Sechzehntes Capitel

Sechzehntes Capitel

Spaziergang im Freien

Diese Zelle war eigentlich Arsenal und Kleiderkammer des Nautilus. Ein Dutzend Skaphander-Apparate, die an der Wand hingen, harrten der Spaziergänger.

Als Ned-Land sie erblickte, zeigte er einen offenbaren Widerwillen, einen solchen anzuziehen.

»Mein wackerer Ned, sagte ich zu ihm, die Wälder der Insel Crespo sind ja nur unterseeische Wälder.

– Gut! sagte der Harpunier enttäuscht, da er seine Träume von frischem Fleisch schwinden sah. Und Sie, Herr Arronax, wollen sich in diese Kleider stecken?

– Man muß wohl, Meister Ned.

– Es steht Ihnen frei, mein Herr, erwiderte der Harpunier mit Achselzucken, aber ich meinestheils ziehe sie niemals an, wofern man mich nicht mit Gewalt dazu zwingt.

– Man wird Sie nicht mit Gewalt nöthigen, Meister Ned, sagte der Kapitän Nemo.

– Und Conseil will sich in Gefahr begeben? fragte Ned.

– Ich bin überall dabei, wo mein Herr hin geht«, erwiderte Conseil.

Der Kapitän rief, und zwei Mann von den Schiffsleuten kamen und halfen uns diese schweren undurchdringlichen Kleider anziehen, die aus Kautschuk gefertigt und der Art eingerichtet waren, daß sie bedeutenden Druck aushielten. Es war eine Rüstung, geschmeidig und widerstandsfähig zugleich; Hosen und Weste; jene endigten mit einer dichten Fußbekleidung, die mit schweren Bleisohlen besetzt war. Der Stoff der Weste war durch Kupferplättchen geschützt, welche der Brust zum Panzer dienten, um den Druck des Wassers auszuhalten und den Lungen ihre freie Thätigkeit zu sichern. Die Aermel endigten mit geschmeidigen Handschuhen, welche die Handbewegung durchaus nicht hinderten.

Man sieht, sie waren weit verschieden von den unförmlichen Skaphandern, welche im achtzehnten Jahrhundert erfunden und angepriesen wurden.

Der Kapitän Nemo, einer seiner Gefährten – eine herkulische Gestalt von außerordentlicher Körperkraft – Conseil und ich zogen rasch die Kleidung an. Es handelte sich nur darum, unsere Köpfe in die metallenen Kugeln zu stecken. Aber bevor wir dazu schritten, bat ich den Kapitän um die Erlaubniß, die für uns bestimmten Gewehre zu untersuchen.

Einer von der Mannschaft des Nautilus reichte mir eine einfache Flinte, deren stählerner Kolben innen hohl und ziemlich groß war. Er diente als Behälter der zusammengepreßten Luft, welche durch eine Klappe mit einer Feder in den metallenen Lauf gelassen wurde. In dem dicken Theil des Kolbens war eine kleine Büchse, die etwa zwanzig elektrische Kugeln faßte, welche vermittelst einer Sprungfeder automatisch in den Gewehrlauf gelangten. Sobald ein Schuß losgegangen, war auch schon der folgende zum Abschießen fertig.

»Kapitän Nemo, sagte ich, das Gewehr ist vortrefflich, und leicht zu handhaben. Ich wünsche nur es zu probiren. Aber wie gelangen wir auf den Meeresgrund.

– In diesem Augenblick, Herr Professor, sitzt der Nautilus in einer Tiefe von sechs Meter fest, und wir brauchen uns nur auf den Weg zu machen.

– Aber wie gelangen wir hinaus?

– Sie werden’s gleich sehen.«

Der Kapitän Nemo steckte seinen Kopf in die kugelförmige Kappe. Conseil und ich thaten dasselbe, während der Canadier uns ironisch »Glück zu der Jagd« wünschte. Unsere Kleidung endigte sich oben in ein kupfernes, schraubenartig ausgebohrtes Halsband, worauf der metallene Helm eingeschraubt wurde. Drei mit dicken Gläsern versehene Löcher gestatteten nach allen Richtungen zu sehen, indem man nur in der Kugel den Kopf zu drehen hatte. Sobald er aufgesetzt war, fingen die auf unseren Rücken befestigten Apparate Rouquayrol ihre Thätigkeit an, und ich für meinen Theil athmete leicht.

Die Ruhmkorff’sche Lampe an meinem Gürtel, das Gewehr in der Hand, war ich fertig zum Fortgehen. Aber von dieser schweren Kleidung umschlossen und mit meinen bleiernen Sohlen an den Boden geheftet, märe mir’s unmöglich gewesen, nur einen Schritt zu machen.

Doch war dieser Fall vorgesehen; denn ich fühlte, daß man mich in eine kleine neben dem Kleidergemach befindliche Kammer schob. Meine Begleiter folgten, in gleicher Weise bugsirt, mir nach. Ich hörte, wie eine Thüre mit festgefugtem Verschluß über uns zugemacht wurde, und tiefes Dunkel umgab uns.

Nach einigen Minuten hörte ich ein lebhaftes Zischen und fühlte eine gewisse Kälte von den Füßen zur Brust aufsteigen. Offenbar hatte man vom Innern des Schiffs aus mit einem Hahn das äußere Wasser eingelassen, so daß es uns umgab und die ganze Kammer füllte. Darauf öffnete sich eine zweite Thür in der Seitenwand des Nautilus, ein Dämmerlicht umgab uns. Gleich darauf fühlten wir den Meeresgrund unter den Füßen.

Welchen Eindruck dieser Spaziergang in diesen Tiefen auf mich machte, könnte ich unmöglich schildern. Solche Wunder zu erzählen mangelt der Ausdruck. Weder Pinsel noch Feder reichen aus, die diesem Element eigenthümlichen Erscheinungen darzustellen.

