Sorites

Sorites-Paradox, Haufen-Argument

Dieses zur Gruppe der Slippery-slope-Argumente gehörende Paradox ist eines der Paradoxa des Eubulides aus Milet. Es findet sich auch bei Eukleides von Megara.

Eukleides von Megara formulierte das Paradox wie folgt:

Wenn fünfzig Körner einen Haufen bilden, dann auch neunundvierzig; wenn neunundvierzig, dann auch achtundvierzig. Setzen wir dieses Verfahren fort, so kommen wir zu der absurden Folgerung, dass zwei Körner einen Haufen bilden.

Nach Aristoteles geht das Haufen-Argument auf Zenon von Elea zurück [Aristoteles, Physik H 5, 250a 19f.].

Die Erkenntnis, dass diese Frage nicht eindeutig beantwortet werden kann, führte in die megarischen Schule dicht an die Dialektik von Kontinuität und Diskontinuität in der Begriffsbildung heran.

Da aber die Megariker Begriffe lediglich auf das Unveränderliche in den Erscheinungen bezogen, folgerten sie aus der mangelnden Eindeutigkeit von Begriffsbestimmungen auf die Nichtexistenz von realer Bewegung und Entwicklung.

Eine andere Version des Argumentes besagt, dass ein fallender Kornhaufen kein Geräuch machen kann, da der Haufen aus lauter Körner besteht, die einzeln genommen lautlos zu Boden fallen [Aristoteles, Physik H 5, 250 b 20].


Sinnlk

Sinnlichkeit

Als Sinnlichkeit bezeichnet man die Fähigkeit zur Perzeption. Man spricht daher auch (nicht ganz korrekt) vom Wahrnehmungsvermögen.

Im Empirismus wird die These vertreten, dass alles Wissen über die Wirklichkeit aus der Sinneserfahrung stammt und dass alle Begriffe von der Sinneserfahrung abgeleitet sind.

Im Sensualismus (Mach) wird die These vertreten, dass alle Erkenntnis aus des Sinneseindrücken stammt.

Kant beschreibt die Sinnlichkeit als Rezeptivität, die uns in der Begegnung der Gegenstände Anschauung ermöglicht.

Bei Hegel stellt die sinnliche Gewißheit ein erstes unmittelbares Wissen dar.

Skandal

Skandal der Philosophie

In der Kritik der reinen Vernunft schreibt Kant: "so bleibt es immer ein Skandal der Philosophie und allgemeinen Menschenvernunft, das Dasein außer uns … bloß auf Glauben annehmen zu müssen und, wenn es jemandem einfällt es zu bezweifeln, ihm keinen genugthuenden Beweis entgegenstellen zu können" [1].

Martin Heidegger hat 1927 in Sein und Zeit erwidert: "Der ‚Skandal der Philosophie‘ besteht nicht darin, dass dieser Beweis bislang noch aussteht, sondern darin, dass solche Beweise immer wieder erwartet und versucht werden", denn zu "beweisen ist nicht, dass und wie eine ‚Außenwelt‘ vorhanden ist, sondern aufzuweisen ist, warum das Dasein als In-der-Welt-sein die Tendenz hat, die ‚Außenwelt‘ zunächst ‚erkenntnistheoretisch‘ in Nichtigkeit zu begraben, um sie dann erst zu beweisen" [2].


[1] Kant, I.: Kritik der reinen Vernunft B XL
[2] Heidegger, M.: Sein und Zeit, &; 43a (1927, 91960, 205f.

Skepsis

Skeptizismus


Skepsis2

Skeptizismus

Etymologie

Die Bezeichnung Skeptiker (griech.: skeyiz, skeptikoz, neulat.: scepticus, engl. scepticism, sceptic; franz.: scepticisme, sceptique; ital.: scetticismo, scettico) wurde in der Spätantike für jene Philosophen geläufig, die als "sich des Urteils über alles Enthaltende" bezeichnet worden waren und die man heute auch die antiken Skeptiker nennt.

Das griechische Adjektiv skeptikoz heißt wörtlich: einer der (etwas) untersucht. skeyiz heißt also zunächst nichts anderes als eingehende Untersuchung.

Philon von Alexandrien benutzt das Wort skeptikoi, um Philosophen zu bezeichnen [1].

Zur Zeit von Sextus Empiricus wurde skeyiz oder skeptikoz die übliche Bezeichnung für den Pyrrhoneer. Die pyrrhonischen Skeptiker wurden auch Aporetiker (aporhtikoz), Zetetiker (xhthtikoz, Forschender) oder Ephektiker (efektikoz, Strebender)) genannt.


