Bevethik

Bevölkerungsethik

Die Bevölkerungsethik ist Teil der praktischen Ethik, der die begründete moralische Stellungnahme zu bevölkerungspolitischen Problemen untersucht. Sie gehört damit zu Bioethik.

Moralische Probleme entstehen, außer durch die unmittelbaren Folgen des Bevölkerungswachstums, in den sog. Entwicklungsländern (Unterernährung, Krankheit, hohe Sterblichkeit) selbst, z. B. im Hinblick auf Maßnahmen der sog. Geburtenkontrolle und deren Folgen, vor allem für das Selbstbestimmungsrecht der betroffenen Frauen.

Grundlage für die Probleme der Entwicklungsländer ist die absolute Armut.

Unterstellt man, und dies ist Ergebnis einer jeden konsequantialistischen Ethik, also insbesondere auch jeden Utilitarismus, dass kein moralischer Unterschied zwischen dem Töten und den Sterbenlassen besteht, hat dies weitgehende Folgen für die Bevölkerungsethik.

Peter Singer bringt es auf den Punkt, wenn er schreibt:

"Falls grundsätzlich kein Unterschied zwischen Sterbenlassen und Töten besteht, könnte es fast scheinen, dass wir alle Mörder sind." [1]

Diese Konsequenz legt zunächst nahe doch einen Unterschied zwischen Töten und Sterbenlassen zu ziehen.

Es gibt verschiedene Differenzen zwischen dem Ausgeben für Geld, um sich eine HIFI-Anlage zu leisten, und dem Erschießen von Armen in den Entwicklungsländern:

  1. Die Motivation ist eine andere.
  2. Man kann zwar normalerweise nach der Regel leben niemanden zu erschießen, aber kaum nach der Regel, alle Menschen zu retten, die wir retten können. Die Pflicht nicht zu töten ist also leichter einzulösen als die Pflicht nicht sterben zu lassen.
  3. Die Sicherheit des "Erfolges" wenn man jemand erschießt, ist großer als wenn man ihn sterben lässt.
  4. Wenn ich jemand erschieße gibt es ein identifizierbares Individuum, wenn ich jemanden verhungern lasse nicht.
  5. Die Notlage des Verhungernden ist nicht meine Schuld und daher auch nicht in meiner Verantwortung.

Nun sind diese Unterschied keine zwingenden Unterschiede zwischen Töten und Sterbenlassen, da man auch aus sadistischen Motiven jemanden sterben lassen kann, da auch das Sterbenlassen individualisiert sein kann usw.

Sterbenlassen ist nicht nur Unrecht, wenn das Opfer indivdualisiert ist. Peter Singer nennt ein treffendes Beispiel:

"Angenommen, ich bin Vertreter für Konservennahrung und erfahre, dass eine Sendung von Konserven ein Gift enthält, das, wenn es in den Körper gelangt, bei den Konsumenten das Risiko, an Magenkrebs zu sterben, verdoppelt. Angenommen, ich verkaufe die Konserven trotzdem weiter. Meine Entscheidung mag keine identifizierbaren Opfer treffen. Einige von denen, die die Nahrung zu sich nehmen, werden an Krebs sterben. Der Anteil der Konsumenten, die auf diese Weise sterben, wird für die Gemeinschaft insgesamt doppelt so hoch sein; aber welche von den Konsumenten sind deshalb gestorben, weil sie aßen, was ich verkauft habe, und welche von ihnen hätten sich die Krankheit ohnehin zugezogen? Das festzustellen ist nicht möglich; aber diese Unmöglichkeit macht meine Entscheidung sicher nicht weniger verwerflich, als wenn das Gift zwar leichter zu ermittelnde, aber ebenso fatale Wirkungen gehabt hätte." [2]

Der Mangel an Gewißheit, ob ich ein Leben retten könnte, indem ich Geld spende, vermindert das Unrecht keines zu geben, gegenüber vorsätzlichem Töten; aber das genügt nicht, um zu zeige, dass es ein akzeptables Verhalten ist, nicht zu spenden.

Eine konsequentialistische Ethik kann nicht akzeptieren, dass Verantwortung eher für Handlungen als für Unterlassungen gilt und ist damit in diesem Punkt kontraintuitiv.

