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Mr. Stephen Sanderson hatte einen dicken, umfangreichen Brief mit der amerikanischen Post erhalten und die halbe Nacht darüber gesessen und geschrieben. Er hatte die einzelnen Notizen verglichen, die er von Frank Camerons Freund erhalten hatte, und trug nun die einzelnen Daten in die Tabellen ein, die schon recht stattlich waren.

 

Eine lange, mühselige Arbeit, aber es war nun einmal seine Liebhaberei. Er hatte Tausende von Zeitungen durchgelesen und Ausschnitte gesammelt, die sich mit Verbrechen befaßten, sowohl in England und Frankreich als auch in anderen Ländern. Vor allem kam es ihm darauf an, die Einbruchsmethoden der einzelnen Leute mit Verbrechen zu vergleichen, die noch nicht aufgeklärt waren, und nun hatte er eine Fülle neuen Materials aus New York erhalten. Er hatte so lange gearbeitet, bis der Morgen graute. Vor ihm lagen etwa ein Dutzend Photographien von Männern und Frauen auf dem Schreibtisch ausgebreitet, und er suchte alle möglichen Einzelheiten zusammen, um die große Reihe von Verbrechen aufzuklären, die miteinander in Zusammenhang standen. Nur eine oder zwei Tatsachen fügten sich noch nicht ins Ganze ein.

 

Nachdem er vier Stunden geschlafen hatte, erhob er sich mit der Zuversicht, daß es ihm in Zukunft doch gelingen würde, die Sache ganz aufzuklären. Jim kam um zehn Uhr ins Büro und fand seinen Assistenten etwas übernächtig und bleich am Schreibtisch. Aber Sandersons Augen leuchteten, und er war so munter, wie ihn Jim noch nie gesehen hatte.

 

Nach der Begrüßung wollte Jim ihn schon etwas fragen, aber er unterließ es, denn er betrachtete seinen Assistenten jetzt mit mehr Achtung.

 

»Gibt es heute morgen etwas Besonderes?« erkundigte er sich, als er seinen Hut ablegte und seinen Mantel aufhing.

 

»Nein, nichts. Das Geld für Mrs. Cameron und Mrs. Markham habe ich bereitgelegt.«

 

»Gut. Aber sie hebt doch nicht etwa ihr ganzes Konto ab?«

 

»Doch, aber ihr Guthaben ist gerade nicht sehr groß. Etwa zweitausend Pfund. Eine Kleinigkeit läßt sie stehen, weil sie wiederkommt. Ich erwarte Mr. Winter jeden Augenblick. Wollen Sie ihn auch sprechen?«

 

»Wer ist denn das? – Ach, richtig, der Butler. Nein, ich möchte ihn nicht sprechen«, erwiderte Jim gleichgültig. »Wenn er mich sehen will, bin ich ja in meinem Büro.«

 

Er ging in sein Zimmer, und Sanderson fuhr mit seiner Arbeit fort.

 

Gleich darauf klopfte es.

 

»Mr. Winter ist da«, meldete ein Angestellter.

 

»Bitten Sie ihn herein.«

 

Ein untersetzter, schwarzhaariger Herr mit freundlichem Blick trat ein, reichte dem Bankbeamten die Hand und setzte sich Sanderson gegenüber. Dann nahm er ein rotes Formular aus seiner Brieftasche und gab es Sanderson. Dieser prüfte es eingehend.

 

»Nun, Mr. Winter, ich glaube, Ihre Lady ist in ziemlicher Aufregung wegen dieser Reise nach Amerika?«

 

»Nein«, entgegnete Winter lächelnd, »deswegen regen wir uns in Tor Towers nicht besonderes auf. Das Leben hier war gerade nicht sehr kurzweilig. Soweit war ja alles in Ordnung, ich meine mit dem Essen und der Bequemlichkeit, aber man bekam nichts zu sehen, es war furchtbar tot.«

 

»Wann werden Sie aufbrechen?«

 

»Heute abend fahren wir im Auto bis Bournemouth und gehen dann morgen früh an Bord.«

 

»Nun, Sie haben jedenfalls eine sehr interessante Reise vor sich, Mr. Winter.«

 

Der Butler rieb nachdenklich sein Kinn.

