Eilftes Kapitel.

Eilftes Kapitel.

Eine auf etwas Solides gegründete Philosophie; – einige deutlich dargestellte Gründe und spöttische Einwürfe dagegen in die Flucht geschlagen durch einen logischen Bayonettenangriff.

Doktor Raisono war in Verschönerung seiner Person wie seines Lyceums ganz so vernünftig, als ich nur jemals einen öffentlichen Professor mich erinnere gesehen zu haben, wenn er sein Lehramt in Gegenwart von Damen üben soll. Wenn ich sage, daß sein Fell gebürstet, sein Schweif neu gekräuselt und sein ganzes Aeussere mehr als gewöhnlich »solennisirt« war, wie Kapitain Poke es in einem bescheidnen Lispeln beschrieb, glaube ich alles gesagt zu haben, was nöthig und wahr ist. Er stellte sich hinter einen Schemel, der als Tafel diente, glättete dessen Teppich ein wenig mit seinen Pfoten, und schritt alsbald zur Sache. Ich muß wohl noch hinzufügen, daß er ohne Geschriebenes las, und da der Gegenstand nicht gerade Experimente verlangte, auch ohne einigen Apparat.

Seinen Schweif nach den verschiednen Theilen des Zimmers wedelnd, wo seine Zuhörer saßen, begann er also:

»Da gegenwärtig, meine Zuhörer, nur ganz zufällig die Wissenschaft in Anspruch genommen wird, wo alle den Academie’n Zugehörige auftreten mögen, und jetzt nur eine Erklärung der Hauptstücke unsrer Thesis verlangt wird, werde ich nicht auf den Grund des Gegenstands eingehen, sondern mich auf allgemeine Bemerkungen beschränken, die nur dazu dienen mögen, eine Skizze unsrer Philosophie zu geben, die moralischen, natürlichen und politischen – –«

»Wie, Sir,« schrie ich, »haben Sie eine politische und eine Moral-Philosophie?«

»Unstreitig und eine sehr nützliche Philosophie ist es. Keine Interessen verlangen mehr Philosophie als die mit der Politik verbundnen. Nochmals – nur eine Skizze unsrer Philosophie wollen wir geben, der natürlichen Moral- und politischen Philosophie, indem wir den größten Theil der Sätze, Beweise und Folgerungen größerer Muße und einem weiter fortgeschrittenen Stande der Gelehrsamkeit bei unsren Zuhörern aufbewahren. Indem ich mir also selbst diese heilsamen Schranken setze, werde ich nun mit der Natur beginnen.

»Natur ist ein Ausdruck, den wir gebrauchen, um das alles durchdringende und beherrschende Princip der erschaffenen Dinge auszudrücken. Es ist bekanntlich eine allgemeinere und besondere Bezeichnung, indem sie im ersteren Falle die Elemente und Verbindungen der Allmacht, angewandt auf die Materie, im Allgemeinen bezeichnet, im andern, deren besondre Unterabtheilungen, in Verbindung mit der Materie in ihren unendlichen Verschiedenheiten. Sie wird ferner wieder eingetheilt, in ihre physische und moralische Attribute, und bekommt dann diese beiden Beziehungen. So wenn wir sagen, die Natur in abstracto und es physisch meinen, so verstehen wir darunter jene allgemeinen, gleichförmigen, unumgänglichen, feststehenden und schönen Gesetze, die das ganze Wirken, die Verwandschaften und Bestimmungen des Weltalls als eines großen Ganzen beherrschen und in Harmonie bringen, und wenn wir sagen die Natur im Besondern, so wollen wir z. B. von der Natur eines Felsen, eines Baums, der Luft, des Feuers, Wassers und der Erde reden. Wieder, wenn wir auf eine moralische Natur in abstracto hinweisen, meinen wir die Sünde, ihre Schwäche, ihr Anzügliches, ihr Häßliches, in Einem Wort, ihre Totalität, während auf der andern Seite, wenn wir den Ausdruck in diesem moralischen Sinn, aber speciell gebrauchen, wir seine Bedeutung auf die besondern Schattirungen der natürlichen Eigenschaften beschränken, die den besonders genannten Gegenstand bezeichnen. Lassen Sie uns unsre Sätze durch einige kurze Beispiele erläutern.

»Wenn wir sagen: O Natur, wie glorreich, erhaben und belehrend bist du! meinen wir, daß ihre Gesetze aus einer Allmacht unendlicher Weisheit und Vollkommenheit herfließen; und wenn wir sagen: O Natur, wie bist du hinfällig, eitel und unzulänglich! meinen wir, daß sie bei dem allen doch nur etwas Untergeordnetes ist, unterworfen dem, der sie in’s Dasein rief, und zwar zu bestimmten, begrenzten und unzweifelhaft weisen Zwecken. In diesen Beispielen sprechen wir von der Natur in abstracto

»Die Beispiele über Natur im Besonderen werden meinen Zuhörern geläufiger und obwohl keineswegs wahrer, so doch verständlicher erscheinen. Die Natur im Besondern in physischer Bedeutung fällt in die Sinne, verräth sich in den äußern Formen der Dinge, durch ihre Stärke, Größe, Substanz und ihre Verhältnisse; und in ihren mehr geheimnißvollen Eigenthümlichkeiten, erst bei näherer Untersuchung, durch ihre Gesetze, Harmonie und Wirkungen. Besondre moralische Natur zeigt sich in den verschiednen Neigungen und Fähigkeiten, in dem Benehmen der verschiednen Classen aller moralischen Wesen. In diesem letztren Sinn haben wir Monikins-Natur, Hunde-Natur, Pferde-Natur, Schwein-Natur, Menschen-Natur – –«

»Erlauben Sie mir, Dr. Raisono;« unterbrach ich, »hier zu fragen, ob Sie diese Classifizirung für mehr als zufällige Stellung von Beispielen geltend machen wollen.«

»Nur das letztre, versichre Sie, Sir John.«

»Und geben Sie den großen Unterschied zwischen animalischer und vegetabilischer Natur zu?«

»Unsre Academie’n sind über diesen Punkt getheilter Meinung. Eine Schule behauptet, die ganze lebende Natur müsse in ein großes alles begreifendes Genus zusammengefaßt werden, während die andre die von Ihnen genannten Unterscheidungen zuläßt. Ich bin der letztern Meinung, und neige mich zu der Ansicht, daß die Natur selbst die Linie zwischen den zwei Classen gezogen hat, indem sie der einen die doppelte Gabe moralischer und physischer Natur zugetheilt und der andern die erstere vorenthalten hat. Das Dasein der moralischen Natur zeigt sich im Dasein eines Willens. Die Academie von Springhoch hat eine scharfsinnige Classification aller bekannten Thiere gemacht, an deren Ende sich der Schwamm, an deren Spitze sich der Monikin befindet.«

»Schwämme sind sonst gewöhnlich am obersten,« murmelte Noah.

»Herr,« sagte ich mit einem unangenehmen Anschwellen der Kehle, »soll ich das so verstehen, daß Ihre Gelehrten den Menschen für ein Thier halten, in einem Mittelzustand zwischen Schwamm und Affe?«

»Wirklich, Sir John, diese Hitze ist ganz unstatthaft bei philosophischen Verhandlungen; wenn Sie fortfahren, sich ihr zu überlassen, muß ich die Vorlesung aussetzen.«

Bei diesem Tadel machte ich einen glücklichen Versuch mich zu fassen, ob mich gleich der esprit de corps fast erstickte. Ich gab, so gut ich konnte, Besserung zu verstehen, und Dr. Raisono, der über seinen Tisch gelehnt, zweifelhaft da gestanden hatte, wedelte mit dem Schweif und fuhr fort:

»Schwämme, Austern, Krabben, Störe, Kröten, Schlangen, Eidechsen, Opossum, Ameisenlöwen, Paviane, Neger, Waldtauben, Löwen, Eskimo, Faulthiere, Schweine, Hottentoten, Ourangnikins sind ohne allen Zweifel alles Thiere, der einzige bestrittene Punkt bei uns ist, ob sie alle von demselben Genus sind und nur Varietäten oder Species bilden, oder ob sie in drei große Familien wieder zerfallen müssen, in die verbesserlichen, unverbesserlichen und die rückgängigen. Die, welche behaupten, daß wir nur eine große Familie bilden, urtheilen nach gewissen in die Augen fallenden Analogien, die als eben so viele Glieder dienen, um die animalische Welt in einer großen Kette zu vereinen. Indem sie z. B. den Menschen als den Mittelpunkt annehmen, zeigen sie, daß dieß Wesen, gemeinsam mit jedem andern Geschöpf, eine sehr bemerkbare Eigenthümlichkeit besitzt. So ist der Mensch in einer Hinsicht gleich einem Schwamm, in einer andern gleich einer Auster, ein Schwein ist dem Menschen ähnlich, der Hamster hat etwas eigenthümliches von dem Menschen, der Ourang-Outang wieder etwas anders, das Faulthier ebenfalls – –«

»König!«

»Und so bis zuletzt. Diese Philosophenschule jedoch, während sie sehr scharfsinnig vertheidigt wird, ist gerade in diesem Augenblick nicht die begünstigste in der Academie von Springhoch.«