Der Kapitän Nemo schritt voran, und sein Genosse einige Schritte hinter uns. Conseil und ich blieben dicht beisammen, als hätten wir durch diese metallene Bepanzerung mit einander reden können. Die Schwere meiner Kleidung war mir schon nicht mehr fühlbar; weder meine Fußbekleidung, noch mein Luftbehälter, noch die schwere Kugel, innerhalb welcher mein Kopf wie ein Mandelkern in seiner Schaale schlotterte, machten mir Beschwerden. Alle diese Gegenstände verloren, in’s Wasser getaucht, eben so viel von ihrem Gewicht, als das von ihnen verdrängte Wasser hatte, und ich empfand die Wohlthat dieses von Archimedes entdeckten Naturgesetzes. Nicht mehr eine träge Masse, hatte ich eine verhältnißmäßig große Freiheit der Bewegung.

Ich staunte über die Stärke des Lichtes, welches bis auf dreißig Fuß unter dem Meeresspiegel den Boden erhellte. Die Sonnenstrahlen drangen leicht durch die Wassermasse, welche dadurch ihre Färbung verlor. Ich konnte die Gegenstände in einer Entfernung von hundert Meter klar unterscheiden. Weiter hinaus schattirte sich die Grundfarbe in feinen Lasurnüancen, dann in der Ferne hellblau, und verschwand zuletzt in unbestimmtem Dunkel. Wahrhaftig, dieses Wasser um mich herum war zwar dichter als die Atmosphäre der Erde, aber fast eben so durchsichtig. Ueber mir bemerkte ich die Oberfläche des Meeres ganz ruhig.

Wir schritten über feinen Sand ohne Runzeln, wie an den Meeresküsten der Fall ist, wo Spuren der hohen See zurückbleiben. Diese blendende Fläche warf, wie ein Reflector, die Sonnenstrahlen mit auffallender Stärke zurück. Daher der ungeheure Widerschein, welcher alle Elementartheile durchdrang. Wird man mir glauben, wenn ich behaupte, daß ich in dieser Tiefe von dreißig Fuß wie am hellen Tag sehen konnte?

Eine Viertelstunde lang ging ich auf diesem heißen Sand, der mit unbetastbarem Muschelstaub besäet war. Der Nautilus, welcher wie eine lange Klippe aussah, verschwand allmälig aus den Augen, aber sein Leuchtfeuer mußte, wann in den Gewässern die Nacht eintrat, unsere Rückkehr an Bord erleichtern, indem seine Strahlen vollkommen klar sichtbar waren. Auf dem Land, wo die Luft mit Staub durchdrungen ist, scheint dieses Licht düster, wie vom Nebel getrübt; aber auf dem Meer, wie unter dem Meer, pflanzen sich die elektrischen Lichtstreifen mit unvergleichlicher Reinheit weiter.

Inzwischen gingen wir immer fort, und die ungeheure Sandfläche schien ohne Grenzen zu sein. Ich schob mit der Hand die Wassergardinen zurück, welche hinter mir wieder zusammenfielen, und der Druck des Wassers verwischte augenblicklich meine Fußstapfen.

Bald zeigten sich vor meinen Blicken, aus der Ferne in vermischten Umrissen, einige Gegenstände. Ich erkannte prächtige Musterstücke von Felsen, mit Pflanzenthieren der schönsten Sorte wie mit einem Teppich bedeckt, so daß ich im ersten Augenblick ganz betroffen war von dem außerordentlichen Anblick.

Es war damals zehn Uhr Vormittags. Die Sonnenstrahlen fielen in ziemlich schiefem Winkel auf die Oberfläche des Meeres, und da ihr Licht durch Brechung wie durch ein Prisma sich zertheilte, so erschienen Blumen, Felsen, Pflänzchen, Muschelwerk, Polypen am Rande mit den sieben Regenbogenfarben geziert. Es war wundervoll zu schauen, eine wahre Augenweide, diese kaleidoskopartige Mischung von Farbentönen, grüngelb, orange, violett, indigo, hellblau!

Bei diesem Anblick war Conseil, gleich mir, stehen geblieben. Der brave Junge war ohne Zweifel im Classificiren dieser Mollusken und Zoophyten vertieft. Polypen und Echinodermen bedeckten in Menge den Boden. Die mancherlei Korallenarten, die gleich Champignons gestalteten Fongiten, die Anemonen, bildeten einen Blumengrund, bunt verziert mit Porpiten im Schmuck ihres Kragens lasurblauer Fühlfäden, mit Seesternen, womit der Sand besäet war.

Es war ein rechter Jammer für mich, die glänzenden Musterstücke von Mollusken, die zu Tausenden auf dem Boden lagen, mit meinen Füßen zu treten. Aber wir mußten vorwärts schreiten, und wir thaten es, während über unseren Häuptern Schaaren von Physaliden mit ultramarinblauen Fühlfäden, die mit den Wogen trieben, Medusen mit opal- oder zart rosenfarbenen Schirmen uns gegen die Sonnenstrahlen deckten.

Alle diese Wunder sah ich im Raum einer Viertelmeile, indem ich kaum stehen bleiben konnte, da der Kapitän Nemo mich mit einem Wink mahnte, ihm zu folgen. Bald änderte sich die Beschaffenheit des Bodens. Auf die Sandebene folgte eine Lage klebrigen Schlammes, der nur aus kieseligen oder kalkartigen Muscheln bestand. Hierauf durchwanderten wir eine Wiese von Algen. Diese dichten Rasen waren so reich, daß sie es mit den von Menschenhand gewebten Tapeten aufnehmen konnten. Zu gleicher Zeit breitete sich über unseren Köpfen eine grüne Decke von Seepflanzen aus der überreichen Algenfamilie, deren man über zweitausend Arten kennt, an der Oberfläche des Meeres. Diese Algen, ein wahres Wunder der Schöpfung, gehören zu den größten Merkwürdigkeiten der allgemeinen Flora. Es gehören dieser Familie die kleinsten, wie die größten Pflanzen der Erde. Denn wie man einerseits im Raum von fünf Quadratmillimeter vierzigtausend dieser mit den Augen nicht wahrnehmbaren, mikroskopischen Pflänzchen gezählt hat, so hat man Fucus getroffen, die über fünfhundert Meter lang waren.

