Rehmke

Johannes Rehmke (1848 – 1930)

Johannes Rehmke war Professor in in Greifswald.

Er ist ein Vertreter der Immanenzphilosophie und ein Gegner des Phänomenalismus im Sinne einer die Außendinge zu Erscheinungen unbekannter Wesen herabsetzenden Lehre.

Es gibt vielmehr nur eine Welt des Gegebenen. Das Gegebene existiert, unabhängig von jedem Einzelsubjekt, als Inhalt eines allumfassenden, universalen, güttlichen Bewußtseins.

Außen- und Innenwelt gehören untrennbar zusammen. Sie sind Abstraktionen aus einer einzigen Welt und beide mit gleicher Unmittelbarkeit und Gewißheit gegeben.

Die Wahrnehmungsinhalte sind nicht Bilder der Dinge, sondern selbst die Außendinge, das Andere des Ich.

Das Bewußtsein ist weder eine Eigenschaft der Vorstellungen, noch eine Tätigkeit des Geistes, noch das Gemeinsame der psychischen Erlebnisse.

Urteilen heißt, über Gegebenes zu entscheiden. Begriffe gibt es nur im Urteil, als Allgemeines, wodurch ein konkretes Gegebenes bestimmt wird.


Reichenb

Hans Reichenbach (1891 – 1953)

Der deutsche Philosoph und Logiker Hans Reichenbach war von 1926 bis 1933 Professor in Berlin, von 1933 bis 1938 in Istanbul und von 1938 bis 1953 in Los Angeles.

Reichenbach stand in engem Kontakt zum Wiener Kreis dessen Zeitschrift Erkenntnis er mit anderen redigierte. Außerdem war er am Aufbau der Berliner Gruppe beteiligt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten musste Reichenbach emigrieren.

Reichenbach beschäftigte sich in seiner Philosophie hauptsächlich mit den Grundlagenproblemen der Naturwissenschaften. Nach Reichenbach beruht alle unsere Erkenntnis auf Wahrscheinlichkeitsschlüssen. Man kann nicht durch Beobachtungen feststellen, ob die Behauptung eines Wissenschaftlers wahr ist, sondern nur sagen, dass sie mehr oder weniger wahrscheinlich ist.

Davon ausgehend modifiziert Reichenbach die Sinntheorie des logischen Positivismus, indem er behauptet, dass ein Satz nur dann kognitiven Sinn hat, wenn Beobachtungen ermöglichen, ihm eine Wahrscheinlichkeit zuzusprechen.

Wissenschaftliche Gesetze (immer in einer wenn-dann-Form ausgedrückt) nennt Reichenbach nomologische Implikation.

Ausgehend vom Begriff der elementaren nomologischen Aussage oder Basisaussage definierte er die abgeleitete nomologische Aussage als eine Ausssage, die deduktiv aus einer Menge von Basisaussagen erhalten werden kann.

Eine Basisaussage muss nachweisbar wahr sein. Sie muss universal in dem Sinne sein, dass sie keine wesentlichen Referenzen zu speziellen Raum-Zeit-Regionen enthält. Eine Basisaussage muß eine Allaussage sein. Außerdem muss dass Antezedenz der Wenn-dann-Aussage falsch sein können.

Ein System von Basisaussagen kann nach Reichenbach dazu verwendet werden, die Modaloperatoren notwendig, möglich und unmöglich zu definieren.

P ist notwendig, genau dann, wenn P eine nomologische Aussage ist. P ist unmöglich, genau dann wenn die Negation von P eine nomologische Aussage und P ist möglich, genau dann, wenn weder P noch die Negation von P eine nomologische Aussage ist.

Großen Einfluss hatten seine Arbeiten über die philosophischen Grundlagen der Relativitäts- und Quantentheorie, wobei es ihm vor allem um eine Formulierung der Prinzipien der aus den Ergebnissen der Physik neu entstandenen Sicht von Raum und Zeit ging.

Zur logischen Beschreibung der Quantenmechanik konstruierte Reichenbach eine dreiwertige Logik mit den Wahrheitswerten wahr, falsch und unbestimmt, die drei Arten der Negation (ausschließende, diametrale und vollständige Negation) und drei Arten der Implikation (Standardimplikation, Alternativimplikation, Quasiimplikation) hat.

Reichenbach kritisierte Kants Theorie eines Raum- und Zeit-Apriori, weil Messungen gezeigt hätten, dass der wirkliche Raum gekrümmt und der euklidische Raum nur als Spezialfall angesehen werden könne.