Singer ist ein inkonsequenter Konsequentialist, wenn er schreibt:

"Daß eine Person den Tod einer anderen nicht wirklich wünscht, mindert die Schärfe des Tadels, den sie verdient, aber nicht so sehr, wie es unsere gegenwärtigen Einstellungen gegenüber der Hilfeleistung vermuten lassen." [3]

Er müßt für fahrlässige Tötund, Todschlag und Mord genaugenommen die gleiche Strafe fordern. Eine Position die gegen den Konsequentialismus spricht.

Singer konstatiert eine Verpflichtung zu helfen mit einem Argument abzuleiten, dass von verschiedenen Positionen aus akzeptabel ist. Er argumentiert:

  1. Wenn wir etwas Schlechtes verhüten können, ohne irgendetwas von vergleichbarer moralischer Bedeutsamkeit zu opfern, sollten wir es tun.
  2. Absolute Armut ist schlecht.
  3. Es gibt ein bestimmtes Mäß von absoluter Armut, das wir verhüten können, ohne irgend etwas von vergleichbarer moralischer Bedeutung zu opfern.
  4. Also: Wir sollten ein bestimmtes Mäß von absoluter Armut verhüten.

Gegen dieses Argument wird als Einwand vorgetragen, dass wir uns zuerst um die sorgen sollten, die uns nahestehen, für unsere Familien und dann für die Armen in unserem Land, bevor wir an die Armut in weit entfernten Gegenden denken.

Ein Punkt dieses Argumentes ist es, dass wir den uns nahestehenden tatsächlich besser helfen können. Gegen dieses Argument spricht jedoch der große Unterschied in der Armut, der diesen Vorteil überwiegt.

Gegen den Einwand, dass jeder gewisse Eigentumsrechte habe, wenn er oder seine Vorfahren das Eigentum mit ehrlichen Mitteln erworben haben, lässt sich einwenden, dass das Maß ein Eigentumserwerb von Zuufällen wie dem Geburtsort abhängt.

Ein weiterer Einwand gegen die Verpflichtung zu helfen, sind die Rettungsboot-Ethiken, deren Position durch eine Metapher von Garrett Hardin deutlich werden: Wir in den reichen Nationen sind wie die Insassen eines überfüllten Rettungsbootes, das in einem Meer voll ertrinkender Menschen treibt. Wenn wir die Ertrinkenden zu retten versuchen, indem wir sie an Bord bringen wird unser Boot überladen sein, und wir werden alle ertrinken. Weil es besser ist, dass einige überleben als keiner, sollten wir die anderen ertrinken lassen.

Das Gegenargument ist, dass unsere Hilfe – zumindest mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit – helfen kann, allen (oder zumindest viel mehr) zu retten. Zum Beispiel wird die Entwicklungshilfe zu einer geringeren Geburtenrate in den Entwicklungsländern führen.


[1] Singer, P.: Praktische Ethik. Neuausgabe. Stuttgart 21994, 283
[2] Singer, P.: Praktische Ethik. Neuausgabe. Stuttgart 21994, 287f.
[3] Singer, P.: Praktische Ethik. Neuausgabe. Stuttgart 21994, 289f.


Bioethik

Bioethik

Die Bioethik ist Teil der praktischen Ethik, der die begründete moralische Stellungnahme zu Eingriffen des Menschen in menschliches, tierisches und pflanzliches Leben untersucht.

Zur Bioethik zählen die medizinische Ethik, die Tierethik, Genethik ein Teil der ökologischen Ethik und die Bevölkerungsethik.

B Schule

Berliner Schule

Die wichtigsten Vertreter der Berliner Schule der Gestaltpsychologie suchte anders als die Grazer Schule und die Leipziger Schule in den Gestaltgesetzen des phänomenalen Feldes die Ursache für psychische Phänomene wie die optische Wahrnehmung.

Die wichtigsten Vertreter dieser Schule waren M. Wertheimer, K. Koffka, K. Lewin und W. Köhler.