Seit etwa anderthalb Stunden hatten wir den Nautilus verlassen. Es war bald Mittagszeit, wie ich aus den senkrechten Sonnenstrahlen, die sich nicht mehr brachen, abnahm. Der Farbenzauber schwand allmälig, und die Nüancen von Smaragd und Saphir erloschen an unserem Firmament. Wir gingen im regelmäßigen Schritt, der erstaunlich stark auf dem Boden widerhallte. Das geringste Geräusch pflanzte sich mit einer Raschheit fort, woran das Ohr auf der Erde nicht gewöhnt ist. In der That ist das Wasser für den Ton ein besserer Leiter, als die Luft, und er pflanzt sich darin mit vierfacher Schnelligkeit fort.

In diesem Augenblick senkte sich der Boden in starkem Abfall. Das Licht nahm eine gleichmäßige Färbung an. Wir kamen bis zu einer Tiefe von hundert Meter, und hatten dann einen Druck von zehn Atmosphären zu erleiden. Aber mein Skaphanderkleid war so beschaffen, daß dieser Druck mir in keiner Weise nachtheilig war. Ich empfand nur in den Fingergelenken einige Unbehaglichkeit, und auch diese verschwand bald. Der zweistündige Spaziergang in dem ungewohnten Harnisch hatte mich nicht im Mindesten ermüdet. Das Wasser half dazu, daß die Bewegungen überraschend leicht vor sich gingen.

In der Tiefe von dreihundert Fuß waren die Sonnenstrahlen nur noch schwach wahrzunehmen. Es folgte ein röthliches Dämmerlicht. Doch sahen wir hinreichend, um unsere Richtung zu behalten, und wir brauchten noch nicht den Ruhmkorff’schen Apparat in Thätigkeit zu setzen.

In diesem Augenblick machte der Kapitän Nemo Halt. Er wartete, bis ich wieder bei ihm war, und zeigte mir mit dem Finger einige dunkle Massen, welche nicht weit von dort im Schatten hervortraten.

Das ist der Wald der Insel Crespo, dachte ich, und irrte nicht.

Vierzehntes Capitel

Vierzehntes Capitel

Der schwarze Strom

Der vom Wasser bedeckte Theil der Erdoberfläche wird auf drei Millionen achtmalhundertzweiunddreißigtausendfünfhundertachtundfünfzig Quadrat-Myriameter, d. h. über achtunddreißig Millionen Hektaren angeschlagen. Diese flüssige Masse enthält zwei Milliarden zweihundertundfünfzig Millionen Kubikmeilen, und würde eine Kugel mit einem Durchmesser von sechzig Lieues bilden, und einem Tonnengewicht von drei Quintillionen. Um diese Zahl zu begreifen, muß man sich sagen, daß die Quintillion sich zur Milliarde verhält, wie die Milliarde zur Einheit, d. h. daß eben so viel Milliarden in einer Quintillion enthalten sind, als Einheiten in einer Milliarde. Diese Wassermasse nun ist ungefähr eben so viel, als in allen Flüssen der Erde während vierzigtausend Jahren fließt.

Zur Zeit der geologischen Epochen folgte auf die Periode des Feuers die des Wassers. Der Ocean bedeckte Anfangs alles. Darauf traten in der Uebergangsepoche die Bergspitzen hervor, die Inseln tauchten auf, verschwanden wieder bei theilweisen Überschwemmungen, zeigten sich von Neuem, setzten sich an einander an, bildeten Continente, und endlich gewannen die Länder die feste Gestalt, wie wir sie jetzt geographisch kennen. Das Feste hatte dem Flüssigen siebenunddreißig Millionen, sechshundertsiebenundfünfzig Quadratmeilen abgewonnen im Betrag von zwölftausendneunhundertundsechzehn Millionen Hektaren.

Gemäß der Gestaltung der Continente wurden nun die Meere in die fünf großen Theile getheilt: das nördliche und südliche Polarmeer, der indische, atlantische und stille Ocean.

Der letztere, der sich von Norden nach Süden, zwischen den beiden Polarzirkeln, und von Osten nach Westen, zwischen Asien und Amerika hundertfünfundvierzig Längengrade weit erstreckt, ist von allen Meeren das ruhigste; seine Strömungen sind weit und langsam, Ebbe und Fluth mäßig, Regengüsse reichlich. Diesen Ocean sollte ich unter den seltsamsten Bedingungen zuerst durchfahren.

»Herr Professor, sprach der Kapitän Nemo zu mir, wenn es Ihnen beliebt, wollen wir den Ort, wo wir uns befinden, und den Punkt, von welchem wir abfahren, genau aufnehmen und feststellen. Es ist drei viertel auf zwölf Uhr Mittags. Ich will nun zur Oberfläche des Wassers aufsteigen.«

Der Kapitän drückte dreimal auf die elektrische Uhr. Die Pumpen begannen das Wasser aus den Behältern zu treiben; der Zeiger des Manometer gab durch den verschiedenen Druck die aufsteigende Bewegung des Nautilus an, dann stand er still.

»Wir sind oben angelangt,« sagte der Kapitän.

Ich begab mich zu der in der Mitte befindlichen Leiter, welche zur Plateform führte, kletterte die metallenen Sprossen hinauf und gelangte oben auf dem Nautilus an.

Die Plattform ragte nur um achtzig Centimeter hervor. Vorder- und Hintertheil des Nautilus zeigten die spindelförmige Gestalt, welche ihn einer langen Cigarre vergleichbar machte. Ich bemerkte, wie seine Eisenplatten mit dachziegelförmigem Aussehen dem Schuppenpanzer glichen, womit der Körper der großen Land-Reptilien bedeckt ist. Ich erklärte mir daher als sehr natürlich, daß trotz der besten Fernröhre dies Fahrzeug stets für ein Seethier gehalten wurde.