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Reid

Thomas Reid (1710 – 1796)

Der schottische Philosoph Thomas Reid ist der Begründer der Schottischen Schule.

Reid war Gegner der Lehre von der empirischen Herkunft menschlichen Wissens. Nach seiner Ansicht hat die Seele letzte Urteilsprinzipien, die Axiome, die durch Intuition bewusst gemacht werden können.

Diese Prinzipien, die Prinzipien des gesunden Menschenverstandes [principles of common sense], entsprechen den natürlichen Empfindungen für das Gute und das Schöne und sind wie diese selbstevidente Wahrheiten [self-evident truth]. Reid ist damit Begründer der Common-Sense-Philosophie.

Nach Reid fußt alle Induktion auf dem Satz, dass gleiche Wirkungen gleiche Ursachen haben müssen.

Aus diesen ursprünglichen Urteilen versucht Reid Gott abzuleiten.

Bekannt wurde Reid auch durch seine Kritik am Skeptizismus von Hume.

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Radischt

Alexander Nikolajewitsch Radischtschew (1749 – 1802)

Der russische Revolutionär und Philosoph A. N. Radischtschew ist mit Locke einer der ersten, die die Frage nach einer logischen Analyse von Relationen stellten, die sowohl in der aristotelischen Logik als auch in der mittelalterlichen Logik fehlte.

Das Urteil bezeichnete Radischtschew das Erkennen von Zusammenhängen, die zwischen den Dingen existieren.

Zwei Arten des unmittelbaren Schlusses von den drei Arten, die er akzeptierte, basieren auf dem Erkennen des Charakters der Zusammenhänge zwischen den Dingen, die er Ausgleich und Analogie nannte.


Raghunat

Siroman Raghunatha (ca. 1475 – 1550)

Der indische Logiker Siroman Raghunatha wandte in seinen Berechnungen bereits die de Morganschen Gesetze an. Er benutzte in seinen Schriften systematisch symbolische Bezeichnungen für bestimmte Wortkonstruktionen.

Für die Definition des Begriffes der Zahl verwendete er die Anzahlgleichheit.

Rahner

Karl Rahner (geb. 1904)

Karl Rahner ist ein Vertreter des Katholischen Existentialismus.


Protag

Protagoras von Abdera (ca. 485 – 415 v. u. Z.)

Der Sophist Protagoras wirkte 40 Jahre als Lehrer der Rhetorik in ganz Griechenland, insbesondere in Athen, und wurde schließlich dort im Alter von 70 Jahren der Gottlosigkeit angeklagt und trotz seiner Freundschaft mit Perikles und Euripides verurteilt.

Auf der Flucht nach Sizilien ertrank er. Seine Schriften sind nur in kleinen Bruchstücken erhalten geblieben. Protagoras übernahm die Lehre des Heraklit von der Entwicklung und Veränderung der Dinge, gelangte aber in der Konsequenz zu einem Relativismus, der in dem von ihm formulierten Homo-Mensura-Satz "Der Mensch ist das Maß aller Dinge" seinen Ausdruck findet.

Nach der Interpretation des Sextus Empiricus erklärt Protagoras die Relativität der Sinneswahrnehmungen dadurch, dass der Zustand des wahrnehmenden Menschen sich ständig ändert. Was wir wahrnehmen, hängt ab von unserem Alter, davon ob wir wachen oder schlafen und von den sonstigen Zuständen unseres Körpers. Die Veränderung der Körperzustände wird wiederum durch die allgemeine ontologische These erklärt, die Materie befinde sich in einem beständigen Fluss.

Probleme der Logik untersuchte Protagoras in seiner Schrift Die Kunst zu streiten. Eventuell war Protagoras einer der ersten, der den Dialog als Methode zur Wahrheitssuche verwendete, in dem zwei Diskussionspartner im Disput zwei entgegengesetzte Ansichten verteidigen.

Als erster begann Protagoras Verfahren zur Widerlegung inkorrekter Schlüsse zu erforschen.

Die Logik des Protagoras fand in der Mathematik des Theodoros von Kyrene und des Theaitetos ihren Niederschlag.

Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen den logischen und ontologischen Lehrmeinungen des Protagoras und seiner Rhetorik.

