Relbegr

Relativer Begriff

Begriff, der Eigenschaften von Gegenständen enthält, deren Existenz unmittelbar von der Existenz anderer Gegenstände abhängt, z. B. der Begriff Tochter. Dieser Begriff wird stets mit den Begriffen Vater bzw. Mutter assoziiert.

Raum

Raum

Der Begriff des Raumes ist ein zentraler Begriff der Philosophie.

Bei Demokrit ist der Raum als Leere, in dem sich die Atome bewegen. Er ist notwendige Bedingung für die Bewegung der Körper. Demokrit denkt den Raum als unendlich.

Bei Platon vermittelt der Raum zwischen den Welten des Seins und des Werdens.

Nach Descartes sind Raum und körperliche Ausdehnung nur begrifflich verschieden. Descartes identifiziert Stoff und Raum. Der Raum besteht aus kleinsten Partikeln, die er Korpuskeln nennt.

Nach More ist der Raum Ausdruck der Allgegenwart Gottes.

Bei Newton ist der Raum von materiellen Eigenschaften unabhängig. Der Raum ist das Sensorium Gottes. Er ist ein unendlicher, leerer, homogener und unbeweglicher Behälter, in dem sich die Körper bewegen. Der Raum besitzt bei Newton keine physikalischen, sondern nur geometrische Eigenschaften.

Das Nichts, als Fähigkeit, etwas in sich haben zu können, ist nach Weigel der Raum.

Leibniz faßt den Raum als eine Relation auf, die das Zugleichsein von wirklichen und möglichen Dingen ausdrückt. Der Raum ist damit von den Dingen abhängig.

Kant bestimmt Raum und Zeit in seiner transzendentalen Ästhetik als reine Formen der Anschauung. Sie sind subjektive Bedingungen jeder Erfahrung.

Nach Lipps sind zwar die Urteile über die Zeit a priori, aber nicht die Urteile über den Raum.

Nach Ostwald gehört der Raum zu den ererbten Vorstellungen.

Nach Herder hat Kant unrecht, wenn er die Begriffe Raum und Zeit für apriorisch hielt, denn in Wirklichkeit, behauptet Herder, entstanden sie aus der Erfahrung.

Auch nach Verworn stammen die Anschauungsformen Raum und Zeit aus der Erfahrung.

Mit der Entdeckung der nicht-euklidischen Geometrien trennte sich der physikalische vom geometrischen Raumbegriff. So konzentriert sich die Relativitätstheorie auf die geometrische Struktur des Raumes.

In der Phänomenologie wird wird die Raumerfahrung des einzelnen Bewußtseins studiert.

Realdef

Realdefinition

Realdefinition (lat.: definitio realis) heißt die Definition eines Begriffes, die (möglichst wesentliche) Merkmale und Erscheinungen eines Gegenstandes wiedergibt, um den Gegenstand durch Hinweis auf seine charakteristischen Eigenschaften von allen anderen Gegenständen zu unterscheiden, z. B. "Die Eiche ist ein großer Laubbaum mit hartem Holz und Früchten, den Eicheln".

Der Realdefinition steht die Nominaldefinition gegenüber.

Realgr

Realgrund

Bei Crusius findet sich die Unterscheidung zwischen Erkenntnisgrund und Realgrund. Hintergrund ist dass beide Arten von Gründen nicht zusammenfallen müssen. Nehmen wir den Satz Die Straße ist nass, also hat es geregnet. Hier liegt zwar eine Begründung für unsere Erkenntnis vor, dass es geregnet hat, der reale Zusammenhang ist aber gerade umgekehrt, weil es geregnet hat, ist die Straße nass.

Kant unterscheidet zwischen logischem und Realgrund. Dabei ist der logische Grund der Grund der Wahrheit und der Realgrund der Grund der Wirklichkeit.

Realvert

Ethik des realen Vertrages

Als Ethik des realen Vertrages bezeichnet man ethische Theorien, die einen realen Vertrag als zentrales ethisches Kriterium heranziehen. Solche Theorien sind mit einer anthropozentrischen Position verbunden, wenn sie als nur den Mensch als vertragsfähig ansehen.