Um die Mitte der Plattform bildete das kleine Boot, welches zur Hälfte in den Schiffsrumpf eingelassen war, eine leichte Erhöhung. Vorne und hinten standen zwei Gehäuse von mäßiger Höhe vor, mit schiefen Wänden, die zum Theil mit dicken Linsengläsern geschlossen waren: das eine war für den Steuerer bestimmt, der den Nautilus leitete, das andere für die glänzende elektrische Schiffslaterne, welche die Fahrt mit Licht umgab.

Das Meer war prachtvoll, der Himmel rein. Das lange Fahrzeug spürte kaum die weiten Wogen des Oceans. Ein leichter Ostwind runzelte die Oberfläche der Gewässer. Der nebelfreie Horizont begünstigte die Beobachtungen trefflich.

Wir hatten nichts in Sicht. Keine Klippe, kein Eiland. Vom Abraham Lincoln keine Spur. Eine unermeßliche Oede.

Der Kapitän Nemo nahm mit Hilfe seines Sextanten den Höhestand der Sonne auf, woraus sich ihm die Breite ergab. Er wartete einige Minuten, bis das Gestirn am Rand des Horizonts in gleiche Ebene kam. Während er beobachtete, zitterte keine seiner Muskeln, das Instrument wäre in einer marmornen Hand nicht so unbeweglich gewesen.

»Zwölf Uhr Mittags, sagte er. Herr Professor, wann Sie belieben? …«

Ich warf einen letzten Blick auf dieses Meer, das in der Nähe der Japanischen Küste etwas gelblich war, und begab mich wieder hinab in den großen Salon.

Hier machte der Kapitän sein Besteck auf und berechnete mit Hilfe des Chronometers die Länge, welche er durch die vorausgehenden Beobachtungen der Stundenwinkel controlirte. Hierauf sagte er zu mir:

»Herr Arronax, wir befinden uns unter’m hundertsiebenunddreißigsten Grad und fünfzehn Minuten westlicher Länge …

– Von welchem Meridian aus, fragte ich lebhaft, in Hoffnung seine Antwort werde vielleicht seine Nationalität offenbaren.

– Mein Herr, erwiderte er, ich habe verschiedene Chronometer, die nach den Meridianen von Paris, Greenwich und Washington gestellt sind. Aber Ihnen zu Ehren will ich mich des Parisers bedienen.«

Aus dieser Antwort konnte ich nichts abnehmen. Ich machte eine Verbeugung, und der Commandant fuhr fort:

»Siebenunddreißig Grad und fünfzehn Minuten westlicher Länge vom Pariser Meridian ab, und dreißig Grad, sieben Minuten nördlicher Breite, d. h. etwa dreihundert Meilen vom Gestade Japans. Heute haben wir den 8. November, da zu Mittag unsere unterseeische Forschungsreise beginnt.

– Gott sei mit uns! erwiderte ich.

– Und jetzt, Herr Professor, fuhr der Kapitän fort, lasse ich Sie bei Ihren Studien. Ich habe die Richtung Ost-Nord-Ost bei fünfzig Meter Tiefe angegeben. Hier sind Karten, womit Sie dieselbe begleiten können. Der Salon steht Ihnen zur Verfügung und ich bitte um Erlaubniß mich zurück zu ziehen.«

Ich blieb nun allein in meine Gedanken vertieft. Sie waren alle beim Commandanten des Nautilus. Sollte ich jemals erfahren, welcher Nation der seltsame Mann angehört, welcher keiner anzugehören sich rühmt? Wodurch ist sein Haß gegen die menschliche Gesellschaft, ein Haß, der vielleicht auf schreckliche Rache ausging, hervorgerufen worden? War es einer der verkannten Gelehrten, ein Genie, dem sein Leben verkümmert, ein moderner Galilei, oder einer der Männer der Wissenschaft, deren Laufbahn durch politische Revolutionen zertrümmert wurde? Ich konnte noch nichts darüber sagen. Mich, den das Schicksal an seinen Bord verschlug, dessen Leben er in der Hand hat, nahm er kalt, aber gastlich auf. Nur ergriff er nie die Hand, welche ich ihm reichte. Mir reichte er nie die seine.

Eine volle Stunde blieb ich in diese Gedanken versunken, indem ich das mir so interessante Geheimniß zu durchdringen suchte. Darauf hefteten sich meine Blicke auf die große über den Tisch gebreitete Karte, und ich bezeichnete mit dem Finger den Punkt, wo die beobachtete Länge und Breite sich kreuzten.

Das Meer hat, wie die Festlande, seine Flüsse. Es sind besondere Strömungen, die an ihrer Temperatur und Farbe kenntlich sind; der merkwürdigste ist unter dem Namen Golfstrom bekannt. Die Wissenschaft hat auf der Erdkugel die Richtung der fünf Hauptströme bestimmt: einer ist im Norden, ein zweiter im Süden des Atlantischen, ein dritter im Norden, ein vierter im Süden des Stillen Oceans, ein fünfter im Süden des Indischen. Es ist sogar wahrscheinlich, daß ehemals noch ein sechster Strom im Norden des Indischen Oceans existirte, zur Zeit als der Caspische und der Aral-See, die nun zu den großen Seen Asiens gehören, nur eine einzige und dieselbe Wasserfläche bildeten.

An dem auf der Karte bezeichneten Punkt nun fließt einer jener Ströme, der Schwarze Fluß, von den Japanesen Kuro-Scivo genannt, welcher vom Bengalischen Golf her, wo die senkrechten Strahlen der tropischen Sonne ihn wärmen, durch die Enge von Malacca hindurch, längs der Küste Asiens fortläuft, dann im Norden des Stillen Oceans in runder Krümmung bis zur Aleutengruppe hinzieht, Stämme von Kampherbäumen und andere indische Producte mit sich fortwälzt und mit dem puren Indigo seiner warmen Gewässer von den Fluthen des Oceans absticht. Mit dieser Strömung war der Nautilus im Begriff zu fahren. Ich verfolgte ihn mit dem Blick, sah, wie er sich in der Unermeßlichkeit des Stillen Oceans verlor, fühlte mich mit ihm fortgetrieben, als Ned-Land und Conseil an der Thüre des Salons erschienen.

