Church

Alonzo Church (geb. 1903)

Der Logiker und Mathematiker Alonzo Church befasste sich vor allem mit Entscheidungsfragen im Prädikatenkalkül und ist Begründer des λ-Kalküls.

Von ihm stammen die nach ihm benannten Sätze über die Nichtentscheidbarkeit der allgemeingültigen Ausdrücke des Prädikatenkalküls der ersten Stufe und die Nichtaxiomatisierbarkeit des Prädikatenkalküls der zweiten Stufe.

Church formulierte im Jahre 1936 die nach ihm benannte These, dass die partiell rekursiven Funktionen eine adäquate Präzisierung der intuitiven Berechenbarkeit sind.

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Conrad

Hedwig Conrad-Martius (1888 – 1966)

Die deutsche Phänomenologin wurde als Kind einer Medizinerrfamilie in Berlin geboren.

An der Universität München besuchte sie Seminare von Moritz Geiger und wurde so in den Kreis der Schüer von Theodor Lipps eingeführt. Dieser Kreis war unter dem Eindruck von Edmund Husserls Logischen Untersuchungen geschlossen zur Phänomenologie übergetreten.

1910 wechselte sie nach Göttingen. Dort hatte Husserls Lehrtätigkeit einen stetigen Zustrom von Studierenden herorgerufen, die sich als Philosophische Gesellschaft organisierten und zu informellen Zusammenkünften und Diskussionen trafen.

Hedwig Conrad-Martius wurde bald nach ihrem Eintreffen Vorsitzende dieser Gesellschaft.

1912 wurde ihre Arbeit Über die erkenntnistheoretischen Grundlagen des Positivismus von der Philosophischen Fakultät Göttingen preisgekrönt und von Alexander Pfänder in München als Dissertation angenommen.

Im selben Jahr heiratete sie ihren Studienkollegen Theodor Conrad.

1920 lernte sie ihre Kollegin Edith Stein kennen, mit der sie fortan eine tiefe Freundschaft verband.

Ihre Obstplantage in Bergzabern war inzwischen ein Phänomenologen-Treffpunkt mit einer gut ausgestatteten Bibliothek geworden. So hielt sich Edith Stein mehrere Monate auf diees Plantage auf.

Aus wirtschaftlichen Gründen konnte sie erst ab 1930 wieder kontinuierlich philosophisch arbeiten. Ihr Versuch zur Habilitation schlug jedoch aufgrund eines jüdischen Großelternteils fehl.

1949 wurde sie Dozentin für Naturphilosophie an der Universität München. 1955 erhielt sie eine Honorarprofessur für Philosophie. Im Zentrum ihres Denkens stand das Realitätsproblem. Schon in ihren Arbeiten Die erkenntnistheoretischen Grundlagen des Positivismus (1912) und Zur Ontologie und Erscheinungslehre der realen Außenwelt (1916) leiten in die Problematik einm die in ihren Arbeiten Realontologie (1923) und Das Sein (1932) weitgeführt wird.

Sowohl die von Hedwig Conrad-Martius als transzendental-idealistisch bezeichnete Phänomenologie Husserls als auch der in ihren Augen existentialistische Zugriff Heidegger werden nach ihrer Ansicht dem Phänomen des Realen nicht gerecht.

Conrad-Martius entwickelt daher eine eigene Theorie phänomenologischer Forschung, die sie als ontologische oder realistische Phänomenologie verstand.

Husserls transzendentale Reduktion ist in ihren Augen zwar als methodisches Hilfsmittel, um den Zugang zu einer zweifelsfreien Region reinen Bewußtseins zu gewinnen, erkenntnistheoretisch sinnvoll und legitim, ontologisch jedoch unfruchtbarer Standort.

Wird transzendentale Reduktion als einzige Zugang zum Sein überhaupt verstanden, so wird Sein zu einseitig vom Sein des Bewußtseins her bestimmt.

Anstatt in der transzendentalen Reduktion die im Bewußtsein liegende Wirklichkeitsbejahung einzuklammern, fordert sie den umgekehrten Weg zu gehen: das wirkliche Sein der Welt soll nicht hypothetische eingeklammert, sondern hypothetische als wirklich gesetzt werden.

Ein in bezug auf seine Wirklichkeitsbejahung untersuchtes reines Bewußtsein weist, nach Conrad-Martius, von sich selbst aus über sich hinaus und eröffnet die Erkenntnisa, dass Bewußtsein nicht als Maß alles Seienden und allen Seins dienen kann.

