Rudolf von Bragelonne wollte seinen Vater aufsuchen, aber Athos war schon wieder nach Blois gereist. Auch d’Artagnan fand er nicht; der Chevalier war mit der Einrichtung eines neuen königlichen Militärinstituts beschäftigt. Graf Guiche hatte auch keine Zeit; denn er war fest entschlossen, den Kampf mit Buckingham um die Gunst Henriettens bis aufs äußerste auszufechten, und sollte er sich darüber ruinieren. Buckingham war aus diesem Grunde ebenfalls nicht zu sprechen; er verschwendete ein Vermögen, um so prunkvoll wie möglich aufzutreten und alle andern Kavaliere in den Schatten zu stellen. Da Bragelonne nun gar nicht wußte, was er mit seiner Zeit beginnen sollte, so schrieb er an Fräulein von Lavallière. Er schrieb ihr Briefe, erhielt aber keine Antwort.
Da meldete eines Morgens sein Diener »Herrn von Malicorne« an. »Soll warten,« versetzte Rudolf mürrisch. »Was will der Kerl von mir?« – »Der Herr kommt aus Blois,« antwortete der Diener. – »O, dann laß ihn gleich herein!« rief der Vicomte. – Malicorne, wie ein echter und rechter Kavalier von vornehmstem Geblüt aufgeputzt, trat herein, grüßte anmutig und begann: »Herr Graf von Bragelonne, ich habe Grüße von einer Dame zu überbringen.« – Rudolf errötete. – »Von einer Dame aus Blois?« fragte er. – »Ja, Herr Vicomte, von Fräulein Aure von Montalais.« – »Ah so, jetzt besinne ich mich,« rief Rudolf. »Was wünscht das Fräulein von mir?« – Malicorne zog vier Briefe aus der Tasche und gab sie dem Grafen. – »Meine Briefe!« rief dieser erblassend. »Und noch nicht geöffnet!« – »Herr Vicomte, sie haben die Person, an die sie gerichtet sind, nicht mehr in Blois erreicht. Fräulein von Montalais, die Ihre Schrift und Ihr Siegel erkannt hat, schickt sie Ihnen zurück.« – »Sehr liebenswürdig,« sagte Rudolf, »das war Fräulein Aure ja immer. Also ist Fräulein von Lavallière nicht mehr in Blois? Wo ist sie denn? In Paris?« – »Vielleicht sagt Ihnen dieser Brief das Nähere,« antwortete Malicorne, ein zweites Päckchen hervorziehend. – Rudolf erbrach das Siegel. Das Schreiben war von der Montalais und lautete: »Wenn Sie Fräulein Luise wiedersehen wollen, so seien Sie am Tage der Vermählungsfeier im Palais-Royal zu Paris.« – »Was bedeutet das?« rief der Vicomte. »Können Sie es mir sagen, Herr Malicorne?« – »Ich weiß nicht,« antwortete dieser mit diskretem Lächeln. »Fräulein von Montalais hat mir’s streng verboten. Ich möchte Sie um eine Gefälligkeit bitten, Herr Graf.« – »Zum Lohn für diese Botschaft?« – »Ganz recht. Ich möchte gern die Vermählungsfeier sehen und habe keine Einlaßkarte. Könnten Sie mir eine verschaffen?« – »Sehr gern.«
So kam es, daß man am Tage der Vermählungsfeier, die in Gegenwart einer Anzahl streng ausgesuchter Höflinge stattfand, das bescheidene Antlitz des Herrn Malicorne darunter erblickte, sehr zur Verwunderung des Fräulein von Montalais, deren neugierige Augen jeden einzelnen der Anwesenden aufmerksam musterten.
Graf Guiche hatte sein prächtigstes Gewand angelegt, doch stand der schwermütige Ausdruck seines Gesichts im Widerspruch dazu; das gleiche konnte man von Buckingham sagen, der blaß wie ein Toter war. Der Prinz von Condé betrachtete mit Befremden diese beiden Bilder der Trostlosigkeit, die wie regungslose Säulen zu beiden Seiten der Kapelle standen.