Meine wackeren Gefährten standen wie versteinert beim Anblick der vor ihren Augen aufgehäuften Wunder.

»Wo sind wir? Wo sind wir? rief der Canadier. Im Museum zu Quebec?

– Wenn’s meinem Herrn beliebt, versetzte Conseil, wäre es eher im Hotel Sommerard!

– Meine Freunde, erwiderte ich, indem ich ihnen winkte einzutreten, Sie sind weder in Canada, noch in Frankreich, sondern an Bord des Nautilus, fünfzig Meter unter dem Meeresspiegel!

– Ich muß meinem Herrn glauben, weil er’s versichert, erwiderte Conseil; aber offen gesagt, dieser Salon ist gemacht, selbst einen Flamländer, wie ich bin, in Staunen zu setzen.

– Staune nur, Freund, und schaue, denn für einen so starken Classificirer, wie Du, giebt’s hier zu thun.«

Ich brauchte Conseil nicht aufzumuntern. Der brave Junge, über die Glaskästen gebeugt, murmelte schon Worte aus der Naturforschersprache: Classe der Gasteropoden, Familie der Buccinoiden etc.

Während dessen fragte mich Ned-Land, der wenig Sinn für Conchylien hatte, über meine Unterredung mit dem Kapitän Nemo: Ob ich entdeckt habe, wer er sei, woher er komme, wohin er gehe, in welche Tiefen er uns hinabziehe? kurz, tausend Fragen, welche ich zu beantworten keine Zeit hatte.

Ich theilte ihm mit, was ich wußte, oder vielmehr, was ich nicht wußte, und fragte ihn, was er seinerseits gehört oder gesehen habe.

»Nichts gesehen, nichts gehört! erwiderte der Canadier. Ich habe nicht einmal die Mannschaft des Bootes gesehen. Sollte sie vielleicht auch elektrisch sein?

– Elektrisch!

– Wahrhaftig! man sollte versucht sein, es zu glauben. Aber Sie, Herr Arronax, fragte Ned-Land, der noch immer seine Idee hatte. Sie können mir nicht sagen, wie viel Mann an Bord sind? zehn? zwanzig? fünfzig? hundert?

– Ich kann darauf keine Antwort geben, Meister Land. Uebrigens, glauben Sie mir, geben Sie für jetzt die Idee auf, sich des Nautilus zu bemächtigen, oder zu fliehen. Dieses Fahrzeug ist ein Meisterwerk der modernen Industrie, und es wäre mir leid, hätte ich es nicht gesehen! Wie mancher würde sich gern unsere Lage gefallen lassen, sei es auch nur, um durch diese Wunder zu spazieren. Also halten Sie sich ruhig, und trachten wir zu sehen, was um uns herum vorgeht.

– Sehen! rief der Harpunier, man sieht ja nichts, man wird auch von diesem eisernen Gefängniß aus nichts sehen! Wir fahren, wir schiffen blind hinaus …«

Diese letzten Worte sprach Ned-Land, als es plötzlich stockfinster ward. Die Helle am Plafond erlosch, und zwar so rasch, daß meine Augen darüber Schmerz empfanden, gerade so, wie bei plötzlichem Uebergang aus dem Finstern zum blendenden Licht.

Wir blieben stille, rührten uns nicht, da wir nicht wußten, welche angenehme oder unangenehme Ueberraschung uns bevorstand. Da hörte man ein Hin- und Hergleiten, als wenn die Füllungen der Seitenwände sich verschöben.

»Jetzt ist alles aus! sagte Ned-Land.

– Ordnung der Hydromedusen!« murmelte Conseil.

Mit einemmale ward es auf beiden Seiten des Salons hell durch zwei längliche Oeffnungen. Das Gewässer zeigte sich durch elektrische Einwirkung lebhaft erleuchtet. Wir waren nur durch zwei Glasplatten vom Meere geschieden. Anfangs schauderte mir beim Gedanken an die Zerbrechlichkeit dieser Wand; doch war sie durch starke Kupfereinfassung befestigt, so daß sie fast unendlichen Widerstand zu leisten fähig war.

Das Meer war im Umfang einer Meile um den Nautilus herum klar zu durchschauen. Welch ein Anblick! Mit der Feder nicht zu beschreiben! Wer vermöchte die Lichteffecte durch diese erleuchteten Streifen, und der sanften allmäligen Abstufungen bis zu den unteren und oberen Schichten zu schildern!

Die Durchsichtigkeit des Meeres ist bekannt; man weiß, daß es weit klarer ist, als das Felsen-Quellwasser. Die mineralischen und organischen Bestandtheile, welche es in aufgelöstem Zustande enthält, erhöhen noch seine Durchsichtigkeit. In manchen Theilen des Oceans, bei den Antillen, kann man hundertfünfundvierzig Meter tief den sandigen Meeresgrund mit erstaunlicher Klarheit erkennen, und die durchdringende Kraft der Sonnenstrahlen scheint erst in einer Tiefe von dreihundert Meter aufzuhören. Aber in der flüssigen Umgebung des Nautilus wurde der elektrische Glanz im Schooße der Wogen selbst hervorgebracht: es war nicht erleuchtetes Wasser, sondern flüssiges Licht.

Nimmt man Ehrenberg’s Hypothese an, der an eine phosphorescente Erleuchtung der Meerestiefen glaubt, so hat die Natur gewiß den Bewohnern des Meeres die wundervollste Anschauung vorbehalten, ich konnte hier durch das tausendfache Lichtspiel ein Urtheil darüber gewinnen. Auf jeder Seite blickte ich durch’s offene Fenster in die unerforschten Abgründe. Das Dunkel im Salon hob die äußere Helle, und wir schauten, als sei dieses reine Spiegelglas das Fenster eines unermeßlichen Aquariums.

