Dichotom

Dichotomie

Die dichotomische Einteilung (dicha und tome griech., Schnitt in zwei Teile) ist die Einteilung des Begriffsumfanges in zwei zueinander komplementäre Artbegriffe: Ein Begriff A wird in zwei Begriffe B und Nicht-B eingeteilt, die den Umfang des einzuteilenden Begriffes vollständig umfassen.

Die Grundlage einer dichotomischen Einteilung der Begriffsumfänge ist nicht die Änderung eines Merkmals, sondern sein Vorhandensein oder sein Nichtvorhandensein.

Die dichotomische Einteilung wurde bereits bewusst von Platon verwendet. Aus seinen Werken kann man folgendes Beispiel anführen: Der Mensch ist ein Lebewesen; Lebewesen können sich bewegen oder ruhig verhalten; hieraus folgt mit Notwendigkeit, dass der Mensch sich entweder ruhig verhalten kann oder sich bewegt; aber es ist nicht notwendig, dass er sich ruhig verhält.

Bei einer dichotomischen Einteilung ist der Fehler der unangemessenen Einteilung ausgeschlossen. Tatsächlich erschöpfen zwei einander komplementäre Begriffe den Umfang eines einzuteilenden Begriffes völlig. Bei der Dichotomie gibt es also weder eine unvollständige Einteilung noch eine überschneidende Einteilung. Die Vereinigung der Umfänge der Arten ist dem Umfang des einzuteilenden Gattungsbegriffes gleich.

Die dichotomische Einteilung ist aber auch nicht ohne Mängel. Hat man einen Begriffsumfang in zwei einander komplementäre Begriffe eingeteilt, so bleibt der Teil des Umfanges des eingeteilten Begriffes, der durch die Partikel nicht bezeichnet ist, meist weitgehend unbestimmt.

Allgemein kann aber die dichotomische Einteilung gut als Hilfsmittel bei einer Vorausplanung einer Klassifikation verwendet werden.

Dilemma

Dilemma

In der Alltagssprache bezeichnet ein Dilemma (griech.: zweigliedrige Annahme) eine schwierige oder ausweglose Situation, in der man sich befindet. Es gibt zwei Wahlmöglichkeiten, von denen eine ergriffen werden muss, beide aber zu einem unerwünschten Resultat führen. Dilemmata werden daher oft als paradox empfunden. Beispiel sind das Gefangenendilemma, das Admetos-Dilemma und das Problem des Kriteriums.

In der Logik ist ein Dilemma eine bestimmte Argumentationsform.

Ein positives oder konstruktives Dilemma hat die Form: Wenn p, dann q; wenn r, dann q; entweder p oder r; daher q.

Ein negatives oder destruktives D. hat die Form: Wenn p, dann q; wenn p, dann r; entweder nicht-q oder nicht-r; daher nicht-p.

Bisweilen wird eine Dilemma auch syllogismus cornutus genannt.

Disketh

Diskursethik

Als Diskursethik bezeichnet man ethische Theorien, die den Diskurs als zentrales ethisches Kriterium heranziehen.

Wird der faktische Diskurs zum Kriterium, so können dies nach den meisten dieser Theorien Menschen erfüllen, da nur sie sprachfähig sind. Solche Theorien laufen auf anthropozentrischen Positionen hinaus.

Lediglich, wenn man Sprache nicht als Voraussetzung für Diskurs voraussetzt und z. B. lediglich die Fähigkeit zu intentionalen Handlungen fordert, können sich auch pathozentrische Ansätze ergeben.

In der Diskursethik geistern immer noch Theorien herum (Habermas), die von fiktionalen Argumentationen ausgehen und damit Normalitätsforderungen an die Subjekte und deontische Logik verwechseln. Auch diese Theorien laufen wegen der fehlenden fiktionalen Sprachfähigkeit der Tiere auf anthropozentrische Positionen hinaus.


Dispbegr

Disparate Begriffe

Andere Bezeichnung für nichtvergleichbare Begriffe.

Disperkl

Dispositionserklärung

In der Dispositionserklärung (von engl. disposition, Neigung, Anlage) wird ein Ereignis aus einer Eigenschaft bzw. Anlage (oder Disposition) für das Eintreten eines Ereignisses dieser Art heraus erklärt. Dies ist z. B. der Fall, wenn wir sagen, dass das Glas zerbrochen ist, weil es zerbrechlich war.

