Vanini

Lucilio Vanini

Lucilio Vanini (* 1585 Taurisano bei Lecce, † 9. oder 19. Februar 1619 Toulouse) war ein italienischer Philosoph und Theologe. Er wurde von der Inquisition als Ketzer verurteilt und bei lebendigem Leibe verbrannt.

Vanini wurde 1585 in Taurisano bei Neapel als Sohn eines Beamten geboren. Er studierte in Rom und Padua unter Theologie, Philosophie und Jurisprudenz. Vanini wurde von den Pietro Pomponazzi, Bernadino Telesio, Geronimo Cardano und Andrea Cesalpino beeinflusst.

In Lyon veröffentlichte er 1615 sein Werk Amphitheatrum aeternae providentiae…, in der er einen Pantheismus vertritt.

1617 zog Vanini nach Paris, wo er als Erzieher tätig war. 1618 wurde er wegen seiner öffentlichen atheistischen Vorträge verhaftet. Es folgte ein sechsmonatiger Prozeß wegen Ketzerei und Gotteslästerung.

Berühmt geworden ist die Verteidigung Vaninis auf die Anklage des Atheismus hin durch die Szene vom Strohhalm. Diesen nahm er vom Boden auf, zeigte ihn dem Ankläger und sagte, daß ihm schon dieser Halm vom Dasein Gottes überzeuge. Das wurde nicht akzeptiert. Vanini wurde 1619 zum Feuertod verurteilt. Ihm wurde die Zunge mit einer Zange herausgerissen. Danach wurde er auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Er wurde 33 Jahre alt.

Vanini vollzog den Übergang vom averroistischen Aristotelismus der Renaissance zu der von Geronimo Cardano und Bernadino Telesio bestimmten pantheistischen Naturphilosophie. Gott ist für ihn unendliches, ewiges, überzeitliches Sein, das aus sich heraus die Welt geschaffen hat und in ihr tätig ist, indem er in ihr alles in allem ist. In der Natur äußert sich die Kraft Gottes, ja Gott selbst. Die Welt ist ewig, die einheitliche Materie ist mengenmäßig konstant, da nur ihre Formen wechseln.

Werke

  • Amphitheatrum aeternae providentiae divino-magicum, christiano-physicum, nec con astrologo-catholicum, adversus veteres philosophos, Atheos, Epicureos, Peripateticos et Stoicos, 1615
  • De admirandis naturae, reginae deaeque mortalium arcanis, libr. IV, 1616 (franz. Übersetzung durch X. Rousselet, 1842; italienische Übersetzung: Guido Porcio, Le opere di Giulio Cesa re Vanini tradotte per la prima volta in italiano con prefacione del traduttore, I-II (Lecce, o. Dat./, 1913; Luigi Corvaglia, ed., Le opere di Giulio Cesare Vaninie e le loro fonti, I-II (Milano), 1933-1934)

Literatur

  • Jöcher, Christian Gottlieb: Allgemeines Gelehrten-Lexicon, Bd. 4, 1440 f.
  • W. D. Fuhrmann: Leben und Schicksale, Charakter und Meinungen des L. V., eines Atheisten im siebzehnten Jahrhundert. 1800.

Weblinks

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Venn

John Venn

Der englische Logiker John Venn (* 4. August 1834 in Drypool, Hull, † 4. April 1923 in Cambridge) war Professor in Cambridge. Er benutzte erstmalig den Terminus symbolische Logik.

Venn ist ein Wegbereiter der Wahrscheinlichkeitstheorie. In seinem Werk The Logic of Chance (1866) führte er die Häufigkeitsinterpretation der Wahrscheinlichkeit als erster systematisch aus. Er stellte sich damit der Interpretation der Wahrscheinlichkeit als Grad des Gllaubens entgegen. An seine Überlegungen hat Reichenbach bei der Entwicklung seiner Wahrscheinlichkeitslogik angeknüpft.

Venn untersuchte auch Modalurteile.

Venn ist als Schöpfer der Venn-Diagramme bekannt, die eine Weiterentwicklung der Eulerschen Kreise sind und von ihm 1881 in seinem Werk Symbolic Logic eingeführt wurden.

Mit Hilfe eines Systems zweier sich überschneidender Ellipsen brachte er die Beziehungen zwischen Klassen bzw. Umfängen von Begriffen zum Ausdruck.

In The Principles of Empirical or Inductive Logic (1889) knüpft Venn bei Mill an. Er kritisiert aber Mills induktive Methoden, weil sie vom Wissenschaftler Kenntnisse voraussetzen, über die er in der Praxis nicht verfügt.