»Gerade in diesem Augenblick, Doktor!«

»Freilich, Sir. Wissen Sie nicht, daß Wahrheiten, eben sowohl physische als moralische, eben so sehr ihre Umwälzungen erleiden, als die ganze geschaffne Natur. Die Academie hat diesem Gegenstand große Aufmerksamkeit geschenkt, und sie gibt jährlich ein Taschenbuch heraus, worin die verschiednen Phasen, Umwälzungen, Umläufe, Verfinsterungen, totale und partielle, die Entfernungen vom Mittelpunkt des Lichts, die Erdferne und Erdnähe aller wichtigsten Wahrheiten mit seltner Genauigkeit berechnet sind, und vermittelst dessen die Vorsichtigen sich so nah als möglich im Bereich der Vernunft halten können. Wir halten diese Bemühung des Monikin’schen Geistes für die erhabenste aller seiner Erfindungen, für den stärksten Beweis seiner nahen Annäherung zu der Erreichung seiner irdischen Bestimmung. Doch hier ist nicht der Ort, bei diesem besondern Punkt unsrer Philosophie zu verweilen, und für jetzt wollen wir diesen Gegenstand aussetzen.«

»Doch werden Sie mir erlauben, Dr. Raisono, kraft der ersten Bestimmung des Art. 5. Protokoll Nro. 1. (welches Protokoll, wenn auch nicht geradezu angenommen, doch den Geist des damals angenommenen enthielt) Sie zu fragen, ob die Berechnungen der Umwälzung in der Wahrheit nicht zu gefährlichen moralischen Ausschweifungen führen, zu verderblichen Speculationen mit Ideen, und zum Umsturz der Staatsgesellschaft.«

Der Philosoph zog sich einen Augenblick mit Mylord Chatterino zurück, um zu berathschlagen, ob es klug sei, die Gültigkeit des Protokolls Nummer 1. selbst in dieser indirekten Weise zuzulassen; worauf sie denn übereinkamen, daß eine solche Annahme alle kitzliche Fragen, die eben noch so glücklich beseitigt worden, wieder in Anregung bringen würden, da die erste Bestimmung des Artikels 5. in direkter Verbindung mit der zweiten stünde, indem sie nur einen Artikel ausmachten, und der 5. Art. in seiner Gesammtheit einen wesentlichen Theil des ganzen Dokuments bildete, die Lehre der Auslegung aber einschärfe, daß Dokumente gleich Testamenten nach ihrem allgemeinen Inhalt ausgelegt werden müßten, nicht aber nach ihren besondern Bestimmungen; es würde also für die Zwecke der Zusammenkunft gefährlich sein, diese Anwendung zuzugeben. Aber unser Vorbehalt, daß es nicht in ein Recht übergehe, könnte man wohl als Höflichkeit zugeben, was man als Recht verweigert hätte, und so benachrichtigte mich denn Dr. Raisono, daß diese Berechnungen über die Umwälzung in den Wahrheiten zu gewissen moralischen Übertreibungen führten, und in manchen Fällen selbst zu gefährlichen Spekulationen mit Ideen. Die Academie von Springhoch, und soweit seine Kenntniß ginge, die Academie jedes andern Landes hätte die Sache mit der Wahrheit, und besonders mit moralischer Wahrheit immer als die allerschwierigste zu leiten gefunden, als die, welche am leichtesten mißbraucht, und am gefährlichsten allgemein verbreitet würde. Es ward mir ausserdem für die Zukunft weitre Erläuterung über diesen Zweig des Gegenstandes versprochen.

»Den regelmäßigen Faden meiner Vorlesung wieder anzuknüpfen,« fuhr Dr. Raisono fort, nachdem er aus Höflichkeit diese Abschweifung gemacht, »theilen wir also diese Classen der erschaffnen Welt in belebte und vegetabilische Natur; die erstre wird wieder eingetheilt in verbesserliche, unverbesserliche und rückgängige. Die verbesserliche umfaßt alle jene Arten, welche in langsamen, fortschreitenden aber unabwendbaren Verändrungen nach der Vollkommenheit des irdischen Lebens fortgehen, nach jenem letzten, erhabenen, höchsten Zustand der Sterblichkeit, wo das materielle seinen letzten Streit mit dem immateriellen, – der Geist mit der Materie auskämpft. Die verbesserliche Classe von Thieren fängt nach der Monikins-Lehre mit jenen Arten an, wo die Materie das augenscheinlichste Uebergewicht hat, und endigt mit denen, wo der Geist der Vollkommenheit so nahe ist, als diese sterbliche Hülle nur immer zuläßt. Wir halten dafür, daß Geist und Materie in jener geheimnißvollen Vereinigung, die das geistige mit dem physischen Wesen verbindet, in einem Mittelzustand anfängt, und nicht, wie einige behauptet haben, nur Seelenwanderungen erleidet, sondern jene stufenförmigen und unmerklichen Veränderungen beides der Seele und des Leibes erfährt, die die Welt mit so wunderbaren Wesen bevölkert haben; wunderbar, geistig und physisch, und die alle (die verbesserliche Classe nämlich) nichts weiter als Thiere von demselben großen Genus sind, die auf der Heerstraße zu ihren Zwecken, auf die letzte Stufe der Vollkommenheit zugehen, bevor sie endlich auf einen andern Planeten, zu einem neuen Dasein versetzt werden.

»Die rückgängige Classe besteht aus jenen Arten, welche ihrem Geschick folgend, eine falsche Richtung nehmen, welche statt auf das immaterielle los zu gehen, nach dem materiellen streben, die stufenweise mehr und mehr unter die Herrschaft der Materie kommen, bis durch eine Reihenfolge physischer Wechsel der Wille ganz und gar verloren geht, und sie mit der Erde in Eins zerfallen. In dieser letzten Umbildung werden diese blos materiellen Wesen chemisch in dem großen Laboratorium der Natur zersetzt und ihre sie bildenden Theile getrennt; so werden die Gebeine zu Felsen, das Fleisch zu Erde, die Geister zu Luft, das Blut zu Wasser, der Knorpel zu Lehm und die Asche des Willens geht in die Elemente des Feuers über. Zu diesen Classen zählen wir Wallfische, Elephanten, Nilpferde und verschiedne andre Thiere, welche offenbar Anhäufungen von Materie verrathen, die schnell über die weniger materiellen Theile ihrer Natur triumphiren müssen.«

»Und doch, Doktor, finden sich Thatsachen, die gegen die Theone streiten; der Elephant z. B. wird für das vernünftigste aller Vierfüßler gehalten.«

»Nur eine falsche Darstellung, Sir. Die Natur gefällt sich in jenen kleinen Zweideutigkeiten; so haben wir falsche Sonnen, falsche Regenbogen, falsche Propheten, falsche Erscheinungen und selbst falsche Philosophien. Es gibt ganze Rassen von unsern beiden Geschlechtern, wie die Congo und die Eskimo in Ihrem und die Paviane und gewöhnlichen Affen, die dem Menschen unterworfene Erdstriche bewohnen, in unserm Geschlecht, die bloße Schatten von der Gestalt und den Eigenschaften sind, die eigentlich das Thier in seinem Zustand von Vollkommenheit auszeichnen.«

»Wie, Sir, sind Sie also nicht von derselben Familie, wie all die andern Affen, die wir auf den Straßen herum hüpfen und springen sehen?«

»Eben so wenig als Sie, Sir, dieselbe Familie mit den plattnasigen, dicklippigen, niedrig gestirnten, dintenfarbigen Negern, oder den schmutzigen, leidenschaftslosen, thierischen Eskimo ausmachen. Ich habe gesagt, die Natur gefalle sich in Abschweifungen, und alles dies ist nichts weiter als Täuschung von ihr. Von der Art ist auch der Elephant, der, während er sich am meisten dem reinen Materialismus zuneigt, trügerisch Parade mit einer Eigenschaft macht, die er in schnellem Grade verliert. Beispiele von diesem Schnippchenschlagen, wenn ich mich so ausdrücken darf, sind in allen Klassen von Wesen gemein. Wie oft z. B. paradiren Menschen gerade in dem Augenblick, wo sie Bankerott machen wollen, mit ihrem Reichthum; Frauen scheinen unerbittlich, im Augenblick, wo sie kapituliren, und Diplomaten rufen den Himmel zum Zeugen ihrer Entschlüsse den Tag vorher an, ehe sie das Gegentheil unterzeichnen und besiegeln. Im Falle mit dem Elephanten jedoch ist eine kleine Ausnahme von der allgemeinen Regel, die sich auf das ausserordentliche Ringen zwischen Geist und Materie gründet, indem der erstre Anstrengungen macht, die man als ungewöhnlich, als eine Ausnahme von der gewöhnlichen Art Krieg zu führen, zwischen diesen zwei Principien betrachten kann. Das untrüglichste Zeichen des Triumphs des Geistes über die Materie liegt in der Entwicklung des Schweifs – –«

»König!«

»Des Schweifs, Dr. Raisono!«

»Allerdings, Herr, jenes Sitzes der Vernunft, des Schweifs! Bitte, Sir John, welchen andern Theil unsers Körpers hielten Sie für den Sitz des Verstandes?«

»Unter den Menschen, Dr. Raisono, hält man das Haupt für das edelste Glied, und seit kurzem haben wir analysirende Charten von diesem Theil unsrer Körperbildung gemacht, wonach man dann die Breite und Länge einer moralischen Eigenschaft, eben so gut als ihre Grenzen bestimmen will.«