Der Nautilus schien nicht seine Stelle zu ändern, weil es an Merkpunkten fehlte. Mitunter jedoch ließen die durch seinen Schnabel vor unseren Augen zertheilten Wasserstreifen eine äußerste Schnelligkeit erkennen.

In Staunen versunken lagen wir vor diesen Glasscheiben, keiner unterbrach das bewundernde Schweigen. Dann sprach Conseil:

»Sie wollen schauen, Freund Ned, nun denn, schauen Sie!

– Merkwürdig! merkwürdig! rief der Canadier aus, der unwiderstehlich angezogen seinen Zorn und seine Entweichungsprojecte vergaß – man würde weit her kommen, so Wundervolles zu sehen!

– Ah! rief ich aus, jetzt begreife ich das Leben dieses Mannes! Er hat sich eine Welt für sich besonders geschaffen, die ihm erstaunliche Wunder vorbehält!

– Aber die Fische? bemerkte der Canadier. Ich sehe keine Fische!

– Was liegt Ihnen denn daran, Freund Ned, erwiderte Conseil, Sie kennen ja dieselben nicht.

– Ich, gewiß! Ein Fischer von Profession!« rief Ned-Land.

Und es erhob sich ein Streit zwischen den beiden Freunden, denn sie kannten beide die Fische, aber jeder in sehr verschiedener Weise.

Es ist Jedermann bekannt, daß die Fische die vierte und letzte Classe der Wirbelthiere ausmachen. Man hat sie richtig definirt: »Wirbelthiere mit kaltem Blut und doppeltem Umlauf, welche durch Kiemen athmen und im Wasser zu leben bestimmt sind.« Sie bestehen aus zwei Abtheilungen: Fische mit Knochen, d. h. deren Rückgrat aus knochenartigen Wirbeln gebildet ist; und Knorpelfische mit knorpeligen Rückgratswirbeln.

Conseil, der weit mehr Kenntnisse über den Gegenstand hatte, wollte nun aus Freundschaft nicht dulden, daß Ned darin so wenig Kenntnisse hatte. Er sprach:

»Freund Ned, Sie sind ein sehr geschickter Fischer, verstehen diese Thiere zu tödten. Sie haben sie in großer Menge gefangen, aber wie man sie eintheilt, wissen Sie wohl nicht.

– O ja! erwiderte der Harpunier. Sie werden eingeteilt in Fische, die man ißt, und solche, die man nicht ißt.

– Solch‘ eine Eintheilung macht ein Fresser, versetzte Conseil. Aber sagen Sie mir, ob Sie den Unterschied von Knochen- und Knorpel-Fischen wissen?

– Vielleicht wohl, Conseil.

– Und die Unterabtheilung dieser großen Classe?

– Hab‘ keinen Begriff davon, erwiderte der Canadier.

– Nun so hören Sie, Freund Ned, und behalten Sie. Die Knochenfische zerfallen in sechs Ordnungen:

Die erste, mit vollständigen beweglichen Oberkiefern, und Kiemen in Gestalt eines Kammes, begreift fünfzehn Familien, welche drei Viertel der bekannten Fische ausmachen, darunter der gemeine Barsch.

– Schmeckt ziemlich gut, erwiderte Ned-Land.

– Die der zweiten Ordnung, Afterflosser genannt, haben ihre Bauchflossen am Unterleib und hinter den Brustflossen, nicht an die Schulterknochen geheftet. Sie bildet fünf Familien, wozu die meisten Süßwasserfische gehören, darunter der Karpfen, der Hecht.

– Pfui! sagte der Canadier verächtlich, Süßwasserfische!

Drittens, fuhr Conseil fort, deren Bauchflossen unter den Brustflossen stehen, und unmittelbar an die Schulterknochen geheftet sind. Sie machen vier Familien aus, wozu die Butten, Plattfische, Meerzungen gehören.

– Vortrefflich! Vortrefflich! rief der Harpunier aus, der die Fische durchaus nur nach der Eßbarkeit schätzte.

Viertens, fuhr Conseil fort, ohne sich irre machen zu lassen, die Apoden, mit langem Leib, ohne Bauchflossen, und einer dichten, oft klebrigen Haut. Diese Ordnung bildet nur eine Familie, zu welcher der Aal gehört.

– Mittelmäßig! versetzte Ned-Land.

– Die der fünften haben vollständige und freie Kiefern, ihre Kiemen aber bestehen aus kleinen Trotteln, welche paarweise längs den Kiemenbögen stehen. Diese Ordnung ist nur eine Familie, wozu das Seepferd gehört.

– Nicht gut! nicht gut! versetzte der Harpunier.

– Bei einer sechsten Ordnung endlich ist der Kieferknochen an der Seite festgeheftet und die Gaumenwölbung durch eine Naht mit dem Schädel eingezahnt, so daß sie unbeweglich wird. Diese Ordnung hat keine eigentlichen Bauchflossen und besteht aus zwei Familien, wozu der Mondfisch gehört.

– Schande für eine Pfanne! rief der Canadier.

– Haben Sie begriffen, Freund Ned? fragte der gelehrte Conseil.

– Nicht das Mindeste, Freund Conseil, war die Antwort. Aber fahren Sie nur immer fort, Sie sind sehr interessant.

– Die Knorpelfische, versetzte Conseil mit unvergleichlicher Ausdauer, enthalten nur drei Ordnungen.

– Um so besser, sagte Ned.

– Bei den ersten sind die Kiefern in einem beweglichen Ring verwachsen, und die Kiemen öffnen sich in zahlreichen Löchern; zu dieser gehört nur die Familie der Lampretten.

– Die sind zu schätzen, erwiderte Ned-Land.

– Bei der zweiten ist der Unterkiefer beweglich. Die zwei Familien dieser Ordnung sind durch Rochen und Haifisch repräsentirt.

– Wie! rief Ned, Rochen und Hai in derselben Ordnung! Da ist’s räthlich, sie nicht in denselben Behälter zu thun!