Schon in Platons Staat sagt Glaukon:

"Seinem natürlichen Ursprung nach, behauptet man, ist Unrechttun ein Gut, Unrechtleiden ein Übel, liegt in Unrechtleiden mehr Unglück als im Unrechttun Glück. Wer daher beides, Unrechttun und Unrechtleiden, ausgekostet hat und das eine sich nicht erwählen, dem andern aber nicht entgehen kann, wird es für vorteilhaft halten, einen Vertrag untereinander abzuschließen, der von beidem schützt. Und daher seien Gesetze und Verträge entstanden; was das Gesetz befahl, nannte man gesetzlich und gerecht. Dies sei Ursprung und Wesen der Gerechtigkeit, die in der Mitte zwischen dem höchsten Gut – Unrecht zu tun, ohne Strafe zu leiden – und dem größten Übel – Unrecht zu leiden, ohne sich rächen zu können gelegen sei."

Sokrates widerspricht dem Glaukon bei Platon freilich.

P. Singer sieht in solchen Positionen einen größeren Zwang zu Anthropozentrik als tatsächlich vorhanden ist.

Er schreibt:

"Denn falls die Grundlage der Ethik darin besteht, darauf zu verzichten, anderen Übles zuzufügen, solange sie mir nichts Übles zufügen, habe ich keinen Grund, mich denen gegenüber mit meinen Gemeinheiten zurückzuhalten, die unfähig sind, meine Zurückhaltung zu würdigen und ihr eigenes Verhalten mir gegenüber entsprechend zu kontrollieren. Tiere gehören im großen und ganzen zu dieser Kategorie." [1].

Daß dies nicht für alle Tiere zutrifft, zeigt zunächst das Verhältnis zwischen Haustier und Mensch (zu den Haustieren zähle ich auch alle Tiere in Tierparks). Wenn der Mensch fair mit seinem Hund, seiner Katze u. s. w. umgeht, ist dies durchaus von beiderseitigem Vorteil, auch wenn eine Katze nur nach einer qualvollen Dressur einen Vertrag unterschreiben könnte.

Eine zweite Gruppe von Tieren sind die Tiere, die dem Menschen in irgendeiner Weise nützen (man könnte fragen, ob dies nicht sogar Tiere aller Tierarten sind). Auch diese Tiere können keinen Vertrag unterschreiben. Aber sie verhalten sich wie ein Vertragspartner, wenn man als ihre Vertragsverpflichtung ansieht, dass sie sich an die Naturgesetze halten werden.

Nun glaube ich nicht, dass Ethiken des realen Vertrages die Lösung ethischer Probleme sind. Allerdings sollte das Schließen von Verträgen, die Herausbildung von Gewohnheiten in einer Gemeinschaft usw. in einer Ethik ein ausreichenden Platz bekommen.

Gleiches würde ich von Ethiken des fiktionalen Vertrages nicht sagen, da diese eine Art von Rationalität unterstellen, an die sich alle halten sollten.

Stärker als das genannte Argument Singers gegen Ethiken des realen Vertrages ist der Einwand, der darauf hinausläuft diesen Ethiken fehlenden Altruismus vorzuwerfen. So weist er darauf hin, dass diese Ethiken vom Eigeninteresse ausgehen [2] und die künftigen Generationen nicht in den Blick bekommen [3].


[1] Singer, P.: Praktische Ethik. Neuausgabe. Stuttgart 21994, 111
[2] Singer, P.: Praktische Ethik. Neuausgabe. Stuttgart 21994, 112
[3] Singer, P.: Praktische Ethik. Neuausgabe. Stuttgart 21994, 113

Rechtf E

Epistemische Rechtfertigung

Der Begriff epistemische Rechtfertigung ist einer der zentralsten Begriffe der Erkenntnistheorie. Als epistemische Rechtfertigung bezeichnet man die Art der Rechtfertigung, die für Wissen relevant ist.

Man könnte epistemische Rechtfertigungen mit Rechtfertigungen von Überzeugungen (beliefs) identifizieren. Aber es gibt auch andere Formen der Rechtfertigung, die sich auf Überzeugungen beziehen.

BonJour verweist auf folgendes Beispiel:

"… suppose that I have a dear friend who has stood by me and supported me through many trials and crises, often at considerable cost to himself. Now this friend stands accused of a horrible crime, everyone else believes him to be guilty, and there is substantial evidence for this cconclusion. Suppose too that I have no independent evidence concerning the matter and also that my friend knows me well enough that an insincere claim to believe in his innocence will surely be detected. If in these difficult circumstances I can bring myself to believe in his innocence, it is surely plausible to say that there is a sense in which I am justified in so believing; indeed such a belief might well be regarded as obligatory. But the justification in question isplainly not epistemic justification, but rather a kind of moral justification …" [1].

