Theodor Lipps (geb. 1851)

Theodor Lipps ist einer der Hauptvertreter des Psychologismus. Lipps ist u. a. von Kant, Hume, Herbart, Fechner und Wundt beeinflußt.

Die Philosophie ist nach Lipps Geisteswissenschaft oder Wissenschaft der inneren Erfahrung.

Logik, Ethik und Ästhetik basieren auf der Psychologie. Die Logik ist eine psychologische Disziplin. Nicht der unmittelbare Bewußtseinsinhalt ist der Gegenstand, sondern das damit Gemeinte, das, worauf ich in meiner Vorstellung ziele.

Es gibt Stufen der Apriorität. Rein a priori sind die Urteile über die Zeit, aber nicht die über den Raum.

Die Psychologie will Lipps nicht als physiologische, sondern zunächst als reine Psychologie behandeln, als Wissenschaft vom individuellen Bewußtsein, von der Seele und den seelischen Erscheinungen, vom Vorkommen von Bewußtseinserlebnissen in Individuen.

Die Assoziationen, d. h. die Beziehungen zwischen Vorstellungen, sind der Ausdruck und die unmittelbare Betätigung der Einheit des Geistes. Die Assoziationsgesetze (der Ähnlichkeit und Gleichzeitigkeit) sind Gesetze der Vervollständigung zur Einheit.

Jedes psychische Geschehen hat den Charakter des Strebens.

Eine besteht ein Perseverationstendenz.

Lipps formuliert das Gesetz der psychischen Stauung.

Das Wollen ist das Streben, dass etwas geschehe durch mich, durch mein Zutun.

Eine fundamentale Rolle spielt bei Lipps die Apperzeption.

Das Webersche Gesetz ist nach Lipps wie bei Wundt ein Apperzeptionsgesetz.

Bezüglich der Raumvorstellung vertritt Lipps eine Verschmelzungstheorie. Der Raum ist psychologisch, die Form, in welcher gleichzeitige Gesichts- und Tastinhalte geordnet erscheinen. Auch die Zeitvorstellung beruht auf einer extensiven Verschmelzung. Es besteht ein Fortgang des psychischen Geschehens und ein Sichverweben der Momentanerlebnisse zu einem einheitlichen Zusammenhang. Die Stadien dieser Assimilation sind Temporalzeichen.

Das Ich ist nicht der bloße aktuelle Bewußtseinszusammenhang, sondern das diesen Erzeugende. Die Gefühle sind Ich-Erlebnisse, Symptome der Weisen, wie sich psychische Vorgänge zum Zusammenhang des seelischen Lebens verhalten oder stellen, wie sie sich in ihn einfügen.

Das Ich ist (psychologisch) der Zusammenhang von Möglichkeiten eines Bewußtseinslebens. Die Momentan-Iche verdichten sich zur einheitlichen Gesamtpersönlichkeit.

Das reale Ich ist die Seele selbst, als An sich des Gehirns.

Die Ethik ist auf einer Werttheorie zu gründen, die als reine Wertlehre auszubauen ist. Das Werten ist das Bewußtsein von der Weise, wie ein Erlebnis zu meiner seelischen Natur der einem Zug innerhalb derselben sich verhält. Bedingung des Wertbewusstseins ist die Wertapperzeption. Ein Ding hat einen Wert, sofern es die Eignung hat, ein Wertgefühl zu erzeugen. Die Wertung ist objektiv, wenn sie durch den Gegenstand selbst gefordert ist und auch das Gesetz des reinen Ich sie fordert.