Werke

  • Symbolic logic. 1881
  • The Logic of Chance. 1866
  • The foundations of chance. 1872
  • On the Diagrammatic and Mechanical Representation of Prepositions and Reasonings, in: Philosophical Magazine and Journal of Science, July 1880
  • The Principles of Empirical or Inductive Logic. 1889
  • The Biographical History of Gonville and Caius College, 1349-1897

Literatur

  • Merrill, Daniel D.: Venn, John. In: Routledge Encyclopedia of Philosophy, London

Weblinks


Vernia

Nicoletto Vernia

Nicoletto Vernia (* 1442 in Chieti, † 1499) ist Lehrer von Augustinus Niphus und Giovanni Pico della Mirandola. Er studierte in Padua.

Er ist als Aristoteliker bekannt geworden. Dabei hat er zunächst Averroës in dessen Aristoteles-Interpretation zugestimmt, ist aber später auf Distanz gegangen, nachdem er sich mit den Auffassungen von Alexander von Aphrodisias, Simplicius und Themistios befasst hatte.

Vernia befasste sich vor allem mit Naturphilosophie, Psychologie und Logik.

Literatur

  • Jöcher, Christian Gottlieb: Allgemeines Gelehrten-Lexicon, Bd. 4, 1541 f.
  • Edward P. Mahoney: Vernia, Nicoletto. In: Routledge Encyclopedia of Philosophy. London.

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Verworn

Max Verworn

Max Richard Constantin Verworn (* 4. November 1863 in Berlin, † 23. November 1921 in Bonn) besuchte das Friedrich Wilhelm-Gymnasium in Berlin. Ab 1884 studierte Zoologie, Botanik und Medizin.

Er war ab 1891 Universitätslehrer in Jena, aber 1901 in Göttingen und ab 1910 in Bonn.

Verworn vertritt einen Psychomonismus, nach welchem die Dinge nur als Inhalt der Psyche existieren. Die Körper bestehen aus Empfindungen. Erkennen ist nichts anderes als Erfahrungen bilden.

Die einfachste Erfahrung besteht in der sinnlichen Empfindung. Mittels der Empfindungen entstehen die Vorstellungen.

Die Vorstellungsassoziationen unterliegen einer Selektion. Das Gedächtnis beruht auf der Übung der Vorstellungsgänge. Es werden bestimmte Assoziationswege ausgeschliffen und so entsteht das logische Denken.

Werke

  • Psycho-physiologische Protistenstudien. 1889
  • Die polare Erregung der Protisten durch den galvanischen Strom. Archiv für die gesammte Physiologie des Menschen und der Thiere 45 (1889), 1-36
  • Die Bewegung der lebendigen Substanz. 1892
  • Die physiologische Bedeutung des Zellkerns. Archiv für die gesammte Physiologie des Menschen und der Thiere 51 (1892), 1-118
  • Allgemeinen Physiologie. 1895
  • Der körnige Zerfall: Ein Beitrag zur Physiologie des Todes. Archiv für die gesammte Physiologie des Menschen und der Thiere 63 (1896), 253-272
  • Die Biogenhypothese. 1903
  • Naturwissenschaft und Weltanschauung. 1904
  • Prinzipienfragen in d. Naturwissenschaft. 1905
  • Die Erforschung des Lebens. 1907
  • Die Mechanik des Geisteslebens. 1907
  • Zur Psychologie der primitiven Kunst. 1907
  • Die Frage nach den Grenzen der Erkenntnis. 1908

Literatur

  • Eisler, Rudolf: Verworn, Max. In: Philosophen-Lexikon. Leben, Werke und Lehren der Denker. Berlin 1912.

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Vico

Giovanni Battista Vico

Der italienische Philosoph Giovanni Battista Vico (auch: Giambattista Vico, * 23. Juni 1668 in Neapel, † 23. Januar 1744 in Neapel) war von 1699 bis 1741 Professor für Rhetorik in Neapel.

Vico betrachtete die Gesellschaftsentwicklung als Folge dreier Zyklen.

Er ist auch als Kritiker von Cartesianismus hervorgetreten.

Werke

  • Die neue Wissenschaft über die gemeinschaftliche Natur der Völker, Gruyter 2000
  • Autobiographie. 1948
  • Vom Wesen und Weg der geistigen Bildung erschienen in Technikphilosophie,

Literatur

  • Jöcher, Christian Gottlieb: Allgemeines Gelehrten-Lexicon, Bd. 4, 1574 – 1576
  • Peter Burke: Vico. 2001

Weblinks


Victorin

Marius Victorinus (gest. ca. 363)

Der römische Rhetoriker, Grammatiker und Logiker ist durch seine Analyse von bedingten Syllogismen bekannt geworden.

