Gut durchgeschlüpft! – Schwarze Pläne – Gewandtheit im Stehlen – Ein tiefes Loch
26. Kapitel
Noch war’s fast eine Stunde bis zum Frühstück. Wir gingen dem Wald zu, denn Tom wollte etwas Licht haben, um in der Nacht in dem dunkeln Schuppen graben zu können. Eine Laterne, meinte er, sei zu hell, und so wollten wir uns altes verfaultes Holz suchen, das im Dunkeln leuchtet, freilich nicht stark, aber für unsere Arbeit doch gerade genug. Wir suchen also, finden auch ziemlich viel, verstecken’s im Gebüsch, und Tom fährt ganz unzufrieden heraus: »Verdammt, alles wickelt sich so glatt und leicht ab. Es ist doch infam schwer, einen schwierigen Plan ins Werk zu setzen, bei dem’s der Mühe wert ist, sich anzustrengen. Nicht einmal ein Wächter kommt uns in den Weg, den man einschläfern müßte – ein Wächter gehört doch wenigstens dazu! Kein Hund, der einen Schlaftrunk oder Gift haben muß, nichts, nichts! Dem Jim haben sie eine Kette, so dünn wie mein kleiner Finger, ums Bein getan und ihn damit ans Bett gebunden. Nun frag‘ ich eins! Ist das ’ne Art? Da muß man nur das Bett aufheben, die Kette abstreifen, und Jim ist frei. Und Onkel Silas, der traut jedem! Überläßt den Schlüssel dem Kürbisschädel von Nigger und bestellt niemand, der auf ihn aufpaßt. Jim hätt‘ schon längst aus dem Loch herausgekonnt, wenn er nur gewollt hätte, der ist aber zu klug und weiß, daß er mit der Kette am Fuß nicht weit käme. Hol’s der Henker, Huck, es ist die dümmste Geschichte, die ich je erlebt hab‘! Da heißt’s alle Schwierigkeiten selbst erfinden. Na, das können wir nun nicht ändern, wir müssen eben versuchen, das beste aus der Sache zu machen. Eines tröstet mich, und das ist, daß es noch viel, viel glorreicher und rühmlicher sein wird, Jim durch einen Haufen von Gefahren und Abenteuern durchzubringen, wo nicht eine Schwierigkeit existierte, gar keine in den Weg gelegt wurde von denen, deren Pflicht es gewesen wäre, sie zu liefern, und wir sie alle, alle in unsrem eigenen Hirn ersinnen mußten. Das nenn‘ ich groß, und das tröstet mich auch und macht mir Mut! Nimm nur einmal bloß die eine Laterne an, Huck. Schon, dabei müssen wir nur so tun, als sei’s gefährlich, was? Ich glaube, wir könnten bei Fackelzugbeleuchtung graben, es kümmerte sich noch keine Seele drum! Inzwischen müssen wir aber ausschauen, ob wir nichts finden, aus dem sich eine Säge machen läßt.« – »Was sollen wir damit?«
»Was wir damit sollen? Ei, müssen wir nicht das Bein von Jims Bett absägen, um die Kette loszukriegen?«
»Du hast ja eben selbst gesagt, daß man das nur zu heben brauche, um die Kette abzustreifen!«
»Na, das ist auch wieder ganz und gar nach deiner Art, Huck Finn. Du willst immer alles in der Klein-Kinderschul-Manier tun! Nur recht einfach, nur recht simpel! Hast du denn nie was gelesen? Kein Räuberbuch, keine Heldengeschichte? Baron Trenck oder Casanova oder Benvenuto Cellini oder Heinrich IV., kennst du keinen einzigen von diesen Helden? Wer hat je gehört, daß man einen Gefangenen auf so zimperliche Art befreit wie eine alte Jungfer? Nein, wir machen’s, wie es die besten Autoritäten vor uns gemacht haben. Man sägt also das Bein des Bettes entzwei und läßt es dann so, leckt das Sägmehl auf und verschluckt es, so daß niemand es finden kann, dann wird Fett und Schmutz um die durchsägte Stelle gerieben, und das Auge des tapfersten, wachsamsten Seneschalls, oder wie sie die Kerle heißen, kann