Und er trug sie empor zu Glanz und Herrlichkeit, überströmend von Gedanken und Tönen; nicht nur äußerlich erklang und leuchtete es um sie, die Klänge und der Glanz waren auch in ihr. Worte können es nicht wiedergeben.
»Nun müssen wir zurück, Du wirst vermißt!« sagte er.
»Nur einen Blick noch« bat sie; »nur einen einzigen kurzen Augenblick.«
»Wir müssen zur Erde, alle Gäste gehen schon fort.«
»Nur einen Blick den letzten.«
Klein-Helga, stand wieder auf der Veranda – aber alle Fackeln draußen waren gelöscht, alle Lichter im Hochzeitssaal waren fort, die Störche fort, keine Gäste zu sehen, kein Bräutigam, alles wie fortgeweht während der drei kurzen Augenblicke.
Da überkam Helga eine Angst; sie ging durch die große, leere Halle in die nächste Kammer hinein. Dort schliefen fremde Soldaten. Sie öffnete die Seitentür, die in ihre eigene Stube hineinführte, und als sie darin zu stehen vermeinte, stand sie draußen im Garten. – So war es doch hier vorhin nicht gewesen; rötlich schimmerte der Himmel, der Tag graute herauf.
Drei Augenblicke im Himmel nur, und eine ganze Erdennacht war vergangen!
Da sah sie die Störche: sie rief zu ihnen hinauf, sprach ihre Sprache, und der Storchvater drehte den Kopf, lauschte und näherte sich.
»Du sprichst unsere Sprache!« sagte er, »was willst Du? Was führt Dich hierher, Du fremdes Weib?«
»Ich bin es ja, ich – Helga! Erkennst Du mich nicht? Vor drei Minuten sprachen wir noch zusammen, dort in der Veranda.«
»Das ist ein Irrtum!« sagte der Storch; »das mußt Du alles geträumt haben.«
»Nein, nein« sagte sie und erinnerte ihn an die Wikingerburg und das Wildmoor, die Reise hierher.
Da blinzelte der Storchvater mit den Augen: »Das ist ja eine alte Geschichte, die ich aus der Zeit meiner Ururgroßmutter gehört habe. Ja,gewiß war hier in Ägypten einmal eine Prinzessin aus dem Lande Dänemark, aber sie verschwand an ihrem Hochzeitsabend vor vielen hundert Jahren und kam niemals wieder. Das kannst Du selbst auf dem Denkstein hier im Garten lesen. Darein sind Schwäne und Störche gemeißelt, und zu oberst stehst Du selbst in weißem Marmor.«