Héloïse (1100/1 – 1164)

Héloïse wuchs bei ihrem Onkel mütterlicherseis, Fulbert, auf und wurde bereits als Kind im Benediktinerkloster in Argenteuil erzogen.

Im Alter von 16 Jahren machte sie Bekanntschaft mit Pierre Abälard. Er wurde ihr Privatlehrer und beide verliebten sich ineinander. Daß die Liebe zwischen dem 22 Jahre älteren Abälard und seiner Schülerin nicht nur geistige Momente hatte, sondern auch die körperliche Seite einschloß, zeigt sich an den Briefen der beiden und daran, dass sie schwanger wurde.

Aus Wut über den Vertrauensbruch ließ Fulbert den verhaßten Abälard kastrieren. Dieser zog sich daraufhin ins Kloster St. Denis zurück. Héloïse ging mit ihrem Kind ins Haus ihres Onkels, wo sie jedoch nicht willkommen war und so folgte sie dem Rat Abälards, nahm den Schleier und ging wieder nach Arenteuil.

Die Beziehung zwischen Héloïse und Abälard und beschränkte sich von nun an auf einen regen Briefwechsel, vor allem von Seiten Héloïses.

Héloïse lebte bis zu ihrem Tode über 30 Jahren im Kloster Argenuil, wo sie auch Äbtissin wurde.

Héloïses philosophisches Werk besteht in erster Linie in ihren Briefen an Abälard. Neben diesen Epistolae ist auch noch ein Fragenkatalog unter dem Titel Problemata erhalten geblieben.

Héloïses philosophische Themen der beiden ersten Briefe sind in erste Linie die Liebe, moralische Handlungstheorie und die Ehe.

Ihr Begriff der Liebe basiert auf Ciceros Definition der wahren Liebe, nach der das einzige Interesse der Liebenden darin besteht, Liebe zu geben.

In ihren Briefen erkennt Héloïse, dass Abälard zwar theoretisch auch diese Ansicht vertritt, aber nicht danach lebt und handelt, vielmehr war die Beziehung zu Héloïse für ihn keine wahre Liebe.

Die Ehe setzt Héloïse gleich mit der Freundschaft in allen Lebensbereichen, nur so könne die Ehe mehr sein als reine Prostitution. Die Partner müssen sich gegenseitig respektieren und den anderen behandeln, als sei er das Beste auf Erden. Eine Ehe, die diesen Forderungen nicht entspricht, sieht sie als Grab der Liebe; woraus auch ihre Weigerung entspringt Abälard zu heiraten.

Sie geht davon aus, dass der moralische Wert einer Handlung auf deren Intention basiert. Ein Mensch kann moralisch falsch handeln, ohne das zu beabsichtigen. Auf ihre eigenen Erfahrungen angewandt sah sich Héloïse zwar als Ursache für den Schaden, den Abälard erlitten hatte, aber sie war nicht dafür verantwortlich.

Abälard allerdings war durchaus moralisch für die Entwicklung ihres Dilemmans verantwortlich, spätestens nachdem er Héloïs Angebot, mit ihm ein neues Leben anzufangen, abgelehnt hatte und seine Karriere als kirchlicher Gelehrter einem Leben ohne Mitgift und finanzielle Absicherung vorzog. Sie entschuldigt Abälards Verhalten mit dem Argument, dass er als Philosoph nicht für häsliches Leben geschaffen sei.

Im dritten Brief diskutiert sie Ordensfragen. Auch die Problemata behandeln keine philosophischen, sondern theologische Fragen.

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