Wert

Wert nennt man die zwischen einem Gegenstand und einem Maßstab durch den wertenden Menschen hergestellte Beziehung.

Die Lehre von den Werten nennt man Wertphilosophie, Axiologie, Timologie, Werttheorie oder Wertlehre.

Das eine Bewertung ausdrückende Urteil nennt man Werturteil.

Ist der Wertmaßstab ein subjektives Lustgefühl durch die Befriedigung eines Bedürfnisses, so kommt es zu einer psychologischen Werttheorie. Einen zentralen Platz nimmt dieser Begriff des Wertes u. a. in der subjektiven Wertethik ein.

Die Vielheit der menschlichen Bedürfnisse und Gefühlsweisen erklärt die Verschiedenartigkeit der Wertung. Was dem einen von hohem Wert ist, besitzt für den anderen geringen Wert.

Wertrelativismus nennt man die Ansicht, die den Werten nur relative Geltung zuschreibt, d. h. nur für einen bestimmten Menschen oder für eine bestimmte Rasse oder für eine bestimmte Zeit. Werte, die unabhängig von all diesen Sonderbedingungen oder absolut gelten, gibt es danach nicht.

Der Zweig der Psychologie, in dem die seelischen Vorgänge bei Wertungen untersucht werden heißt Wertpsychologie.

Ursprünglich wurde das Wort ausschließlich im ökonomischen Sinn als Wert eines Dings verwendet. Ende des 19. Jh. führten H. Lotze u. a. den Begriff in die Philosophie ein, wo er eine umfassendere Bedeutung erhielt.

Der Wertbegriff wurde von Lotze in Verbindung mit dem Begriff der Geltung verwendet. Außerdem spielt der Wertbegriff bei Nietzsche, Meinong, Windelband, Rickert, Eisler, Münsterberg, Scheler, W. Stern, J. Cohn und N. Hartmann ein große Rolle.

Die Neukantianer der Badischen Schule verstehen unter Wert nur das allgemeine formale Element, das ungefähr dem Sollen gleichgesetzt wird und sich vom rein empirisch aufgefaßten Sein als transzendentale Bestimmung unterscheidet.

Sie gehen von dem Unterschied zwischen der Natur (die aus Gesetzen erklärt werden kann) und der geschichtlichen Kultur (die aus leitenden Werten verstanden werden muss) aus. So steht neben dem wertfreien Wirklichen das eigenständige Reich der Werte, die unbedingt gelten, nicht aber existieren, weshalb sie auch als irreal oder unwirklich bezeichnet werden. Beide Sphären treffen sich in dem Weltknoten, d. h. in den wertenden Akten des Menschen, die dann auch Werte dem Wirklichen einprägen und so Kulturgüter schaffen.

Die Wertphänomenologie, wie sie u. a. Scheler in seiner materialen Wertethik ausführt, geht vom Wertfühlen aus.

Das unmittelbare Bewußtwerden der Werte, die sich zunächst im Gefühl durch Lieben und gefühlsmäßiges Vorziehen des Wertvoll, durch Hassen und Verabscheuen des Wertwidrigen ankündigen, ehe ihr Wesen geistig erfaßt wird, nennt man in der phänomenologischen Wertlehre Wertgefühl.

Die Absolutheit der Werte ist durch ihre Unabhängigkeit vom Sein gesichert, weshalb die Werte ein Reich materialer Qualitäten bilden. Wegen der Trennung der Werte vom Sein können diese nicht vom Verstand erkannt werden, sondern nur durch intentionales Fühlen erfaßt werden.

Das Fehlen des Gefühls für bestimmt Werte wird mitunter auch Wertblindheit genannt.

Besteht zwischen zwei Werten ein Widerstreit, der es unmöglich macht, sie beide zugleich zu verwirklichen, spricht man von einer Wertantinomie.

Nietzsche machte die überragende Bedeutung der Werte und der Wertschätzungen für die Weltanschauung sichtbar. Wertschätzungen sind für ihn "physiologische Forderungen zur Erhaltung einer bestimmten Art von Leben". In der Wertschätzung drückt sich der Wille zur Macht aus.

Nietzsche verlangt und versucht eine Umwertung aller Werte und eine Rangordnung der Werte. Den höchsten Wert verkörpert der große Mensch.