 

»Das ist möglich, es kann aber auch anders kommen«, erwiderte er vorsichtig. »Ich bin noch niemals außerhalb Englands gewesen, und ich weiß nicht, wie ich mich mit diesen Amerikanern vertragen werde. Natürlich ist Mrs. Markham sehr gut; wenn sie alle so wären, ginge es vorzüglich. Aber ich bin noch niemals an Bord eines Schiffes gewesen – und da weiß man doch noch nicht so recht Bescheid wegen des Seegangs und so – ich bin ein wenig nervös.«

 

»Ach, daran werden Sie sich bald gewöhnen.«

 

Sanderson klingelte und reichte dem Angestellten den Scheck von Mrs. Markham. »Bringen Sie bitte den Betrag herein und zahlen Sie ihn in meinem Büro aus.«

 

»Ich möchte Sie noch um einen Gefallen bitten«, sagte Mr. Winter mit leiser Stimme und lehnte sich über den Tisch vor. »Mrs. Markham ist ein wenig nervös und ängstlich wegen der Juwelen, die sie Ihnen zur Aufbewahrung übergab, und sie bat mich, daß ich mich überzeugen sollte, ob sie auch richtig eingepackt sind. Ich kann Ihnen gegenüber ja ganz offen sein – sie möchte wissen, ob sie tatsächlich noch hier auf der Bank sind.«

 

Sanderson mußte lächeln.

 

»Darüber braucht sie sich wirklich keine Sorgen zu machen. Die Juwelendiebstähle in der letzten Zeit haben sie wahrscheinlich ängstlich gemacht.«

 

»Ja, das stimmt. Mylady sagt, daß sie schon einmal bestohlen wurde, während sie sich in den Vereinigten Staaten aufhielt, und das hat sie vorsichtig gemacht.«

 

»Nun, da kann sie sich beruhigen.« Sanderson erhob sich und ging zur Stahltür an dem einen Ende seines Zimmers.

 

Er machte sich mit zwei Schlüsseln daran zu schaffen; gleich darauf sprang die große, schwere Safetür auf, und er verschwand in der Stahlkammer.

 

Wenige Augenblicke später kam er mit einem kleinen Paket in braunem Papier zurück.

 

»Wollen Sie, daß ich es vor Ihren Augen öffne?« fragte er und zeigte auf die unverletzten Siegel.

 

»Nein, das nicht. Sie läßt Sie bitten, das Papier ein wenig aufzureißen, so daß ich hineinsehen und mich überzeugen kann, ob die Juwelen noch in dem Glaskasten sind.«

 

»Der Glaskasten war übrigens eine gute Idee von Mrs. Markham.«

 

Sanderson riß eine Ecke des Papiers vorsichtig ein, so daß man den länglichen Glaskasten sehen konnte. »Hier sind sie.«

 

Mr. Winter beugte sich vor und sah respektvoll auf die Lücke, in der ein kleiner Teil des Diamanthalsbandes sichtbar wurde. Die Steine glänzten in den Lichtstrahlen, die darauf fielen.

 

»Das wäre also alles in Ordnung«, sagte der Butler.

 

»Hier ist ein neues Siegel von Mrs. Markham.«

 

Er reichte ihm eine gummierte, runde Papierscheibe, auf der mit Tinte das Datum und ›Stella Markham‹ geschrieben war.

 

»Wozu soll das sein?« fragte Sanderson überrascht.

 

»Sie ist geradezu großartig, sie denkt auch an alles. ›Winter‹, sagte sie zu mir, ›wenn Mr. Sanderson das Packpapier eingerissen hat, dann kleben Sie dieses Siegel auf die beschädigte Stelle damit man deutlich sehen kann, daß die Hülle nach der Inspektion wieder geschlossen worden ist.‹« Er feuchtete das runde Papier an, indem er sich bei Sanderson entschuldigte, und drückte es auf die eingerissene Stelle.

 

»Da unten geht gerade ein Herr vorbei, den Mrs. Markham nicht leiden mag«, sagte er dann und zeigte mit dem Kopf nach dem Fenster, durch das man auf die High Street sehen konnte.

 

Sanderson folgte mit den Blicken der angegebenen Richtung und sah den Rücken einer untersetzten Gestalt. »Wer ist denn das?« fragte er.

 

»Der Farmer Gold, ein sehr unangenehmer Mensch. Er hat Mylady neulich von seinen Feldern verwiesen, als sie eine kleine Landschaftsskizze machte.«

 

»Das wundert mich. Er ist für gewöhnlich sehr nett. Also, ich werde das Päckchen wieder in die Stahlkammer bringen, und Sie können Mrs. Markham die Versicherung geben, daß ihre Juwelen vollkommen in Sicherheit sind.«

 

In dem Augenblick kam der Angestellte mit dem Geld. Mr. Winter zählte es vorsichtig nicht ein-, sondern dreimal nach, bevor er es einsteckte, dann erhob er sich, um zu gehen. Aber Sanderson hielt ihn zurück.

