinge.

Nach Shaftesbury ist die Philosophie study of happiness.

Berkeley bezeichnet sie als the study of wisdom and truth.

Nach Wolff ist die Weltweisheit eine Wissenschaft aller möglichen Dinge. Sie handelt davon, wie und warum sie möglich sind.

Nach Kant ist es Aufgabe der Philosophie, Begriffe, die als verworren gegeben sind, zu zergliedern, ausführlich und bestimmt zu machen. Vier Fragen machen das Feld der Philosophie aus: Was kann ich wissen? – Was soll ich tun? – Was darf ich hoffen? – Was ist der Mensch? Die erste Frage beantwortet die Metaphysik, die zweite die Moral, die dritte die Religion, und die vierte die Anthropologie.. Durch die Philosophie erhalten die Wissenschaften Ordnung und Zusammenhang.

Fichte faßt die Philosophie als Wissenschaftslehre auf. Sie will dasjenige im Gange unserer Vernunft, das uns unter dem Gesichtspunkte des gemeinen Bewußtseins unbekannt bleibt, entdecken. "Was für eine Philosophie man wähle, hängt … davon ob, was man für ein Mensch ist."

Hegel definiert die Philosophie formal als denkende Betrachtung der Gegenstände, material als Wissenschaft des Absoluten, als die sich denkende Idee, die wissende Wahrheit. Der Philosoph beabsichtigt zu erkennen, was unveränderlich, ewig, an und für sich ist. Ihr letztes Ziel ist, den Gedanken, den Begriff mit der Wirklichkeit zu versöhnen.

Nach Fechner ist die Philosophie die Wissenschaft der Wissenschaften.

Nach Avenarius ist die Philosophie "das wissenschaftlich gewordene Streben …, die Gesamtheit des in der Erfahrung Gegebenen mit dem geringsten Kraftaufwand zu denken".

Nach Mach besteht die Philosophie in einer gegenseitigen kritischen Ergänzung, Durchdringung und Vereinigung der Spezialwissenschaften zu einem einheitlichen Ganzen.

Auch Wundt betont den Zusammenhang von Philosophie und Einzelwissenschaften. Die Philosophie soll den ganzen Umfang wissenschaftlicher Erfahrung zur Grundlage nehmen. Die Philosophie geht den Einzelwissenschaften nicht voran. Sie führt die Arbeit der Einzelwissenschaft weiter. Die Philosophie muss den allgemeinen Erkenntnissen der Wissenschaften die endgültige systematische Ordnung geben. Alles Philosophieren beruht auf einem Trieb nach Systematisierung des Erkennens und seiner Methoden. Die Philosophie kann nicht bloße Wertlehre sein, da in jeder Wissenschaft Wertungen notwendig sind, auch kann sie nicht rein normativ sind. Die Philosophie ist eine allgemeine Wissenschaft, welche die durch die Einzelwissenschaften vermittelten allgemeinen Erkenntnisse zu einem widerspruchslosen System zu vereinigen hat.

Windelband bestimmt die Philosophie als Wertlehre, als normative Wissenschaft von den allgemeingültigen Werten.

Nach Uphues ist die Philosophie die Wissenschaft vom Wesen der Dinge und vom System der Wahrheit.

Die Philosophie wird in unterschiedliche Disziplinen aufgeteilt. Die Einteilung der Philosophie in Physik, Ethik und Logik geht nach Sextus Empiricus (adv. Math. VII, 16) auf Xenokrates zurück.

Plotin teilt die Philosophie in Dialektik, Physik und Ethik).

Nach Scotus Eriugena zerfällt die Philosophie in die praktische, die physische, die theologische und die logische Wissenschaft.

Nach Duns Scotus zerfällt die Philosophie in Metaphysik, Mathematik und Physik.

F. Bacon gliedert die Philosophie in philosophia prima (Ontologie), Naturphilosophie natürliche Theologie, Anthropologie (Psychologie, Logik, Ethik) und Politik (philosophia civilis).

Nach Locke besteht die Philosophie aus Physik, Ethik und Semiotik (Logik).

Nach Schopenhauer gliedert sich die Philosophie in Dianoiologie, Logik und Metaphysik.

Eine heute gebräuchliche Gliederung teilt die Philosophie in Logik, Erkenntnistheorie, Metaphysik (darunter Ontologie und philosophische Anthropologie) sowie Ethik auf. Sehr üblich ist auch die Unterscheidung zwischen theoretischer Philosophie (Logik, Wissenschaftstheorie, Erkenntnistheorie, Kausaltheorie, Kohärenztheorie) und praktischer Philosophie (Werttheorie, Ethik, Ästhetik, Sprachphilosophie, die Kulturphilosophie, Kommunikationstheorie, Philosophie des Geistes, Rechtsphilosophie, Religionsphilosophie). Die theoretische Philosophie wurde früher auch als reine Philosophie bezeichnet.

Plural

Pluralität der Ursachen

Wenn eine Erscheinung die Folge einer von mehreren Ursachen sein kann, spricht man von der Pluralität der Erscheinungen.

Um die Ursache einer solcher Erscheinung zu finden, muss man sukzessiv klären, ob diese Erscheinung nicht durch mehrere Ursachen hervorgerufen wird.

Wenn man feststellt, dass eine Pluralität vorliegt, ergibt sich die Notwendigkeit, aus der Menge aller Ursachen die tatsächliche Ursache zu finden, die die Erscheinung hervorgerufen hat.

Plurium

Vermengung vieler Fragen zu einer

Als Vermengung vieler Fragen zu einer (auch: fallacia plurium interrogationum) bezeichnet man einen logischen Fehlschluß, der darin besteht, dass in einer Frage gleichzeitig mehrere mit ja oder nein zu beantwortenden Fragen zusammenfaßt, so dass sich die Antwort auf jede beliebige aus der Reihe der gestellten Fragen beziehen kann. Auf derartige Fragen kann man nicht nur mit ja oder nein antworten.

Ein klassisches Beispiel ist der Sophismus:

Schlägst Du jetzt Deinen Vater?

Die Antwort Nein bedeutet anzuerkennen, dass es früher so war.

Poly Alg

Polyadische Algebren

Die polyadischen Algebren sind von Halmos definierte Weiterführungen der Booleschen Algebren, die auch für die Prädikatenlogik eine algebraische Behandlung ermöglichen.

Dasselbe Ziel streben die von Tarski definierte Zylinderalgebra Algebren und die von Rieger definierten substitutiv indizierten Algebren an.