»Sie haben den besten Gebrauch von Ihrem Material, wie es gerade war, gemacht, und ich muß sagen, die besagte Charte im Ganzen ist ein sehr gutes Stück Arbeit. Aber in der Verwickelung und Schwierigkeit eben dieser moralischen Charte (ich sehe eine davon auf Ihrem Kamin stehen) können Sie sich von der Verwirrung überzeugen, die noch in der Menschen-Vernunft herrscht. Nun, wenn Sie uns betrachten, können Sie das gerade Gegentheil Ihrer Verlegenheit bemerken. Wie viel leichter z. B. ist es eine Elle zu nehmen, und durch einfache Abmessung eines Schweifs zu einem gefunden, in die Augen fallenden, unwidersprechlichen Schluß über die Ausdehnung des Verstandes bei einem Individuum zu gelangen; weit besser als durch die verwickelte, widersprechende, zweideutige und bestreitbare Art, wozu Sie gezwungen sind. Schon diese Thatsache würde hinreichend den höheren moralischen Standpunkt der Monikinsrasse in Vergleich mit dem des Menschen begründen.«

»Soll ich, Dr. Raisono, wirklich glauben, daß die Monikins-Familie einen so abentheuerlichen Stolz ernsthaft behauptet; daß Sie einen Monikin für ein verständigeres und hoher civilisirtes Wesen als den Menschen hält?«

»In allem Ernst, Sir John. Ei, Sie sind in der That die erste verehrte Person, die ich getroffen, welche nur die Thatsache zu bezweifeln schien. Es ist wohlbekannt, daß beide zu der verbesserlichen Classe gehören, daß die Affen, wie Sie uns zu benennen belieben, einst Menschen waren mit ihren Leidenschaften, Schwächen, Unbeständigkeiten, ihren philosophischen Systemen, ungesunder Moral, Gebrechen, Inconsequenzen und Knechtschaft unter der Materie; daß sie stufenweise in den Monikin-Stand übertraten, und große Abtheilungen von ihnen beständig in die immaterielle Welt verdunsten, vollständig Geist geworden und frei von der groben Materie des Fleisches. Ich glaube nicht an das, was man Tod nennt, denn es ist nichts weiter, als ein gelegentliches Ablegen der Materie, um sie in neuer Gestalt und mit größrer Annäherung zu den wichtigen Erfolgen (bei der verbesserlichen sowohl als bei der rückgängigen Classe) wieder anzunehmen; nichts weiter als jene endlichen Wechsel, die uns auf einen andern Planeten versetzen, um einen höhern Standpunkt des Daseins zu genießen, und uns immer auf der Heerstraße nach endlicher Vortrefflichkeit zu führen.«

»Das ist alles sehr scharfsinnig, Sir; aber bevor Sie mich überzeugen können, daß der Mensch niedriger als der Affe steht, müssen Sie es mir, mit Ihrer Erlaubniß zu sagen, beweisen.«

»Ja, ja, und mir auch,« fiel Capitain Poke bitter ein.

»Brauchte ich Beweise anzuführen, meine Herren,« fuhr der Philosoph fort, der weit weniger durch unsre Zweifel gerührt schien, als wir durch seine Lehre, »so würde ich zuerst Sie auf die Geschichte verweisen. Alle Monikinschen Schriftsteller stimmen in der allmähligen Abstammung aller Arten von dem Menschengeschlecht überein.«

»Das wäre genug, Sir, für die Breitegrade von Springhoch, aber erlauben Sie mir, kein menschlicher Geschichtschreiber von Moses bis Buffon hat je solch eine Ansicht unsrer verschiedenen Rassen gehabt. Es findet sich bei keinem ein Wort davon.«

»Wie sollte es auch, Sir? Die Geschichte ist keine Vorhersagung, sondern eine Erzählung des Geschehenen. Ihr Schweigen ist in so fern ein negativer Beweis zu unsern Gunsten. Spricht Tacitus z. B. von der Französischen Revolution? Schweigt nicht Herodot von dem Abfall des amerikanischen Continents? oder giebt uns irgend ein griechischer oder römischer Schriftsteller die Annalen von Stonington? einer Stadt, die offenbar erst nach der christlichen Zeitrechnung gegründet ward? Es ist moralisch unmöglich, daß Menschen oder Monikins getreu Begebenheiten erzählen sollten, die sich nie zugetragen, und da es noch nie einem Menschen begegnet ist, daß er in den Monikins-Stand versetzt worden, so geht als nothwendige Folge daraus hervor, daß er nichts davon wissen kann. Wenn Sie daher historische Beweise von dem, was ich sage, wollen, müssen Sie die Monikins-Annalen nach Belehrung aufschlagen; da findet man es mit einer Menge seltsamer Einzelheiten, und ich hoffe, die Zeit ist nicht mehr fern, wo ich das große Vergnügen haben werde, Ihnen die Hauptcapitel unsrer besten Schriftsteller darüber anzudeuten. Aber wir sind nicht auf das Zeugniß der Geschichte beschränkt, um unsern Zustand als eine fortgeschrittene Bildung darzustellen. Der innere Beweis ist schlagend, wir berufen uns auf unsre Einfachheit, unsre Philosophie, den Zustand der Künste unter uns, kurz auf alle jene mitwirkenden Beweise, welche aus dem höchst möglichen Zustand der Civilisation hervorgehen. Ausserdem haben wir noch das untrügliche Zeugniß, die Entwickelung unsrer Schweife, unser System der Caudologie ist an und für sich ein triumphierender Beweis von der hohen Vervollkommnung der Monikinschen Vernunft.«

»Verstehe ich Sie recht, Dr. Raisono, so stellt Ihre Caudologie oder Lehre vom Schweif, um es zu übersehen, die Möglichkeit auf, der Verstand des Menschen, der heut zu Tage sicher in seinem Gehirn ist, könne je in einen Schweif sich herabsenken.«

»Wenn Sie Entwickelung, Verbesserung, Vereinfachung ein Herabsteigen nennen, dann freilich, Sir. Aber Ihr Bau ist ein schlechter, Sir John; Sie sehen’s mit eignen Augen, daß ein Monikin seinen Schweif so hoch tragen kann, als ein Mensch den Kopf. Unsre Nase ist in diesem Sinn moralisch höher, und es kostet uns keine Anstrengung, auf gleicher Höhe mit menschlichen Königen zu stehen. Wir behaupten mit Ihnen, daß das Gehirn der Sitz der menschlichen Vernunft ist, so lange der Mensch in dem, was wir Prüfungsstand nennen, sich befindet; aber dann ist die Vernunft unentwickelt, unvollkommen, verwirrt, gleichsam in eine Hülse, die für ihre Funktionen nicht passt, eingehäußt, so wie sie jedoch nach und nach aus diesem engen Gehäuse heraustritt, nach der Basis des Thiers zu, gewinnt sie Festigkeit, Helle, und endlich durch Verlängerung und Entwickelung Pointe. Wenn Sie das menschliche Gehirn untersuchen, werden Sie es, obgleich einer großen Ausdehnung fähig, in einem kleinen Raume zusammengedrückt, in einander gewirrt, beengt finden; während nur in der Monikinsspecies dasselbe Einfachheit, einen Anfang und ein Ende erlangt, eine Richtung und Aufeinanderfolge, die zur Logik nötig sind, wie schon gesagt, eine Pointe, welches alles, der Analogie gemäß, die großen Vorzüge derselben beweis’t.«

»Ja, Herr, wenn Sie auf Analogie kommen, so möchte diese leicht mehr beweisen, als Sie wünschen. Bei den Vegetabilien z.B. steigen die Schößlinge der Befruchtung und Nutzbarkeit wegen aufwärts, und nach dieser Analogie ist es weit wahrscheinlicher, daß die Schweife sich zu Gehirn vervollkommnet als umgekehrt; und daß folglich weit wahrscheinlicher der Mensch eine Vervollkommnung vom Affen, als der Affe vom Menschen ist.«

Ich wußte, ich sprach mit Wärme, denn Dr. Raisono’s Lehre war mir neu; und um diese Zeit hatte mein esprit de corps fast gänzlich meine Ueberlegung unterdrückt.

»Ihr gabt ihm einen tüchtigen Schlag, Sir John,« lispelte Kapitain Poke an meiner Seite; »wenn Ihr jetzt wollt, will ich all diesen kleinen Schelmen die Hälse herumdrehen, und sie dem Fenster hinauswerfen.«

Ich stellte ihm sogleich vor, daß jede Aeußerung roher Gewalt gerade gegen unsere Sache sprechen würde, besonders da die Unterhaltung gerade jetzt so immateriell als möglich wäre.

»Gut, gut, macht es, wie Ihr wollt, Sir John; ich will mich so immateriell verhalten, als Ihr nur wünschen könnt; aber sollte dieß listige Ungeziefer wirklich in dem Streit über uns obsiegen, werde ich nie mehr wagen, auf Miß Poke zu schauen, oder mein Gesicht wieder in Stonington zu zeigen.«

Dieß kleine Zwischengespräch ward heimlich geführt, während Dr. Raisono ein Glas Zuckerwasser trank; aber er kehrte bald wieder zum Streitpunkt mit dem würdevollen Ernst zurück, der ihn nie verließ.

»Ihre Bemerkung über die Schößlinge schmeckt ganz nach menschlicher Weisheit, jedoch mit der sprichwörtlichen Kurzsichtigkeit Ihres Geschlechts verbunden. Es ist wahr, die Schößlinge steigen der Befruchtung wegen aufwärts, aber was ist diese Befruchtung? es ist nichts weiter als eine falsche Darlegung der Kräfte der Pflanze. Zu allen übrigen Zwecken des Wachsthums, Lebens, der Dauerhaftigkeit und endlichen Verwandlung des vegetabilischen Stoffs in ein Element ist die Wurzel der Sitz der Macht und Gewalt, und über allen, oder vielmehr unter allen besonders die Pfahlwurzel. Diese Pfahlwurzel kann man den Schweif der Vegetation nennen. Sie können ohne Schaden Früchte abbrechen, ja selbst die Spitze aller Zweige, und der Baum lebt; aber legt die Axt an die Wurzel und der Stolz des Haines fällt.«

Alles dieß war zu augenscheinlich wahr, um es zu leugnen, und ich fühlte mich ermüdet und beschämt, denn niemand sieht sich gern in einem Streit dieser Art geschlagen, und besonders von einem Affen. Ich erinnerte mich des Elephanten, und entschloß mich, mit Hülfe seiner mächtigen Hauer noch einen Angriff zu machen, ehe ich den Streitpunkt aufgäbe.

