Hans Reichenbach (1891 – 1953)

Der deutsche Philosoph und Logiker Hans Reichenbach war von 1926 bis 1933 Professor in Berlin, von 1933 bis 1938 in Istanbul und von 1938 bis 1953 in Los Angeles.

Reichenbach stand in engem Kontakt zum Wiener Kreis dessen Zeitschrift Erkenntnis er mit anderen redigierte. Außerdem war er am Aufbau der Berliner Gruppe beteiligt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten musste Reichenbach emigrieren.

Reichenbach beschäftigte sich in seiner Philosophie hauptsächlich mit den Grundlagenproblemen der Naturwissenschaften. Nach Reichenbach beruht alle unsere Erkenntnis auf Wahrscheinlichkeitsschlüssen. Man kann nicht durch Beobachtungen feststellen, ob die Behauptung eines Wissenschaftlers wahr ist, sondern nur sagen, dass sie mehr oder weniger wahrscheinlich ist.

Davon ausgehend modifiziert Reichenbach die Sinntheorie des logischen Positivismus, indem er behauptet, dass ein Satz nur dann kognitiven Sinn hat, wenn Beobachtungen ermöglichen, ihm eine Wahrscheinlichkeit zuzusprechen.

Wissenschaftliche Gesetze (immer in einer wenn-dann-Form ausgedrückt) nennt Reichenbach nomologische Implikation.

Ausgehend vom Begriff der elementaren nomologischen Aussage oder Basisaussage definierte er die abgeleitete nomologische Aussage als eine Ausssage, die deduktiv aus einer Menge von Basisaussagen erhalten werden kann.

Eine Basisaussage muss nachweisbar wahr sein. Sie muss universal in dem Sinne sein, dass sie keine wesentlichen Referenzen zu speziellen Raum-Zeit-Regionen enthält. Eine Basisaussage muß eine Allaussage sein. Außerdem muss dass Antezedenz der Wenn-dann-Aussage falsch sein können.

Ein System von Basisaussagen kann nach Reichenbach dazu verwendet werden, die Modaloperatoren notwendig, möglich und unmöglich zu definieren.

P ist notwendig, genau dann, wenn P eine nomologische Aussage ist. P ist unmöglich, genau dann wenn die Negation von P eine nomologische Aussage und P ist möglich, genau dann, wenn weder P noch die Negation von P eine nomologische Aussage ist.

Großen Einfluss hatten seine Arbeiten über die philosophischen Grundlagen der Relativitäts- und Quantentheorie, wobei es ihm vor allem um eine Formulierung der Prinzipien der aus den Ergebnissen der Physik neu entstandenen Sicht von Raum und Zeit ging.

Zur logischen Beschreibung der Quantenmechanik konstruierte Reichenbach eine dreiwertige Logik mit den Wahrheitswerten wahr, falsch und unbestimmt, die drei Arten der Negation (ausschließende, diametrale und vollständige Negation) und drei Arten der Implikation (Standardimplikation, Alternativimplikation, Quasiimplikation) hat.

Reichenbach kritisierte Kants Theorie eines Raum- und Zeit-Apriori, weil Messungen gezeigt hätten, dass der wirkliche Raum gekrümmt und der euklidische Raum nur als Spezialfall angesehen werden könne.

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