Pyrrhon von Elis (ca. 360 – 270 v. u. Z.)

Nach Pyrrhon wird eine Richtung der antiken Skepsis auch Pyrrhonische Skepsis genannt.

Unsere wichtigste Quelle zu Pyrrhon ist die Lebensbeschreibung des Diogenes Laërtios [1]., die wohl in die erste Hälfte des 3. Jh. u.Z. fällt.

Diogenes hat für die Lebensbeschreibung des Pyrrhon die Biographiensammlung des Antigonos von Karystos benutzt (3. Jh. v.u.Z.).

Pyrrhon wurde in Elis geboren. Pausanias nennt Pistokrates den Vater von Pyrrhon [2], Diogenes Laërtes dagegen Pleistarchos [3].

Pyrrhon war zunächst ein unbekannter und armer Maler. Antigonos von Karystos hat im Gymnasium von Elis noch Fackelträger gesehen, die Pyrrhon gemalt hat, und bescheinigt deren mäßige Qualität [4].

Pyrrhon schloß sich dem Philosophen Anaxarchos aus Abdera an und zog mit ihm nach Indien, wo er mit den Asketen und den Magiern Verbindung aufnahm. Als weiterer Lehrer von Pyrrhon wird der Megariker Bryson genannt.

Pyrrhon soll ein Gedicht auf Alexander den Großen geschrieben und dafür 1000 Goldstücke erhalten haben (MI 282).

Pyrrhon soll Demokrit hoch geschätzt haben (Diog. Laert.: Leben und Werke berühmter Philosophen, IX 67).

Wahrscheinlich hat er dessen ethisches Ideal der inneren Harmonie, Ausgeglichenheit und Ruhe bewundert und durch Demokrits Bestreitung der sekundären Sinnesqualitäten Anstöße für seinen Skeptizismus erhalten.

Antigonos berichtet, Pyrrhon habe im Alltag einen konsequenten Außenweltskeptizismus gelebt. Er sei vor nichts ausgewichen und habe keinerlei Vorsicht gekannt. Alles sei ihm gleichgültig gewesen: Wagen, die ihm begegneten, Abhäbge oder Hunde. Er habe der Wahrnehmung keinen Einfluss auf sein Verhalten zugestanden. Daß er dabei überlebte, habe er seinen Schülern zu verdanken, die ihm begleiteten.

Diogenes Laërtios berichtet aber auch, Ainesidemos habe behauptet, Pyrrhon habe zwar in seiner Philosophie die Urteilsenthaltung gelehrt, er habe aber keineswegs unvorsichtig gehandelt (Leben und Meinungen berühmter Philosophen, IX 62).

Als sein Lehrer Anaxarch einmal in einen Sumpf gefallen sei, ging Pyrrhon weiter, ohne sich um ihn zu kümmern. Das brachte ihm Tadel ein, aber Anaxarch selbst lobte sein gleichgültiges und Teilnamsloses Verhalten.

Als Pyrrhon einmal erschrak, weil ihn ein Hund ansprang und man ihm das vorhielt, sagte er, es sei schwer, "den Menschen vollständig auszuziehen".

Pyrrhon lebte zusammen mit seiner Schwester, einer Hebamme. Das Putzen des Hauses übernahm er, und wenn es sich ergab, verkaufte er kleine Vögel und Ferkel auf dem Markt. Um seinen inneren Gleichmut zu zeigen, soll er mit eigenen Händen Schweine gewaschen haben. (Diogenes Laërtios, Leben und Meinungen berühmter Philosophen, XX 66).

Obwohl er zurückgezogen lebte und sich nicht in der Politik seiner Stadt engagierte, genoß er ein hohes Ansehen bei seinen Mitbürgern. Sie wählen ihn zum Oberpriester und gewährten seinetwegen allen Philosophen Steuerfreiheit.

Oyrrhon lebte bescheiden in häuslicher Gemeinschaft mit seiner Schwester Philista, einer Hebamme.

Pyrrhon gilt als Lehrer von Timon und Numenios.

Timon schreibt in seinen Sillen: Pyrrhos habe die Diskussion der Fachphilosophen (d.h. der Sophisten) verachtet. Er habe sich auf ihren Meinungsstreit nicht eingelassen, sich von allen Täschungen freigemacht und sich schon gar nicht um naturphilosophische Fragen gekümmert (Frg. 48 Diels).

Pyrrhon soll ständig Homer gelesen haben (MI 272.281).

Geschrieben hat er wahrscheinlicht nichts. Eine kanappe und übersichtliche Einführung in Pyrrhons Denken bietet das bei Eusebius erhaltene Referat des Peripatetikers Aristokles (PE XIV 18, 1-4). Dort heißt es:

"Zuallererst gilt es, die eigene Erkenntnismöglichkeit zu erforschen, denn wenn unsere Natur es uns nicht gestattet, etwas zu erkennen, dann braucht man über anderes gar keine Betrachtungen anzustellen."


[1] Diogenes Laërtes: Leben und Meinungen berühmter Philosophen, IX 61-108
[2] Pausanias VI 24, 5
[3] Diogenes Laërtes IX 61
[4] Diogenes Laërtes IX 62-64