»Ich denke, Doktor Raisono, Ihre Gelehrten sind nicht sehr glücklich gewesen,« begann ich wieder, sobald als möglich, »indem sie ihre Theorie vermittelst des Elephanten erläuterten. Dieß Thier, ausser seiner Fleischmasse, ist zu sehr mit Verstand versehen, um als Dummkopf zu gelten; und er hat nicht blos einen, sondern man könnte fast sagen zwei Schweife.«

»Das ist gerade sein Hauptunglück, Sir; die Materie, in ihrem großen Kampf mit dem Geist, hat das Princip: »Theile und beherrsche« angenommen; Sie sind näher der Wahrheit, als Sie dachten, denn der Rüssel des Elephanten ist nur ein verunglückter Schweif; und doch, sehen Sie, enthält er fast allen Verstand, den das Thier besitzt. Was indeß den Elephanten betrifft, so wird die Theorie hier durch die wirkliche Erfahrung bestätigt. Sprechen nicht Geologen und Naturforscher von den Ueberresten von Thieren, welche nicht weiter unter den lebenden Wesen gefunden werden?«

»Freilich, Sir; – das Mastodon, das Megatherium, Iguanodon und der Plesiosaurus.«

»Und finden Sie nicht auch unzweideutige Zeichen von thierischen Stoffen in Felsen?«

»Auch das muß man zugeben.«

»Diese Phänomene, wie Sie sie nennen, sind nun aber nichts weiter, als der letzte Niederschlag, den die Natur bei solchen Thieren zurückgelassen, wo die Materie gänzlich ihren Nebenbuhler besiegt hat, den Geist nämlich. Sobald der Wille gänzlich erloschen ist, hört das Wesen zu leben auf, oder ist nicht länger ein Thier. Es fällt und kehrt gänzlich in das Element der Materie zurück. Der Proceß der Zersetzung und Verkörperung währt mehr oder weniger lang, je nach den Umständen, und diese fossilen Ueberreste, wovon Ihre Schriftsteller soviel reden, sind nur Fälle, wo die endliche Zersetzung auf zufällige Hindernisse gestoßen ist. Was unsre zwei Arten betrifft, so muß auch eine nur flüchtige Untersuchung ihrer Eigentümlichkeiten jedes aufrichtige Gemüth von der Wahrheit unsrer Philosophie überzeugen. So ist der physische Theil im Menschen im Verhältniß zum geistigen viel größer als bei dem Monikin; seine Gewohnheiten sind gröber und weniger geistig, er bedarf der Sauce und Gewürze zu seiner Nahrung, er ist weiter von der Einfachheit entfernt, und so auch nothwendig von wahrer Civilisation, er ißt Fleisch, ein sichrer Beweis, daß das materielle Princip bei ihm noch sehr das Uebergewicht hat, er hat keinen Schweif – –«

»Hier möchte ich Sie fragen, Doktor Raisono, ob Ihre Gelehrten einiges Gewicht auf Tradition legen.«

»Ganz ausserordentliches, Sir. Es ist Monikin’sche Tradition, daß unser Geschlecht aus verfeinerten Menschen besteht, aus verringerter Materie und vermehrtem Geist, die Vernunft befreit aus der Gefangenschaft und Verwirrung des Hauptes, und ausgedehnt, entwirrt und logisch und consequent geworden in dem Schweif.« »Nun, Sir, wir haben auch unsre Traditionen, und ein ausgezeichneter Schriftsteller, nicht weit von uns entfernt, hat es als unbestreitbar aufgestellt, daß die Menschen einst Schweife gehabt.«

»Ein bloßer prophetischer Blick in die Zukunft; wie ja bekanntlich kommende Ereignisse ihren Schatten vor sich werfen.«

»Sir, der besagte Philosoph begründet seine Behauptung, indem er auf die Stümpfe hindeutet.«

»Er hat unglücklicher Weise den Grundstein für eine Ruine gehalten. Solche Irrthümer sind nicht selten bei eifrigen und scharfsinnigen Leuten. Daß die Menschen einst noch Schweife erhalten werden, bezweifle ich nicht im Geringsten, aber daß sie je diesen Punkt der Vollkommenheit erreicht, leugne ich feierlichst. Es sind viele vorausverkündende Symptome da, daß sie diesen Zustand erreichen werden; die gewöhnlichen Ansichten des Tages, die Kleidung, Gewohnheiten, Moden, die Philosophie der Gattung bestärken in diesem Glauben; aber bis jetzt habt ihr noch nicht diese neidenswerthe Auszeichnung erlangt. Was Tradition betrifft, so ist Ihre eigne zu Gunsten unsrer Theorie. So z. B. haben Sie eine Tradition, daß die Erde einst von Riesen bevölkert war; nun, das kömmt daher, daß die Menschen einst noch mehr unter dem Einfluß der Materie standen als heut zu Tag. Sie geben zu, daß Sie an Größe ab- und in moralischen Vorzügen zunehmen; alles dieß Beweise für die Monikin’sche Philosophie. Sie fangen an, weniger Gewicht auf physische und mehr auf moralische Vorzüge zu legen; und mit einem Wort, vieles zeigt, daß die Zeit der endlichen Befreiung und großen Entwicklung Ihres Gehirns nicht mehr fern ist. Soviel gebe ich gern zu; denn während die Dogmen unsrer Schulen nicht zu verwerfen sind, gestehe ich gerne, daß Sie unsre Mitgeschöpfe sind, obwohl in einem jüngern und weniger vollkommnen Zustand der Staatsgesellschaft.«

»König!«

Hier äusserte Doktor Raisono die Notwendigkeit einer kleinen Pause, um sich zu erfrischen. Ich zog mich mit Kapitain Poke zurück, und unter den besondern Umständen, worin wir uns befanden, meinem Gefährten mich mitzutheilen, und ihn nach seiner Meinung von dem Gesagten zu befragen. Noah fluchte bitterlich über einige von den Schlüssen des Monikin’schen Philosophen, und versicherte, er wünsche nur ihn in den Strassen von Stonington Vorlesungen halten zu hören, wo solche Lehren nicht länger geduldet werden würden, als nöthig wäre, eine Harpune scharf zu machen oder eine Büchse zu laden. In der That, er wisse nicht anders, als der Doktor werde alsbald ohne alle Umstände in Rhode-Island nieder gemacht werden.

»Da wünschte ich mir’s nicht besser,« fuhr der unwillige alte Robbenfänger fort, »als die große Zehe meines rechten Fußes mit vollen Segeln gegen den Theil anfahren zu lassen, wo der Schelm seinen geliebten Schweif befestigt hat. Das sollte ihn bald zur Vernunft bringen. Ei, was seinen Schweif betrifft, Ihr könnt mir glauben, Sir John, ich sah einst an der Küste von Patagonien einen Menschen, – einen Wilden natürlich und keinen Philosophen, wie dieser Schelm sein will,– der hatte einen Ringler dieser Art, so lang, wie ein Schiffs-Vordermast. Und was war er bei dem allem, nur ein armer Teufel, der kein Seekalb von einem Wallfisch unterscheiden konnte.«

Diese Versicherung des Kapitain Poke erleichterte mein Gemüth beträchtlich; und indem ich die Büffelhaut bei Seite legte, bat ich ihn, mit einiger Genauigkeit die Lokalitäten um das Ende des Rückenbeins zu untersuchen, um sich zu versichern, ob da ein ermuthigendes Zeichen zu entdecken wäre. Kapitain Poke setzte die Brille auf, denn die Zeit hatte dem würdigen Seemann ihren Gebrauch aufgedrungen, »so oft,« wie er sagte, »er seinen Druck zu lesen hatte,« und nach einiger Zeit hatte ich die Freude, die Erklärung zu vernehmen, daß, wenn es mir nur an einem Schweif gebräche, sich ein so guter Ort, einen einzufügen fände, als nur je an einem Monikin in der ganzen Welt gefunden werden könnte; »und Ihr braucht nur ein Wort zu sagen, Sir John, und ich gehe in’s nächste Zimmer und mit Hilfe meines Messers und einiger Geschicklichkeit in der Auswahl will ich Euch mit einem derartigen Artikel versehen, der, wenn nur sonst einige Kraft in diesem Zeug ist, Euch mit einem Male zu einem Richter, oder auch Bischof befähigen soll.«

Wir wurden nun wieder in das Vorlesungszimmer berufen, und ich hatte kaum Zeit, Kapitain Poke für sein verbindliches Anerbieten zu danken, das gerade damals Umstände mir nicht erlaubten anzunehmen.

Zwölftes Kapitel.

Zwölftes Kapitel.

Besser und Besser – Höherer Flug der Vernunft – Augenscheinlichere Wahrheiten – Tiefere Philosophie – Thatsachen, die selbst ein Straus verdauen könnte.