Er untersuchte auch die logische Operation der Definition und unterschied 15 Arten der Definition, u. a. die Realdefinition, die Definition durch Negation und die Definition durch Konjunktion anderer Nomina.


Villa

Guido Villa

Der Philosoph Guido Villa (* 1867 in Rom, † ?) ist vor allem von Wundt und Höffding beeinflußt.

Villa ist Voluntarist. Das Denken ist eine Willensfunktion.

Die geistig-historischen Tatsachen sind Werte, die gefühls- und willensmäßig bestimmt sind. Sie unterliegen dem Gesetz des größten Interesses.

Eine Logik, die nicht die direkte Fortsetzung der wissenschaftlichen Psychologie wäre, hätte keinen Wert.

Die Gedankenassoziationen, die Ausgangspunkt der Logik sind sind auch psychische Prozesse. Sie lassen sich daher nicht ohne eine tiefe Kenntnis der psychologischen Gesetze erklären.

Werke

  • Sulle teorie psicologiche di W. Wundt. 1896.
  • La psicologia contemporanea. 1889
  • Einleitung in die Psychologie der Gegenwart. Leipzig 1902
  • L’idealismo moderno. 1905


Tschit

Boris Nikolajewitsch Tschitscherin

Nach dem russischen Rechtsphilosophen, Historiker und Logiker Boris Nikolajewitsch Tschitscherin (&;&;&;&;&; &;&;&;&;&;&;&;&;&;&; &;&;&;&;&;&;&;, translit.: Boris Nikolaevi&; &;i&;erin, engl: Boris Nikolayevich Chicherin, * 26. Mai (7. Juni) 1828 in Tambow, † 3. Februar (16. Februar) 1904 in der Nähe von Tambow) gilt als Vater des russischen Liberalismus, wobei sein Liberalismus konservativ ist. Er ist Hegelianer.

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Tumlirz

Otto Tumlirz

Otto Tumlirz (* 27. Juli 1890 in Rosenberg (heute: Ro&;mberk nad Vitavou), † 4. od. 7. Januar 1957 in Graz) ist in seinem Frühwerk ein Vertreter der Grazer Schule.

Er habilitierte 1919 in Pädagogik. 1930 wurde er in Graz Professor für Pädagogik und Psychologie. Er war ein engagierter Vertreter der Rassenideologie des Nazi-Regimes und wurde 1944 Vorstand des neuerrichteten Psychologischen Institutes. 1945 wurde er abgesetzt.

Werke

  • Das Wesen der Frage.Beiträge zu ihrer Psychologie, Gegenstandstheorie und Pädagogik. Prag 1919
  • Die Disposition des theoretischen Interesses und ihre aktuellen Korrelate. In: Meinong, A. (ed.): 1919, Beiträge zur Pädagogik und Dispositionstheorie. Eduard Martinak zur Feier seines 60. Geburtstages dargebracht von Fachgenossen, Schülern und Freunden. Prag, Wien, Leipzig 1919, 79 – 93
  • Einführung in die Jugendkunde. 2 Bände, 1924
  • Die Reifejahre. 1924
  • Probleme der Charakterologie. Langensalza 1928
  • Pädagogische Psychologie. 1930
  • Anthropologische Psychologie. Berlin 1939
  • Das Leibseelenproblem in der Rassenpsychologie. 1940
  • Abriß der Jugend- und Charakterkunde. 1940
  • Abriß der pädagogischen Psychologie. 21953
  • Die Jugendverwahrlosung. 1952

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Turgot

Anne Robert Jacques Turgot

Der Politiker und Ökonom Anne Robert Jacques Turgot (* 10. Mai 1727 in Paris; † 18. März 1781 in Paris) ist Anhänger der physiokratischen Lehre von Quesnay.

Turgot hat in seiner Jugend mehrere moralphilosophische Abhandlungen verfaßt.

Turgot gehört zu den Mitarbeitern der Encyclopédie. Er verfasst dort z. B. den Artikel Existence. Turgot gilt als Vorläufer des Comteschen Positivismus.

Für die Philosophie ist insbesondere seine These interessant, dass die Erkenntnis der Natur von mythologischen zu metaphysisch-abstrakten und von diesen zu quantitativ-exakten Erklärungen fortschreitet.

Werke

  • Réflexions sur la formation et la distribution des richesses. 1774
  • Discours sur l’histoire. 1750

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