Wisseth

Wissenschaftsethik

Die Wissenschaftsethik ist Teil der praktischen Ethik, der die begründete moralische Stellungnahme zum Forschungshandeln untersucht.


Wisshow

Wissen-Wie

In der erkenntnistheoretischen Diskussion des Begriffes Wissen im allgemeinen vom Begriff propositionalen Wissen ausgegangen. Vom Wissen-Dass unterscheidet man das Wissen-How und das von B. Russell eingeführte Wissen-Von.

Das Wissen-Wie beschreibt Wissen, wie etwas zu tun ist. Der Satz Ich weiß wie man ein Fahrrad fährt ist von diesem Typ. Gilbert Ryle hat dafür den Begriff knowledge-how eingeführt. Im Deutschen wird das Wissen wie etwas zu tun ist, auch Wissen-Wie genannt.

Es ist die These vertreten worden, dass man knowledge-how auf Wissen-Von und dieses auf propositionales Wissen reduzieren kann. Eine Ananas kennen, heißt, so die Überlegung, zu wissen wie man eine Ananas erkennen, sie aus einem Früchteteller herausfinden kann usw. Wissen wie man ein Fahrrad fährt, könne man, so die weitere Argumentation, reduzieren auf das Wissen, dass man es in Bewegung halten, sich in die Kurven legen müsse und so weiter.

Die Reduzierbarkeitsthese versagt wohl in Fällen, in denen eine Person etwas tun kann, aber nicht in der Lage ist, das dafür in Frage kommende propositionale Wissen zu artikulieren und sich auch nie der betreffenden Aussagen explizit bewusst gewesen ist. Es gibt sogar Fälle von besonderen Fähigkeiten, in denen niemand das propositionale Wissen hat, das in Betracht kommt.

Bekannt ist vor allem das Beispiel der Geschlechtsbestimmung von Hühnern, dessen ethische Komponente ich hier nicht diskutieren möchte. Großproduzenten von Batteriehennen haben ein finanzielles Interesse daran, nur Hennen aufzuziehen, und sie möchten daher die Küken, wenn sie einen Tag alt sind, in männliche und weibliche Küken sortieren. Die Unterscheidung ist nicht einfach und die Untersuchung durch Tierärzte wäre sehr teuer. Einige Menschen (zumeist Frauen) können auf Anhieb sagen, ob es sich um ein männliches oder weibliches Küken handelt, aber niemand kann sagen wie sie dies tun.

Wisssoz

Wissenssoziologie

Wissenssoziologie (engl. sociology of knowledge) heißt die Lehre von den sozialen Prozessen, die unsere Erkenntnis und unser Verständnis der Wirklichkeit beeinflussen.

Die moderne Wissenssozilogie geht auf Scheler und K. Mannheim zurück.

In seiner starken Version behauptet die Wissenssoziologie, dass die sozialen Umstände eine notwendige und hinreichende Bedingung der Entstehung von (wahren oder falschen) Meinungen darstellen.

In einer schwachen Version will die Wissenssoziologie die notwendigen oder die relativ notwendigen Bedingungen der Entstehung von Meinungen angeben. Vertreter dieser Version sind Kuhn und Habermas.

Wissthat

Propositionales Wissen

Als propositionales Wissen (engl. propositional knowledge) oder Wissen-Daß (engl. knowledge that) bezeichnet man in der Erkenntnistheorie das Wissen, dass etwas der Fall ist, dass eine bestimmte Proposition wahr ist. Es ist vom Wissen-Von und vom Wissen-Wie zu unterscheiden.

Häufig wird geltend gemacht, dass echtes Wissen nur in einem Glauben bestehe, den man beweisen oder begründen könne. Das echte Wissen (auch: sicheres Wissen) haben die Griechen episteme genannt und von der bloßen Meinung, der doxa unterschieden.

Die philosophische Tradition unterscheidet drei Bedingungen für dafür, dass man sagen kann: A weiß, dass p

  1. A glaubt, dass p;
  2. p ist wahr;
  3. A kann seinen Glauben, dass p, rechtfertigen oder beweisen.

Wissen nach diesen Bestimmungen ist gerechtfertigter wahrer Glaube. Eine solche Auffassung vertraten z. B. Platon, Aristoteles, Descartes, die Empiristen, Kant, Husserl, Hartmann und Ingarden.

Gegen diese Bestimmung sind zahlreiche Einwände erhoben worden.

Einige Probleme ergeben sich aus dem unterstellten Begriff der Wahrheit. So sind einige Gegner, z. B. Dummett, der Auffassung, dass es nicht möglich ist, notwendige und hinreichende Bedingungen für wahres Wissen anzugeben.

Wird die notwendige epistemische Rechtfertigung z. B. stark gedeutet (der Beweis muß vorliegen), so kann man auf die Forderung nach Wahrheit verzichten, da die Wahrheit dann aus den beiden anderen Bedingungen folgt. Wird die Rechtfertigung schwächer interpretiert, ist diese Reduktion nicht möglich. Wenn man aber einen Beweis als Rechtfertigung verlangt, kommt unser intuitives Verständnis heraus, dass hier kein Wissen vorliegt.