»Ich verlasse gerne, was einige Anwesende als den persönlichen Theil meiner Vorlesung betrachtet haben mögen,« begann Doktor Raisono wieder, »um mich zu jenen Theilen meines Themas zu wenden, die ein allgemeines Interesse besitzen, allgemeinen Stolz erwecken, allgemeine Glückwünsche auffordern sollten. Ich will nun einige Worte über jenen Theil unsrer Naturphilosophie sagen, der mit dem Planetensystem zusammenhängt, mit der Stellung der Monikins und als Folge von beiden mit der Erschaffung der Welt.«

»Obwohl ich vor Ungeduld sterbe, über alle diese interessanten Punkte belehrt zu wetden, werden Sie mir doch, Doktor Raisono, erlauben en passant zu fragen, ob Ihre Weisen die Mosaische Nachricht von der Erschaffung annehmen oder nicht.«

»Soweit sie unser eignes System bestätigt, Sir, und nicht weiter. Es wäre offenbar Inconsequenz, wenn wir einem Gegner Ansehn bei einer feindlichen Lehre geben wollten; das wird Ihr angeborner gesunder Verstand und die spätere Bildung desselben einsehen.«

»Erlauben Sie mir, Doktor Raisono, zu bemerken, daß die Unterscheidung Ihrer Philosophen hierin einem sehr eigensinnigen Kanon in den Gesetzen der Evidenz widerspricht, welcher behauptet, man müsse das ganze Zeugniß verwerfen, wenn man einen Theil verwirft.»

»Das mag eine Menschen-, kann aber keine Monikins-Unterscheidung sein. Nicht nur, daß wir die Richtigkeit dieses Grundsatzes nicht annehmen, behaupten wir auch, daß kein Monikin je ganz Recht hat oder haben wird, so lange er im Geringsten unter dem Einfluß der Materie bleibt; und deswegen scheiden wir das Falsche vom Wahren, werfen das erstre als schlechter, als nutzlos weg, und behalten das andre als Stoff zu Thatsachen.«

»Ich wiederhole jetzt meine Entschuldigung, daß ich Sie so oft unterbreche, verehrter und gelehrter Herr, und bitte Sie, keinen Augenblick länger mit Beantwortung meiner Fragen zu vergeuden, sondern mit Einem Male zur Erklärung Ihres Planetensystems zu schreiten, oder sonst zu etwas, wie es Ihrer Bequemlichkeit angemessen erscheint. Wenn man einem wahren Philosophen zuhört, ist man sicher, etwas nützliches oder angenehmes zu lernen, mag der Gegenstand sein, welcher er will.«

»Nach der Monikin-Philosophie, meine Herrn,« fuhr Doktor Raisono fort, »theilen wir die großen Bestandtheile dieser Erde in Land und Wasser ein. Diese zwei Principien nennen wir die primären Elemente. Menschen-Philosophie hat Luft und Feuer hinzugefügt, aber diese verwerfen wir entweder ganz oder lassen sie nur als secundäre Elemente zu; daß weder Luft noch Feuer ein primäres Element ist, kann durch Versuche gezeigt werden. So kann die Luft zu Gas werden, kann rein und verdorben sein, ist der Verdunstung ausgesetzt, und überhaupt nichts als gewöhnliche Materie im Zustand hoher Verflüchtigung. Das Feuer hat keine unabhängige Existenz, verlangt Nahrung zu seinem Unterhalt, und ist offenbar eine Eigenthümlichkeit, die aus den Combinationen andrer Principien herrührt. So wenn man zwei oder mehrere Stücke Holz zusammenbringt, erhält man durch schnelle Reibung Feuer. Schließt die Luft plötzlich ab, und das Feuer geht aus; entzieht ihm das Holz und ihr habt dieselbe Wirkung. Aus diesen beiden Experimenten geht hervor, daß das Feuer kein unabhängiges Dasein hat, und also kein Element ist. Dagegen nehmt ein Stück Holz und sättigt es vollständig mit Wasser, das Holz erlangt eine neue Eigenthümlichkeit, (wie auch bei Anwendung des Feuers, das es in Asche und Luft verwandelt) denn seine specifische Schwere wird größer, es wird weniger entzündlich, läßt den Dampf reichlicher frei, und widersteht mehr der Art. Bringt dasselbe Stück Holz unter eine starke Schraube, und ein Gefäß darunter, preßt es, und bei gehöriger Anwendung von Kraft, ist das Holz vollkommen trocken und das Gefäß enthält Wasser. So ist gezeigt, daß das Land (alle vegetabilische Materie ist nur wie Schwämme der Erde) ein primäres Element ist, und Wasser auch; nicht so Luft und Feuer.«

»Nachdem ich die Elemente festgestellt, werd‘ ich, der Kürze wegen, die Welt als geschaffen betrachten. Im Anfang war der Erdball in ein Vacuum, fest und mit seiner Achse perpendicular auf die Ebene seiner jetzt so genannten Bahn gestellt. Seine einzige Umwälzung war die tägliche.«

»Und der Wechsel der Jahrszeiten?«

»War noch nicht eingetreten. Die Tage und Nächte waren gleich; es gab keine Finsternisse, dieselben Sterne waren immer sichtbar. Dieser Zustand der Erde wird nach gewissen geologischen Zeichen als tausend Jahre dauernd angenommen; während dieser Zeit beschränkte sich der Streit zwischen Geist und Materie nur auf vierfüßige Thiere. Der Mensch, nimmt man an, soweit unsre Documente die Thatsache bestimmen, erschien im Jahre tausend und drei, um diese Zeit auch soll das Feuer erzeugt worden sein, durch die Reibung der Erdachse während ihrer täglichen Bewegung; oder, wie andre glauben, durch die Reibung der Peripherie der Bahn, indem sie mit dem Vacuum im Verhältniß so vieler tausend Meilen in einer Minute in Berührung kam. Das Feuer, die Oberfläche durchdringend, kam bald zu den Wassermassen, die die Höhlen der Erde ausfüllen; von der Zeit an schreibt sich das Dasein eines neuen und sehr wichtigen Agens in den irdischen Phänomenen, der Dampf nämlich. Die Vegetation begann sich zu zeigen, da die Erde Wärme von innen erhielt –«

»Aber darf ich fragen, von was die Thiere vorher sich nährten?«

»Sie fraßen einander. Der starke verschlang den schwachen, bis die kleinsten der Thiere an die Reihe kamen, die dann gegen ihre Verfolger sich wandten, und ihre Unbedeutendheit benutzend, die stärksten zu verzehren anfingen. Sie finden täglich ähnliches in der Geschichte des Menschen; der, welcher durch seine Thatkraft und Stärke über seines Gleichen triumphirt hat, wird häufig der Raub des Unbedeutenden und Schlechten. Sie wissen ohne Zweifel, daß die Polargegenden, selbst in der ursprünglichen Stellung der Erde, weil sie die Strahlen der Sonne nur schief empfingen, ein weniger erfreuliches Clima gehabt haben müssen, als die Erdtheile zwischen dem arctischen und antarctischen Kreise. Das war eine weise Vorkehrung der Vorsehung, um eine zu frühe Besetzung jener auserwählten Gegenden zu verhindern, und sie unbewohnt zu lassen, bis der Geist in soweit die Materie bemeistert hatte, daß er den ersten Monikin in’s Dasein rief.«

»In welche Zeit sehen Sie wohl die Erscheinung des ersten Ihres Geschlechts?«

»In die Monikins-Epoche, natürlich, Sir; aber wenn Sie wissen wollen in welchem Jahr, um’s Jahr 4017. Freilich wollen einige unsrer Schriftsteller meinen, mehrere Menschen hätten sich vor dieser Zeit der Höhe des Monikin’schen Geistes genähert; aber die bessere Ansicht ist, daß diese Fälle nur als vorbereitende gelten können. So waren Sokrates, Plato, Confuzius, Aristoteles, Euclid, Zeno, Diogenes und Seneca nur vorbereitende Vorbilder des künftigen Zustands des Menschen, indem sie ihre nahe Annährung zu der Monikins- oder endlichen Uebersiedlung andeuteten.«

»Und Epikur?«

»War eine Übertreibung des materiellen Princips, die den Rückschritt eines großen Theils der Masse zur Brutalität und Materie andeutete. Solche Phänomene zeigen sich noch täglich.«

»Sind Sie denn der Meinung, Doktor Raisono, daß Sokrates z. B. jetzt ein Monikins-Philosoph ist, dessen Gehirn entwickelt und logisch consequent geworden, und Epikur vielleicht in ein Nilpferd, oder Nashorn mit Hauern, Hörnern und Haut verwandelt worden?«

»Sie mißverstehen gänzlich unsre Lehren, Sir John. Wir glauben gar nicht an Wanderungen des Einzelnen, sondern an die der Classen. So behaupten wir, daß wenn eine gegebene Generation von Menschen, in einem besondern Zustand des Staats, alle zusammen einen gewissen Grad von moralischer Vervollkommnung oder Mentalität erreichen, wie wir es in den Schulen nennen, eine Vermischung ihrer Eigenschaften in Massen Statt hat, einige glauben nach Schock, andre nach Hunderten, noch andre nach Tausenden; und wenn es sich bei der Analyse, die die Natur regelmäßig anstellt, findet, daß die Verhältnisse richtig sind, wird die Materie zur Monikin-Geburt bestimmt, wenn nicht, zurück gewiesen, und entweder auf’s neue zu einem zweiten menschlichen Experiment verarbeitet, oder den großen Vorräthen todter Materie überantwortet. So verliert sich alle Individualität, soweit sie mit dem Vergangenen zusammenhängt.«

»Aber, Sir, bestehende Thatsachen widersprechen einem der wichtigsten Ihrer Sätze; während Sie zugeben, daß kein Wechsel der Jahrszeiten die Folge der Perpendicularität der Erdachse auf der Ebene ihres jetzigen Kreises sein würde, ist doch dieser Wechsel eine nicht zu bestreitende Thatsache. Fleisch und Blut zeugen hier gegen Sie, nicht weniger als die Vernunft.«