Barbier

Antinomie vom Barbier

Russell hat eine verständliche Parallele zu Russell’s Antinomie in der Antinomie vom Barbier gegeben, der alle Bewohner in der Stadt x rasiert, die sich nicht selbst rasieren. Er rasiert sich selbst, eben wenn er es nicht tut. Wie Russell’s Antinomie so ist auch die Antinomie vom Barbier eine logische Antinomie.

Assoz G

Assoziationsgesetz

Nach Hume bezeichnet man als Assoziationsgesetze die Art und Weise, wie sich unsere Bewußtseinsinhalte verknüpfen, ohne Rücksicht darauf, ob diese Verknüpfungen Tatbeständen außerhalb des Bewußtseins entsprechen oder nicht.

Die Tatsache, dass sich Vorstellungen überhaupt miteinander verknüpfen lassen, gilt ihm als psychisches Grundgesetz, von dem er drei Erscheinungsformen unterscheidet:

  1. das Gesetz der Ähnlichkeit,
  2. das Gesetz der Berührung in Raum und Zeit und
  3. das Gesetz der Verursachung.

Diese Gesetze erinnern an die drei Arten von Assoziationen,

  • nach der Ähnlichkeit,
  • nach dem Gegensatz,
  • nach der räumlichen oder zeitlichen Nähe,

die Aristoteles in der Schrift Gedächtnis und Erinnerung unterscheidet.

Hegel hat in &; 455 seiner Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundriß diese Position kritisiert:

"Die sogenannten Gesetze der Ideen-Association haben besonders mit … [der] Blüte der empirischen Psychologie ein großes Interesse gehabt. Fürs erste sind es keine Ideen, welche associiert werden. Fürs andere sind diese Beziehungsweisen keine Gesetze, eben darum schon, weil so viele Gesetze über dieselbe Sache sind, wodurch Willkür und Zufälligkeit, das Gegenteil eines Gesetzes, vielmehr Statt hat; es ist zufällig, ob das Verknüpfende ein Bildliches oder eine Verstandeskategorie, Gleichheit und Ungleichheit, Grund und Folge usf. ist. Das Fortgehen in Bildern und Vorstellungen nach der associierenden Einbildung ist überhaupt das Spiel eines gedankenlosen Vorstellens, in welchem die Bestimmung der Intelligenz noch formelle Allgemeinheit überhaupt, der Inhalt aber der in Bildern gegebene ist."

Nach Thomas Brown gibt es im Grunde nur ein Assoziationsgesetz, das der Berührung (contiguity) in Raum und Zeit.

Nach Bain gibt es Assoziation durch Kontiguität (Berührung in Raum und Zeit) und durch Similarität.

Nach T. Lipps sind die Assoziationsgesetze (der Ähnlichkeit und Gleichzeitigkeit) Gesetze der Vervollständigung zur Einheit.

Die Assoziationsgesetze sind – nach Cornelius – notwendige Folgen der Bedingungen, ohne welche die Einheit unseres Bewußtseins nicht gedacht werden kann.


Basale

Basale Überzeugung

Der fundamentalistischen Erkenntistheorie zufolge gibt es eine epistemisch ausgezeichnete Klasse von Überzeugungen, die selber keiner Rechtfertigung durch andere Überzeugungen bedürfen. Diese Überzeugungen bezeichnet man als basale Überzeugung oder als basale Meinungen.

Assoz P

Assoziationspsychologie

Als Assoziationspsychologie (auch: Assoziationismus) bezeichnet man die Lehre, nach der alle Resultate des menschlichen Denkens, nur durch psychische Gesetzmäßigkeiten bedingte Umbildungen der urspänglichen Sinnesempfindungen sind.

Der theoretiasche Ausgangspunkt ist durch die Auffassung von Hobbes gegeben, dass Erkenntnistätigkeit und physiologische Vorgänge einen einheitlichen mechanischen Zusammenhang bilden.

Als Begründer der Assoziationspsychologie gilt David Hartley. Er knüpft neben Hobbes auch an Locke und Peter Brown an. Für alle sich im psychischen Bereich abspielenden Vorgänge, bei denen neue Vorstellungsgebilde entstehen, führt Hartley den schon von Locke verwendeten Begriff der Assoziation ein. Die psychologischen und physiologischen Abläufe befinden sich infolge eines vollkommenen Parallelismus in einem stetigen, nicht aufhebbaren Zusammenhang. Die den geistigen Vorgängen zugrunde liegende Form der physiologischen Bewegung sah er in Anlehnung an Newton in den Vibrationen von Gehirn und Nerven.

