Pierre Abaelard (1079 – 1142)

Der französische Philosoph,Theologe und Logikerlehrte am Lehrstuhl von Saint-Christophe in Paris Dialektik und Theologie.

Abaelard ist u. a. Schüler von seinem späteren GegnerRoscelin von Compiègne, vonWilhelm von Champeaux und eventuellauch von Thierry von Chartres, Ulgervon Angers und Marbod von Rennes.

Abaelard trat für das Primat der Vernunft auch in Glaubensfragen ein.

Seine dialektisch-logischen Werke brachten ihm den Beinamen PeripateticusPalatinus (Peripatetiker aus Le Pallet) ein.

Abaelard verfasst 1102/1103 die Commentaria minora zuPorphyrius,Boëthius und den Logik-Schriften desAristoteles.

In Saint-Victor hört Abaelard 1109/10 die Rhetorik-Vorlesung Wilhelms vonChampeaux. Es kommt zum sog. Universalienstreit über die Natur derAllgemeinbegriffe.Wilhelm von Champeaux vertritt denRealismusund steht so demextremen Nominalismus von Roscelin von Compiègne gegenüber. Abaelardentwirft eine zwischen den Extrempunkten vermittelnde Theorie, diespäter alsKonzeptualismusbezeichnet wurde.

Die Universalien sind bei AbaelardBedeutungen von Wörtern, die zur Klasse derGegenständegehören.

Abaelard untersuchte die Rolle der Kopula imUrteil, analysierte denSyllogismus,die Mittel derBegriffsbestimmungund der Einteilung desBegriffsumfangs,verwendete in logischen Operationen bestimmte Regeln und Benutzung derImplikation und behandelte eine Reihe von Problemen der modalen Logik.

Im Tractatus de Intellectibus unterscheidet Abaelard sechs Zustandformender Seele:

  • Sinneseindruck (sensus)
  • innere Vorstellung (imaginatio)
  • Einschätzung (existimatio)
  • Wissen (scientia)
  • Vernunft (ratio)
  • Einsicht (intellectus)

Der Sinneseindruck bedarf des körperlichen Organs (Auge, Ohren …).Die Einsicht hat das körperliche Organ jedoch nicht nötig. Wirkönnen uns nämlich auch an die Vergangenheit erinnern, die Zukunftvoraussagen oder etwas ausdenken, das es nicht wirklich gibt (eineChimäre, einen Bockshirsch, Sirenen). Sinneseindrücke haben auchvernunftlose Lebewesen.

Abaelard unterscheidet Vernunftbegabung und Vernunft. Vernunftbegabung hatjedes Wesen, das Unterscheidungsvermögen hat. Vernunft setzt aberEinsicht voraus.

Die innere Vorstellung ist eine Art Erinnerung an den Sinneseindruck. Dieinnere Vorstellung beinhaltet aber keine Überlegung. Sie ersetzt denSinneseindruck, wo dieser nicht vorliegt.

Die Einschätzung identifiziert er mit dem Glauben, Wissen ist dieGewissheit des Geistes. Wissen dauert auch dann an, wennEinschätzung und Einsicht fehlen. Wissen geht im Schlaf nichtverloren.

1119/20 vollendet Abaelard seine Theologia Summi Boni mitdem Traktat De Unitate Et Trinitate Divina.

1121 auf der Synode von Soissons und 1141 auf der Synode von Senswurden seine Schriften durch die Kirche verurteilt.

Auch später hatte Abaelard zwar viele Schüler, aber aucheinflussreiche Gegner.

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Literatur