– Die dritten haben wie gewöhnlich Kiemen, welche durch eine einzige mit einem Deckel versehene Spalte sich öffnen. Ein Muster dieser Ordnung ist der Stör.

– Ah, Freund Conseil, Sie haben das Beste bis zuletzt aufgehoben.

– Ja, wackerer Ned, erwiderte Conseil. Merken Sie aber, hiermit weiß man nichts, denn die Familien theilen sich in Gattungen, Arten, Varietäten.

– Aber, Freund Conseil, sagte der Harpunier, da sehen wir ja die Arten und Varietäten vor dem Fenster vorüberziehen!

– Ja! rief Conseil. Man sollte meinen, man wäre in einem Aquarium!

– Nein, erwiderte ich, denn das Aquarium ist ein Gefängniß, und diese Fische da sind frei, wie die Vögel in der Luft.

– Ei nun, Freund Conseil, nennen Sie sie doch bei Namen! sagte Ned-Land.

– Ich, erwiderte Conseil, verstehe mich nicht darauf! Das ist eine Sache meines Herrn!«

Und wirklich, trotz allem Classificiren war er kein Naturkundiger, und wußte wohl nicht einen Thunfisch von einem Bonit zu unterscheiden. Gerade im Gegentheil verstand der Canadier diese Fische alle zu benennen.

Ned und Conseil zusammen hätten einen ausgezeichneten Naturkundigen abgegeben.

»Ein chinesischer Hornfisch!« rief Ned-Land, und irrte nicht.

Ein Trupp Hornfische, mit plattem Körper, und einem Stachel auf dem Rücken, trieben sich munter um den Nautilus herum und bewegten die vier Reihen Stacheln, welche auf beiden Seiten ihres Schwanzes wie Borsten starren. Ihre Haut ist wunderschön, oben grau, unten weiß mit goldenen Flecken, die in den düsteren Wellen glänzten. Zwischen ihnen schwammen Rochen, und unter denselben bemerkte ich sehr erfreut den chinesischen Rochen, oben gelblich, unten am Bauch zart rosa, und hinter dem Auge mit drei Stacheln.

Zwei Stunden lang gab ein ganzes Heer von Wasserthieren dem Nautilus das Geleite. Mitten in ihrem Spiel, ihren Sprüngen, wie sie um die Wette an Schönheit, Glanz und Schnelligkeit sich hervorthaten, zeigten sie sich unseren Blicken in reizender Mannigfaltigkeit. Unsere Bewunderung hielt sich unausgesetzt auf ihrem Höhepunkt. Ned wußte sie zu benennen, Conseil zu classificiren, ich entzückte mich an ihren schönen Formen und lustigen Bewegungen. Diese Thiere lebend, frei in ihrem natürlichen Elemente zu schauen, war ein Genuß, der mir noch nie geworden war. Ich will alle die mannigfaltigen Gattungen nicht aufzählen, die, angelockt wohl vom elektrischen Licht, zahlreicher als die Vögel der Luft um uns her schwammen.

Plötzlich ward’s wieder hell im Salon. Die eisernen Tafeln schoben sich wieder vor. Das bezaubernde Schauspiel hörte auf. Aber ich war noch lange wie im Traum, bis meine Blicke auf die an den Wänden hängenden Instrumente fielen. Die Magnetnadel wies stets nach Nord-Nord-Ost, das Manometer zeigte einen Druck von fünf Atmosphären, was eine Tiefe von fünfzig Meter bedeutete, und das elektrische Log gab eine Schnelligkeit von fünfzehn Meilen die Stunde an.

Ich erwartete den Kapitän Nemo, aber er erschien nicht. Es war fünf Uhr. Ned-Land und Conseil begaben sich wieder in ihre Cabine, ich in mein Zimmer, wo ich mein Mahl aufgetragen fand. Es bestand aus einer Suppe von Caretschildkröte, Meerbarbe von weißem Fleisch, deren Leber besonders in köstlicher Zubereitung, und Stückchen Kaiser-Holocante, das mir schmackhafter als Salmen vorkam.

Den Abend brachte ich mit Lesen, Schreiben und in Gedanken hin. Als der Schlaf mir kam, streckte ich mich auf mein Seegraslager, und schlummerte tief, während der Nautilus quer durch die reißende Strömung des Schwarzen Flusses fuhr.

Erstes Capitel

Erstes Capitel

Eine schweifende Klippe

Ein seltsames Ereigniß, ein unerklärtes, und eine unerklärbare Naturerscheinung, die sich im Jahre 1866 begab, ist ohne Zweifel noch unvergessen. Nicht allein die Bevölkerung der Hafenstädte war durch Gerüchte beunruhigt, im Binnenlande der öffentliche Geist aufgeregt, besonders die Seeleute geriethen in Bewegung. Die Kaufleute und Rheder, Schiffsherren, Patrone und Kapitäne in Europa und Amerika, Officiere der Kriegsmarine aller Länder, und dann die Staatsregierungen der beiden Welttheile widmeten der Sache im hohen Grade ihr Interesse.

Die Thatsache ist, daß seit einiger Zeit manche Schiffe auf hoher See einem »enormen Gegenstand« begegneten, lang, spindelförmig, mitunter phosphorescirend, unendlich größer und rascher als ein Wallfisch.

Die Angaben über diese Erscheinung, wie sie in den Schiffsbüchern verzeichnet wurden, betrafen mit ziemlicher Genauigkeit die Structur des fraglichen Gegenstandes oder Geschöpfes, die unerhörte Schnelligkeit und erstaunliche Kraft seiner Bewegungen, die besonderen Lebensäußerungen, welche ihm eigenthümlich schienen. War es ein Thier von der Wallfischgattung, so übertraf es an Umfang weit alle von der Wissenschaft bisher verzeichneten. Cuvier, Lacépède, Dumeril, Quatrefages – hätten sicher die Existenz eines solchen Ungeheuers nicht gelten lassen – sofern sie es nicht selbst gesehen, d. h. mit eigenen kundigen Augen gesehen.