Auch Joseph Priestley sieht die Vorstellungsassoziationen in Abhängigkeit von den Gehirnschwingungen. Er spricht jedoch – anders als Hartley – von einer Materialität der seelischen Vorgänge und will eine Physik des Nervensystems schaffen. Priestley betrachtet die Psychologie als Teil der Physiologie.

Erasmus Darwin geht ebenfalls von Hartley aus. Er leitet die Materialität des Psychischen aus der Tatsache gemeinsamer körperlicher Eigenschaften.

Ein weiterer wichtiger Vertreter der englischen Assoziationspsychologie ist James Mill.

In Anknüpfung an Hartley und Priestley bildete sich in Deutschland im 18. Jahrhundert und zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine neue Schule der Psychologie. Zu dieser Schule gehören Weikard, Lossius und Hissmann.

Unter dem Einfluß der englischen Assoziationspsychologie steht auch Herbart. Herbart und Thomas Brown verwarfen den Gedanken der Abhängigkeit bzw. Determiniertheit der Assoziation psychischischer Erscheinungen von. bzw. durch materielle Ursachen und fassen die Assoziation subjektiver Vorstellungen und ihre Komponenten als elementare, primäre psychische Phänomene auf, aus denen sich nicht nur die gesamte psychische Tätigkeit, sondern auch die Realität selbst aufbauen soll.

Die Assoziationspsychologie gelangte im 19. Jahrhundert zu wertvollen experimentellen Erkenntnissen vor allem auf dem Gebiet der Psychologie der Wahrnehmung und des Gedächtnisses (F. Galton, H. Ebbinghaus, W. Wundt).

Wundt versucht das Bewußtsein durch Analyse in seine Elemente und die zwischen diesen Elemente bestehenden Beziehungen (Assoziationen) aufzugliedern.

Im Gegensatz zur klassischen Assoziationspsychologie weist Wundt mit Hilfe des an Leibniz anknüpfenden Apperzeptionsbegriffs auf den ganzheitlichen Charakter des Psychischen hin und betont die Aktivität des Subjekts (Apperzeption als Quelle der Selbsttätigkeit).

In den experimentellen Arbeiten traten einige Probleme zutage, z. B. die Ignorierung des Systemcharakters der psychischen Tätigkeit, die sie zum Gegenstand der Kritik durch die Gestaltpsychologie werden ließ.

Assoz S

Assoziative Synthese

Assoziative Synthese nennt Wundt die Verschmelzung elementarer Empfindungen zu Vorstellungen.

Assoz Z

Assoziationszeit

Als Assoziationszeit bezeichnet man in der Assoziationspsychologie die Dauer, deren das Zustandekommen von Assoziationen bedarf.

Assoziat

Assoziation

In der Psychologie und Philosophie bedeutet Assoziation die gesetzmäßige Verknüpfung von Bewußtseinsinhalten (Vorstellungen, Begriffen usw.) in der Weise, dass das Auftreten einer Vorstellung, eines Begriffs usw. im Bewußtsein das Auftreten der mit ihnen assozierten Vorstellungen, Begriffe usw. hervorruft bzw. dass sie sich wechselseitig ins Bewußtsein rufen.

Die Fähigkeit zur Assoziation spielt vor allem beim Lernen (Gedächtnis) eine große Rolle und wurde in diesem Zusammenhang von Aristoteles in seiner Schrift De anima untersucht.

Ausgehend von dem im Gedächtnis vor sich gehenden Prozeß der Erinnerung, unterscheidet Aristoteles in der Schrift Gedächtnis und Erinnerung drei Arten von Assoziationen:

  1. nach der Ähnlichkeit,
  2. nach dem Gegensatz,
  3. nach der räumlichen oder zeitlichen Nähe.

Maximus von Tyrus nimmt Sukzession, Nebeneinander und inneren Zusammenhang als Erinnerungsgrundlagen an.

