Assoziation

In der Psychologie und Philosophie bedeutet Assoziation die gesetzmäßige Verknüpfung von Bewußtseinsinhalten (Vorstellungen, Begriffen usw.) in der Weise, dass das Auftreten einer Vorstellung, eines Begriffs usw. im Bewußtsein das Auftreten der mit ihnen assozierten Vorstellungen, Begriffe usw. hervorruft bzw. dass sie sich wechselseitig ins Bewußtsein rufen.

Die Fähigkeit zur Assoziation spielt vor allem beim Lernen (Gedächtnis) eine große Rolle und wurde in diesem Zusammenhang von Aristoteles in seiner Schrift De anima untersucht.

Ausgehend von dem im Gedächtnis vor sich gehenden Prozeß der Erinnerung, unterscheidet Aristoteles in der Schrift Gedächtnis und Erinnerung drei Arten von Assoziationen:

  1. nach der Ähnlichkeit,
  2. nach dem Gegensatz,
  3. nach der räumlichen oder zeitlichen Nähe.

Maximus von Tyrus nimmt Sukzession, Nebeneinander und inneren Zusammenhang als Erinnerungsgrundlagen an.

In der Neuzeit wurde dieser Ansatz zu einem methodologischen Prinzip bei der Erforschung der psychischen Tätigkeit ausgebaut (Descartes, Spinoza, Hobbes, Locke).

Hobbes zufolge entspricht die bestimmte Ordnung, in der unsere Vorstellungen aufeinanderfolgen, der Folge der Empfindungen, die selbst durch die physiologischen Veränderungen im Organismus, die während der Einwirkung der Körper der Außenwelt auf ihn entstehen, bestimt sind.

Locke will den Terminus Assoziation nur auf zufällige oder durch Gewohnheit bedingte Verknüpfungen von Ideen angewendet wissen.

Spinoza unterscheidet zwischen verschiedenen Graden oder Gattungen der Erkenntnis. Die erste und unterste Gattung bildet die Erkenntnis aus vager Erfahrung. Sie besteht in verworrenen Vorstellungen oder Meinungen und ist von zufälligen, ungeordneten Assoziationen abhängig.

Die psychischen Vorgänge und deren Verbindungen sind nach Hartley von bestimmten Schwingungen in den Nerven und im Gehirn abhängig. Durch Wiederholung ähnlicher Schwingungen entstehen im Gehirn Dispositionen zu kleineren ähnlichen Schwingungen (Miniaturen). Diese Schwingungen reproduzieren solche Schwingungen, mit denen sie einmal assoziiert waren. und dem entsprechen die Vorstellungsassoziationen. Es gibt nach Hartley u. a. synchronistische und sukzessive Assoziationen, Assoziationen vom Teil aufs Ganze sowie Assoziationen durch den Namen.

An Hartley und Hume schließen sich Reid, Stewart und E. Darwin an.

Nach Bonnet hängen die Verbindungen der Vorstellungen (Assoziation), die Reproduktion usw. von den Verbindungen der Nervenbewegungen ab.

James Mill versucht die Ähnlichkeitsassoziation aus der Assoziation durch Berührung abzuleiten. Die Assoziation ist ein Grundprinzip, ein law of inseparable association.

Brown ordnet die Assoziation dem Begriff simple suggestion unter. Er akzeptiert nur ein Assoziationsgesetz.

Wolff formuliert ein Gesetz der Totalität, demzufolge sich ein Komplex durch seine Teile reproduziert.

Nach Tetens ist die Assoziation ein Gesetz der Phantasie und der Reproduktion der Vorstellungen.

Kant nennt die Assoziation den subjektiven und empirischen Grund der Reproduktion nach Regeln.

J. S. Mill setzt das Assoziationsgesetz dem Gravitationsgesetz an Bedeutung gleich. Er spricht von einer psychischen Chemie, durch die aus der Verbindung von Vorstellungen neue entstehen.

Bain unterscheidet zwei Grundformen der Assoziation, die Assoziation durch Kontiguität und die Assoziation durch Similarität. Bain unterscheidet einfache und zusammengesetzte, sowie konstruktive Assoziationen. Das law of contiguity besagt nach Bain: Actions, sensations and states of feeling, occurring together or in close suggestion, tend to grow together, or cohere, in such a way that, when any one of them is afterward presented to the mind, the others are apt to be brought up in idea. Die Raumvorstellung beruht auf einer Assoziation zwischen Sinnes- und Muskelempfindungen.

Bei Platner findet sich das law of contiguity als Gesetz der Ordnung und bei Liebmann als Prinzip der identischen Reihenfolge. Platner nimmt Ähnlichkeit, Gleichzeitigkeit und Ordnung als Assoziationsprinzipien an.

