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Gunner Haynes und sein Gast besprachen die Situation von allen Gesichtspunkten aus. Luke verspürte immer noch die Wirkung des Betäubungsmittels: sein Kopf schmerzte bei dem leichtesten Geräusch, und im Laufe des Tages hatte er schon ungeheure Quantitäten Tee zu sich genommen.

 

»So liegt nun die Sache«, sagte Haynes. »Connor weiß, wer Sie sind. Ich kann Ihnen natürlich keinen Vorwurf machen, daß Sie ihm alles erzählt haben, obgleich Sie eigentlich nicht erwarten konnten, von Connor für einen reichen Mann gehalten zu werden.«

 

»Nicht so besonders reich«, lächelte Luke. »Wie Sie sagen, haben Sie meiner Frau ein Telegramm gesandt?«

 

Der Gunner nickte.

 

»Ich habe in Connors Namen telegraphiert und die Verabredung aufgeschoben. Meiner Meinung nach konnte diese erst auf heute abend gelegt sein, denn Connor würde sicher nicht riskieren, daß man Mrs. Maddison in sein Haus kommen sähe. Kommt sie nicht, dann wird Connor selbstverständlich morgen zu ihr gehen; aber in der Zwischenzeit kann sich noch viel ereignen …«

 

»Wenn ich nun zu Bird gehen würde …?«

 

»Ich habe keine besondere Vorliebe für die Polizei«, sagte der Gunner kopfschüttelnd, »wenn ich auch vor dem Spatz großen Respekt habe. Aber das kann ich Ihnen sagen: Wenn Sie auch der Herzog von Dingsda wären, wegen des Einbruchs bei Taffanny würden Sie unbedingt eingesteckt werden. Daß Sie dem Verkäufer einen unters Kinn gaben, das war ja der große Fehler, das hat Sie zum Helfershelfer dabei gemacht. Wären Sie aus dem Auto gestiegen, hätten Sie die Dame verhaften lassen und dann Ihre eigene Lage erklärt – – – nichts wäre darauf gekommen. Vielleicht ein oder zwei Sensationsartikel in den Zeitungen. Aber das haben Sie eben nicht gemacht. Ihr Name wäre aber auf jeden Fall in die Zeitungen gekommen – und der Ihrer Frau. Und das scheinen Sie ja mit allen Kräften vermeiden zu wollen. Nein, nein. Ich muß versuchen, einen anderen Weg zu finden, der Sie wieder in Ihre Kreise zurückbringt.«

 

Seine Lippen verzogen sich bei den letzten Worten, die ihn zu erheitern schienen.

 

»Wenn aber Connor morgen mit meiner Frau spricht, was dann?«

 

Der Gunner dachte über diese Frage eine Zeitlang nach.

 

»Er darf sie nicht zu sehen bekommen. Ich glaube, das kann man wohl fertigbekommen. Zu schade, daß der Spatz gestern so hereinplatzen mußte – dann hätte ich gar keine Schwierigkeiten mehr. Aber auch so glaube ich, daß wir uns ganz gut aus der Affäre ziehen werden.«

 

Er kniete vor Lukes Bett nieder, griff darunter und zog eine kleine Reiseschreibmaschine hervor. Er stellte sie auf den Tisch, suchte ein paar Bogen Papier und begann eifrig zu schreiben …

 

*

 

Connor wanderte unruhig in seinem Zimmer auf und ab, sah von Zeit zu Zeit nach der Uhr und eilte eilig nach der Tür, als er klopfen hörte. Ein kleiner Junge mit einem Brief. Connor ergriff ihn hastig, warf dem Jungen die Tür vor der Nase zu und ging in sein Zimmer zurück.

 

Der Brief war mit der Maschine geschrieben und begann ohne weitere Vorrede:

 

»Es tut mir leid, aber ich kann nicht zu Ihnen kommen. Die Gegend ist so armselig, daß ich befürchten muß, meine Gegenwart dort würde der Polizei verdächtig erscheinen. Können Sie mich heut abend zehn Uhr am Teich im Park treffen? Um diese Zeit kommt selten jemand dorthin. Sie müssen mir aber beweisen können, daß der Mann, von dem Sie sprechen, wirklich mein Gatte ist.«

 

Der Brief trug keine Unterschrift, hatte aber ein Postskriptum:

 

»Hoffentlich haben Sie nicht zu einem Mann mit Noamen Haynes über die Angelegenheit gesprochen. Er war heut bei mir, ich habe ihn aber nicht empfangen.«

 

Connor lächelte. Der Gunner arbeitete zweifellos schnell.