Dem logischen Sachverhalt, dass entgegengesetzte Gedanken über eine Sache wahr sein können, entspricht die rhetorische Fähigkeit, über eine Sache entgegengesetzte Reden halten zu können. Dabei ist die Rede nicht bloßes subjektives Erzeugnis des Redners, bloßer Ausdruck seines inneren Zustandes, sondern etwas seinem sachlichen Gehalte nach in den Dingen Vorhandenes, das der Redner aufspürt.

Die Rhetorik des Protagoras geht von der Beziehung jedes subjektiven Aktes auf ein adäquates Objekt aus und versteht die Relativierung des Seins nicht als eine Destruktion, sondern als eine Objektivierung des menschlichen Erkennens.

Protagoras hat auch als erster die vier Modi des Verbums Optativ, Konjunktiv, Indikativ und Imperativ unterschieden und diesen sprachlichen Kategorien funktional pragmatische Kategorien der Sprache, nämlich Wunsch, Frage, Antwort und Befehl zugeordnet.


Psellos

Michael Psellos (ca. 1018 – ca. 1096)

Der byzantinische Mönch und Logiker Michael Psellos (der Stotterer) war Anhänger von Platon.

In seinem Werk Abriß der Aristotelischen Logik (auch als Synopsis bekannt) kommentiert Michael Psellos die Einführung in die Kategorien des Aristoteles von Porphyros und die Topik, Kategorien, Hermeneutik sowie die Erste Analytik von Aristoteles.

Michael Psellos untersuchte die Modi der Syllogismen. Er führte wahrscheinlich als erster den Gebrauch von Buchstaben- bwz. Symbolbezeichnungen für Quantität und Qualität der Urteile ein. Auch spezielle Wörter zur Bezeichnung der Modi der Syllogismen finden sich bei Michael Psellos. Das allgemein bejahende Urteil erhielt den griechischen Buchstaben Alpha, das partikulär bejahende Urteil Jota, das allgemein verneinende Urteil Epsilon und das partikulär verneinende Urteil Omikron. Diese Vokale fanden Eingang in die Bezeichnung der Modi des Syllogismus. Den ersten Modus der ersten Figur des einfachen kategorischen Syllogismus, der aus drei bejahenden Prämissen besteht und später unter dem Namen Barbara bekannt wurde, nennt Michael Psellos grammata. Um das Einprägen der Modusbezeichnungen zu erleichtern, wählte er für ihre Benennung Wörter, die zusammen einen ausgedachten, aber doch sinnvollen Satz ergaben: grammata egrapse graphidi technikos (Buchstaben zeichnete (mit einer) Schneide (der) Künstler).

Michael Psellos befasste sich mit Problemen der Gleichheit von Sätzen und mit der Anwendung von mathematischen Methoden im Beweisprozeß. Eventuell schuf er das logische Quadrat.

Zu seinen Schülern zählen Johannes Italus, Michael von Ephesus und Joanä Petrizi.


Ptolem2

Ptolemais von Kyrene (1. Jh. u. Z.)

Die ägyptische Pythagoreerin Ptolemais von Kyrene entwickelte vor allem die pythagoreische Musiktheorie weiter. Auszüge ihrer Musiktheorie finden sich in Porphyrios‘ Kommentar zur Harmonielehre des Ptolemaios.

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Ptolemai

Klaudios Ptolemaios (nach 83 – 161 u. Z.)

Der Astronom, Mathematiker und Geograph Klaudios Ptolemaios stammte aus Ptolemais und wirkte in Alexandreia.

Er fasste die frühren Arbeiten griechischer Astronomen in einer Großen Zusammenstellung zusammen.

Darin beschreibt er im Gegensatz zu Aristarchos von Samos das geozentrische Weltbild, das erst durch das von Kopernikus 1543 aufgestellte heliozentrische Planetensystem abgelöst wurde.

Im geozentrischen Weltsystem des Ptolemaios steht die Erde im Mittelpunkt der Welt, um den sich alle übrigen Himmelskörper bewegen. Um die beobachtete Bewegung erklären zu können benutzte Ptolemaios die Epizyklentheorie. Auszüge ihrer Musiktheorie finden sich in Porphyrios‘ Kommentar zur Harmonielehre des Ptolemaios. Ptolemaios schrieb Grundlegendes zur pythagoreischen Musiktheorie sowie über den Begriff des musikalischen Kanons bei den Pythagoreern. Sie befasste sich mit Einklang und Verschiedenheit in der Musik und der Bedeutung der Zahlenlehre für die Musik.