Arrhia

Arrhia (Ende 2./Anfang 3. Jh. u. Z.)

Arrhia lebte als Griechin in Rom, wird den Platonistinnen zugerechnet und ist eventuell identisch mit Arria, der Frau des Konsuls M. Nonius Macrinus und Mutter des Arrius, Konsul Ordinarius im Jahre 201.

Arrhia war nicht nur mit den römischen Kaisern Septimus Severus und des Sohn Caracalla befreundet, sondern auch mit Galen, der in seiner Abhandlung über Theriaca, d.h medizinische Heilmittel und Gegengifte, von Arrhia als seine von ihm besonders hochgeschätzte Zeitgenossin und als ein dem Studium der platonischen Philosophie mit größem Eifer ergebenes Frauenzimmer spricht. Galen heilte sie von einem schweren Magenleiden.

Aresas

Aresas

Der Pythagoreer Aresas stammt aus Kroton. Er wird bei Stobaeus erwähnt.

Das von Aisara erhaltene Fragment aus ihrem Werk Über die menschliche Natur wird gelegentlich Aresas zugeschrieben.


Arendt

Hannah Arendt (1906 – 1975)

Die Philosophin Hannah Arendt studierte bei Jaspers und Heidegger in Heidelberg. 1933 floh sie aus Deutschland und lebte seitdem in den USA. Sie schrieb vor allem über den Anti-Semitismus des Nazi-Regimes.

Sie ist bekannt geworden, durch ihre Analyse der soziologisch-anthropologische Kategorien Arbeit, Herstellen und Handeln.

In The Origins of Modern Totalitarianism (1951) beschrieb sie die Gefahr der Konzentration von politischer Macht. In The Life of the Mind (1972) begründete sie ihre Skepsis bezüglich des möglichen positiven Einflusses philosophischer Gedanken auf die menschliche Zivilisation.

Weblinks


Alex H

Alexander von Hales (gest. 1245)

Alexander von Hales lehrte in Paris. Er ist der erste Scholastiker, der die gesamte Philosophie des Aristoteles und einen Teil seiner Kommentatoren (Avicenna, Ghazali) gekannt hat. Er benutzte sie zur Begründung der Dogmen.

Alexander von Halen ist Realist. Vor den Dingen sind die Universalien im göttlichen Geiste. Alles Geschaffene besteht aus Materie und Form.


Anaxarch

Anaxarch

Anaxarch zog mit Pyrrhon von Elis nach Indien. Diogenes Laërtios rühmt seine innere Unangefochtenheit, Anspruchslosigkeit und Zufriedenheit sowie das Selbstbewusstsein, mit dem er gegenüber Alexander dem Großen auftrat.

Anaxarch steht in der Tradition des Metrodor von Chios.

Als Anaxarch einmal in einen Sumpf gefallen sei, ging sein Schüer Pyrrhon weiter, ohne sich um ihn zu kümmern. Das brachte Pyrrhon Tadel ein, aber Anaxarch selbst lobte sein gleichgültiges und teilnamsloses Verhalten.

Alembert

Jean Lerond d’Alembert (1717 – 1783)

Der französische Physiker und Philosoph Jean Lereond d’Alembert war gemeinsam mit Diderot Herausgeber der Enzyklopädie und gehört damit zu den Enzyklopädisten.

D’Alembert verfasste die Einleitung dieses Werkes. d’Alembert ist Skeptiker und Empirist.

Wissen wird bei d’Alembert in seinem Essai sur les élements de philosophie als sicherer Schluss aus Vernunftgründen interpretiert, der mehr als nur Wahrscheinlichkeit hat.


Apelt

Ernst Friedrich Apelt (1815 – 1859)

Ernst Friedrich Apelt, geboren in Reichenau (Sachsen) war Professor in Jena.

Apelt ist ein Anhänger von Fries.

Die formale Apperzeption ist die Quelle des apriorischen. Die metaphysischen Grundsätze entspringen aus der Verbindung von Kategorie und Schema.

Nach Apelt ist die Induktion formell ein disjunktiver Vernunftschluß. Sie gründet sich auf einen angeborenen Hang der Vernunft nach Einheit und Zusammenhang ihrer Erkenntnisse. Die Allgemeingültigkeit der durch Induktion gewonnenen Gesetze beruht auf apriorischen Prinzipien.