Die Assoziation beruht nach Maass auf der Koexistenz der Vorstellungen.

Nach Czolbe wirkt der Kontrast als Assoziationsprinzip wegen der in ihm liegenden Ähnlichkeit.

Lotze beschreibt die Assoziation als das gegenseitige Haften der Eindrücke aneinander.

Spencer schreibt, wenn irgend zwei psychische Zustände in unmittelbarer Aufeinanderfolge auftreten, so wird eine derartige Wirkung hervorgebracht, dass, sobald später der erste Zustand wiederkehrt, eine bestimmte Tendenz wirksam ist, auch den zweiten darauf folgen zu lassen. Die Kontiguität löst sich nach Spencer in Ähnlichkeit der Beziehung, im Raum oder in der Zeit oder in beiden auf.

Nach Sully und Ladd ist die Kontiguität ein assoziatives Grundgesetz.

Baldwin stellt ein Gesetz der Korrelation auf.

James begründet die Assoziation physiologisch durch das law of neural habit. Er betont, dass Assoziationen nur zwischen Vorstellungselementen (Empfindungen) stattfinden.

Hamilton betont die Aktivität des Ich. Er führt die Assoziationsgesetze auf ein law of redintegration zurück. Nach diesem Gesetz haben Vorstellungen, die Teile eines Zusammenhangs sind, die Tendenz, einander zu reproduzieren.

Horwicz betrachtet die Assoziation als Urphänomen des Zusammenhangs psychischer Vorgänge. Jede Assoziation ist ursprünglich die Verknüpfung eines Triebes mit einer Empfindung.

Ziehen bestimmt die Assoziation als Vorgang der Aneinanderreihung der Vorstellungen. Jede Vorstellung ruft als ihre Nachfolgerin entweder eine Vorstellung hervor, die ihr inhaltlich ähnlich oder mit der sie oft gleichzeitig aufgetreten ist. Die Assoziation der ersten Art bezeichnet Ziehen als innere, die der zweiten als äußere Assoziation.

Jodl dehnt den Begriff der Assoziation auf alle Bewußtseinsphänomene aus. Von jedem erregten Teil des Bewußtseins pflanzt sich die Erregung stets auf diejenigen unbewussten Elemente fort, die am stärksten mit demselben verbunden sind. Jodl zufolge gibt es Ähnlichkeits- und Berührungsassoziationen.

Höffding nimmt eine synthetische Tätigkeit des Bewußtseins an. Das Gefühl und damit auch Trieb und Wille, wirkt bei der Assoziation. Assoziationen erfolgen nach Ähnlichkeit, Berührung sowie nach dem Verhältnis von Teil und Ganzem.

Nach A. Lehmann gilt nur das Berührungsprinzip.

Ziegler betrachtet das Gefühl als das Bestimmende und Ausschlaggebende der Assoziation. Vorstellungen die mit unsern jeweiligen Stimmungen und Gefühlen harmonieren, werden reproduziert und erhalten dadurch selbst Gefühlswert. Was einmal zusammen unser Interesse erregt hat, uns angenehm oder unangenehm war, das kehrt auch zusammen wieder.

Renouvier führt die Assoziation auf die Gewohnheit, (loi de l’habitude), zurück.

Wundt betont, dass den Assoziationen zusammengesetzte Vorstellungen elementarere Assoziationsprocesse zwischen ihren Bestandteilen vorausgehen und dass die gewöhnlichen Assoziationen die komplexen Produkte solcher elementarer Assoziationen sind. Die simultanen Assoziationen sind die Verschmelzung, die Assimilation und die Komplikation. Die sukzessiven Assoziationen liegen den sinnlichen Wiedererkennungs- und Erkennungsvorgängen sowie den Erinnerungsvorgängen zugrunde (Erinnerungsassoziation). Die Assoziationsgesetze sind nichts als allgemeine Klassen von Verbindungen elementarer Assoziationen. Die Assoziationen sind diejenigen Verbindungen von Bewußtseinsinhalten, die sich bei passivem Zustande der Aufmerksamkeit bilden.

Nach Lipps sind die Assoziationen der Ausdruck und die unmittelbare Betätigung der Einheit des Geistes. Um Dispositionen zu erregen, müssen Vorstellungen dazu in geeigneten Verhältnissen oder Beziehungen stehen. Wir bezeichnen diese Verhältnisse oder Beziehungen nach Lipps als Assoziationen. Es gibt ursprüngliche und gewordene Assoziationen. Die Prinzipien der Assoziation sind Ähnlichkeit oder Kontrast und Gleichzeitigkeit.

Eine maßgebliche Rolle spielte der Terminus Assoziation in der Assoziationspsychologie.