Distkoll

Schluss von der Distributivbedeutung zur Kollektivbedeutung

Als Schluss von der Distributivbedeutung zur Kollektivbedeutung (lat.: fallacia a sensu diviso ad sensum compositum) bezeichnet man den Fehlschluß infolge des sprachlichen Ausdruck, bei dem vom zusammengesetzten Ganzen das behauptet wird, was für jedes seiner Teile einzeln zutrifft.

Z. B. schließt ein Kranker, der jedes der Symptome seiner Krankheit für sich genommen für ungefährlich hält, dass alle Symptome zusammengenommen ebenfalls ungefährlich sind. Tatsächlich können alle Symptome für sich genommen ungefährlich sein, ihre Gesamtheit sich aber als sehr gefährlich erweisen.

Dn Erkl

Deduktiv-nomologische Erklärung

Die deduktiv-nomologische Erklärung (von lat. deductio, Ableitung, und griech. nomos, Gesetz) erklärt ein Ereignis, in dem sie zeigt, dass das Ereignis aus einem allgemeinen Gesetz und einer Reihe spezieller Umstände (Anfangsbedingungen) gefolgert werden kann. Eine solche Erklärung hat folgende Struktur:

allgemeines Gesetz: Falls die Ereignisse a des Typus A, b des Typus B… und n des Typus N eintreten, dann wird ein Ereignis x des Typus X eintreten.

Initialbedingungen: Es treten die Ereignisse a des Typus A, b des Typus B… und n des Typus N ein. Es tritt ein Ereignis x des Typus X ein.

Da die Erklärung darin besteht zu zeigen, dass eine Reihe von Ereignissen a, b… n mit einem anderen Ereignis x verbunden sind, weil das Verbindungsglied ein Gesetz ist, das die Ereignisse des entsprechenden Dings deckt (engl. covers), spricht man auch vom covering-law model für Erklärung. Der Begriff covering-law model wird häufig mit Subsumtionsmodell der Erklärung übersetzt. Schließlich wird es nach Vertretern dieser Theorie (Hempel, Oppenheim, Popper) das Hempel-Oppenheim-Schema oder Hempel-Popper-Schema genannt.

Dogma

Dogma

Als Dogma (griech. dogma, Meinung, Lehre) bezeichnet man einen Lehrsatz, der ohne kritische Prüfung als unwiderlegbare Wahrheit genommen wird.

In der Bedeutung als Behauptung, die sich zwar in einer bestimmten Tradition eingebürgert hat, aber eigentlich zweifelhaft ist, wird der Begriff Dogma häufig herabsetzend gemeint.

Kant versteht unter Dogma einen direkt synthetischen Satz aus Begriffen.

Die christlichen Dogmen sind die begrifflich formulierten christlichen Glaubenslehren, welche die Erkenntnis Gottes, der Welt und der Heilsveranstaltungen Gottes zu ihrem Inhalte haben. In diesen Dogmen sind neben christlich-jüdischen auch Elemente der griechischen Philosophie zu finden.

Defverb

Definitio verbalis

Lateinische Bezeichnung für die Verbaldefinition.

Defweit

Zu weite Definition

Verstoß gegen die Regel der Begriffsbestimmung: die Definition muss angemessen sein. Der Fehler besteht darin, dass sich der Umfang des definierten Begriffs als größer als der Umfang des zu definierenden Begriffes erweist.

Aus der Geschichte der Logik ist ein kurioses Beispiel einer zu weiten Definition bekannt. Platon definierte den Begriff Mensch: "Der Mensch ist ein zweibeiniges Lebewesen ohne Federn". Weil Diogenes Platon eines Fehlers überführen wollte, rupfte er einen Hahn, brachte ihn in die Akademie mit und ließ ihn während der Vorlesung frei mit den Worten: "Hier habt ihr den Menschen Platons". Wie Zeitgenossen berichten, war Platon verwirrt und gezwungen, eine seiner Meinung nach präzisere Definition zu geben, und zwar "Der Mensch ist ein zweibeiniges Lebewesen ohne Federn mit Krallen (= breiten Nägeln)".

Platon engte also bei der Korrektur von der ersten zu weiten Definition den Umfang des Begriffes ein.

Die lateinische Bezeichnung für eine zu weite Definition ist: definitio latior.