Apel

Karl-Otto Apel

Karl-Otto Apel (* 15. März 1922 in Düsseldorf) ist ein deutscher Philosoph. Er ist ein Vertreter der Diskursethik sowie einer sprachpragmatischen, intersubjektiven Transzendentalphilosophie (Transzendentalpragmatik).

Apels Philosophie ist zum einen durch eine Verbindung von sprachanalytischer (Wittgenstein, Peirce) und hermeneutischer Philosophie (Heidegger) gekennzeichnet und ist zum anderen durch die Abwehr relativistischer Positionen, insbesondere in der Ethik geprägt.

Transformation der Transzendentalphilosophie und Letztbegründung

Apel strebt eine Transformation der Philosophie (so der Titel eines Werkes) an, will aber zugleich den grundsätzlichen Standpunkt der Transzendentalphilosophie beibehalten: der Ausgang vom Subjekt müsse zugunsten einer intersubjektiven Perspektive überwunden werden, ohne dass die von Immanuel Kant gewonnenen Einsichten in die unhintergehbaren Konstituionsbedingungen der Objektivität verloren gehen sollen.

Anstelle der bei Kant in der subjektiven Vernunft verwurzelten apriorischen Annahmen geht Apel vom Apriori der Kommunikationsgemeischaft aus: In der Reflexion auf die in jeder Diskurssituation immer schon vorausgesetzten Diskursbedingungen zeige sich ein auch für die philosophische Debatte unhintergehbares Apriori. Diese Voraussetzungen lassen sich nach Apels Ansicht als letztbegründete Diskursnormen betrachten: Jeder Versuch, sie explizit zu bestreiten, setzt sie implizit voraus.

Apel kennzeichnet sein Letztbegründungskonzept wie folgt: Sätze sind letztbegründet, wenn sie a) nicht bewiesen werden können, ohne selbst vorausgesetzt zu werden und sie b) nicht bestritten werden können, ohne zugleich als gültig angesehen zu werden. Durch diese zweite Bedingung, der Vermeidung eines performativen Widerspruches liege in jenem Argument kein Zirkelschluss vor. Zugleich sei jener Widerspruch performativer oder pragmatischer Natur, er stamme nicht aus dem subjektiven Denken, sondern aus dem Akt des intersubjektiven Gesprächs, so dass sich für Apel die Intersubjektivität als unhintergehbare Bestimmung menschlichen Denken und Handelns ergibt.

Diskursethik

Apel versucht mit diesem Letztbegründungs-Kriterium grundlegende Diskursnormen zu rechtfertigen und somit eine Diskursethik zu entwickeln, wie sie in abgeschwächter Form – d. h. ohne Letztbegründungsanspruch – auch von Jürgen Habermas vertreten wird. Die ethischen Prinzipien sollen dabei nach Apel aus den in jeder Diskussion um jede Ethik, ja auch um den ethischen Nihilismus immer schon vorausgesetzten Annahmen gewonnen werden.

Jeder philosophische und ethische Ansatz appelliere an das Kriterium der objektiven Verbindlichkeit und Wahrheit der eigenen Aussage, so dass die Verbindlichkeitsanforderung und die Wahrheitsfähigkeit nach Apel nicht vernünftig in Frage gestellt werden können. Ziel Apels ist hierbei die Abwehr des ethischen Nihilismus und die Rückkehr zu einer objektiven und rationalen Ethik, die das Paradoxon der Gegenwart überwinden soll. Apel sieht in der Trennung zwischen objektivem Faktenwissen der Einzelwissenschaften und der Privatheit und Beliebigkeit ethischer Überzeugungen eines der Hauptprobleme der Moderne, aus dem die Diskursethik einen Ausweg darstellen soll.

Hermeneutik und Sprachkritik

Apel kann als einer der ersten deutschen Philosophen gelten, die die bis dahin getrennten und gegensätzlichen Strömungen der an Heidegger anknüpfenden hermeneutischen Philosophie und der sprachanalytischen Philosophie im Gefolge Wittgensteins verbunden haben. Apel versucht durch eine Kritik sowohl an Heidegger, dem er Logosvergessenheit vorwirft, als an Wittgenstein, dessen Tractatus er als selbstwidersprüchliche Grenzziehung der Vernunft ansieht, nicht nur die Unterschiede, sondern die Gemeinsamkeiten beider Strömungen zu erfassen. So sei sowohl Heideggers als auch Wittgensteins Philosophie durch eine Überwindung oder Verwindung der Metaphysik gekennzeichnet. Beide Richtungen zielen auf die pragmatische Lebenswelt, wie dies bei Heidegger durch den Vorrang der Zuhandenheit über die theoretische Vorhandenheit zum Ausdruck kommt.