Der Skeptizismus hat bezweifelt, dass es ein sicheres Wissen geben könne. Er man nämlich, dass man seinen Glauben nicht beweisen könne.

Wegen des Regresses der Rechtfertigungen wurde zwischen zwei Arten von Wissen-Daß unterschieden:

  1. das unmittelbare Wissen von grundlegenden Aussagen, ersten Prinzipien oder Axiomen, die keiner Rechtfertigung bedürfen.
  2. das mittelbare oder abgeleitete Wissen von Aussagen, die eine Rechtfertigung mittels der gundlegenden Aussagen, ersten Prinzipien oder Axiome erfordern.

Ein anderer Typ von Einwänden sind die von Edmund Gettier. In diesem Einwand wird aber nicht von der Beweisbarkeit, sondern nur von der Rechtfertigbarkeit in der dritten Bedingung ausgegangen.

Smith hat einen Freund namens Jones, von dem er weiß, dass er früher stets einen Ford besaß, und der ihm gerade, in einem Ford sitzend angeboten hat, ihn in einem Ford ein Stück mitzunehmen. Er glaubt daher gerechtfertigter Weise, dass Jones einen Ford besitzt. Smith hat einen weiteren Freund, nämlich Brown, dessen Aufenthaltsort ihm völlig unbekannt ist. Er schließt aber aus Jones besitzt einen Ford auf Jones besitzt einen Ford oder Brown ist in Barcelona und glaubt daher diese Aussage. Jones besitze jedoch keinen Ford, das Auto das er fährt, hat er gemietet, aber Brown sei tatsächlich in Barcelona. Weiß Smith nun, dass Jones einen Ford besitzt oder Brown in Barcelona ist? Intuitiv würden dies die meisten verneinen. Aber er glaubt diese Aussage, diese Aussage ist wahr und er hat Gründe dies zu glauben. Weil er es aus einem gerechtfertigten Glauben schließt [1].

Gettiers Beispiel zeigt, dass wir in der klassichen Wissensdefinition neue Bedingungen brauchen oder dass diese Bedingungen falsch sind.

Neben der Kritik am Wahrheitsbegriff und den Gettier-Beispielen gibt es eine umfangreiche Diskussion um den Begriff des Glaubens im Zusammenhang mit der Charakterisierung des Wissens. Insbesondere ist angegriffen worden, dass Propositionen das Objekt oder der Inhalt des Glaubens seien. Insbesondere hat Perry darauf verwiesen, dass Propositionen nicht Objekt des Glaubens sein könn, da bestimmtes Wissen nur durch indexikale Terme ausgedrückt werden kann [2]. Ähnlich argumentieren David Lewis [3] und Hector-Neri Castañeda [4].


[1] Gettier, E.: Is Justified True Belief Knowledge? Analysis 23 (1963), 121-123 (dt.: Gettier, E. L.: Ist gerechtfertigte, wahre Meinung Wissen? In: Analytische Philosophie der Erkenntnis (ed. Peter Bieri) Frankfurt a. Main 1987, 31994, 91-93)
[2] Perry, J.: The Problem of the Essential Indexical. Nous 13 (1979), 3 – 21
[3] Lewis, D.: Belief de Dicto and de Se. Philosophical Review 87(1979), 513 – 543
[4] Castañeda, H.-N.: Indicators und Quasi-Indicators. American Philosophical Quarterly 4(1967), 85 – 100

Wissvon

Wissen-Von

Viele Argumente der Debatte um den Begriff Wissen lassen sich im Deutschen kaum rekonstruieren, da im Englischen das Wort know einen größeren Anwendungsbereich hat als das deutsche wissen. So wird das Wort know verwendet, wo wir im Deutschen eher kennen sagen. Ich kenne den Geruch der Ananas (aber im Deutschen würde man kaum sagen, ich weiß den Geruch der Ananas).

Wir sollten also eher zwischen Kenntnis und Wissen unterscheiden als uns zu bemühen den Wissensbegriff aufzublasen. Im englischen wird dafür der Begriff knowing by acquaintance, den B. Russell eingeführt hat, verwendet. In der deutschsprachigen Literatur wird bisweilen auch von Wissen-Von oder Wissen durch Bekanntschaft im Gegensatz zum Wissen-Daß geschrieben. Eine dritte Art des Wissens ist das Wissen-Wie.

Es ist die These vertreten worden, dass man knowledge by acquaintance auf propositionales Wissen reduzieren kann.

Wortherk

Wortherkunft

Viele Wörter der deutschen Sprache sind lateinischen oder griechischen Ursprungs bzw. italienischer oder englischer Herkunft. Die Bedeutung dieser Wörter und damit der mit ihnen verbundene Begriff hat sich im Zeitablauf jedoch oft erheblich gewandelt.

