Demokritos von Abdera (460 – 371 v. u. Z.)

Abdera war zur Zeit des griechischenPhilosophen Demokritos(auch Demokrit) als wichtiger Warenumschlagspunkt – es lag amHandelsweg zwischen Thrakien und Persien – auch ein kulturellesZentrum. Hier wirkte auchProtagoras, Hippokrates.

Von den Alten wird berichtet, dass Demokrit ausgedehnte Bildungsreisenunternahm, die ihn nach Ägypten, Babylon, Persien und Indien gewführt habensollen. Diese Reisen verschlangen das vom Vater ererbte Vermögen. DieVerschleuderung ererbter Vermögen war strafbar. Demokrit wurde deswegen vorGericht gestellt. Er sagte nichts zu seiner Verteidigung, sondern las nur ausseinen Werken vor. Das überzeugte die Richter davon, dass er sein Erbe wohlangelegt hätte.

Die Ausgangsfrage Demokrits ist traditionell: Was ist das in WahrheitSeiende?

Demokrits Antwort:

"in Wirklichkeit gibt es nur die Atome und dasLeere" [119 fr. 125].

Nach Aristoteles können wir die Zeit hinzufügen:

"… die Zeit sei unentstanden, und hierdurch beweist Demokritdie Unmöglichkeit, dass alles auf der Welt entstanden sei." [Aristoteles,Physik VIII 1251 b 16].

Zenons Analyse der unendlichen Teilbarkeit hattezu paradoxen Resultatengeführt. Deshalb stellte Demokrit die Antithese auf:Es existieren letzte, unteilbare Teilchen, eben Atome, Bausteine aller Dinge.

Den Atomen kommen Eigenschaften zu, die auchParmenides dem Sein zugedacht hatte: Ewigkeit,Unveränderlichkeit, Unteilbarkeit, Kompaktheit, das heißt keine Leere kennend.

Demokrit nimmt im Gegensatz zur Eleatikjedoch kein unbewegliches Sein, sondern unendlich viele, im Raum sichbewegende Atome als das wahrhaft Seiende an.

Im Unterschied zur Auffassung desEmpedokles über die Elemente Teilchen und zuAnaxagors‘ Spermata sind die Merkmale, duch die sich die Atome voneinander unterscheiden, quantitativer Natur: Sieunterscheiden sich durch Gestalt, die mit der Größe verbunden ist, durch die Lage und durch die Anordnung.

Aristoteles hat das am Buchstaben-Modell illustriert. Die Atome unterscheidensich:

  • der Gestalt nach wie A und Z,
  • der Lage nach wie N und Z,
  • der Anordnung nach wie NA und AN.

Die Verkettung der Atome bewirkt das Entstehen, die Auflösung der Verkettungdas Vergehen.

Es bedarf keiner Kraft, die von außen Entstehen und Vergehen bewirkt, daBewegung eine wesentliche Eigenschaft der Atome. Demokrit kann daher aufEmpedokles‘ Liebe und Haß und auf Anaxagoras‘ nous verzichten.

Aristoteles hat Demokrit kritisiert, da er nicht erkläre woher die Bewegungkomme.

Demokrit fasste die Bewegung als bloße Ortsveränderung der Atome und übersah,dass Körper im leeren Raum mit gleicher Geschwindigkeit fallen. Fallen sieaberr mit gleicher Geschwindigkeit, dann bleibt ihre Lage zueinanderunverändert; dann kann es aber auch zu keinem Aufprall, zu keinem Wirbel, zukeiner Verkettung der Atome kommen. Diese Dilemma hatEpikur gesehen und zu lösen versucht.

Bedingung dafür, dass die Atome sich bewegen können, ist für Demokrit derleere Raum. Da unendlich viele Atome sind, müssen sie getrennt, einzeln sein.Die Leere trennt die Atomme. Damit ist die Leere Beedingung für die Bewegungder Atome und für die Vielheit und Einheit dieSonnenstäubchen Seelen seien [vgl. De anima I 2. 404a 16ff.].

Auf die Sonnenstäubchen verweist Demokrit wegen ihrer Bewegtheit, durch diesie dem Verhalten speziell der Seelenatome ähneln.

"Demokrit erklärt Seele und Geist schlechthin für dasselbe. Das Wahre nämlichsei das, was sich den Sinnen darbietet. Deshalb habe Homer die Worte zu Recht gedichtet: ‚Hektor lag da, seinen Geist auf anderes lenkend.‘ Er verwendet hier das Wort ‚Geist‘ nicht imSinne des auf die Wahrheitgerichteten (Denk)vermögens, sondern identifizierte Seele undGeist." [Aristoteles, De anima I 2. 404a 27ff.].

Die Lehre der sogenannten orphischen Epos die behauptete, "dass die Seele beimEinatmen aus dem All eindringen von den Winden getragen" [Aristoteles, Deanima I 5. 410b 29f.] ist für Aristoteles falsch, da die Pflanzen und einigeTiere nicht atmen [Aristoteles, De anima I 5. 410b 30 – 411a 2].

Demokritos ist einer der Begründer der Induktionslogik, in der die Analogieeinen bedeutenden Platz einnimmt. DieWahrheit, so nahm er an,kann man erkennen, wenn man von der sinnlichen Wahrnehmung und der Beobachtungeinzelner Fakten zu Verallgemeinerungen übergeht, dieder Verstand aufgrund der Wahrnehmungsdaten bildet.

Das Urteil ist nachDemokritos die Verbindung von Subjekt und Prädikat.

Bei Demokritos findet sich auch das Honig-Beispiel.

Metrodor von Chios gilt als Schüer Demokrits.