In eben jene Richtung gehe auch die Sprachspielanalyse Wittgensteins. Indem die Pragmatik und die Sprache als intersubjektive Struktur bei beiden Denkern eine zentrale Rolle spielen, sei der Übergang zur Philosophie der Gegenwart als Philosophie der Intersubjektivität in beiden Fällen vollzogen.

Ausgehend von einer Auseinandersetzung mit diesen beiden philosophischen Richtungen versucht Apel in seiner transzendentalen Hermeneutik zwischen den Modellen des Welterklärens der Naturwissenschaften und des Weltverstehens der Geisteswissenschaften zu vermitteln.

Werke

  • Auseinandersetzungen in Erprobung des transzentendalpragmatischen Ansatzes, Frankfurt am Main 1998
  • Diskurs und Verantwortung. Das Problem des Übergangs zur postkonventionellen Moral, Frankfurt am Main 1997
  • Die Erklären: Verstehen-Kontroverse in transzentendalpragmatischer Sicht, Frankfurt am Main 1979
  • Transformation der Philosophie, Frankfurt am Main 1994

Literatur

  • Vittorio Hösle: Die Krise der Gegenwart und die Verantwortung der Philosophie. Transzendentalpragmatik, Letztbegründung, Ethik, München 1990
  • Walter Reese-Schäfer, Karl-Otto Apel zur Einführung. Mit einem Nachwort von Jürgen Habermas, Hamburg
  • Gerhard Schönrich: Bei Gelegenheit Diskurs. Von den Grenzen der Diskursethik und dem Preis der Letztbegründung. Frankfurt am Main 1994

Weblinks


Antonowi

Maxim Alexejewitsch Antonowitsch (1835 – 1918)

Der russische Philosoph, Literaturkritiker und Publizist Maxim Alexejewitsch Antonowitsch kritisierte als einer der ersten in Rußland den Agnostizismus von Kant.

Erkenntnis beginnt nach Antonowitsch mit der Empfindung.

Wahrheitskriterium ist die Erfahrung.

Begriffe sind nicht angeboren, sondern das Produkt der Verarbeitung von Daten, die durch Wahrnehmungen und Empfindungen gewonnen wurden.

Anaxagor

Anaxagoras von Klazomenai (ca. 500 – 428 v. u. Z.)

Der griechische Philosoph Anaxagoras von Klazomenai kam als junger Mensch in ein ökonomisch und militärisch gesichertes, politisch relativ freies und kulturell aufblühendes Athen. Er brachte den aufgeklärten Geist der ionischen Philosophie und den Willen mit, sein Leben vornehmlich der Entwicklung der Wissenschaft zu widmen.

Diogenes Laertius berichtet: "So sagte er zu einem, der ihn fragte: ‚Hast du denn gar kein Herz für dein Vaterland?‘ ‚Laß das gut sein; nichts liegt mir mehr am Herzen als mein Vaterland‘, wobei er auf den Himmel wies." [Diogenes Laertius: Leben und Meinungen berühmter Philosophen. II].

"Und befragt, wozu er auf die Welt gekommen sei, sagte er: ‚Zur Beobachtung von Sonne, Mond und Himmel.’" [Diogenes Laertius: Leben und Meinungen berühmter Philosophen. II].

Anaxagoras Hauptthesen zur Physik sind:

  • "(Ursprünglich) waren alle Dinge zusammen." [Aristoteles: Von den Teilen der Tiere IV 10.678a 7 ff.]. "Vor dieser Ausscheidung (der Grundstoffe) aber, als noch alles zusammen war, war auch noch keinerlei Farbe zu erkennen. Denn es hinderte dies die Mischung aller Stoffe, des Feuchten und Trockenen, des Warmen und Kalten, Hellen und Dunkeln, zumal auch viel Erde darin war und eine unendliche Menge von Samen, die in nichts einander glichen. Denn auch von den andern Dingen gleicht kein einziges dem andern. Wo dies so ist, muss man annehmen, dass in der Gesamtmasse sämtliche Stoffe enthalten sind." [46 fr. 4].
  • Die Urmischung der Stoffe wird durch die Vernunft in Wirbelbewegung versetzt. Dadurch scheiden sich die Stoffe voneinander. Der Scheidung der Stoffe wirkt jedoch das Streben des Gleichen nach dem Gleichen entgegen. Im Spiel dieser gegensätzlichen Bestrebungen vollzieht sich die Bildung des Kosmos.
  • Sonne und Sterne sind glühende Gesteinsmassen, die vom Umschwung des Äthers herumgerissen werden.
  • Die Milchstraße ist ein Reflex des Lichtes derjenigen Sterne, die nicht von der Sonne beschienen werden.
  • Der Mond verfinstert sich, wenn die Erde zwischen Mond und Sonne tritt; die Sonne verfinstert sich, wenn der Mond zwischen Sonne und Erde tritt.
  • Der Mond hat kein eigenes Licht, sondern wird von der Sonne beschienen.
  • Die Erde ist von flacher Gestalt, und sie verharrt in schwebender Lage, weil sie von der Luft getragen wird. Leerer Raum wird ausgeschlossen.
  • Die meteorologischen Erscheinungen haben letztlich ihren Grund in der Sonnentätigkeit.

Diese Thesen standen im Widerspruch zur geläufigen Meinung. Da Anaxagoras außerdem mit Perikles befreundet war, wurde ihm der Prozeß gemacht. Perikles setzte sich für Anaxagoras ein und erreichte, dass Anaxagoras zwar nicht freigesprochen, wohl aber, dass die drohende Todesstrafe in eine andere umgewandelt wurde. Anaxagoras verließ Athen und lebte noch einige Jahre in Lampsakos.

Den Ausgangspunkt seiner Philosophie hat Anaxagoras mit den Eleaten und mit Empedokles gemeinsam: Wahres Sein entsteht und vergeht nicht. Aus nichts wird nichts. Alles kann aber auch nicht mehr werden, denn man muss erkennen, "dass die Gesamtheit der Dinge weder mehr noch weniger wird (denn es ist undenkbar, dass es mehr als alles gibt), sondern alles stets gleich (an Menge) bleibt" [29 fr. 5].

Hinsichtlich der Vielheit der Dinge teilt Anaxagoras die Meinung des Empedokles: Aller Dinge Entstehen und Vergehen ist nichts anderes als Mischen ewiger und konstanter Teilchen bzw. Trennung des Gemischten.

"Die Worte Entstehen und Vergehen gebrauchen die Griechen nicht richtig. Denn kein Ding entsteht oder vergeht (in eigentlichem Sinne), sondern aus (schon) vorhandenen Dingen findet eine Mischung wie andererseits eine Trennung statt. Und so dürften sie wohl mit Recht das Entstehen als ein Sich-Mischen und das Vergehen als ein Sich-Trennen (von Stoffen) bezeichnen." [24 fr. 17].

Während Empedokles von den vier Grundwurzeln aller Dinge ausgeht, sieht Anaxagoras in den Spermata (in späterer antiker Verwendung: Hömomerien = gleichteilige Stoffe) das wahre, unveränderliche Sein, aus deren Mischung die Dinge entstehen. Spermata seien qualitativ bestimmte Teilchen (Demokrits Teilchen sind primär quantitativ), deren es in qualitativer wie in quantitativer Hinsicht unendlich viele gebe.

Die Spermata seien unendlich teilbar (anders Demokrits Atome). "Denn von dem Kleinen gibt es kein Allerkleinstes, sondern immer noch ein Kleineres. Denn es ist unmöglich, dass das Seiende durch Teilung bis ins Unendliche aufhört zu sein." [43 fr. 3].

In allem ist ein Teil von allem. Wovon aber am meisten in einem Ding ist, das bestimme seine Qualität. "Denn als Gold erscheint uns jene Masse, in der überwiegend Goldteilchen vorhanden sind, obgleich alle Stoffe darin enthalten sind." [Simplicius zu Aristoteles, Physik 27, 2 ff. D = 59 A 41].