»Ich sprach von Dingen, wie sie vor Entstehung von Monikinia waren, Sir, seit dieser Zeit ist eine große, heilsame, harmonische und wohlberechnete Veränderung vor sich gegangen. Die Natur hatte die Polargegenden für die neuen Arten zu augenscheinlichen, wohlthätigen Zwecken aufbewahrt. Sie waren unbewohnbar wegen der Schiefe der Sonnenstrahlen, und obwohl die Materie in Gestalt von Mastodon und Wallfisch, seine entgegenkämpfende Bestimmung voraussehend, oft in die Grenzen des Landes eingedrungen war, geschah es doch nur, damit der erstre Ueberreste, in Eisfelder gebettet, als einen Beweis von der Vergeblichkeit des Kampfes gegen das Schicksal zurücklassen sollte, und der andre dieselbe große Wahrheit bethätige, denn wenn er auch als Herr der großen Tiefe in die Polarbecken vordrang, ließ er doch entweder seine Gebeine da, oder kehrte in derselben Gestalt, wie er gekommen, zurück. Vom Erscheinen animalischer Natur auf der Erde bis zur Zeit, wo die Monikin-Rasse sich erhob, waren die genannten Gegenden nicht allein unbewohnt, sondern wahrhaft unbewohnbar. Als jedoch die Natur, immer vorsichtig, weise, gütig und nie zu hindern, den Weg gebahnt hatte, traten jene Phänomene ein, die den Weg dem neuen Geschlecht frei machten. Ich habe vom innern Kampf des Feuers und Wassers und ihrem Produkt, dem Dampf, gesprochen; eben dieser neue Agent sollte nun wirken. Ein Augenblick Aufmerksamkeit auf die Art, wie der nächste große Schritt in der Fortbildung geschah, wird zeigen, mit welcher Vorsicht und Berechnung unsre gemeinsame Mutter ihre Gesetze geordnet hatte. Die Erde ist an den Polen abgeflacht, das wissen Ihre Philosophen wohl, wegen der täglichen Bewegung nämlich, die schon anfing, als der Erdball noch in einem weichen Zustand war, und welche also einen Theil der ungekneteten Materie nach der Peripherie warf. Dieß geschah aber nicht ohne guten Zweck. Der am Aequator so angehäufte Theil ward nothwendig wo anders abgerissen, und so ward die Erdkruste am dünnsten an den Polen. Als hinlänglicher Dampf im Mittelpunkt des Erdballs erzeugt worden, war offenbar eine Sicherheitsklappe nöthig, eine gänzliche Zersprengung zu verhindern. Da nur die Natur die Werkmeisterin war, arbeitete sie mit ihren Werkzeugen und nach ihren eignen feststehenden Gesetzen. Die dünnsten Theile der Kruste gaben zu rechter Zeit nach, um eine Katastrophe zu verhindern, wo dann der überflüssige und erhitzte Dampf in gerader Linie mit der Erdachse in’s Vacuum entwich. Dieß Phänomen fand statt, soweit wir es haben berechnen können, um’s Jahr 700 vor der christlichen Zeitrechnung, oder etwa zwei Jahrhunderte vor der Geburt des ersten Monikin.«

»Und warum so früh, wenn ich fragen darf, Doktor?«

»Nur damit das neue Clima Zeit hätte, das Eis zu schmelzen, das sich um die Inseln und Continente jener Gegenden (denn nur am Südende der Erde hatte der Ausbruch Statt gehabt) während so vieler Jahrhunderte angehäuft hatte. Zwei hundert und siebzig Jahre strenger, unaufhörlicher Einwirkung des Dampfs reichten zu diesem Zweck hin; seit dieser Zeit ist die Monikin- Rasse im ungestörten Genuß des ganzen Landes und seiner Früchte gewesen.«

»Soll ich das so verstehen,« fragte Capitain Poke mit größrem Antheil, als er bisher während des Philosophen Vorlesung gezeigt, »daß Eure Leute, wenn sie zu Hause sind, südwärts von der Eiszone wohnen, die wir Seeleute immer so gegen den 77ten Grad südlicher Breite antreffen?«

»Ganz so; ach, daß wir heute so weit sein müssen von jenen Ländern des Friedens, des Entzückens, der hohen Einsicht und des Heils. Aber der Wille der Vorsehung geschehe, ohne Zweifel haben unsre Leiden, unsre Gefangenschaft einen weisen Zweck, und mögen zum weitern Ruhm der Monikinrasse, führen!«

»Wollen Sie gefälligst mit Ihren Erklärungen fortfahren, Doktor? Wenn Sie die jährliche Umdrehung der Erde leugnen, wie erklären Sie den Wechsel der Jahreszeiten, und andre astronomische Erscheinungen, wie die so häufig vorkommenden Finsternisse?»

»Sie erinnern mich, daß der Gegenstand noch nicht erschöpft ist,« erwiederte der Philosoph hastig und wischte schnell und heimlich eine Thräne vom Auge. »Das Glück brachte unter den Gründern unseres Geschlechts seine gewöhnlichen Wirkungen hervor. Einige Jahrhunderte fuhren sie fort sich zu vermehren, ihre Schweife noch mehr zu verlängern und consequenter zu machen, in Wissenschaft und Kunst fortzuschreiten, – bis einige Geister, kühner als die übrigen, des langsamen Gangs der Begebenheiten überdrüssig wurden, der sie auf eine, ihrer feurigen Ungeduld schlecht angemessene Weise zur Vollkommenheit führte. Zu dieser Zeit hatten die mechanischen Künste unter uns die höchste Spitze erreicht, – wir haben sie später größtentheils als ungeeignet und unnöthig für einen hohen Stand der Civilisation wieder aufgegeben, – wir trugen Kleider, bauten Kanäle und verrichteten andre Arbeiten, die unter den Arten, von denen wir ausgewandert, sehr geschätzt waren. Zu dieser Zeit auch lebte die ganze Monikinfamilie als ein Volk beisammen, erfreute sich derselben Gesetze und verfolgte die nämlichen Zwecke. Aber eine politische Sekte erhob sich unter der Leitung verkehrter, wilder Führer im Land, die die gerechten Strafen Gottes und eine Menge Uebel über uns brachten, welche Jahrhunderte erst wieder heilen können. Diese Sekte nahm bald zur Erreichung ihrer Zwecke zu religiösem Fanatismus und philosophischen Sophismen ihre Zuflucht. Sie wuchs schnell an Macht und Anzahl, denn wir Monikins sind, wie die Menschen, gierig nach Neuem. Zuletzt schritt sie zu offenbar verrätherischen Handlungen gegen die Vorsehung selbst. Die erste wilde Aeußerung ihrer Raserei und Tollheit war die Behauptung, es sei der Monikinrasse dadurch Unrecht geschehen, daß man die Sicherheitsklappe der Welt in ihrem Lande geöffnet. Obgleich wir gerade diesem Umstand unser glückliches Clima verdankten, den Werth unsrer Besitzungen, die Gesundheit unsrer Familien, ja sogar unser abgesondertes Dasein selbst als eine unabhängige Rasse, dennoch kriegten diese aufgeregten, schlecht berathene Schurken gegen den wohlwollendsten und offenbarsten Freund, den sie hatten. Scheinbare Vordersätze führten zu Theorien, Theorien zu Deklamationen, Deklamationen zu Combinationen, Combinationen zu Denunciationen und Denunciationen zu offenen Feindseligkeiten. Der Streit ward zwei Generationen lang gekämpft, wo denn, nachdem ein gehöriger Grad von Wahnsinn erreicht worden, die Führer der Parthei, die damals durch ihre Ränke sich zur obersten Leitung der Monikin-Angelegenheiten gedrängt hatten, eine Versammlung all ihrer Anhänger beriefen, und gewisse Beschlüsse erließen, welche nie im Andenken der Monikins erlöschen werden, so unglückbringend waren ihre Folgen, so verderblich eine Zeitlang ihre Wirkungen. Sie waren wie folgt:

»In voller, überfließender Versammlung der eifrigsten Monikins in der Monikinrasse, gehalten im Hause des Peleg Pat (wir hatten damals noch die menschlichen Benennungen) im Jahr der Welt 3007 und der Monikin-Aere 317 ward Plausible Schreier auf den Rednerstuhl berufen, und Kielfertig zum Sekretair ernannt.«

»Nach vielen vortrefflichen und beredten Anreden aller Gegenwärtigen, wurde einmüthig beschlossen wie folgt:

»Dampf ist ein Fluch, kein Segen und muß von allen patriotischen und wahren Monikins verworfen werden.

»Wir halten es für die höchste Unterdrückung und Ungerechtigkeit in der Natur, daß sie die große Sicherheitsklappe der Welt innerhalb der rechtmäßigen Grenzen des Monikins-Gebiets gesetzt hat.

»Die genannte Sicherheitsklappe soll alsbald entfernt werden, friedlich, wo möglich, sonst mit Gewalt. »Wir billigen von ganzem Herzen die Gesinnungen John Kinnlads, unsers gegenwärtigen verehrten obersten Magistrats, des unbestechlichen Partheimanns, des unerschrocknen Freundes seiner Freunde, des abgesagtesten Feindes des Dampfs, und des vernünftigen, reinen, orthodoxen, wahren Monikin.

»Wir empfehlen den genannten John Kinnlad dem Vertrauen aller Monikins.