Ein Beipiel macht das deutlich: Das deutsche ‚Kapital‘ und das englische ‚capital‘ sind von dem lateinischen Wort ‚caput‘ abgeleitet, dessen Hauptbedeutung im Lateinischen "Haupt" oder "Kopf" war. Die Bedeutungen "Kapital" im Deutschen bzw. "Hauptstadt" im Englischen waren im Lateinischen drittrangige Nebenbedeutungen des Wortes ‚caput‘.

Die Lehre von der Herkunft der Wörter heißt ‚Etymologie‘.

Wuerde

Würde, Menschenwürde

Als Würde oder Menschenwürde bezeichnet man einen sozialen, inneren, sittlichen Wert der Persönlichkeit und auch das Verhalten im dem Wissen um diesen Wert. Dabei ist die Bezeichnung Würde vorzuziehen, da sie weniger anthropozentrisch ist.

Der Begriff spielt in der ethischen und rechtsphilosophischen Debatte eine große Rolle.

Nach Kant hat, alles was über jeden Preis erhaben ist, Würde. Würde ist für Kant ein innerer Wert. Autonomie ist die Grundlage der Würde.

Nach Schiller ist die Würde Ausdruck einer erhabenen Gesinnung.

Es ist umstritten, wie man den Begriff der Würde ohne theologischen Bezug analysieren kann.

Häufig wird der Begriff der Würde an den Begriff der Person gebunden. Man fängt sich damit allerdings alle Probleme ein, die man im Zusammenhang mit dem Personenbegriff bekommt ohne etwas zusätzliches zu gewinnen.

Bestimmt man Würde als eine (Wesens-)Eigenschaft des Menschen, ist sie ungeeignet, Normen zu begründen, da man dann vom Sein auf ein Sollen schließen würde.

Wweth

Wohlwollensethik

Wohlwollensethik nennt man die Richtung in der Ethik, die das Streben nach Wohlwollen zum Zentrum ihrer Überlegungen macht.

Da die Wohlwollensethiken sich sowohl auf menschliches Wohlwollen als auch auf das Wohlwollen nichtmenschlicher Entitäten beziehen kann, lässt sich die Wohlwollensethik sowohl anthropozentrisch als auch pathozentrisch ausführen.

Die Wohlwollensethik ist eng mit der Liebesethik verwandt.

Widerleg

Widerlegung

Als Widerlegung (lat.: refutatio) bezeichnet man den Nachweis der Falschheit oder Unhaltbarkeit einer Behauptung in Gestalt einer Aussage oder eines Aussagensystems.

Die Widerlegung einer Aussage p ist im Rahmen der klassischen zweiwertigen Logik identisch mit dem Beweis von &;p. Bei der Reduktion der Widerlegung von p auf den Beweis von &;p wird der Satz vom ausgeschlossenen Dritten benutzt. Man nennt diese Methode auch die direkte Methode zur Widerlegung von Urteilen.

Komplizierter gestaltet sich das Problem der Widerlegung in der intuitionistischen und den parakonsonstenten Logiken.

Im praktischen wissenschaftlichen Nachweis der Falschheit einer Aussage erhalten wir eine Revision einer auf reduktivem Weg gewonnenen Allaussage, nachdem eine Tatsache bekannt geworden ist, die dieser logisch widerspricht.

Es stehen sich also gegenüber:

&;(x) P(x) und &;(x)&;P(x)

Rein logisch gesehen, stehen die beiden Aussagen im Verhältnis des aussagenlogischen Dritten zueinander.

Ist die Allaussage durch umfassendes Tatsachenmaterial bestätigt, so besteht das praktische Verfahren der Wissenschaft darin, diese Hypothese nicht einfach für falsch zu erklären, sondern sie so zu ändern, dass die geänderte Hypothese sowohl das bisher bekannte Tatsachenmaterial erklären kann als auch mit der alten Hypothese widersprechenden Aussage verträglich ist.

Häufig werden auch Argumente einer Kritik unterzogen, die von einem Opponenten zur Begründung einer These aufgestellt werden. Man muss in diesem Fall jedoch berücksichtigen, dass die Widerlegung der Argumente nicht schon eine Widerlegung der These des Opponenten liefert und auch keineswegs die Wahrheit einer eigenen These beweist. Die These des Opponenten kann durchaus bessere Argumente für sich haben als die widerlegten. Darum muss man zur endgültigen Widerlegung einer fremden These nicht nur die Haltlosigkeit der vorgebrachten Argumente beweisen, sondern auch die Haltlosigkeit der These selbst.


Wiederg

Wiedergutmachungsimperativ

Als Wiedergutmachungsimperativ (contrary-to-duty-imperative) bezeichnet man einen Imperativ der besagt, was zu tun sei, wenn eine Pflicht verletzt worden ist.

Wiedergutmachungsimperative sind die Grundlage der Paradoxie von Chisholm.