In der Neuzeit wurde dieser Ansatz zu einem methodologischen Prinzip bei der Erforschung der psychischen Tätigkeit ausgebaut (Descartes, Spinoza, Hobbes, Locke).

Hobbes zufolge entspricht die bestimmte Ordnung, in der unsere Vorstellungen aufeinanderfolgen, der Folge der Empfindungen, die selbst durch die physiologischen Veränderungen im Organismus, die während der Einwirkung der Körper der Außenwelt auf ihn entstehen, bestimt sind.

Locke will den Terminus Assoziation nur auf zufällige oder durch Gewohnheit bedingte Verknüpfungen von Ideen angewendet wissen.

Spinoza unterscheidet zwischen verschiedenen Graden oder Gattungen der Erkenntnis. Die erste und unterste Gattung bildet die Erkenntnis aus vager Erfahrung. Sie besteht in verworrenen Vorstellungen oder Meinungen und ist von zufälligen, ungeordneten Assoziationen abhängig.

Die psychischen Vorgänge und deren Verbindungen sind nach Hartley von bestimmten Schwingungen in den Nerven und im Gehirn abhängig. Durch Wiederholung ähnlicher Schwingungen entstehen im Gehirn Dispositionen zu kleineren ähnlichen Schwingungen (Miniaturen). Diese Schwingungen reproduzieren solche Schwingungen, mit denen sie einmal assoziiert waren. und dem entsprechen die Vorstellungsassoziationen. Es gibt nach Hartley u. a. synchronistische und sukzessive Assoziationen, Assoziationen vom Teil aufs Ganze sowie Assoziationen durch den Namen.

An Hartley und Hume schließen sich Reid, Stewart und E. Darwin an.

Nach Bonnet hängen die Verbindungen der Vorstellungen (Assoziation), die Reproduktion usw. von den Verbindungen der Nervenbewegungen ab.

James Mill versucht die Ähnlichkeitsassoziation aus der Assoziation durch Berührung abzuleiten. Die Assoziation ist ein Grundprinzip, ein law of inseparable association.

Brown ordnet die Assoziation dem Begriff simple suggestion unter. Er akzeptiert nur ein Assoziationsgesetz.

Wolff formuliert ein Gesetz der Totalität, demzufolge sich ein Komplex durch seine Teile reproduziert.

Nach Tetens ist die Assoziation ein Gesetz der Phantasie und der Reproduktion der Vorstellungen.

Kant nennt die Assoziation den subjektiven und empirischen Grund der Reproduktion nach Regeln.

J. S. Mill setzt das Assoziationsgesetz dem Gravitationsgesetz an Bedeutung gleich. Er spricht von einer psychischen Chemie, durch die aus der Verbindung von Vorstellungen neue entstehen.

Bain unterscheidet zwei Grundformen der Assoziation, die Assoziation durch Kontiguität und die Assoziation durch Similarität. Bain unterscheidet einfache und zusammengesetzte, sowie konstruktive Assoziationen. Das law of contiguity besagt nach Bain: Actions, sensations and states of feeling, occurring together or in close suggestion, tend to grow together, or cohere, in such a way that, when any one of them is afterward presented to the mind, the others are apt to be brought up in idea. Die Raumvorstellung beruht auf einer Assoziation zwischen Sinnes- und Muskelempfindungen.

Bei Platner findet sich das law of contiguity als Gesetz der Ordnung und bei Liebmann als Prinzip der identischen Reihenfolge. Platner nimmt Ähnlichkeit, Gleichzeitigkeit und Ordnung als Assoziationsprinzipien an.

Die Assoziation beruht nach Maass auf der Koexistenz der Vorstellungen.

Nach Czolbe wirkt der Kontrast als Assoziationsprinzip wegen der in ihm liegenden Ähnlichkeit.

Lotze beschreibt die Assoziation als das gegenseitige Haften der Eindrücke aneinander.