»Wir fordern das Land auf, uns in unserm großen, heiligen, glorreichen Plan zu unterstützen, und verpfänden uns, die Nachkommen, die Gebeine unsrer Vorfahren, und alle, welche vor uns gewesen und nach uns kommen werden, zur getreuen Ausführung unsrer Absichten.

Unterzeichnet
Plausible Schreier, Präs.
Kielfertig, Sekr.«

»Nicht sobald waren diese Beschlüsse erlassen, (denn statt in voller Versammlung, weiß man jetzt, wurden sie von den Herren Schreier und Kielfertig unter dem besondern Einfluß Kinnlads entworfen) als das Volk ernsthaft zum Aeußersten zu schreiten beschloß. Jene Vollkommenheit in den mechanischen Künsten, die bisher unser Stolz und Ruhm gewesen, zeigte sich nun als unsern größten Feind. Die Führer sollen wirklich die übelberathene Parthei in gewissen Schranken haben halten wollen, aber wer kann den Gießbach stemmen oder den Drang des Vorurtheils aufhalten! Die Fluth war losgelassen gegen den Dampf; alle Erfindungskraft unseres Geschlechts wurde in Bewegung gesetzt, und ein Jahr, nachdem die genannten Beschlüsse durchgegangen, waren Berge versetzt, endlose Haufen von Felsen in den Abgrund geworfen, Bogen gebaut, und die Oeffnung der Sicherheitsklappe hermetisch versiegelt. Sie können sich einen Begriff von dem Aufwand von Verstand und Kraft bei dieser Gelegenheit machen, wenn ich Ihnen noch sage, daß durch wirkliche Beobachtung sich ergab, daß dieser künstliche Theil der Erde dicker, stärker und dauerhafter war, als der natürliche. So weit führte Bethörung die Opfer, daß sie wirklich die ganze Gegend sondiren ließen, und nachdem sie die Lage der dünnsten Kruste ausgekundschaftet, verlegten John Kinnlad und alle die eifrigsten seiner Anhänger dahin im Triumph den Sitz ihrer Regierung. Die ganze Zeit über war die Natur auf ihrer Huth, ruhig ihrer Stärke sich bewußt. Doch bald bemerkten unsre Vorfahren die Folgen ihrer That in der Zunahme der Kälte, der Seltenheit der Früchte und der schnellen Vermehrung des Eises. Der Monikinsche Enthusiasmus wird leicht zu Gunsten einer in die Augen fallenden Theorie erregt, weicht aber bald dem physischen Druck der Umstände. Gewiß verräth das Menschengeschlecht, besser mit dem Materiellen physischen Widerstands versehen, nicht solche Schwäche, aber – –«

»Schmeicheln Sie uns nicht mit dieser Ausnahme, Doctor. Ich finde viele Aehnlichkeiten zwischen uns, daß ich wirklich zu glauben anfange, daß wir Einen Ursprung gehabt, und wenn Sie nur zugeben wollten, daß der Mensch von der zweiten Umbildung und der Monikin von der ersten, würde ich Ihre ganze Philosophie ohne einen Augenblick Bedenkens annehmen.«

»Da ein solches Zugeständniß gegen Thatsache und Theorie sein würde, hoffe ich, mein theurer Herr, Sie werden die gänzliche Unmöglichkeit einsehen, daß ein Professor auf der Universität Springhoch selbst in diesem entfernten Theil der Welt ein solches Zugeständniß mache. Wie ich eben bemerken wollte, das Volk begann Unruhe über die zunehmende und beständige Rauheit der Witterung zu zeigen, und Herr John Kinnlad hielt es für nöthig, ihre Leidenschaften durch eine neue Entwickelung seiner Grundsätze anzufeuern. Seine Freunde und Anhänger wurden alle auf dem großen freien Platz der neuen Hauptstadt versammelt, und folgende Beschlüsse, nach den Worten einer noch in den Archiven der historischen Gesellschaft zu Springhoch aufbewahrten Chronik (sie schienen gedruckt worden zu sein, ehe sie durchgegangen) »einmüthig, enthusiastisch und für immer angenommen, nämlich:

  • Die Versammlung hat die größte Verachtung vor dem Dampf.
  • Sie trotzt dem Schnee, der Unfruchtbarkeit und allem andern Ungemach der Natur,
  • Wir wollen immer leben.
  • Wir wollen in’s Künftige nackt gehen, um dadurch noch besser dem Frost zu trotzen.
  • Wir sind jetzt auf der dünnsten Stelle der Erdkruste in den Polarländern.
  • Künftig soll kein Monikin zu einem öffentlichen Amt zugelassen werden, der sich nicht verpflichtet, alle seine Feuer auszulöschen, und das Kochen für immer aufzugeben.
  • Wir sind von dem wahren Geist des Patriotismus, der Vernunft, Treue und Festigkeit belebt.
  • Diese Versammlung löst sich nun auf, ohne einen Tag zu bestimmen.«

»Man erzählt uns, daß der letzte Beschluß eben durch Zuruf angenommen, als die Natur sich erhob in ihrer Macht, und reichliche Rache nahm für all diese Unbill. Der große Kessel der Erde barst mit einer schrecklichen Explosion und riß mit sich fort als den schlechtesten Theil der Arbeit nicht allein Herrn John Kinnlad und alle seine Anhänger, sondern auch 40,000 Morgen Land. Das letzte Mal, daß man etwas von ihnen sah, war etwa 30 Sekunden nach dem Ausbruch, wo dann die ganze Masse in der Nähe des nördlichen Horizonts verschwand, dahin fliegend mit einer Eile, die noch die Kanonenkugel übertrifft, wenn sie eben das Geschütz verlassen.«

»König,« rief Noah, »das nennen wir Seefahrer schneiden und laufen.«

»Ward nie wieder etwas von Herrn Kinnlad und seinen Gefährten gehört?«

»Nichts gewisses. Einige unsrer Naturforscher behaupten, daß die Monikins, die die andern Theile der Erde bewohnen, ihre Nachkommen sind; diese, durch den Stoß betäubt, hatten die Vernunftkräfte verloren, während sie jedoch noch Spuren ihres Ursprungs zeigten. Dieß ist in der That die bessere Ansicht unsrer Gelehrten, und gewöhnlich bezeichnen wir alle diese Arten von Monikins mit dem Namen »die verlornen Monikins.« In meiner Gefangenschaft hat der Zufall mich mit einigen dieser Thiere zusammengebracht, die gleichfalls unter der Herrschaft der grausamen Savoyarden standen. In der Unterredung mit ihnen, wo ich nach ihren Traditionen fragte, und die Analogien der Sprache erforschen wollte, habe ich einigen Grund für diese Meinung gefunden. Davon jedoch hernach.«

»Bitte, Dr. Raisono, was ward aus den 40,000 Morgen Land?«

»Darüber haben wir bessere Nachrichten; eins unsrer Schiffe, das weit nördlich auf einer Entdeckungsreise begriffen war, traf es auf einige Grade der Länge und Breite von Springhoch, und dadurch erfuhr man, daß schon verschiedene Inseln durch gefallne Bruchstücke sich gebildet hatten, und nach der Richtung des Hauptlandes zu schließen, als man es zuletzt sah, nach seiner Fruchtbarkeit und andern geologischen Zeichen zu urtheilen, glauben wir, daß der große westliche Archipelagus der Niederschlag des übrigen ist.«

»Und Monikinsland, Sir? welchen Einfluß hatte jenes Phänomen auf diesen Theil der Welt?«

»Einen schrecklichen, erhabenen, mannichfaltigen, dauernden! Die wichtigeren oder persönlichen Folgen sollen zuerst erwähnt werden. Ein volles Drittel der Monikinsrasse wurde zu todt gebrüht. Viele bekamen Asthma und andre Lungenkrankheiten durch Einhauchen des Dampfs. Die meisten Brücken wurden durch das plötzliche Schmelzen des Schnees weggeschwemmt, und große Vorräthe durch die unerwartete Erscheinung und den heftigen Charakter des Thauwetters verdorben. Dieß sind die traurigen Vorfälle. Zu den angenehmerern rechnen wir eine endliche und liebliche Verbesserung des Climas, das so ziemlich seinen frühern Charakter wieder annahm, und durch plötzliche Erwerbung von Weisheit eine schnelle und merkliche Verlängerung unsrer Schweife.«

»Die sekundären oder tellurischen Folgen waren diese: Durch das plötzliche und heftige Vordringen des Dampfs in den Raum, einige Grade vom Pol, wurde die Erde aus ihrer perpendikularen Stellung gerissen, und ihre Achse bekam eine Neigung von 23º27′ gegen die Ebene ihrer Bahn. Zur selben Zeit fing die Kugel sich im Vacuum zu bewegen an, und durch Gegenstrebungen zurückgehalten, vollbrachte sie die jährliche Umwälzung.«

»Ich kann wohl begreifen, Freund Raisono,« bemerkte Noah, »daß die Erde unter einem so plötzlichen Windstoß sich neigen mußte; wie wohl ein Schiff mit gutem Ballast bald wieder gerade sein würde, wenn der Puff vorüber wäre; aber ich kann nicht verstehen, wie ein wenig Dampf, an einem Ende eines Fahrzeugs herauskommend, es auf eine solche Weise in Bewegung setzen sollte, wie wir hören, daß die Erde geht.«

