Rudi wandte sich um und sah ein rotes, vergnügtes Gesicht, eine dicke Gestalt; es war der reiche Müller aus Bex. Er verbarg mit seinem breiten Körper die feine niedliche Babette, die jedoch bald mit ihren strahlenden, dunklen Augen hervorguckte. Für den reichen Müller diente zum Beweise, daß er ein Jäger seines Kantons war, lediglich der Umstand, daß er die besten Schüsse abgab und der Gefeiertste war. Rudi war wahrlich ein Glückskind; wonach er hierher gewandert war, was er aber an Ort und Stelle beinahe vergessen hatte, das suchte ihn auf.
Wo sich Landsleute fern von der Heimat treffen, da kennen sie einander, da reden sie einander an. Rudi war beim schützenfeste durch seine Schüsse offenbar der Erste, geradeso wie der Müller daheim in Bex durch sein Geld und seine gute Mühle war, und deshalb drückten die beiden Männer einander die Hände, was sie nie zuvor getan hatten. Auch Babette reichte Rudi treuherzig die Hand, und er drückte sie ihr wieder und sah sie an, dass sie ganz rot dabei wurde.
Der Müller erzählte von dem langen Wege, den sie zurückgelegt, von den vielen Städten, die sie gesehen hatten. Es war eine ordentliche Reise gewesen; sie hatten das Dampfschiff benutzt, waren mit der Eisenbahn und mit der Post gefahren.
»Ich bin den kürzeren Weg gegangen«, sagte Rudi. »Ich bin über die Berge gegangen. Kein Weg ist so hoch, dass man ihn nicht passieren kann!«
»Aber auch den Hals dabei brechen«, sagte der Müller. »Und Ihr seht mir gerade danach aus, dass Ihr den Hals einmal brechen müßt, so verwegen wie Ihr seid!«
»Man fällt, wenn man es sich nicht selbst einbildet!« sagte Rudi.
Des Müllers Verwandte in Interlaken, bei denen der Müller und Babette auf Besuch waren, baten Rudi, bisweilen bei ihnen vorzusprechen, er wäre ja mit ihnen aus demselben Kanton. Das war für unseres Rudi Pläne ein gar günstiges Anerbieten, das Glück war mit ihm, wie es immer mit denjenigen ist, der sich auf sich selbst verlässt und dessen eingedenk bleibt: »Gott gibt uns zwar die Nüsse, aber er knackt sie uns nicht auf.«
Rudi saß, als ob er mit zur Familie gehörte, bei den Verwandten des Müllers; ein Hoch wurde auf den besten Schützen ausgebracht, und Babette stieß mit an, und Rudi bedankte sich für die ihm erzeigte Ehre.
Gegen Abend durchschritten sie alle die schöne Straße längs den prächtigen Hotels unter den alten Walnussbäumen, und es bewegte sich dort eine solche Volksmenge, es war ein so großes Gedränge, dass Rudi Babetten den Arm bieten musste. Er wäre so froh darüber, dass er Leute