Epistemische Rechtfertigung

Der Begriff epistemische Rechtfertigung ist einer der zentralsten Begriffe der Erkenntnistheorie. Als epistemische Rechtfertigung bezeichnet man die Art der Rechtfertigung, die für Wissen relevant ist.

Man könnte epistemische Rechtfertigungen mit Rechtfertigungen von Überzeugungen (beliefs) identifizieren. Aber es gibt auch andere Formen der Rechtfertigung, die sich auf Überzeugungen beziehen.

BonJour verweist auf folgendes Beispiel:

"… suppose that I have a dear friend who has stood by me and supported me through many trials and crises, often at considerable cost to himself. Now this friend stands accused of a horrible crime, everyone else believes him to be guilty, and there is substantial evidence for this cconclusion. Suppose too that I have no independent evidence concerning the matter and also that my friend knows me well enough that an insincere claim to believe in his innocence will surely be detected. If in these difficult circumstances I can bring myself to believe in his innocence, it is surely plausible to say that there is a sense in which I am justified in so believing; indeed such a belief might well be regarded as obligatory. But the justification in question isplainly not epistemic justification, but rather a kind of moral justification …" [1].

Die grundlegende Rolle der epistemischen Rechtfertigung ist ihr Rolle als Mittel der Wahrheit. Wenn die Standard der epistemischen Rechtfertigung korrekt sind, führt uns die epistemische Rechtfertigung (wenn auch auf Umwegen) zur Wahrheit.

Häufig wird davon ausgegangen, dass es Grade epistemischer Rechtfertigung gibt [2].

Es ist sehr schwierig herauszufinden, welche Standards der epistemischen Rechtfertigung korrekt sind, da wir zeigen müssen, wie diese Standards das Ziel, Wahrheit zu finden, unterstützen. Will eine Theorie der epistemischen Rechtfertigung Alternativtheorien oder dem Skeptiker widerstehen, muß sie zeigen wie die Rechtfertigungsstandards zur Wahrheit führen. Die Theorie der epistemischen Rechtfertigung hat somit zwei Aufgaben. Sie muss (1) Standards der epistemischen Rechtfertigung finden und (2) eine Metarechtfertigung liefern, die zeigt, dass die Standards zu Wahrheit führen.

Die Lösung dieser Aufgaben bezeichnet man auch als Problem des Kriteriums.


[1] BonJour, L.: The Structure of Empirical Knowledge. Cambridge, Mass./London 1985, 6
[2] BonJour, L.: The Structure of Empirical Knowledge. Cambridge, Mass./London 1985, 8