gleichsam mit seinen halb aus dem Erdreich gelösten Wurzeln ihre Füße, die sich darin verwickelt hatten. Dicht dabei sprudelte eine Quelle. Er sprengte ihr das frische Wasser über Brust und Antlitz, gebot dem unreinen Geiste, von ihr zu weichen und segnete sie nach christlichem Brauche, aber das Wasser der Taufe hat keine Kraft, wo nicht des Glaubens Quelle auch von innen her strömt.
Und doch blieb er auch hier der Überlegene; ja mehr als Mannesstärke gegen die feindliche böse Macht lag in seiner Tat, die das Mädchen gleichsam benahm. Sie ließ die Arme sinken, sah mit verwunderten Augen und erbleichenden Wangen auf diesen Mann, der ihr wie ein mächtiger Zauberer erschien, stark an Mächten und geheimer Kunst. Finstere Runen warf er über sie, schwarze Zeichen waren es, die er in die Luft schrieb! Nicht vor der blinkenden Axt oder dem scharfen Messer, hätte er es vor ihren Augen gezückt, würde sie mit der Wimper gezuckt haben, aber sie tat es, als er des Kreuzes Zeichen auf ihre Brust und Stirne schrieb. Wie ein zahmer Vogel saß sie, das Haupt auf die Brust gebeugt.
Sanft sprach er nun zu ihr von dem Liebeswerke, das sie gegen ihn in dieser Nacht geübt, als sie in der garstigen Krötenhaut zu ihm hinabgekommen war, seine Banden gelöst und ihn dem Licht und Leben wiedergegeben hatte. Sie wäre auch gebunden, mit stärkeren Banden gebunden, als er es gewesen, doch auch sie solle, und zwar durch ihn, dem Licht und Leben wieder zugeführt werden. Zu dem heiligen Ansgarius wolle er sie bringen, dort, in seiner christlichen Stadt, würde der Zauber von ihr genommen werden. Doch nicht vor sich auf dem Pferde, ob sie auch gutwillig folgen würde, wagte er sie dorthin zu führen.
»Hinter mir mußt Du auf dem Pferde sitzen, nicht vor mir. Deiner zauberischen Schönheit eignet die Macht, die das Böse ausstrahlt; ich fürchte sie – und doch werde ich darüber siegen in Christo.«
Er beugte seine Knie und betete fromm und innig, da war es, als würde die stille Waldnatur zu einer heiligen Kirche geweiht. Die Vögel begannen zu singen, als gehörten sie mit zu der neuen Gemeinde, die wilden Krauseminzen dufteten, als wollten sie Ambra und Räucherwerk ersetzen, und laut verkündete er die Worte der Schrift: »Das Licht von oben hat uns heimgesuchet, um zu leuchten denen, die in der Finsternis wandeln, und ihre Füße zu leiten auf dem Wege des Friedens.«
Und er sprach von der Sehnsucht der Geschöpfe, und während er sprach, stand das Pferd, das sie in wildem Lauf getragen hatte, still und scharrte zwischen den langen Brombeerranken, so daß die reifen, saftigen Beeren in Klein-Helgas Schoß fielen, sich selbst zur Erquickung anbietend.