Wilhelm Friedrich Ostwald (1853 – 1932)

Wilhelm Ostwald, geboren in Riga, war ab 1887 Professor der physikalischen Chemie in Leipzig.

Ostwald ist der Begründer des Energetismus, durch den er den wissenschaftlichen Materialismus überwinden will. Unter dem wissenschaftlichem Materialismus versteht er die Annahme, dass es hinter den energetischen Vorgängen und Zuständen einen besonderen Träger, die Materie, gibt und dass sich alle physikalischen Vorgänge auf mechanische, auf das Spiel von Atomen zurückführen lassen.

Nach Ostwald hat die Wissenschaft in rein empirisch-positiver Weise die Tatsachen zu beschreiben. Sie darf keine Hypothesen einfüren, welche über alle Erfahrungsmöglichkeit hinausgehen. Zugelassen sind jedoch vorläufige Annahmen (Protothesen) und Interpolationen (Ausfüllen von Erfahrungslücken).

Anschauliche Hypothesen und physikalische Bilder sind nicht zu verwenden. Daher ist der Atombegriff abzulehnen.

Die Energie ist das Gemeinsame aller Phänomene. Sie ist die wahre Substanz der Dinge und bedarf keines Trägers, da sie selbst das Wirkliche ist.

Alles, was wir von der Außenwelt wissen, können wir in der Gestalt von Aussagen über vorhandene Energien darstellen. Auch das Leben ist energetisch aufzufassen.

In der Erkenntnistheorie ist Ostwald Positivist, evolutionistischer Empirist und Relativist. Alles Denken muss sich auf Erfahrung stützen. Es muss an der Erfahrung geprüft werden und so lange berichtigt werden, bis es mit der Erfahrung übereinstimmt.

Raum, Zeit und Kausalität sind ererbte Vorstellungen.