Nach beendeter Trauung begaben sich der König und die Königin in den Prunksaal, wo sie sich Madame und ihr Gefolge vorstellen ließen. Man bemerkte, daß der König von der Schönheit seiner Schwägerin sehr angenehm überrascht war und ihr herzliche Komplimente sagte. Man bemerkte auch, daß Anna von Oesterreich einen langen träumerischen Blick auf den Herzog von Buckingham warf, worauf sie zu Frau von Motteville sagte: »Finden Sie Aehnlichkeit mit seinem Vater?« – Man bemerkte endlich, daß Monsieur seine Augen unstet umherschweifen ließ und sich nicht glücklich zu fühlen schien.
Eine Anzahl von jungen Mädchen trat nun in den Saal, geführt von Frau von Noailles, und jeder Kenner von Frauenschönheit mußte die Auswahl bewundern, die man unter den jugendfrischsten Aristokratinnen Frankreichs getroffen hatte. Die Vorstellung der Ehrendamen begann mit einer jungen Blondine von 21 Jahren. »Fräulein von Tonnay-Charente,« sagte die alte Frau von Noailles zu Monsieur. – »Diese scheint ganz passabel zu sein,« flüsterte Prinz von Condé Rudolf zu. »Ich bin neugierig, ob man geschmackvoll gewählt hat. Sehen Sie da! Schon wieder eine Schönheit.«
Frau von Noailles stellte vor: »Fräulein Aure von Montalais!« – Rudolfs Blick richtete sich auf die nächste Dame. »Großer Gott!« klang es leise von seinen Lippen. – »Was gibt es?« flüsterte Condé erstaunt. – »Nichts, Hoheit, nichts!« – »Ah, Sie bewundern die kleine Blondine, die nun an die Reihe kommt. Wunderhübsche Augen – ein bißchen mager, aber sehr anmutig.« – Und Frau von Noailles stellte vor: »Fräulein von Labaume-Leblanc und von Lavallière.« – Rudolf hatte das Gefühl, als legte sich eine Wolke über seine Augen. »Luise hier!« murmelte er. »Luise Ehrenfräulein bei der Prinzessin!« – Da begegnete sein Blick den funkelnden Augen der Montalais, die sich an seinem Erstaunen zu weiden schien. Luise ihrerseits stand wie geblendet da, ihr Busen hob sich stürmisch, und sie zog sich so rasch wie möglich aus der Nähe des herzoglichen Paares zurück.
Plötzlich stutzte Rudolf. Ganz in seiner Nähe war Luisens Name genannt. Er sah sich um und erblickte die Herren von Guiche, von Lorraine und von Wardes, die sich leise unterhielten. Es ist eine Kunst, die nur der gewandte Höfling vollkommen beherrscht, sich zu unterhalten, ohne die bei höfischen Zeremonien vorgeschriebene Haltung zu ändern. Während bei den Cercles nur die Majestäten sprechen dürfen und alle Anwesenden tiefstes Schweigen zu wahren haben, werden da oft unter abgesonderten Gruppen verstohlene Gespräche geführt, bei denen die Schmeichelei nicht immer die vorherrschende Note bildet.