Aetius berichtet: "Anaxagoras … erklärte als Prinzipien (Urstoffe) der Dinge die Homöomerien. Denn es schien ihm die größte Schwierigkeit zu machen, wie aus dem Nichtseienden etwas entstehen oder in das Nichtseiende etwas vergehen kann. Denn wir nehmen doch Speise einfacher Art und von einerlei Form zu uns – wie Brot und Wasser – und aus dieser bilden sich Haare, Venen, Arterien, Fleisch, Sehnen, Knochen und die andern Teile. Angesichts dieser Vorgänge muss man zugeben, dass in der Speise, die wir zu uns nehmen, sämtliche Stoffe (schon) vorhanden sind und dass aus dem (in Wahrheit schon) Vorhandenen alles wächst. In jener Speise sind also Teilchen vorhanden, aus denen Blut, Sehnen, Knochen und alles übrig entsteht, d. h. nur dem Denken erkennbare Teilchen. Denn an darf nicht alles auf die sinnliche Wahrnehmung zurückführen wollen, weil Brot und Wasser dieses zuwege bringt, sondern in diesen sind Teilchen vorhanden, die nur dem Denken erkennbar sind." [35 Aetius I 3, 5 = 59 A 46]

Bedeutung hat Anaxagoras Satz, dass die Vernunft, der Geist die Welt regiert, die Gemüter bewegt.

Im 12. Fragment des Anaxagoras findet sich eine Charakterisierung der Vernunft:

  • Die Vernunft ist unendlich und selbstherrlich,
  • Außer der Vernunft sei kein Ding vollständig von anderen geschieden.
  • Die Vernunft besitze die größte Kraft, sie ordne alles, herrsche über alles, habe sowohl über die Wirbelbewegung, die den Kosmos bilde, wie über alles, was eine Seele besitze Gewalt.
  • Die Vernunft besitze von jeglichen Dingen jegliche Erkenntnis,
  • sie sei das feinste und reinste aller Dinge.

Platon urteilt im Phaidon über Anaxagoras:

"Als ich nun aber einst jemandem aus einem Buche, angeblich des Anaxagoras vorlesen hörte und die Behauptung vernahm, dass die Vernunft es ist, die alles ordne und alles bewirkt, da freute ich mich über diese Art von Ursache und es schien mir in gewisser Hinsicht sehr richtig zu sein … Welche Enttäuschung also, als ich bei fortschreitendem Lesen sehe, dass der Mann von der Vernunft gar keinen Gebrauch macht und ihr nicht die geringste Ursächlichkeit für die Anordnung der Dinge zuschreibt, sondern Luft und Äther und Wasser als Ursachen anführt …" [Platon, Phaidon 97 B – 98 B].

Anaxagoras‘ Vernunftbegriff ist deterministisch, Platons Vernunftbegriff teleologisch.

Aristoteles bemerkt:

"Anaxagoras gebraucht den Geist zur Weltbildung (nur) als deus machina, und wenn er nicht weiß, aus welchem Grunde etwas notwendig so ist (wie es ist), dann zerrt er ihn herbei; im übrigen aber erklärt er alles andere eher für die Ursache des Weltgeschehens als den Geist." [Aristoteles, Metaphysik I 4. 985 a 18 ff.].

Aristoteles vertritt die Auffassung, dass derjenige der Wahrheit am nächsten kommt, der meint, "dass Anaxagoras zwei Prinzipien annimmt" [Aristoteles, Metaphysik I 8. 989 a 30], nämlich das Mechanische und das teleologische Prinzip der Vernunft.

Diese Auffassung ist wohl kaum zu akzeptieren. Die Frage ist, welche Funktionen die Vernunft bei Anaxagoras hat. Die Funktionen bestehe im ersten Anstoß, der den Prozeß der Kosmosbildung in Gang bringe und im Gesetz, das diesem Prozeß zugrunde liegt. Damit hat die Vernunft des Anaxagoras viel mit dem Logos des Heraklit gemein.

Zur Erkenntislehre findet sich das Fragment: "Die sichtbaren Dinge bilden die Grundlage der Erkenntnis des Unsichtbaren." [102 fr. 21a].

Im Gegensatz zum Empedokles, der aus seiner Porenlehre schloß, dass Gleiches nur durch Gleiches zu erkennen ist, soll Anaxagoras behauptet haben, dass Gleiches auf Gleiches keinesfalls wirke. Die Hand empfinde eiskaltes oder siedendheißes Wasser als schmerzhaft, während sie Wasser, das der Temperatur der Hand entspricht, kaum wahrnehme.

Bei Anaxagoras findet sich eine gewisse Skepsis:

  • "Infolge der Schwäche unserer Sinne sind wir nicht imstande, die Wahrheit zu erkennen." [101 fr. 21].
  • "Daher können wir die Menge der sich (aus der Urmischung) ausscheidenden Stoffe weder durch die Vernunft noch auf Grund der sinnlichen Erfahrung erkennen." [100 fr. 7].

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