Nach ihrer Ansicht haben Gegenstände der realen Welt, einschließlich der Naturgegenstände, in zweifacher Weise am Sein teil: Zum einen besitzen sie kategoriales Sein, welches sich durch ihre Zugehörigkeit zum endlichen Sein in Raum und Zeit ergibt, und auch der allgemeinen phänomenologischen Einstellung zugänglich ist. Zum anderen sind Naturgegenstände in einer Weise in sich selbst hineingesetzt und gewurzelt, die keine Analogie mehr mit den Existenz- und Seinsweisen idealer und kategorial-realer Gegebenheiten besitzt.

Auf der Grundlage ihrer Ontologie entwickelte sie ihre Naturphilosophie.

Für die Natur werden immanente transphysische Potenzgrundlagen ausgewiesen. Diese sind auch die reale Begründung der neuen z. T. paradox erscheinenden Ergebnisse der Naturwissenschaften.

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Chwistek

Leon Chwistek

Der polnische Mathematiker und Logiker Leon Chwistek (* 1884, †  1944) befasste sich u. a. mit Untersuchungen über die epistemologischen und logischen Antinomien im Zusammenhang mit der WhiteheadRussellschen Typentheorie und erkannte bereits 1922, dass zur Vermeidung der logischen Antinomien eine unverzweigte Typentheorie ohne Reduzibilitätsaxiom ausreicht, wie sie dann auch 1925 in der zweiten Auflage der Principia Mathematica auf Anregung von Ramsey ausgearbeitet wurde.

Von Chwistek stammen die ersten fundierten Untersuchungen zur mathematischen Semiotik und eine Theorie der Pluralität der Realitäten.

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Cicero

Marcus Tullius Cicero (106 – 43 v. u. Z.)

Cicero gehört zur Neuen Stoa, weicht aber in einigen Fragen von ihr ab.

Cicero kam frühzeitig nach Rom, wo er eine gute Ausbildung insbesondere in Rhetorik, Philosophie und Rechtswissenschaft.

Zu philosophischen Arbeiten hat Cicero nur in Zeiten erzwungener politischer Muße Zeit gefunden.

Am Anfang (56-51) stehen seine staatsphilosophischen Werk De re publica und De legibus in denen Cicero im Anschluß an Platons philosophischer Hauptwerke das Bild des besten Staates mit der besten Gesetzgebung, verwirklicht in der römischen Verfassung (Mischung von Konsulat, Magistrat, Volksversammlung), zeichnet.

Politisches und persönliches Mißgeschick (Sieg Caesars, frühzeitiger Tod der Tochter Tullia) veranlaßten Cicero, sich noch intensiver als bisher mit philosophischen Studien zu beschäftigen, und ließen in ihm den Plan reifen, die gesamte griechische Philosophie in ihren wichtigsten Teilen in lateinischer Sprache zu behandeln.

Den Plan verwirklichte er in der Jahren 46 bis 44.

Ohne selbständige Forschung zu betreiben, wählte er aus der griechischen Philosophie jeweils diejenigen Lehren aus, die ihm verständlich und nützlich schienen, z. B. die Akademiker Philon von Larissa und Antiochos von Askalon sowie den Stoiker Poseidonios.

In der Geschichte der Logik ist Cicero besonders dadurch bekannt, dass er in dem kleinen Traktat Tropika eine juristisch und rhetorisch adaptierte Version des Werkes von Aristoteles gleichen Namens herausgab.

Cicero leistete einen Beitrag zur Entwicklung der lateinischen logischen Terminologie und in einigen seiner Schriften äußerte er eine Reihe vorwiegend kritischer Bemerkungen über die zu einer Zeit existierenden logischen Schulen und Lehren.

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Cioran

Émile Michel Cioran (1911 – 1995)

Émile M. Cioran vertritt eine sehr ernste existentielle Skepsis. Als an sich selbst zweifelnder Skeptiker führt er ein Dasein ohne Endergebnis (l`existence sans résultat) [1]. "Die Skepsis, die nicht zur Zerrüttung unserer Gesundheit beiträgt, ist nur ein intellektuelles Exerzitium" [2].

Gegenüber allen philosophischen und religiösen Dogmen und Systemen (und deren Verneinung) sei der skeptische Zweifel im Recht: "Die Skepsis breitet zu spät ihre Segnungen über uns aus, über unsere von Überzeugungen verwüsteten Gesichter" [3].

Die gelebte Skepsis verschafft nach Cioran aber keine Seelenruhe, da "der Skeptizismus … unsere Instinkte, unsere Reflexe, unsere Gelüste gegen sich" hat [4]. Cioran beschreibt den Skeptizismus als ein "Krankheit, von der ich weder weiß, wie ich von ihr genesen noch wie ich an ihr zugrundegehen soll" [5].