nichts davon entdecken, und er meint, das Bein sei vollständig heil. Dann, in der Nacht der Flucht, gibt man dem Bett einen Tritt – und ab fliegt das Bein, die Kette wird abgestreift und frei bist du! Nun hast du nichts weiter zu tun, als deine Strickleiter zu nehmen, sie am Fenstergitter zu befestigen, hinunterzusteigen, dein Bein beim letzten Sprung in den Festungsgraben zu brechen – denn eine Strickleiter ist immer neunzehn Fuß zu kurz, weißt du –, und dann kommen deine treuen Vasallen, die unten stehen, heben dich auf dein Roß, und fort geht’s, wie der Wind, deinen heimatlichen Fluren in Languedoc oder Navarra, oder wie sie heißen, zu. Das ist herrlich, Huck, großartig! Ich wollte, wir hätten auch einen Festungsgraben um die Hütte! Wenn wir noch Zeit haben in der Nacht vor der Flucht, graben wir uns einen!«
Drauf sag‘ ich: »Was sollen wir denn mit einem Festungsgraben anfangen, wenn wir Jim doch unter dem Schuppen herausbohren wollen?«
Er aber hört mich nicht, hat mich und alles um uns her vergessen. In sich versunken sitzt er da, das Kinn in die Hand gestützt. Dann seufzt er auf, schüttelt den Kopf und seufzt wieder. Darauf sagt er: »Nein, das ginge am Ende doch nicht gut, es muß nicht gerade sein.« – »Was denn?« frag‘ ich.
»Ei, Jims Bein abzusägen«, sagt er.
»Herr, du mein Gott«, ruf ich, »nein, das ist allerdings gar nicht nötig. Zu was wolltest du ihm denn das Bein absägen?«
»Na, dafür gibt’s genug berühmte Vorbilder. Genug haben’s schon getan. Wenn sie die Kette nicht anders loskriegen konnten, hackten sie sich einfach die Hand oder den Fuß ab und waren frei. Ein Bein ab wäre noch besser! Das können wir aber am Ende sein lassen; es ist, wie gesagt, nicht gerade notwendig, und Jim ist überdies so ein dickköpfiger Nigger, der’s nie begreifen würde, warum es sein sollte und daß es die Mode in Europa ist, es so zu machen, na also – wir lassen’s bleiben! (Schwerer Seufzer.) Eins aber kann und muß er haben, und das ist eine Strickleiter. Wir zerreißen unsere Bettücher und machen ihm eine, es ist kinderleicht. Die schicken wir ihm dann in einem Laib Brot; so wird’s beinahe immer gemacht.«
»Na, aber Tom Sawyer«, warf ich ein, »wie du wieder schwatzt. Wozu soll denn Jim eine Strickleiter brauchen? Der weiß ja gar nicht, was er damit anfangen soll.«
»Er braucht eine, Huck Finn, sag‘ ich dir. Du sprichst gerade wie der Blinde von der Farbe. Weißt und verstehst nichts davon. Er muß einfach eine Strickleiter haben, ob er sie braucht oder nicht, er muß, denn alle haben eine!«
»Was, in der Welt, soll er aber damit tun?«
»Damit tun? Er versteckt sie in seinem Bett. Kann er das nicht? Das geschieht meistens, und er muß es auch. Huck, du willst eben nie etwas der Ordnung und Regel nach tun, da hast du kein Verständnis dafür, immer willst du’s anders machen als die andern. Und selbst wenn er auch nichts mit der Strickleiter anfängt, dann findet man sie doch nachher in seinem Bett als ein wichtiges Indicinium, oder wie sie’s heißen. Nein, Huck, du weißt und verstehst gar nichts. Glaubst du denn, man braucht keine Indiciniums, wenn einer durchgegangen ist? Natürlich muß man die haben! Du natürlich denkst nichts und sorgst für nichts! Du würdest’s nett machen, wenn du’s zu tun hättest, das muß ich sagen – alle Achtung!«