»Wenn der Ausfluß des Dampfs beständig wäre und die tägliche Bewegung ihm jeden Augenblick eine neue Stellung gäbe, würde freilich, Capitain Poke, die Erde nicht fortgetrieben werden; aber da in Wahrheit dieser ausströmende Dampf einen pulsirenden Charakter hat, periodisch und regelmäßig ist, hat die Natur es so angeordnet, daß es nur ein Mal in 24 Stunden geschieht, und zwar zu einer Zeit, daß seine Wirkung gleichförmig, sein Impuls immer in derselben Richtung geschieht. Das Princip, wonach die Erde diese Bewegung erhält, kann man leicht durch ein gewöhnliches Experiment deutlich machen. Nehmen Sie z.B. eine Vogelflinte mit zwei Läufen, laden Sie beide mit einer großen Menge Pulver, bringen Sie eine Kugel und zwei Propfen in jeden Lauf, richten Sie den Kolben 4628/1000 Zoll von dem Unterleib, und sehen Sie, daß Sie beide Läufe zugleich losschießen. In diesem Falle werden die Kugeln ein Beispiel von der Wirkung der 40,000 Morgen Land geben, und die experimentirende Person wird unfehlbar den Impuls oder die rückgängige Bewegung der Erde nachmachen.«

»Während ich nicht läugne, Dr. Raisono, daß ein solches Experiment beide Theile in Bewegung setzen würde, sehe ich doch nicht, warum die Erde nicht endlich stehen bleiben sollte, wie es sicher bei dem Menschen der Fall, nachdem er mit Hüpfen, Schlagen, Schwören fertig wäre.«

»Die Ursache, warum die Erde, ein Mal im Vacuum in Bewegung gesetzt, nicht stille steht, kann auch durch folgendes Beispiel erläutert werden. Nehmt den Capitain Poke, von der Natur mit Beinen und der Kraft sich zu bewegen versehen, führt ihn auf den Vendome-Platz, laßt ihn drei Sous bezahlen, wofür er an die Säule darf, laßt ihn auf ihren Gipfel steigen, und von da mit aller Kraft in einer rechtwinkligen Richtung mit dem Schaft der Säule in die freie Luft springen, und man wird finden, daß, obgleich der ursprüngliche Impuls den Körper wahrscheinlich nicht mehr als zehen bis zwölf Fuß bewegen würde, die Bewegung doch fortdauert, bis er die Erde erreicht hat. Folgesatz: Dadurch ist bewiesen, daß alle Körper, in welchen die vis inertiae ein Mal besiegt ist, in ihrer Bewegung beharren, bis sie in Contakt mit einer Gewalt kommen, die sie aufhalten kann.«

»König! Nun, da ist doch noch Verstand darin, während ich nie begreifen konnte, daß diese kleinen Stückchen von Sternen ein Schiff wie die Erde im Lauf erhalten sollten; während sie so einen weiten Weg vor sich hat, wie sie nothwendig täglich machen muß, um in einem Jahr so weit zu kommen. Das wollt ich noch viel weiter ausführen und Euch erklären, denn ich glaube, daß die Wissenschaft gleich einem guten Liqueur von einem zum andern gehen muß, und nicht in einem Winkel von Einem eingeschluckt werden darf. Und hiebei will ich auch noch sagen, was Ihr bei einer nächsten Vorlesung als Folgesatz anführen mögt, daß nämlich, wenn alles, was Ihr vom Springen des Dampfkessels und dem Polarstoß sagt, wahr ist, die Erde das erste Dampfschiff ist, welches je erfunden ward, und dann alles, was Franzosen, Engländer, Spanier und Italiener darüber prahlen, nichts weiter als Rauch ist.«

»Und die Amerikaner auch, Capitain Poke,« wagte ich zu bemerken.

»Ei, Sir John, das kommt noch darauf an; ich sehe nicht recht, wie Foulton die Idee gestohlen haben könnte, da er den Doktor nicht kannte und wahrscheinlich nie in seinem Leben etwas von der Insel Springhoch hörte.«

Wir alle lächelten, selbst die liebenswürdige Chatterissa, über die Feinheit von des Seemanns Distinctionen, und da des Philosophen Vorlesungen in ihrer didaktischen Form nun größten Theils beendet waren, trat eine lange und leichte Unterredung ein, worin eine Menge scharfsinniger Fragen von Capitain Poke und mir vorgelegt, und sehr artig von dem Doktor und seinen Freunden beantwortet wurden.

Zuletzt kam Dr. Raisono, der, obgleich Philosoph und Freund der Wissenschaft, sich doch nicht alle diese Mühe ohne weiter sehende Plane gegeben hatte, frei mit seinen Wünschen heraus. Der Zufall hatte offenbar alle Mittel zusammengebracht, um mein brennendes Verlangen zu befriedigen, weitere Nachrichten von der Monikins-Politik, ihrer Moral, Philosophie und allen andern großen socialen Interessen des Theils der Welt, den sie bewohnen, zu erhalten. Ich war reich über alle Maßen, und die Ausrüstung eines geeigneten Schiffs war eine Ausgabe von nicht besonderm Belang; der Doktor und Lord Chatterino waren gute praktische Geographen, nachdem sie ein Mal über die Parallele von 77° südlich hinaus waren, und Kapitain Poke nach seiner eignen Aussage von sich, hatte die Hälfte seines Lebens im Herumstreifen unter den unfruchtbaren, unbewohnten Inseln des Eismeeres zugebracht. Was konnte also die Erfüllung der ernstesten Wünsche aller Gegenwärtigen hindern. Der Capitain war ohne Beschäftigung und würde ohne Zweifel froh sein, den Oberbefehl über ein gut gefügtes Seeschiff zu erhalten; die Fremdlinge sehnten sich nach Hause, und mein heißester Wunsch war es, meinen Anhaltspunkt in der Staatsgesellschaft noch zu stärken, indem ich ferneren Antheil an den Monikins nähme.

So machte ich dem alten Robbenjäger freimüthig den Vorschlag, sich dem Geschäft; die liebenswürdigen, aufgeklärten Fremdlinge ihrem Heerd und ihrer Familie wiederzugeben, zu unterziehen. Der Capitain zeigte bald etwas von seinem Stoningtoner Hang; denn je mehr ich wegen der Sache in ihn drang, desto mehr Einwände fand er. Die Hauptgründe für sein Verwerfen des Vorschlags mögen folgende gewesen sein: Es wäre wahr, er wolle Beschäftigung, aber er wolle auch Stonington wiedersehen; er zweifle, daß Monikins gute Seeleute abgeben würden; es sei kein Scherz, unter’s Eis einzulaufen, und noch weniger einer, wieder herauszukommen; er hätte die Leiber von todten Eisbären und Seehunden so hart gefroren gesehen, wie ein Stein, und sie möchten, denn was wisse er, da hunderte von Jahren gelegen haben, er aber wünsche begraben zu werden, wenn er zu nichts sonst mehr gut sei; wer wisse, ob diese Monikins die Menschen nicht fingen, wenn sie sie erst ein Mal recht in ihrem Land hätten, sie auszögen und Sprünge machen hießen, wie die Savoyarden den Doktor und die Dame Chatterissa zu thun gezwungen hätten; er wisse, er würde bei’m ersten Burzelbaum den Hals brechen; wenn er zehen Jahre jünger wäre, würde er sich vielleicht den Spaß gefallen lassen; er glaube nicht, daß die rechte Mannschaft könne in England gefunden werden, und er liebe, mit den Sternen und dem Steuer zu fahren; vielleicht könnte er es thun, wenn er Stoningtoner Leute hätte; mit solchen Leuten wisse er immer fertig zu werden; er könne den einen erschrecken, indem er ihm drohe, es seiner Mutter zu sagen, wie er sich aufführe, und den andern zur Vernunft bringen, indem er ihn bedeute, die Winde würden ihn fliehen, wenn er nicht verträglicher wäre; sodann könnte vielleicht gar so kein Ort wie Springhoch da sein, oder wenn’s wäre, er ihn nicht finden; Büffelhäute unter dem Aequator zu tragen, daran sei gar nicht zu denken, da eine Menschenhaut schon eine schwere Last wäre für die stillen Breitegrade; und endlich, er sehe nicht genau ein, was er dabei gewinne.

Diesen Einwürfen begegnete ich einem nach dem andern, indem ich die Ordnung, in der sie gemacht, umkehrte und mit dem letzten begann.

Ich bot ihm tausend Pfund als Belohnung, welcher Vorschlag einen Schein der Befriedigung in seine Augen brachte, obwohl er den Kopf schüttelte, als wenn er es für sehr wenig hielte. Ich gab ihm dann zu verstehen, wir würden zweifelsohne gewisse Inseln entdecken, wohl versehen mit Seehunden, und ich würde alle Rechte als Eigenthümer aufgeben, damit er diese Entdeckungen zu seinem Privatvortheil benutze. Bei dieser Lockspeise biß er an, und ich dachte, er würde sich fangen lassen. Aber er blieb hartnäckig. Nachdem wir alle unsre Beredsamkeit vereint, und die Summe der Belohnung verdoppelt hatten, verfiel Dr. Raisono endlich glücklicher Weise auf den allgemeinen Hebel menschlicher Schwachheit, und der alte Robbenjäger, der dem Geld (von großer Wirksamkeit bekanntlich in Stonington), dem Ehrgeiz, dem Geheimniß neuer Robbengründe und all den gewöhnlichen Reizen widerstanden, die man bei Leuten von seiner Classe von Gewicht halten könnte, ward endlich durch seine eigne Eitelkeit geangelt.

Der Philosoph ließ sich sehr listig über das Vergnügen aus, das der alte Seemann haben würde, vor der Academie von Springhoch über seine eigenthümlichen Ansichten von der Umwälzung der Erde und den segelnden Planeten Vorlesungen zu halten, wo dann alle seine dogmatischen Scrupel wegschmolzen, gleich dem Schnee beim Thauwetter.