 

»Ich möchte Sie noch in einer besonderen Angelegenheit sprechen, Mr. Winter, wenn Sie fünf Minuten für mich Zeit haben. Sie reisen nach Amerika. Sind Sie in der Lage, einige Informationen für mich zu sammeln, besonders während Sie an Bord des Dampfers sind?«

 

»Wenn ich nicht seekrank werde. Davor habe ich jetzt schon Angst.«

 

»Ach, so schlimm wird das nicht gleich werden. Auf jeden Fall können Sie umhergehen«, protestierte Sanderson lachend. »Mr. und Mrs. Cameron werden mit Ihnen zusammen an Bord sein.«

 

»Cameron?« fragte Winter erstaunt.

 

»Ja.«

 

»Sind das Leute vom Lande? Kenne ich sie?«

 

»Ich weiß nicht, ob Sie mit ihnen bekannt sind, aber sie wohnen hier in dieser Stadt.«

 

»Ach ja, die Amerikaner!« Winter nickte. »Jetzt weiß ich, wen Sie meinen.«

 

Und nun sprach Sanderson längere Zeit vertraulich mit ihm. Es dauerte auch länger als fünf Minuten, denn er mußte den Butler, um alles erklären zu können, ins Vertrauen ziehen. Jim hörte, daß sich Sanderson lange mit jemand eifrig unterhielt; als er durch die Glastür sah, bemerkte er das ernste Gesicht seines Assistenten und lächelte.

 

Er schloß den Brief, den er eben geschrieben hatte, und ging in die äußeren Büroräume.

 

»Ist Mrs. Cameron schon hiergewesen?«

 

»Nein«, entgegnete der Angestellte. »Mr. Winter, der Butler von Mrs. Markham, ist drüben in dem anderen Büro.«

 

»Dann bestellen Sie Sanderson, daß ich in zehn Minuten wieder hier bin«, sagte Jim und ging auf die High Street hinaus.

 

Er war unruhig und ungeduldig, denn er sehnte sich so sehr danach, noch einmal in Margots Gesicht zu schauen, die sobald abreisen wollte, und die er vielleicht nie wiedersehen würde. Er ging in der Richtung auf Camerons Haus durch die Stadt und war auf sich selbst ärgerlich, daß er so unvernünftig war. Als er die Hälfte des Weges nach Moor Hill zurückgelegt hatte, sah er ein großes Auto, das ihm langsam entgegenkam. Er hob den Arm, und der Wagen hielt.

 

Cecile Cameron winkte ihn heran.

 

»Wohin gehen Sie denn schon so früh?« fragte sie.

 

Neben ihr saß Margot, die wohl ahnte, warum Jim den Hügel hinaufstieg. Sie war sehr gespannt, welche Ausrede er gebrauchen würde.

 

»Ich kam, um Sie zu sehen«, entgegnete Jim, öffnete die Tür des Wagens und ließ sich auf einem der hinteren Sitze nieder.

 

»Und Margot wollten Sie nicht besuchen?« fragte Cecile leichthin.

 

»Ja, Margot auch«, erwiderte er ohne Verlegenheit. »Ich weiß, daß es recht dumm von mir ist, was ich sage, aber ich bin ganz traurig und niedergeschlagen, daß Sie wegreisen.«

 

»Ich glaube, wir würden alle sehr gern bleiben«, sagte Cecile, »selbst Margot.«

 

»Ja, selbst Margot«, wiederholte die Schwägerin gerade nicht sehr freundlich.

 

»Können Sie denn nicht einen Vorwand finden, daß Sie uns nach drüben begleiten? Kommen Sie doch mit uns«, sagte Cecile scherzend.

 

»Einen Grund wüßte ich schon seit langem«, erklärte Jim.

 

Margot sah starr in die Gegend; allem Anschein nach interessierte sie sich für alles andere mehr als für den jungen Mann, der neben ihr saß und heimlich und leise seinen Fuß neben ihren gesetzt hatte.