Es war die Stimme von Wardes‘, die an Rudolfs Ohr schlug. »Was ist das für eine Montalais?« flüsterte er. »Was ist das für eine Lavallière? Was für eine Provinz haben wir da erhalten?« – »Die Montalais ist ein nettes Ding,« sagte Chevalier von Lorraine. »Sie wird uns viel Spaß machen. Die Lavallière ist bildschön, wenn sie auch hinkt.« – »Vorsicht, meine Herren!« murmelte Graf Guiche, der Rudolf bemerkt hatte. Von Wardes folgte dem Blick Guiches und erkannte Bragelonne. Ohne sich an Guiches Warnung zu kehren, fragte er: »Wer sind die Geliebten dieser beiden Damen?« – »Sie sind noch zu haben,« meinte Lorraine. »Wer sie will, hat sie.« – »Meine Herren, nehmen Sie sich doch in acht,« sprach Graf von Guiche. »Madame sieht nach uns.«
Rudolf zerknitterte vor Zorn seine Spitzenkrause. »Die arme Luise,« dachte er, »sie wird hier meines Schutzes bedürfen. Die Vorstellung war beendet. Der König verließ mit seiner Gattin und seiner Mutter den Saal. Chevalier von Lorraine nahm seinen Platz an der Seite Monsieurs wieder ein und während er ihn begleitete, flößte er ihm ein paar Tropfen jenes Giftes ein, das er in den letzten Stunden angesammelt hatte. Ein Teil der Gesellschaft war mit dem König hinausgegangen, aber diejenigen Herren, die sich gern das Ansehen der Unabhängigkeit gaben, blieben zurück und näherten sich nun den Damen. Prinz von Condé knüpfte ein Gespräch mit Fräulein von Tonnay-Charente an, Buckingham machte den Damen von Chalois und von Lafayette den Hof, welche sich der besonderen Gunst Madames erfreuten. Graf von Guiche sprach mit Madame von Valentinois, seiner Schwester, und mit den Fräulein von Acquay und von Chantillon.
Inmitten dieser plaudernden, lachenden, kokettierenden Gruppen suchte Rudolf Fräulein von Lavallière. Er begrüßte sie mit der größten Ehrerbietung. Luise verneigte sich errötend und wußte nicht, was sie sagen sollte. Doch die Montalais kam ihr zu Hilfe. – »Sie wünschen eine Erklärung, Herr Vicomte?« rief sie. »Sie begreifen nicht, wie es kommt, daß wir hier sind?« – »Allerdings,« antwortete Rudolf. »Fräulein von Lavallière Ehrenfräulein bei Madame? Und Sie auch? – meinen Glückwunsch dazu, meine Damen!« – »Sie sagen das nicht eben mit einer Gratulantenmiene,« schmollte Fräulein Aure. – »Herr von Bragelonne denkt vielleicht, dieser Platz sei über meinem Stande,« sagte Luise.
»Nicht doch, mein Fräulein!« rief Rudolf. »Daß ich das nicht denke, wissen Sie recht wohl. Mich würde es nicht befremden, wenn Sie den Platz einer Königin einnähmen. Mich wundert nur, daß ich es erst heute und ganz zufällig erfahren habe.« – »Das ist wahr,« sagte die Montalais rasch. »Aber das ist mein Werk. Er hat vier Briefe an dich geschrieben, Luise, aber da deine Mutter noch in Blois war und die Briefe ihr auf keinen Fall in die Hände geraten durften, ließ ich sie zurückgehen.« – »Wie? Und du hast dem Herrn Vicomte nichts mitgeteilt? Ich bat dich doch darum,« sagte Luise vorwurfsvoll. – »Mein Himmel! es hat ja auch soviel mit Toiletten und andern wichtigen Anschaffungen zu tun gegeben, daß ich wahrlich keine Zeit hatte, mir den Kopf mit dem Herrn Vicomte zu beschweren,« versetzte die Montalais ausgelassen. »Er weiß es jetzt und damit gut.« Und sich umdrehend, setzte sie hinzu: »Kommen Sie, Herr Malicorne! Geben Sie mir die Hand. Wir müssen die beiden Herrschaften hier ein Weilchen allein lassen.« – »Pardon, Fräulein Aure,« rief Rudolf mit einem Ernst, der zu ihrer Lustigkeit in scharfem Widerspruch stand, »darf ich wenigstens den Namen des Gönners erfahren, der Ihnen und Fräulein Luise diese Stelle verschafft hat.« – »Hier steht er,« war die Antwort. – Rudolf war ganz bestürzt; er wollte sich an Malicorne wenden, um näheres zu erfahren, aber die Montalais zog den jungen Mann rasch mit sich fort.
