»Dann würde ich die Hunde loslassen! Hui, davon über Sumpf und Moor nach der Heide! Das wäre ein lustiger Anblick, aber noch lustiger, ihm bei dieser Fahrt folgen zu können!«
Doch der Wiking wollte nicht, daß er diesen Tod erleide, doch sollte er als Verleugner und Verfolger der hohen Götter morgigen Tages auf dem Blutsteine im Hain geopfert werden. Es war das erste Mal, daß hier ein Mensch geopfert wurde.
Jung-Helga bat, ob sie die Götterbilder und das Volk mit seinem Blute besprengen dürfe; sie wetzte ihr blankes Messer, und da gerade einer der großen bissigen Hunde, deren es genug auf dem Hofe gab, an ihr vorbei lief, stach sie ihm das Messer in die Seite: »Das geschieht, um seine Schärfe zu erproben« sagte sie, und die Wikingerfrau sah betrübt auf das wilde, bösartige Mädchen. Und als die Nacht kam und die Tochter sich an Leib und Seele verwandelte, sprach sie zu ihr mit des Kummers warmen Worten, die tief aus ihrer Seele drangen.
Die häßliche Kröte mit dem verzauberten Leib stand vor ihr und heftete die braunen, traurigen Augen auf sie, hörte zu und schien mit menschlicher Vernunft zu verstehen.
»Niemals, selbst nicht zu meinem Gemahl, ist mir über die Zunge gekommen, um dessen willen ich zwiefach durch Dich leide!« sagte die Wikingerfrau. »Es ist mehr Kummer über Dich in meinem Herzen, als ich selbst je geglaubt hätte. Groß ist die Liebe einer Mutter, doch in Deiner Seele wohnt keine Liebe. Dein Herz ist ein kalter Schlammklumpen! Woher kommst Du doch in mein Haus!«
Da erzitterte das häßliche Geschöpf ganz seltsam, es war, als berührten diese Worte ein unsichtbares Band zwischen Körper und Seele, und es erschienen große Tränen in seinen Augen.
»Deine harte Zeit wird noch einmal kommen!« sagte die Wikingerfrau. »Furchtbar wird sie werden, auch für mich! Besser wärest Du als Kind auf der Landstraße ausgesetzt worden, und die Nachtkälte hätte Dich in den Tod gelullt!« Und die Wikingerfrau vergoß bittere Tränen und ging zornig und betrübt hinter den Fellvorhang, der von einem Balken lose herabhing und die Stube teilte.
Einsam saß die zusammengeschrumpfte Kröte im Winkel. Lautlose Stille war in der Stube, aber nach kurzer Zeit entrang sich ihr ein halberstickter Seufzer; es war, als ob unter Schmerzen neues Leben in ihrem Herzen geboren werde. Sie tat einen Schritt vorwärts, lauschte, tat wieder einen Schritt und ergriff nun mit unbehülflichen Händen die schwere Stange, die vor die Tür geschoben war. Leise schob sie sie zur Seite, still nahm sie das