Stanislaw Lesniewski (1886 – 1939)


Stanislaw Lesniewski wurde am 28. März 1886 (nach dem alten Kalender am 16. März) in Sherpukhov, eine Stadt 100 km von Moskau entfernt, geboren. Er ist Sohn von Izydor, einem Ingenieur, und Helena Paczewski.

1896 beendete der die Realschule in einem Ort im Süden Sibiriens an der monglischen Grenze, wo sein Vater an der Transsibirischen Eisenbahn arbeitete.

1899 ging er in das Gymnasium von Irkutsk. 1903 verließ er die Schule. Er studierte mit Unterbrechungen 8 Jahre an deutschen Universitäten Philosophie und Mathematik.

Zunächst studierte vom 17. Oktober 1904 bis zum 30. April 1906 in Leipzig. Er wohnte in der Braustraße 4 (bei Pieper) und in der Albertstraße 16 (bei Stephan).

Er belegte im Wintersemester 1904/05 Kurse in anorganischer Chemie (bei Beckmann) und Anatomie (bei Fick) und Geschichte (bei Karl Lamprecht).

Im Sommersemester 1905 belegte er Kurse in Psychology (bei Wilhelm Wundt), Institutionen der Institutionen der Politischen Ökonomiie (bei Bücher). Im Wintersemester 1905/06 belegte er schließlich Erkenntnistheorie als eine Einführung in die Philosophie bei Volkelt.

Von Leipzig ging er nach Heidelberg und Zürich. In München belegte er die Kurse des Neukantianers Hans Cornelius. Im Sommersemester besuchte er die Einführung in die Logik von Cornelius und dessen Einführung in die Erkenntnistheorie. Außerdem besuchte er den Kurs Philosophie der Mathematik von Moritz Geiger. Im Wintersemester 1909/10 besuchte er Cornelius‘ Philosophiekurs und Logik und Erkenntnistheorie bei Pfänder.

Im Sommersemester 1910 ging Le&;niewski nach Lwow (heute Lviv, Ukraine), um bei Kazimierz Twardowski seine Doktorarbeit zu schreiben. Twardowski – wie Alexius Meinong, Edmund Husserl, Carl Stumpf, T. Masaryk, C. Ehrenfels, F. Hillebrand und Anton Marty – ein Schüler von Franz Brentano war 1895 von Wien nach Lwow gekommen, um den Philosophielehrstuhl zu übernehmen.

Zu Twardowski’s Doktoranden in Lwow gehörten neben Lesniewski auch Tadeusz Kotarbinski, Kazimierz Ajdukiewicz, Zygmunt Zawirski und Tadeusz Czezowski. Lesniewski gehört zur Lwow-Warschau-Schule.

Aus der Zeit in Lwow rürt wohl sein Interesse für mathematische Paradoxien, für Schröders Algebra der Logik, die Relationentheorie und die Wahrscheinlichkeitstheorie her.

1911 erschien Lesniewski’s erster Artikel "A Contribution to the Analysis of Existential Statements" in Przeglad filozoficzny. Im Juli 1912 bekam er den Doktortitel.

Zusammen mit Jan Lukasiewicz und seinem einzigen Doktorschüler Alfred Tarski wirkte er später an der Warschauer Universität.

Lesniewski entwickelte drei logische Systeme: die Protoethik, eine ‚Theorie der ersten Sätze‘, die Ontologie, eine ‚moderne traditionale Logik‘ bzw. ein Namesnkalkül der auf der Kopula ‚ist‘ beruht und die Mereologie, die ‚Theorie der Teile (mere) und des Ganzen‘, d. h. die Theorie kollektiver Klassen. Er erweiterte den zweiwertigen Aussagenkalkül durch Einführung von Quantoren für Aussagenvariablen.

Aufgrund der Kompliziertheit konnten sich seine Systeme in der Logik nicht durchsetzen.

Literatur

  • Clay, R.F., Introduction to Lesniewski’s logical systems, "Ann. dell’Ist. di Discipl. Filosof. dell’Univ. di Bologna", 1980-81, pp. 5-31.
  • Simons, P., Lesniewskian term logic, "Lingua e stile", 1992, pp. 25-46.
  • Vasyukov, V.L., A Lesniewskian guide to Husserl’s and Meinong’s Jungles, "Axiomathes", 1 (1993), pp. 59-74.

Weblinks