Fräulein von Lavallière machte eine Bewegung, als wollte sie ihrer Freundin folgen, doch Rudolf hielt sie zurück. »Ich bitte um ein Wort, Luise.« – »Aber wir sind allein,« antwortete Luise errötend. »Man wird uns suchen.« – »Seien Sie unbesorgt. Wir beide sind keine so wichtigen Personen, daß unsere Abwesenheit auffallen wird. Und Ihr Dienst beginnt erst morgen. Gönnen Sie mir einige Minuten!« – »Sie sind so ernst, Rudolf,« sagte Luise zaudernd. – »Weil die Umstände ernst sind, mein Fräulein. Hören Sie mich an! Sie wissen, Luise, ich habe Sie seit meiner Kindheit geliebt und Sie zur Teilhaberin all meines Kummers, all meiner Freuden gemacht. Sie erwiderten meine Freundschaft und brachten mir unbegrenztes Vertrauen entgegen? Warum haben Sie das jetzt nicht auch getan? Warum haben Sie mir dies verheimlicht? Ich war des Glaubens, Sie liebten mich und willigten in die Pläne, die ich zu unserm beiderseitigen Glück geschmiedet habe? Sie antworten nicht, Luise? Lieben Sie mich denn nicht mehr? Dann sagen Sie es mir! Denn ich habe die ganze Hoffnung meines Lebens auf Sie gesetzt. Und nun sehe ich Sie hier in der Atmosphäre des Hofes, wo alles Reine in kurzer Zeit verdorben wird vom Hauch des Lasters, wo die Jugend schnell altert, Keuschheit und Zartheit rasch entschwindet. Luise, schließen Sie die Ohren, um all die schmutzigen Worte nicht zu hören, die hier umherschwirren, schließen Sie die Augen, um die vielen bösen Beispiele nicht zu sehen, die hier jeder Tag mit sich bringt, schließen Sie die Lippen, um die vergiftete Luft nicht einzuatmen. O, Luise, ich liebe Sie mehr als je, nun ich Sie hier in Gefahr sehe! Ich bin entschlossen, Sie vor frechen Händen zu schützen, und an diesem Hofe, wo eine Prinzessin von leichtfertiger Natur, eine Freundin der Koketterie herrscht, hier dürfen Sie nicht lange bleiben. Wir müssen uns heiraten, Luise. Hier ist meine Hand, schlagen Sie ein!«
»Mein Gott!« rief Luise. »Aber Ihr Vater …«
»Er läßt mir freie Wahl. Doch gut, ich will noch einmal mit ihm sprechen. Schon jetzt kann ich Ihnen versichern, mein Vater wird Ja sagen. O geben Sie mir Ihre Hand! Lassen Sie mich doch nicht glauben, ein einziger Schritt ins Königsschloß hätte genügt, Sie völlig umzuwandeln.«
Als Rudolf diese Worte gesprochen, wurde Luise plötzlich totenblaß, ohne Zweifel, weil sie fürchtete, der junge Mann werde zu heftig werden. Blitzschnell legte sie ihre kleinen Hände in die seinen, drückte sie rasch, entzog sie ihm dann ebenso schnell wieder und verschwand, ohne sich nach ihm umzusehen. Rudolf empfand einen leisen Schauer bei der Berührung dieser Hände. Er nahm den stillen Schwur wie ein feierliches Gelübde hin, das die Liebe der jungfräulichen Schamhaftigkeit abgerungen.
Er verließ das Palais-Royal, stieg zu Pferde und machte sich ohne Umstände auf den Weg nach Blois. Er legte die Strecke in achtzehn Stunden zurück. Athos saß in seinem Zimmer, als Rudolf, dem Grimaud voranging, hereintrat.
