Assoziationspsychologie

Als Assoziationspsychologie (auch: Assoziationismus) bezeichnet man die Lehre, nach der alle Resultate des menschlichen Denkens, nur durch psychische Gesetzmäßigkeiten bedingte Umbildungen der urspänglichen Sinnesempfindungen sind.

Der theoretiasche Ausgangspunkt ist durch die Auffassung von Hobbes gegeben, dass Erkenntnistätigkeit und physiologische Vorgänge einen einheitlichen mechanischen Zusammenhang bilden.

Als Begründer der Assoziationspsychologie gilt David Hartley. Er knüpft neben Hobbes auch an Locke und Peter Brown an. Für alle sich im psychischen Bereich abspielenden Vorgänge, bei denen neue Vorstellungsgebilde entstehen, führt Hartley den schon von Locke verwendeten Begriff der Assoziation ein. Die psychologischen und physiologischen Abläufe befinden sich infolge eines vollkommenen Parallelismus in einem stetigen, nicht aufhebbaren Zusammenhang. Die den geistigen Vorgängen zugrunde liegende Form der physiologischen Bewegung sah er in Anlehnung an Newton in den Vibrationen von Gehirn und Nerven.

Auch Joseph Priestley sieht die Vorstellungsassoziationen in Abhängigkeit von den Gehirnschwingungen. Er spricht jedoch – anders als Hartley – von einer Materialität der seelischen Vorgänge und will eine Physik des Nervensystems schaffen. Priestley betrachtet die Psychologie als Teil der Physiologie.

Erasmus Darwin geht ebenfalls von Hartley aus. Er leitet die Materialität des Psychischen aus der Tatsache gemeinsamer körperlicher Eigenschaften.

Ein weiterer wichtiger Vertreter der englischen Assoziationspsychologie ist James Mill.

In Anknüpfung an Hartley und Priestley bildete sich in Deutschland im 18. Jahrhundert und zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine neue Schule der Psychologie. Zu dieser Schule gehören Weikard, Lossius und Hissmann.

Unter dem Einfluß der englischen Assoziationspsychologie steht auch Herbart. Herbart und Thomas Brown verwarfen den Gedanken der Abhängigkeit bzw. Determiniertheit der Assoziation psychischischer Erscheinungen von. bzw. durch materielle Ursachen und fassen die Assoziation subjektiver Vorstellungen und ihre Komponenten als elementare, primäre psychische Phänomene auf, aus denen sich nicht nur die gesamte psychische Tätigkeit, sondern auch die Realität selbst aufbauen soll.

Die Assoziationspsychologie gelangte im 19. Jahrhundert zu wertvollen experimentellen Erkenntnissen vor allem auf dem Gebiet der Psychologie der Wahrnehmung und des Gedächtnisses (F. Galton, H. Ebbinghaus, W. Wundt).

Wundt versucht das Bewußtsein durch Analyse in seine Elemente und die zwischen diesen Elemente bestehenden Beziehungen (Assoziationen) aufzugliedern.

Im Gegensatz zur klassischen Assoziationspsychologie weist Wundt mit Hilfe des an Leibniz anknüpfenden Apperzeptionsbegriffs auf den ganzheitlichen Charakter des Psychischen hin und betont die Aktivität des Subjekts (Apperzeption als Quelle der Selbsttätigkeit).

In den experimentellen Arbeiten traten einige Probleme zutage, z. B. die Ignorierung des Systemcharakters der psychischen Tätigkeit, die sie zum Gegenstand der Kritik durch die Gestaltpsychologie werden ließ.