»Na«, sag‘ ich, »braucht er’s, so braucht er’s und soll’s haben, ich will nicht gegen die Regel sündigen – Gott bewahre! Aber eins weiß ich: Wenn wir nun unsre Bettücher nehmen und zerreißen, um dem alten Kerl eine Strickleiter zu machen, dann kriegen wir’s mit Tante Sally zu tun, die steigt mit dem Strick ohne Leiter hinter uns, soviel ist gewiß. Na, mir soll’s recht sein, mein Buckel ist nicht verwöhnt, der kennt die Kost. Sag mal, Tom, tät’s nicht auch ’ne Leiter von Bast geflochten? Der ist leichter zu beschaffen und tut dieselben Dienste. Dann brauchen wir nicht erst was zu zerreißen und in den Brotlaib läßt sich’s auch stecken, und was Jim betrifft, so hat der keine Erfahrung in den Sachen, dem ist’s einerlei, ob die Leiter von Bast oder von Bett…«
»Dummheiten und kein Ende! Wenn ich solch‘ ein Dickkopf wäre, Huck Finn, dann hielt ich mein M…, das würd‘ ich tun, gewiß und wahrhaftig? Wer in der Welt hat je gehört, daß ein Staatsgefangener auf einer Bastleiter entwichen wäre, ’s ist rein zum Totlachen!«
»Na gut, Tom, nur ruhig, mach’s, wie du Lust hast, ich rat‘ aber, wir nehmen lieber ein Tuch draußen von der Leine anstatt aus unserem Bett!«
Das leuchtete ihm ein und gab ihm einen neuen Gedanken. Sagt er: »Weißt du was, Huck, wir nehmen auch gleich ein Hemd!«
»Ein Hemd? Wozu?«
»Für Jim, um ein Tagebuch darauf zu schreiben.«
»Sei doch nicht so närrisch! Jim kann ja nicht schreiben.«
»Na, wenn er nicht schreiben kann, so kann er doch wenigstens Zeichen darauf malen, wenn wir ihm eine Feder aus einem alten Zinnlöffel oder einem dicken eisernen Nagel machen.«
»Ja, aber Tom, das hätten wir wieder viel einfacher und besser, wenn wir einer Gans ’ne Feder ausrissen!«
»Gefangene haben keine Gänse, die im Kerker herumlaufen und sich Federn ausreißen lassen, du Dummbart! Die Gefangenen machen ihre Federn immer aus dem härtesten verrostetsten, und ältesten Stück Eisen, das ihnen unter die Finger kommt, und dazu brauchen sie Wochen und Wochen, Monate und Monate, bis sie soweit sind und es abgefeilt haben, denn sie können’s nur an der Mauer abreiben. Die nähmen keinen Federkiel, selbst wenn sie ihn haben könnten, es wäre ganz gegen die Regel.«
»Und die Tinte? Woraus sollen wir die machen? Aus Lakritzensaft?«
»Dummkopf! – Viele nehmen Rost mit Tränen gemischt, aber das ist schon mehr etwas für Weiber, die’s Heulen verstehen. Die besten Vorbilder, die ich kenne, haben ihr eigenes Blut dazu benutzt, das mag Jim auch tun. Wenn er aber nur eine kleine und gewöhnliche Nachricht von sich geben will, dann kann er sie auch mit einer Gabel auf einen Zinnteller schreiben und ihn dann zum Fenster hinauswerfen. So hat’s die Eiserne Maske gemacht, und die hat’s verstanden.«
»Jim hat aber keine Zinnteller. Sie schicken ihm das Essen in einer Blechschüssel.«
»Das tut nichts, die verschaffen wir ihm.«
»Wird aber jemand seine Tellerschrift lesen können?«
»Darauf kommt’s nicht an, Huck! Er hat nur die Teller zu bekritzeln und dann wegzuwerfen. Das Lesen ist Nebensache, gehört nicht dazu! Neunundneunzigmal unter hundert bist du nicht imstande herauszukriegen, was ein Gefangener auf einen Teller oder sonstwohin kritzelt, darauf kommt’s gar nicht an!«
»Ja, aber warum denn die vielen Teller so verderben?«
»Warum? Schwerenot, bist du dumm! Die gehören ja den Gefangenen gar nicht!«
»Aber irgend jemandem gehören sie doch, nicht?«
»Na und wenn! Was liegt dem Gefangenen dran, wem…«
Hier brach er ab, denn man hörte das Horn blasen, das uns zum Frühstück rufen sollte, und wir rannten dem Hause zu.
