los! Das heiße ich einen Fußtritt versetzen! Rudi ist nun fort, und Babette sitzt und weint, aber der Müller singt ein deutsches Lied, das er auf der Reise gelernt hat. Ich will mich nicht weiter über die Geschichte grämen; es hilft doch nichts!2 »Es kann ja immer noch anders kommen!« sagte die Küchenkatze. 7. Das Adlernest
Ein lustiger und lauter Jodler schallte von dem Felsenpfade herab und drückte gute Laune und unerschrockenen Mut aus. Rudi war es, er ging zu seinem Freunde Vesinand.
»Du mußt mir helfen! Wir nehmen Ragli mit, ich muß den jungen Adler aus dem Neste oben am Felsenrande ausnehmen!«
»Willst du nicht lieber gleich den Mann aus dem Monde holen, das ist ungefähr ebenso leicht!« erwiderte Vesinand. »Du bist heut’ gut gelaunt!«
»Ja, denn ich denke, Hochzeit zu feiern« Doch nun ernstlich geredet, du mußt wissen, wie meine Angelegenheiten stehen!«
Und bald wusste Vesinand und Ragli, um was es sich handelte.
»Du bist ein waghalsiger Bursche!« sagten sie. »Es geht nicht, du brichst dir den Hals!«
»Man fällt, wenn man es sich nicht einbildet!« entgegnete Rudi.
Um Mitternacht brachen sie auf, mit Stangen, Leitern und Stricken reichlich versehen. Der Weg führte zwischen Sträuchern und Büschen hindurch, über rollende Steine hinweg, immer aufwärts, aufwärts in die dunkle Nacht hinein. Das Wasser rauschte hernieder, das Wasser rieselte auf der Höhe, feuchte Wolken trieben in der Luft. Die Jäger erreichten den steilen Felsenrand, dunkler wurde es hier, die Felsenwände stießen fast zusammen, und nur hoch oben in der schmalen Spalte zeigte sich ein geringer Lichtschimmer. Dicht vor ihnen war ein tiefer Abgrund mit einem rauschenden Wasserfall. Still saßen sie alle drei da, sie wollten die Dämmerung erwarten, in welcher der Adler ausflog. War er nicht erst geschossen, konnte man gar nicht daran denken, sich des Jungen zu bemächtigen. Rudi saß zusammengekauert, so still, als wäre er ein Stück des Steines, auf dem er saß. Das Gewehr hielt er schußfertig vor sich, die Augen unverwandt auf die oberste Spalte gerichtet, wo sich das Adlernest unter den herabhängenden Felsen verbarg. Die drei Jäger warteten lange.
Plötzlich ertönte über ihnen ein krachender, rauschender Laut; ein großer schwebender Gegenstand überschattete sie. Zwei Büchsenläufe richteten sich auf die schwarze Adlergestalt, als sie aus dem Neste aufflog. Ein