Holzstück fort, das unter der Klinke steckte und ergriff die brennende Lampe, die in der Vorkammer stand. Es war, als gäbe ihr ein starker Wille ungeahnte Kräfte. Sie zog den eisernen Bolzen aus der vergitterten Tür und schlich sich zu dem Gefangenen hinab. Er schlief. Sie berührte ihn mit ihrer kalten, klammen Hand, und er erwachte. Als er die häßliche Gestalt erblickte, schauderte er wie vor einer bösen Erscheinung zurück. Sie zog ihr Messer, durchschnitt seine Fesseln und winkte ihm, ihr zu folgen.
Er rief heilige Namen, schlug das Kreuzeszeichen, und als die Gestalt unverändert vor ihm stand, sagte er: »Selig ist, wer gegen die Geringen verständig handelt, der Herr wird ihn erretten am Tage der Trübsal. – Werbist Du? Woher dies Äußere eines Tieres und doch von barmherzigem Tun?«
Die Krötengestalt winkte, führte ihn hinter schützenden Decken durch einen einsamen Gang zum Stalle hinaus und zeigte auf ein Pferd; er schwang sich hinauf, doch auch sie hüpfte vor ihm aufs Pferd und hielt sich an seiner Mähne fest. Der Gefangene verstand sie, in hurtigem Trab ritten sie einen Weg entlang, den er nie allein gefunden haben würde, und kamen in die offene Heide hinaus.
Er vergaß ihre häßliche Gestalt und fühlte nur die durch dies Ungetüm bewiesene Gnade des Herrn. Fromme Gebete sprach er und stimmte heilige Lieder an. Da zitterte sie; war es des Gebetes und des Gesanges Macht, die auf sie einwirkten, oder waren es die Kälteschauer des beginnenden Morgens? Was mochte sie wohl empfinden. Sie hob sich hoch empor, wollte das Pferd anhalten und abspringen. Doch der christliche Priester hielt sie mit aller Kraft fest, sang laut einen Psalm, als könne er den Zauber lösen, der sie in die häßliche Froschgestalt gebannt hielt, und das Pferd jagte wilder davon. Der Himmel wurde rot, der erste Sonnenstrahl drang durch die Wolken, und durch den klaren Lichtstrahl geschah die Verwandlung, sie wurde wieder die junge Schönheit mit dem dämonisch bösen Sinn; er hielt das schönste junge Weib in seinen Armen. Darüber entsetzte er sich, sprang vom Pferde und hielt es an, indem er glaubte, einem neuen vernichtenden Blendwerk zum Opfer zu fallen. Aber Jung-Helga war ebenfalls mit einem Sprunge auf dem Erdboden. Das kurze Kinderröckchen reichte ihr kaum bis ans Knie. Sie riß das scharfe Messer aus ihrem Gürtel und stürzte sich auf den Überraschten.
»Wenn ich Dich fasse« rief sie, »wenn ich Dich fasse, renne ich Dir das Messer in den Leib, Du bist ja bleich wie Stroh, Bartloser Sklave.«
Sie drang auf ihn ein; sie kämpften einen schweren Kampf, aber es war, als ob eine unsichtbare Kraft dem christlichen Manne Stärke gäbe. Er hielt sie fest, und der alte Eichbaum neben ihm kam ihm zu Hülfe und band