Im Laufe des Morgens nahm ich also ein Leintuch und ein Hemd von der Wäscheleine auf dem Trockenplatz und steckte beides in einen alten Sack, den ich gefunden hatte; das verfaulte Holz kam auch mit hinein. Ich nannte das borgen, wie mein Alter immer sagte, Tom aber meinte, das sei gestohlen. Er sagte aber, wir stellten jetzt eben Gefangene vor, und Gefangene nähmen alles, was sie kriegen könnten, und niemand sehe sie deshalb schief an und nehme es ihnen übel. Bei einem Gefangenen ist’s keine Sünde, wenn er die Dinge stiehlt, die er zu seiner Befreiung braucht, sagte Tom, das ist sein Recht, und solange wir hier Gefangene sind, hätten wir das Recht, alles und jedes Ding zu stehlen, das wir zu unserer Befreiung brauchen. Er sagte, wenn wir keine Gefangenen wären, wäre es was ganz anderes, nur ein ganz gemeiner, erbärmlicher Kerl stehle, wenn er nicht gefangen sei. Wir beschlossen also, alles zu nehmen, was wir nur irgend brauchen könnten und was uns unter die Finger käme. Mir war das ganz recht, und doch fing Tom furchtbar an zu schimpfen, als ich einmal den Niggern eine Melone von ihrem Feld nahm und sie aß. Er zwang mich, hinzugehen und den Kerlen Geld dafür zu bringen, und sagte, das sei ganz was anderes und so hätte er’s nicht gemeint, das sei gestohlen – gemein gestohlen, wir dürften nur nehmen, was wir wirklich brauchten. Das begriff ich nun nicht.
Sag‘ ich: »Tom, ich hab‘ die Melone wirklich gebraucht.«
Er aber sagte, nein, ich hätte sie nicht genommen, um damit frei zu werden! Das sei der Unterschied! Ja, wenn ich sie gebraucht hätte, um ein Messer drin zu verbergen, sie Jim zuzuschmuggeln, der dann den Senneschaal, oder wie der Kerl heißt, damit habe töten können, das wäre ein ander Ding gewesen. Ich ließ es gut sein, dachte aber bei mir, ich könne den Vorteil, ein Gefangener zu sein, nicht so recht einsehen, wenn man soviel Federlesens machen müsse, sooft man sich einmal eine Wassermelone zu Gemüt führen wolle.
Na, wie ich schon vorher gesagt habe, wir warteten also an jenem Morgen, bis alles im Hause an der Arbeit und niemand mehr im Hof war, um uns zu beobachten. Dann schleppte Tom den Sack in den Schuppen, während ich Wache stand. Als er wieder herauskam, setzten wir uns auf einen Holzstoß und plauderten.
Sagt‘ er: »Jetzt ist alles in Ordnung, nur noch Handwerkszeug brauchen wir, und das ist leicht zu haben.«
»Handwerkszeug?« frag‘ ich.
»Ja!«
»Handwerkszeug für was?«
»Na, um damit zu graben! Du wirst ihn doch wohl nicht mit den Nägeln herauskratzen?«
»Sind denn die alten Hacken und sonstigen Dinger da drinnen nicht gut genug, um einen Nigger herauszugraben?«
Darauf sieht er mich aber so traurig an, als sei ich seine Großmutter und als wolle er eben den Geist aufgeben.
