der Sonne, dem Auge Gottes, entgegen, höher und immer höher hinauf, der Strauß allen anderen weit voran. Stolz flog er dem Lichte entgegen, er verließ sich auf seine Kraft und nicht auf den Geber, er sagte nicht: »Wenn Gott will.« Da zog der rächende Engel den Schleier von der Flammenstrahlenden, und gleichen Augenblicks verbrannten des Vogels Schwingen, elend sank er zur Erde nieder. Er und sein Geschlecht vermögen niemals mehr sich zu erheben. Sie fliehen in ewigem Schrecken, stürmen im Kreise herum in dem engen Raum, eine Mahnung für uns Menschen, bei allen unseren Gedanken, bei jeder Handlung zu sagen: »Wenn Gott will.«
Zeitig im Frühjahr, als die Störche wieder gen Norden zogen, nahm Klein-Helga ihr goldenes Armband, ritzte ihren Namen hinein und winkte dem Storchvater zu. Sie legte ihm den Goldreif um den Hals und bat ihn, ihn der Wikingerfrau zu überbringen, die daraus erkennen könne, daß ihre Pflegetochter lebte, glücklich wäre und an sie dächte.
»Das ist schwer zu tragen!« dachte der Storch, als er ihn um den Hals fühlte; »aber Gold und Ehre soll man nicht auf die Landstraße werfen. Sie werden dort oben zugeben müssen, daß der Storch Glück bringt.«
»Du legst Gold und ich lege Eier« sagte die Storchmutter, »aber Du legst nur einmal, und ich mache es in jedem Jahr. Doch eine Anerkennung erhält keiner von uns. Das kränkt!«
»Man hat das Bewußtsein der guten Tat, Mutter« sagte der Storchvater.
»Das kannst Du Dir nicht auf den Rock hängen!« sagte die Storchmutter, »das gibt weder guten Fahrwind noch eine Mahlzeit.«
Und dann flogen sie fort.
Die kleine Nachtigall, die im Tamarindenstrauche sang, wollte auch bald nach Norden ziehen. Droben im Wildmoor hatte Klein-Helga sie oft gehört. Botschaft wollte sie ihr mitgeben, denn die Sprache der Vögel verstand sie, seit sie im Schwanenkleide geflogen war; oft hatte sie seitdem mit Storch und Schwalbe gesprochen. Die Nachtigall würde sie verstehen, und sie bat sie, zum Buchenwalde auf der jütischen Halbinsel zu fliegen, wo ein Grab aus Stein und Reisig aufgerichtet war, sie bat sie, alle kleinen Vögel zu bitten, über dem Grabe zu wachen und all ihre Lieder darüber zu singen.
Und die Nachtigall flog, und die Zeit flog dahin.
Auf der Pyramide stand zur Erntezeit der Adler, er sah einen stattlichen Zug reichbeladener Kamele, köstlich gekleideter, bewaffneter Männer auf schnaubenden arabischen Rossen, heranziehen. Silberweiß schimmerten