Auf den ersten Blick erkannte Athos, daß ein besonders wichtiges Anliegen seinen Sohn herführe. Er fragte danach. – »Ja, Vater,« antwortete der junge Mann, »und ich will ohne weiteres meine Sache vorbringen. Es handelt sich um Fräulein von Lavallière. Sie ist jetzt Ehrenfräulein bei Madame. Ich habe mich reiflich geprüft und alles wohl erwogen; ich kann, ich darf sie nicht auf diesem Posten lassen, wo ihr Ruf, vielleicht sogar ihre Tugend gefährdet ist. Ich möchte sie also heiraten und bitte um Ihre Einwilligung.«
Athos schwieg und sah seinen Sohn ernst und bekümmert an. – »Und hast du es wohl überlegt?« fragte er nach einer Pause. – »Ja, Vater.« – »Ich glaube, ich habe dir meine Meinung über diese Verbindung bereits gesagt.« – »Ich weiß,« versetzte Rudolf, »doch sagten Sie, wenn ich durchaus dabei beharrte –« – »Und das tust du?« – Bragelonne antwortete mit einem Ja, zu dem er alle Kraft aufbieten mußte, so schwer ward es ihm, gegen den geliebten Vater den Willen durchzusetzen. –
»Deine Liebe muß sehr groß sein,« fuhr Athos fort, »daß du trotz meiner Abneigung nicht von dem Mädchen läßt. Gut, meine persönlichen Anthipatien tun nichts zur Sache; es kommt nur auf deine Meinung dabei an Du bittest also um mein Jawort?« – »Ja, Vater, und um Fürsprache beim König. Schreiben Sie an Majestät und bitten Sie um Erlaubnis zu der Heirat, denn ich stehe ja im königlichen Dienst.« – »Ein guter Gedanke, Rudolf; denn du unterziehst dich dadurch einer doppelten Prüfung. Ich werde sogleich deinen Wunsch erfüllen.« Er trat ans Fenster und rief hinaus: »Grimaud! Meine Pferde!«
»Was bedeutet das, Vater?« – »Daß wir in zwei Stunden nach Paris reiten,« antwortete der Graf. »Ich will, statt zu schreiben, persönlich mit dem König sprechen. Wie ist Seine Majestät gegen dich gesinnt?« – »Er will mir wohl. Ich weiß es aus seinem eignen Munde.« – »Wann hat er dir das gesagt?« – »Erst gestern noch, auf eine Empfehlung des Chevaliers d’Artagnan hin. Majestät lobten mein Verhalten bei dem kleinen Aufruhr auf dem Grèveplatze. Doch, mein Vater! Seien Sie nicht so ernst, so förmlich zu mir, ich könnte es sonst doch noch bereuen, einem unwiderstehlichen Drange nachgegeben zu haben.« – »Das sagtest du schon einmal, Rudolf, ist aber nicht nötig. Du verlangst meine Einwilligung – ich gebe sie. Damit gut! Reden wir nicht mehr davon.«
Rudolf biß sich in die Lippen. Er fühlte, daß ihm das Blut in die Wangen stieg. – »Mein Vater, wir müssen davon reden. Vergessen Sie nicht, Ihr Sohn ist ein Mann.« – »Daß du mein Sohn bist, beweisest du keineswegs – nun, so beweise mir, daß du ein Mann bist,« antwortete der Graf de la Fère in strengem Tone. »Junge, ich bat dich zu warten. Ich hätte dir in den Reihen des erlauchten Adels eine Frau ausgesucht; ich wollte dich glänzen sehen im doppelten Licht des Reichtums und des Ruhmes. Den Adel des Geschlechts hast du – –«
»Vater,« unterbrach ihn Rudolf mit Ungestüm, »mir wurde es vor kurzem zum Vorwurf gemacht, daß ich meine Mutter nicht kenne –« – Athos fuhr auf, wie von einer Nadel getroffen. – »Was hast du geantwortet?« rief er. – »Ich zog das Schwert, schlug meinem Gegner den Degen aus der Hand, daß er über eine Barriere flog, und schickte ihn selber hinterher.« – »Und stachest ihn nicht nieder?« – »Seine Majestät hat die Duelle verboten, und ich war in diesem Augenblick des Königs Abgesandter.«
»Gut,« antwortete Athos. »Ein Grund mehr, nach Paris zu reisen und mit dem König zu sprechen. Er wird mir erlauben, gegen den, der diese Beleidigung ausgesprochen, das Schwert zu ziehen. Nenne mir seinen Namen.« – »Ich werde nicht dulden, daß Sie Ihr Leben aufs Spiel setzen.« – »Seinen Namen!« rief de la Fère. – »Vicomte von Wardes.« – »Den kenne ich. – Unsere Pferde stehn bereit – wir reisen auf der Stelle!«