 

»Es ist möglich, daß ich eines guten Tages dort auftauche, wenn Sie nicht schnell zurückkommen«, scherzte Jim. »Eines guten Tages, wenn Sie in Ihren fürstlichen Zimmern im neunundzwanzigsten Stock des Goldrox-Hotels sitzen und nach dem Kellner klingeln, tut sich die Tür auf und unversehens tritt herein – Jim Bartholomew. Aber ich hatte keine Ahnung, daß ich erst einen so kurzen Weg gegangen war.«

 

In diesem Augenblick hielt der Wagen vor der Bank. Sanderson stand in der Tür und sprach noch eifrig mit Winter.

 

»So, und jetzt wollen wir auch einmal die Angelegenheiten auf der Bank erledigen«, sagte Jim.

 

»Ich –«

 

Er brach plötzlich ab, als er das Gesicht von Mrs. Cameron sah. Sie war bestürzt und erschreckt.

 

Als Jim der Richtung ihrer Blicke folgte, sah er Sanderson im Eingang, der sich eben von Mr. Winter verabschiedet und sich weiter nicht um die Ankunft des Wagens gekümmert hatte. Jim schaute erstaunt wieder zu Cecile hinüber, die zitterte, als ob sie einem Zusammenbruch nahe wäre.

 

Sanderson war wieder in die Bank zurückgegangen.

 

»Was ist dir, liebe Cecile? Um Himmels willen, was ist geschehen?« fragte Margot und stützte ihre Schwägerin.

 

»Nichts, nichts.«

 

Jim wußte nicht, was das alles zu bedeuten hatte, und war selbst betroffen.

 

Sanderson! Wie kam es, daß diese sonst so weltgewandte Dame vor diesem Mann derartig erschrak? Daß es sich um seinen Assistenten handelte, bezweifelte er keinen Augenblick. Er sprang aus dem Wagen und half Mrs. Cameron beim Aussteigen.

 

»Ach, es ist nichts. Es ist dumm von mir, daß ich mich so gehenlasse«, sagte sie mit schwacher Stimme, während Jim sie in sein Büro geleitete.

 

»Es ist irgendein Ohnmachtsanfall – ich habe das öfter –, verzeihen Sie bitte, Mr. Bartholomew.«

 

»Aber was hast du nur«, fragte Margot ängstlich.

 

»Nichts, es ist wirklich nichts.« Mrs. Cameron zwang sich zu einem Lächeln. »Margot, du kannst dich darauf verlassen, es ist schon vorüber. Ich hatte einen Schwächeanfall. Wollen Sie bitte meine Angelegenheit erledigen, Mr. Bartholomew, ich –«

 

Jim war nur zu gern bereit, selbst die Sache in Ordnung zu bringen. Er trat in Sandersons Zimmer. Sein Assistent schien selbst kaum zu wissen, welchen Eindruck er auf Cecile gemacht hatte.

 

»Ich werde die Sache mit dem Konto von Mrs. Cameron selbst ordnen, Sanderson.«

 

»Sehr wohl«, entgegnete der andere, ohne aufzuschauen. »Ich habe eben das Guthaben von Mrs. Markham ausgezahlt.«

 

In wenigen Minuten kehrte Jim schon mit dem baren Betrage in sein Büro zurück; inzwischen hatte sich Cecile wieder vollkommen erholt und war ruhig geworden.

 

»Heute ist ja geradezu ein Run auf die Bank«, sagte Jim. »Mrs. Markhams Butler hat eben zweitausend Pfund für diese Dame abgeholt.«

 

Alle schwiegen, während er das Geld auf den Tisch zählte.

 

»Ach, Mrs. Markam ist die Dame, die nach Amerika reist?« fragte Cecile.

 

»Ja, ich glaube, sie fährt heute oder morgen, ich werde mich danach erkundigen.«

 

Er trat in Sandersons Büro, denn er glaubte, daß Ceciles Interesse für Mrs. Markham nur ein Vorwand war, um ihn auf kurze Zeit aus dem Büro zu entfernen. Sie wollte allem Anschein nach noch etwas mehr Zeit haben, um wieder zu sich zu kommen, und er verzögerte seine Rückkehr deshalb solange wie möglich.

 

Er war ganz überrascht, Sanderson in so guter Stimmung zu finden.

