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393. Nacht
Er befahl nun, dass man sich seiner Person versichern und
ihn in ein enges Gefängnis verschließen solle, worauf er sich in seinen Palast
zurückbegab, voll Betrübnis darüber, dass das Nurus-Fest, welches in ganz
Persien so feierlich ist, für ihn und seinen Hof so traurig geendet habe.
Der Prinz Firus Schach war unterdessen, wie schon gesagt,
mit Blitzesschnelle in die Luft empor geführt worden, und sah sich binnen einer
Stunde so hoch erhoben, dass er auf der Erde nichts mehr zu unterscheiden
vermochte, und dass ihm die Berge, Ebenen und Täler ineinander zu verlaufen
schienen. Jetzt dachte er erst daran, nach demselben Ort wieder zurückzukehren,
von welchem er ausgeritten war. Um dies zu bewerkstelligen, glaubte er bloß
denselben Wirbel nach der verkehrten Seite umdrehen und zugleich den Zügel
umlenken zu dürfen. Doch wie groß war sein Erstaunen, als er sah, dass das
Pferd ihn dessen ungeachtet immer höher trug. Er drehte den Wirbel hin und her,
doch alles war fruchtlos. Nun erkannte er den großen Fehler, den er dadurch
begangen, dass er sich nicht, bevor er das Pferd bestiegen, von dem Inder die
nötige Anweisung zur Lenkung desselben hatte geben lassen. Zugleich übersah er
die Größe der Gefahr, worin er schwebte, doch diese Einsicht raubte ihm
keineswegs seine Besinnung. Vielmehr sammelte er sich jetzt, und nahm so viel
als möglich seinen ganzen Verstand zusammen, untersuchte aufmerksam den Kopf
und den Hals des Pferdes, und entdeckte bei dieser Gelegenheit neben dem rechten
Ohr des Pferdes einen anderen kleineren und minder in die Augen fallenden
Wirbel. Er drehte diesen Wirbel, und augenblicklich bemerkte er, dass es sich in
derselben Linie, in welcher es emporgestiegen war, jedoch minder schnell zur
Erde herabsenkte.
An der Stelle des Erdbodens, über welcher der Prinz Firus
Schach in senkrechter Linie schwebte, war es bereits seit einer halben Stunde
Nacht, als er den Wirbel am Pferd drehte. So wie nun das Pferd sich herabsenkte,
ging auch für ihn allmählich die Sonne unter, bis er sich mitten in der
Dunkelheit der Nacht befand. So dass er, anstatt sich nach Bequemlichkeit einen
Ort zum Absteigen aussuchen zu können, er den Zügel auf den Nacken des Pferdes
legte und sich geduldig vollends zur Erde herab tragen ließ, obwohl nicht ohne
Besorgnis, ob die Stelle, wo er ankommen würde, eine bewohnte Gegend, eine
Wüste, ein Fluss oder das Meer sein würde.
Endlich hielt das Pferd an und stellte sich auf den Boden
auf. Es war schon über Mitternacht hinaus. Der Prinz Firus Schach stieg nun ab,
jedoch sehr schwach, denn er hatte seit dem Morgen des verflossenen Tages, wo er
mit seinem königlichen Vater, um den festlichen Schauspielen beizuwohnen, aus
dem Palast gegangen war, nichts zu sich genommen. Das erste, was er in der
nächtlichen Dunkelheit tat, war, dass er den Ort kennen zu lernen suchte, wo er
sich befände, und da fand sich denn, dass er auf dem stufenförmigen Dach eines
prächtigen Palastes stand, welches mit einem marmornen Geländer rings
eingefasst war. Indem er die Terrasse oben untersuchte, entdeckte er eine
Treppe, auf welcher man vom Palast herabsteigen konnte. Die Tür dazu war nicht
verschlossen, sondern halb offen.