Spencer schreibt, wenn irgend zwei psychische Zustände in unmittelbarer Aufeinanderfolge auftreten, so wird eine derartige Wirkung hervorgebracht, dass, sobald später der erste Zustand wiederkehrt, eine bestimmte Tendenz wirksam ist, auch den zweiten darauf folgen zu lassen. Die Kontiguität löst sich nach Spencer in Ähnlichkeit der Beziehung, im Raum oder in der Zeit oder in beiden auf.

Nach Sully und Ladd ist die Kontiguität ein assoziatives Grundgesetz.

Baldwin stellt ein Gesetz der Korrelation auf.

James begründet die Assoziation physiologisch durch das law of neural habit. Er betont, dass Assoziationen nur zwischen Vorstellungselementen (Empfindungen) stattfinden.

Hamilton betont die Aktivität des Ich. Er führt die Assoziationsgesetze auf ein law of redintegration zurück. Nach diesem Gesetz haben Vorstellungen, die Teile eines Zusammenhangs sind, die Tendenz, einander zu reproduzieren.

Horwicz betrachtet die Assoziation als Urphänomen des Zusammenhangs psychischer Vorgänge. Jede Assoziation ist ursprünglich die Verknüpfung eines Triebes mit einer Empfindung.

Ziehen bestimmt die Assoziation als Vorgang der Aneinanderreihung der Vorstellungen. Jede Vorstellung ruft als ihre Nachfolgerin entweder eine Vorstellung hervor, die ihr inhaltlich ähnlich oder mit der sie oft gleichzeitig aufgetreten ist. Die Assoziation der ersten Art bezeichnet Ziehen als innere, die der zweiten als äußere Assoziation.

Jodl dehnt den Begriff der Assoziation auf alle Bewußtseinsphänomene aus. Von jedem erregten Teil des Bewußtseins pflanzt sich die Erregung stets auf diejenigen unbewussten Elemente fort, die am stärksten mit demselben verbunden sind. Jodl zufolge gibt es Ähnlichkeits- und Berührungsassoziationen.

Höffding nimmt eine synthetische Tätigkeit des Bewußtseins an. Das Gefühl und damit auch Trieb und Wille, wirkt bei der Assoziation. Assoziationen erfolgen nach Ähnlichkeit, Berührung sowie nach dem Verhältnis von Teil und Ganzem.

Nach A. Lehmann gilt nur das Berührungsprinzip.

Ziegler betrachtet das Gefühl als das Bestimmende und Ausschlaggebende der Assoziation. Vorstellungen die mit unsern jeweiligen Stimmungen und Gefühlen harmonieren, werden reproduziert und erhalten dadurch selbst Gefühlswert. Was einmal zusammen unser Interesse erregt hat, uns angenehm oder unangenehm war, das kehrt auch zusammen wieder.

Renouvier führt die Assoziation auf die Gewohnheit, (loi de l’habitude), zurück.

Wundt betont, dass den Assoziationen zusammengesetzte Vorstellungen elementarere Assoziationsprocesse zwischen ihren Bestandteilen vorausgehen und dass die gewöhnlichen Assoziationen die komplexen Produkte solcher elementarer Assoziationen sind. Die simultanen Assoziationen sind die Verschmelzung, die Assimilation und die Komplikation. Die sukzessiven Assoziationen liegen den sinnlichen Wiedererkennungs- und Erkennungsvorgängen sowie den Erinnerungsvorgängen zugrunde (Erinnerungsassoziation). Die Assoziationsgesetze sind nichts als allgemeine Klassen von Verbindungen elementarer Assoziationen. Die Assoziationen sind diejenigen Verbindungen von Bewußtseinsinhalten, die sich bei passivem Zustande der Aufmerksamkeit bilden.

Nach Lipps sind die Assoziationen der Ausdruck und die unmittelbare Betätigung der Einheit des Geistes. Um Dispositionen zu erregen, müssen Vorstellungen dazu in geeigneten Verhältnissen oder Beziehungen stehen. Wir bezeichnen diese Verhältnisse oder Beziehungen nach Lipps als Assoziationen. Es gibt ursprüngliche und gewordene Assoziationen. Die Prinzipien der Assoziation sind Ähnlichkeit oder Kontrast und Gleichzeitigkeit.

Eine maßgebliche Rolle spielte der Terminus Assoziation in der Assoziationspsychologie.