E. M. Cioran hat bestritten, dass die Skepsis zur Seelenruhe führe.


[1] E. M.: Cioran: Précis de décomposition (1949), 188 (dt.: Lehre vom Zerfall, 1978, 164)
[2] E. M.: Cioran: Syllogismes de l`amertume (1952), 87f. (dt.: Syllogismus der Bitterkeit, 1980, 43)
[3] E. M.: Cioran: Syllogismes de l`amertume (1952), 156 (dt.: Syllogismus der Bitterkeit, 1980, 77)
[4] E. M.: Cioran: La chute dans de temps, Paris 1964, 70 (dt.: Der Absturz in die Zeit, 1972, 53)
[5] E. M.: Cioran: La tentation d’exister, 1956, 114 (dt.: Dasein als Versuchung, 1983, 116)

Clauberg

Johann Clauberg (1622 – 1665)

Johann Clauberg ist Cartesianer. Er war Professor in Herborn und Duisburg.

Clauberg führt die Wechselwirkung zwischen Leib und Seele auf den Willen Gottes zurück. Damit nähert er sich dem Okkasionalismus. Alle Dinge sind nach Clauberg Schöpfungen des göttlichen Geistes.

Clauberg schreibt: Logica est ars ratione utendi.

Er unterscheidet die potentia, (agendi possibilitas) und die Fähigkeit (facultas).

Clodius

Chr. Aug. Heinr. Clodius (1772 – 1836)

Chr. Aug. Heinr. Clodius, geboren in Altenburg, war Professor in Leipzig. Er starb in Leipzig.

Clodius war erst Anhänger von Kant und dann von Jacobi.

Cohen P

Paul Joseph Cohen

Der US-amerikanischer Logiker und Mathematiker Paul Joseph Cohen (* 2. April 1934 in Long Branch, New Jersey) besuchte bis 1950 die Stuyvesant High School in New York City.

Im Alter von 29 Jahren entwickelte Cohen 1963 ein Verfahren, mit dem sich für wenige und spezielle Sätze feststellen lässt, ob diese entscheidbar sind oder nicht. Cohen fand mit diesem Verfahren die ersten tatsächlich unentscheidbaren Aussagen, deren Existenz Kurt Gödel bewiesen hatte.

Zu den Problemen, von denen Cohen ihre Unentscheidbarkeit auf Grundlage der Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre beweisen konnte, gehören die Kontinuumshypothese und das Auswahlaxiom.


Cohen

Hermann Cohen (1842 – 1918)

Der deutsche Philosoph und Logiker Hermann Cohen ist einer der Gründer der Marburger Schule.

Einziger Sinn der Philosophie ist für Cohen die Untersuchung der transzendentalen Grundlagen des reinen Bewußtseins als eines logischen, sittlichen und ästhetischen Bewußtseins.

Jeder Rückgriff auf vorhandene Wirklichkeit ist in der Philosophie unerlaubt. Eine metaphysische Grundlage der Wirklichkeit gibt es nicht.

Nach Cohen ist die Logik erkenntnistheoretisch und antipsychologisch. Die Logik ist Logik des Urteils. Sie erzeugt formal aus dem Urteil die Kategorien als Voraussetzungen der Wissenschaft. Aufgabe der Logik ist es, der Wissenschaft ihren Weg bewusst zu machen. Die Logik ist Lehre von der Methode. Das Denken der Logik ist das Denken der Wissenschaft. Die Logik ist zugleich die Metaphysik.

Cohen bestimmte die Wahrheit eines Urteils als die Übereinstimmung mit logischen Kategorien und betrachtete das Sein insgesamt als Verflechtung logischer Beziehungen.

Er kritisierte Kant, weil jener die Existenz eines Ding an sich außerhalb und unabhängig vom Bewußtsein zuließ. Das Ding an sich – so Hermann Cohen – ist kein materielles Objekt, sondern eine besondere Idee, die das menschliche Denken lenkt.

Cohen bestimmt die Induktion als Hinführung auf die allgemeinen Gesetze der Kausalität und des Systems.

In seinen letzten Lebensjahren nährte sich die Philosophie von Cohen der jüdischen Religion.


Cohn G

Georg Cohn (1887 – 1956)

Der Däne Georg Cohn ist ein Vertreter des Neukantianismus.

Seine neue Denkweise besteht darin, dass er Begriffe, Regeln und Gesetze als Untersuchungsgegenstand der Rechtsphilosophie ablehnt und dafür das an den Augenblick gebundene Recht aus einer Beurteilung der konkreten Gesamtlage allein rechtsdogmatisch begründet.