 

»Ja«, erklärte Jim, als er in sein Zimmer zurückkehrte, »sie fährt morgen, und ihr Butler hat auch Sanderson erzählt, daß er die Seekrankheit fürchtet. Sie fahren aber heute schon von hier mit dem Auto fort.«

 

Jim begleitete die beiden Damen zum Wagen und verabschiedete sich von ihnen. Lange sah er noch dem Wagen nach, bis er vollkommen verschwunden war, dann ging er langsam in sein Büro zurück. Er drückte auf die Klingel, die in Sandersons Zimmer führte, und gleich darauf trat sein Assistent ein.

 

»Sanderson, ich muß mich bei Ihnen entschuldigen.«

 

»Wieso?« fragte der andere überrascht.

 

»Ich bin eigentlich recht unhöflich gewesen und habe einige unangenehme Bemerkungen über Ihre Liebhaberei gemacht. Mir ist gar nicht zum Bewußtsein gekommen, wie wichtig Ihre Arbeit in der Beziehung sein kann.«

 

Sanderson betrachtete ihn argwöhnisch.

 

»Mr. Bartholomew, wenn Sie allerdings wieder zu spotten anfangen –«

 

»Nein, ich spotte durchaus nicht, nehmen Sie doch bitte Platz. Ich hatte gestern nachmittag eine lange Unterhaltung mit Mr. Cameron. Er hat keines Ihrer Geheimnisse mir gegenüber verraten, aber er sagte mir, daß Sie systematisch arbeiten, um diese gefürchtete Bande der vier großen Juwelendiebe zu fassen, die auch in letzter Zeit verschiedene Bankeinbrüche begangen hat.«

 

»Ja, das stimmt«, sagte Sanderson und setzte sich. »Ich freue mich, daß ich auf der Spur dieser Leute bin. Und ich bin auch nicht der einzige, der nach ihnen Ausschau hält. Ich erhielt gestern einen Brief von einem Freund Mr. Camerons, einem Staatsanwalt in Amerika. Der hat mir sehr interessante Einzelheiten mitgeteilt. Der größte Feind der vier ist eine Frau eine Detektivin, die von dem Justizministerium in Amerika engagiert wurde. Seit einigen Jahren ist es ihre Aufgabe, die vier zu fassen. Den Namen der Dame weiß ich noch nicht, und auch diese Sache ist mir unter der Hand mitgeteilt worden.«

 

»ich bin erstaunt, daß es ausgerechnet eine Detektivin ist«, meinte Jim. »Meinen Sie, daß es gelingt, die Bande zu fassen?«

 

Sanderson schüttelte den Kopf.

 

»Das ist eine sehr schwierige Frage. Die Dame, die auf ihrer Spur ist, hat natürlich viel mehr Aussichten, als ich jemals haben werde. Ihr stehen unbegrenzte Hilfsmittel zur Verfügung, und sie hat die Regierung der Vereinigten Staaten hinter sich. Sie kann in allen möglichen Rollen auftreten und ihre ganze Zeit auf die Lösung dieser Aufgabe verwenden.«

 

Jim glaubte, daß Sanderson im Augenblick eine viel größere Abneigung gegen diese Detektivin mit ihren unbegrenzten Hilfsmitteln hatte als gegen die Verbrecher selbst, die sie zu Fall bringen sollte.

 

»Übrigens möchte ich noch kurz erwähnen, Mr. Winter wollte die Juwelen von Mrs. Markham sehen, bevor er abreiste.« Der Assistent erzählte kurz, was sich abgespielt hatte.

 

Aber die Unterhaltung, die er dann noch mit dem Butler gehabt hatte, erwähnte er mit keinem Wort.

 

»Diese verdammten Juwelen«, sagte Jim. »Ich wünschte tatsächlich, sie hätte sie irgendwo in London untergebracht. Sobald Mrs. Markham fort ist, schicke ich dieses Halsband nach der Stadt. Schreiben Sie doch bitte an unser Stammhaus, daß sie die Juwelen am nächsten Dienstag erhalten werden. Sie können sie ja persönlich hinbringen. Eine Reise nach London wird Ihnen schließlich auch nicht unangenehm sein, da können Sie sich einmal in der Hauptstadt umsehen.«

 

Sanderson nickte dankbar.

 

»Ja, ich hatte sowieso die Absicht, nach Scotland Yard zu gehen und Inspektor M’Ginty zu besuchen. Ich habe schon öfter mit ihm korrespondiert, er scheint ein sehr intelligenter Mann zu sein.«

 

»Ja, das glaube ich auch«, bemerkte Jim sachlich. »Detektive brauchen nun einmal Verstand zur Ausübung ihres Berufes.«