Die grundlegende Rolle der epistemischen Rechtfertigung ist ihr Rolle als Mittel der Wahrheit. Wenn die Standard der epistemischen Rechtfertigung korrekt sind, führt uns die epistemische Rechtfertigung (wenn auch auf Umwegen) zur Wahrheit.

Häufig wird davon ausgegangen, dass es Grade epistemischer Rechtfertigung gibt [2].

Es ist sehr schwierig herauszufinden, welche Standards der epistemischen Rechtfertigung korrekt sind, da wir zeigen müssen, wie diese Standards das Ziel, Wahrheit zu finden, unterstützen. Will eine Theorie der epistemischen Rechtfertigung Alternativtheorien oder dem Skeptiker widerstehen, muß sie zeigen wie die Rechtfertigungsstandards zur Wahrheit führen. Die Theorie der epistemischen Rechtfertigung hat somit zwei Aufgaben. Sie muss (1) Standards der epistemischen Rechtfertigung finden und (2) eine Metarechtfertigung liefern, die zeigt, dass die Standards zu Wahrheit führen.

Die Lösung dieser Aufgaben bezeichnet man auch als Problem des Kriteriums.


[1] BonJour, L.: The Structure of Empirical Knowledge. Cambridge, Mass./London 1985, 6
[2] BonJour, L.: The Structure of Empirical Knowledge. Cambridge, Mass./London 1985, 8

Rechtf M

Moralische Rechtfertigung

Als moralische Rechtfertigung bezeichnet man die Art der Rechtfertigung, die sich auf moralische Standards bezieht.

Rechtf

Rechtfertigung

Als Rechtfertigung bezeichnet man einen Grund, der mit geeigneten Standards verbunden ist.

Es gibt viele Arten der Rechtfertigung. Eine Handlung kann mit moralischen Standards, eine Geschäftsentscheidung mit Standards des Geschäftslebens begründet werden usw.

Ein spezieller Fall von Rechtfertigung ist die epistemische Rechtfertigung.

Eine Überzeugung die ausreichend gerechtfertigt ist, bezeichnet man als evident.

Reenact

re-enactment-Theorie

Die Theorie über das re-enactment (vgl. engl. re, wieder; enactment, Verfügung, Spiel, Aufführung) geht auf Collingwood zurück. Nach dieser Theorie ist es die Aufgabe des Geschichtswissenschaftlers, auf der Grundlage der überlieferten Quellen die Vergangenheit dadurch zu rekonstruieren, dass er erneut die Gedanken durchspielt, die sich in den vergangenen Ereignissen ausdrücken.

Regel

Regel

Die Regel (lat. regula, Latte, Maßstab, Norm) ist im objektiven Sinne die Bezeichnung für die begrifflich formulierte, aber nicht als gesetzlich notwendig erkannte Gleichförmigkeit eines Seins, Geschehens oder Handelns. In dieser Bedeutung ist der Terminus Regel mit dem Terminus Gesetzmäßigkeit nahe verwandt. Man gebraucht ihn, um anzudeuten, dass der betreffende Vorgang einer statistischen Gesetzmäßkeit unterliegen oder dass man sich nicht im klaren darüber ist, ob diese Wiederholung zufällig oder gesetzmäßig ist.

Im subjektiven Sinne verstehen wir unter Regel soviel wie Vorschrift, als ideelles Gebilde, das denjenigen, an den es gerichtet ist, zu einem bestimmten Verhalten auffordert.

Bei den Regeln im subjektiven Sinne unterscheidet man Regeln im Sinne von Moralnormen und methodische Regeln.

Mit dem Begriff der Regel in all den genannten Bedeutungen ist die Ausnahme vereinbar, mit dem des Gesetzes nicht. Bestätigt werden all diese Regeln durch Ausnahmen jedoch nicht (Ausnahmen bestätigen höchstens, dass es sich um eine Regel – im objektiven Sinne – und nicht um ein Gesetz handelt.

In der Logik wird der Begriff Regel mitunter abkürzend für Schlussregeln (z. B.: Abtrennungsregel, Regel des Kettenschlusses) gebraucht.