Kleobuline von Rhodos (ca. 570 v. u. Z.)

Kleobuline war die Tochter des Kleobulos, einer der Sieben Weisen der Antike. Sie wurde von ihrem Vater Eumetis genannt, in Zuordnung zu ihrem Vater aber Kleobuline. Sie darf nicht mit der Mutter von Thales verwechselt werden, die denselben Namen trug, aber ca. zwei Generationen früher lebte und einem phönizischen Geschlechte entstammt.

Nach Diogenes Laërtios hatte Kleobulos "eine Tochter Kleobuline, Dichterin von Rätselversen in Hexametern. Ihrer gedenkt auch Kratinos in dem gleichnamigen Drama Die Kleobulinen, wie er es nannte, also im Plural." (Leben und Meinungen berühmter Philosophen I, 89f.).

Plutarchos schreibt, dass Thales ihre Begabung und ihren scharfen Verstand lobt, ihre Seelengröße und ihr politisches Geschick; sie zeichne sich durch humanistisches Denken aus und habe ihren Vater, den Tyrannen von Lindos, zu einem milden Regenten umgestimmt. (Verwechselt Plutarch hier die beiden Kleobuline von Rhodos mit der Mutter von Thales?)

Drei der Kleobuline von Rhodos zugeschriebene Rätsel sind überliefert:

"Einer ist Vater und zwölf sind Kinder ihm; aber ein jedes Kind hat zweimal dreißig verschieden gestaltete Kinder. Die sind weiß an der Farbe zu schau’n, schwarz aber die andern, und unsterblichen Sein’s; doch schwinden hinunter sie alle". (Suidas Lexikon Kleobuline, Kleobulos, Bd. III).

Nicht die relativ einfache Entschlüsselung des Rätsels in Jahr, Monate, Tage und Nächte ist das Besondere, sondern die Agonie des "unsterblichen Seins", das doch entschwindet. Ein unsterbliches Sein kann nicht entschwinden und insofern zu einem Nicht-Sein werden, und doch ist es in diesem Rätsel korrekt gesagt.

Aristoteles überliefert uns an zwei Stellen ein weiteres Rätsel: "Sah einen Mann, der schmiedete Erz einem anderen Mann an, also anschließend, dass so einerlei Blutes sei sind" (Arist.: Rhetorik 1405b, Poetik 1458a).

Gemeint ist das ärztliche Schröpfen. Da das Verb schröpfen wahrscheinlich in der alten griechischen Sprache fehlte, benutzte Kleobuline Metaphern zu Erläterung.

Das dritte Rätsel bezieht sich auf den Mythos von Prometheus. "Sah einen Mann ich, der stahl und übte argen Betrug aus. Und die Missethat war das Gerechteste doch" (Poestion: Griechische Dichterinnen 1882).

Ein Unrecht (der Diebstahl des Feuers) wird zu einer gerechtfertigten Handlung, denn die Menschen erhalten das für sie lebenswichtige Feuer.

Von Clemens Alexandrinus wird erwähnt, dass Kleobuline den Gästen des Vaters die Füße wusch, was im Altertum ein verbreiteter Brauch war.

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