Skepsis3

Skeptizismus

Grundthese des Skeptizismus

Die philosophische Skepsis vertritt die Auffassung, dass die Wahrheit eines Urteils nicht erkennbar sei. Dabei wird die Wahrheit – zumindest bei den Skeptikern der Antike – als Übereinstimmung des im Urteil ausgedrückten Sachverhaltes mit dem wirklichen, erkenntnisunabhängigen Sachverhalt verstanden, auf den sich das Urteil beziehe. Damit vertritt zumindest die antike Skepsis eine Korrespondenztheorie der Wahrheit.

Der Skeptiker geht davon aus, dass wir in unseren Urteilen den Anspruch erheben, einen Gegenstand so zu beschreiben, wie er an sich selbst und unabhängig von unseren jeweiligen Vorstellungen von ihm beschaffen sei.

Gegen diesen Anspruch richtet er sich, weil ihm die Einlösung dieses Anspruches unbeweisbar erscheint. Viele Skeptiker bestreiten jedoch nicht, dass es möglich sei, dass ein Urteil den Anspruch erfülle und somit wahr sei. Sie bestreiten die Beweisbarkeit des Anspruchs und halten daher das Urteil für einen voreiligen Akt, dessen man sich enthalten müsse, wenn man sich nicht auf bloße Dogmen verlassen wolle.

Der Streit zwischen Skeptizismus und Dogmatismus ist kein Streit um mögliche Gewißheit, sofern damit ein subjektiver Glaubenszustand oder gar eine Art Gefühl, das bestimmte Urteile begleitet, gemeint ist. Hierüber besteht Einigkeit, da auch die meisten Skeptiker diese Möglichkeit einräumen. Sie bestreiten jedoch, dass es eine Methode gibt, um sich selbst oder einen anderen zu irgendeiner Überzeugung zu zwingen, und zwar selbst dann, wenn der andere Überzeugungsversuchen zugänglich ist. Um den Zwang auszuüben, müsste man von einem Urteil nicht nur überzeugt sein und seine Wahrheit behaupten, sondern man müsste sie beweisen, d. h. sie so darlegen, dass sie jedermann einleuchten muß und niemand, der an der Wahrheit interessiert ist, umhin kann, dem Urteil zuzustimmen. Das lässt sich nach Ansicht des Skeptikers nicht erreichen.

Um die Unterscheidung von Rescher zwischen absoluten (guaranteeing) und zureichenden (authorizing) Wahrheitskriterien aufzugreifen: Die Skeptiker akzeptieren, dass es zureichende Wahrheitskriterien gibt, leugnen aber die Existenz absoluter Wahrheitskriterien.

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Skeptizismus

Brentanos Vier-Phasen-Lehre

Franz Brentano liefert eine typisierende Vier-Phasen-Lehre (1895). In den drei Perioden Altertum, Mittelalter und Neuzeit findet Brentano jeweils dieselben vier Phasen, wobei die Skepsis die dritte Phase (und zweite Verfallsphase) bildet. Im Mittelalter wird sie durch den Nominalismus, in der Neuzeit durch Hume vertreten. Auf das Misstrauen gegen die Wissenschaft folgt als vierte Phase die Reaktion auf die Skepsis in Gestalt einer neuen, aber bloß gewaltsamen Dogmatik. [2]

Schneibe

Sich schneidende Begriffe

Begriffe, deren Inhalt unterschiedlich ist und deren Umfänge sich teilweise decken, z. B. "Schriftsteller" und "Wissenschaftler". Einerseits ist in dem Begriffsumfang "Wissenschaftler" ein Teil des Begriffsumfangs "Schriftsteller" enthalten, andererseits ist in dem Begriffsumfang "Schriftsteller" ein Teil des Begriffsumfangs "Wissenschaftler" enthalten.

Die sich schneidenden Begriffe gehören zu den vereinbaren Begriffen. Die lateinische Bezeichnung für sich schneidende Begriffe ist: notiones inter se convenientes.

Schott

Schottische Schule

Schottische Schule nennt man eine philosophische Richtung im 18. und 19. Jahrhundert in Schottland.

Die Schottische Schule knüpft an die englische Moralphilosophie und Ästhetik an und richtet sich unter Berufung auf den common sense gegen den Humeschen Skeptizismus.

Von Thomas Reid begründet wandte sie sich neben der Erkenntnislehre und Religionsphilosophie auch der Ethik, Psychologie und Ästhetik zu.

Wichtige Vertreter sind James Beattie, Catherine Esther Beecher, Dugald Stewart, Thomas Brown und James Mackintosh.

Die Philosophie des common sense wirkt auch in Deutschland (F. H. Jacobi und die Popularphilosophie), Frankreich (Royer-Collard) und England (William Hamilton).

Schreck

Abschreckungstheorie

Als Abschreckungstheorie bezeichnet man Theorien, nach denen der Zweck der Strafe in der Einschüchterung des Verbrechers und anderer besteht.