»Huck Finn«, sagt er, »mit dir ist nichts anzufangen! Hast du je von Gefangenen gehört, die nur so nach Hacken und Spaten greifen konnten, um sich damit herauszugraben? Ich frag‘ dich auf dein Gewissen, Huck Finn, wenn du eins hast und ein Fünkchen Verstand dazu. Welch ein Anrecht auf Heldentum hätte ein Gefangener in diesem Fall? Ebensogut könnte man ihm geschwind den Schlüssel zum Kerker leihen, und damit fertig! Spaten und Hacken! Wahrhaftig! – Nicht einmal ein König würde sie kriegen!«
»Na«, frag‘ ich, »wenn wir also die Spaten und Hacken da drin nicht brauchen, was brauchen wir dann?«
»Ein paar richtige, ordentliche Taschenmesser!«
»Was? Um damit den Boden bis zur Hütte zu untergraben?«
»Ja!«
»Na, laß dich begraben, Tom, das ist verrückt!«
»Das ist ganz einerlei! Verrückt oder nicht, so muß es geschehen, so ist’s der Regel nach. Ich hab’s nie anders gehört oder gelesen, und ich kenne alle Bücher, in denen so etwas vorkommt. Immer graben sie sich mit einem Taschenmesser heraus! Und gewöhnlich nicht durch Lehm und Schmutz wie hier, merk dir’s, sondern durch harten, festen Felsgrund. Und dazu brauchen sie Wochen und Monate, und manchmal dauert es noch viel länger. Da war mal einer in dem Schlosse Dief, im Hafen von Marseille, der saß ganz unten im untersten Kerker und grub sich durch, und wie lange glaubst du, hat er dazu gebraucht?« – »Was weiß ich! Anderthalb Monate?«
»Siebenunddreißig Jahre! Und kam in China heraus! So, da siehst du; so muß man’s machen. Ich wollte nur, der Grund dieser Festung hier wäre aus Fels, aus hartem, solidem Fels!«
»Aber Jim kennt ja gar niemand in China! Der wird sich nicht dorthin sehnen!«
»Was hat das damit zu tun? Der andre Kerl in Dief kannte auch niemand dort. Aber du kommst immer vom Hauptpunkt ab und gerätst auf Seitenwege!«
»Gut! Was liegt mir dran, wo er herauskommt, meinethalben im Mond, ich meine, die Hauptsache ist, daß er herauskommt, und ich glaube, Jim denkt geradeso. Aber etwas müssen wir doch bedenken. Jim ist zu alt, um ‚mit dem Taschenmesser ausgegraben zu werden, so lange lebt der gar nicht mehr!«
»Das wird sich zeigen! Du denkst doch nicht, daß wir hier siebenunddreißig Jahre brauchen, um ein Loch in den Dreck zu wühlen?«
»Wie lang werden wir denn wohl brauchen, Tom?«
»Na, so lang, wie wir eigentlich regelrecht brauchen sollten, können wir gar nicht wagen zu brauchen, denn Onkel Silas wird bald genug Wind bekommen, wer und woher Jim ist. Wer kann’s wissen, wie bald Jim forttransportiert werden soll? Bei so unsicheren Umständen halt‘ ich fürs gescheiteste, wir graben so schnell wie möglich und tun nachher, als wären es siebenunddreißig Jahre gewesen. Dann können wir ruhig sein und alles abwarten, und sobald sich die erste Gefahr zeigt, ihn herausholen und schleunig fortspedieren. So, denk‘ ich, wird’s am besten sein!«
»Da liegt doch mal wirklich Verstand drin, den ich auch begreifen kann«, sag‘ ich, »so tun kostet nichts, so tun ist Kinderspiel, und meinetwegen können wir tun, als seien’s hundertundfünfzig Jahre gewesen. Na, will mal sehen, ob ich irgendwo ein paar tüchtige Taschenmesser erwischen kann.«
»Nimm gleich drei«, rät Tom, »wir brauchen eins, um eine Säge draus zu machen.«
»Tom«, wag‘ ich noch einmal einzuwenden, »dahinten unter dem Schuppendach habe ich eine alte rostige Säge liegen sehen, wenn’s nicht unchristlich und gegen die Regel ist, so…«
Aber er sah mich so trostlos und entmutigt an, daß ich nicht fortzufahren wagte.
»Du lernst nichts, Huck!« seufzt er, »lauf und verschaff uns die Messer – drei, hörst du?«
Ich tat’s!