Joseph Petzoldt (1862 – 1929)

Joseph Petzoldt, geboren in Altenburg, war Dozent an der Technischen Hochschule in Berlin und Gymnasialprofessor.

Petzoldt ist von Avenarius beeinflußt und vertritt wie dieser einen empirio-kritischen Positivismus.

Er betont mehr die Stabilität und nicht so sehr das Prinzip der Denkökonomie. Dem Stabilitätsprinzip schreitet alle Entwicklung (auch die geistige) auf eine immer vollständigere Verwendung der Kräfte für stationäre Systeme zu. Größte Stabilität bedeutet stets auch größte Ausnutzung der Kräfte.

Das Denken strebt auf ein Dauerzustand hin.

An die Stelle der Kausalität setzt Petzoldt das Gesetz der Eindeutigkeit. Dieses Gesetz ermöglicht es für einen Vorgang Bestimmungsmittel zu finden, durch die er allein festgelegt wird.

Psychisches und Physisches sind zwei Auffassungsweisen eines und desselben Inhalts. Psychisch ist die Welt, sofern sie wahrgenommen wird, physisch als eindeutiger Zusammenhang der Elemente.

Eine Welt an sich gibt es nicht, nur eine Welt für uns. Ihre Elemente sind nicht Atome oder sonstige absolute Existenzen, sondern Empfindungen.

Die Dinge sind jedoch nicht bloß subjektiv, nicht bloß Bewußtseinserscheinungen.

Es gibt keine absoluten Substanzen, nur relativ konstante Qualitätenkomplexe. Alles Sein ist ein Werden.

Der ethische Imperativ lautet bei Petzoldt: Wir sollen durch alle unsere Handlungen, durch all unser Tun und Denken so viel wie möglich den aus der Natur der Menschen und ihrer Umgebung fließenden einstigen Dauerzustand verwirklichen helfen.