Lassen wir die ängstlichen Schätzungen, welche diesem Gegenstand zweihundert Fuß beimaßen, bei Seite, verwerfen die übertriebenen Angaben von der Breite einer Meile und der Länge dreier – und halten uns an das Durchschnittliche der wiederholt gemachten Beobachtungen, so könnte man doch behaupten, daß dieses phänomenale Wesen – sofern es existirte – alle von den Ichthyologen bisher angenommenen Dimensionen bei Weitem übertraf.

Aber es existirte; die Thatsache an sich war nicht in Abrede zu stellen, und bei der Neigung, womit sich die Menschen dem Wunderbaren zuwenden, begreift man leicht die Bewegung, welche diese übernatürliche Erscheinung in der ganzen Welt hervorbrachte. Sie in’s Reich der Fabeln zu verweisen, ging schon nicht mehr an.

In der That begegnete am 20. Juli 1866 das Dampfboot Governor Higginson, der Calcutta and Burnach steam navigation Company gehörig, dieser schwimmenden Masse fünf Meilen östlich von den Küsten Australiens. Der Kapitän Baker glaubte anfangs auf eine unbekannte Klippe zu treffen; er war auch bereits im Begriff, die Lage derselben genau zu bestimmen, als von dem unerklärlichen Gegenstand aus zwei Wasserstrahlen hundertundfünfzig Fuß hoch zischend in die Luft emporschossen. Demnach, sofern nicht auf dieser Klippe intermittirende Quellen eines Geyser sich befanden, hatte es der Governor Higginson mit nichts Anderm zu thun, als einem bisher unbekannten Seesäugethier, welches durch seine Luftlöcher Wasserstrahlen mit Luft und Dunst gemischt, ausstieß.

Die gleiche Thatsache wurde am 23. Juli desselben Jahres in den Gewässern des Stillen Oceans, von dem Christobal Colon der West India and Pacific steam navigation Company beobachtet. Demnach war dieses außerordentliche Seethier im Stande, mit erstaunlicher Schnelligkeit seine Stellung zu wechseln, da es vom Governor Higginson und Christobal Colon nach Verlauf von drei Tagen an zwei Punkten beobachtet wurde, welche der Karte nach über siebenhundert Seemeilen von einander entfernt sind.

Vierzehn Tage später als zweitausend Meilen von da die Helvetia, von der Company Nationale, und der Schannon, von der Royal-Mail, in dem zwischen den Vereinigten Staaten und Europa gelegenen Theil des Atlantischen Meeres in entgegengesetzter Richtung fuhren, signalisirten sie sich das Ungeheuer unterm 42° 15′ nördl. Breite und 60° 35′ westl. Länge vom Meridian zu Greenwich aus. Bei dieser gleichzeitigen Beobachtung glaubte man die Länge des Thieres zum Mindesten auf etwa dreihundertfünfzig engl. Fuß (ca. 106 Meter) anschlagen zu können. Die größten Wallfische aber, wie sie in der Gegend der Aleuten vorkommen, haben die Länge von hundertundfünfzig Meter niemals überschritten.

Als diese Nachrichten Schlag auf Schlag eintrafen, machten neue an Bord des Pereira gemachte Beobachtungen, ein Zusammenstoßen des Aetna mit dem Ungeheuer, ein von den Officieren der französischen Fregatte La Normandie vorgenommenes Protokoll, eine sehr ernste, vom Generalstab des Commodore Fitz-James an Bord des Lord Clyde gemachte Aufnahme – auf die öffentliche Meinung den tiefsten Eindruck. In den Ländern leichten Humors scherzte man über das Phänomen, aber die ernsten und praktischen Länder, England, Amerika, Deutschland, befaßten sich lebhaft damit.

Ueberall in den großen Verkehrsmittelpunkten kam das Ungeheuer in Schwung; man besang es in den Kaffees, man verspottete es in den Journalen, man spielte es in den Theatern. Die Enten bekamen eine hübsche Gelegenheit, Eier in allen Farben zu legen. Die Journale gaben in Abbildungen alle riesenmäßigen Phantasiebilder zum Besten, vom weißen Wallfisch, dem erschrecklichen »Moby-Dick« der Hyperboräerländer bis zum maßlosen Kraken, der mit seinen Fühlhörnern ein Fahrzeug von fünfhundert Tonnen umwickeln und in den Abgrund des Oceans hinabziehen kann. Man citirte sogar Stellen aus dem Alterthum, die Ansichten des Aristoteles und Plinius, welche für die Existenz solcher Ungeheuer sprachen, sodann die norwegischen Berichte des Bischofs Pontoppidan, die Erzählungen Paul Heggede’s, und endlich die Berichte Harrington’s, dessen Ehrlichkeit nicht anzufechten ist, wenn er behauptet, er habe an Bord des Castillan im Jahre 1857 diese enorme Schlange gesehen. –

Darauf begann eine unendliche Polemik der Gläubigen und Ungläubigen in den gelehrten Gesellschaften und den wissenschaftlichen Journalen. Die »Frage des Ungeheuers« erhitzte alle Gemüther. Die Journalisten, welche wetteifernd mit den Schöngeistern die Wissenschaft vertraten, vergossen, verbrauchten in diesem merkwürdigen Feldzug tonnenweise Tinte; manche sogar etliche Tropfen Blut, denn von der Seeschlange gingen sie zu beleidigenden Persönlichkeiten über.

Sechs Monate lang wurde der Krieg mit abwechselndem Erfolg geführt. Auf die gründlichen Artikel des Geographischen Instituts in Brasilien, der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, der Britischen Gesellschaft, der Smithson’schen Anstalt zu Washington, auf die Erörterungen des Indian Archipelago, des Cosmos des Abbé Moigno, der Petermann’schen Mittheilungen, auf die wissenschaftliche Chronik der großen Journale entgegnete die kleine Presse mit unerschöpflicher Laune. Die geistreichen Schriftsteller parodirten ein von den Gegnern des Ungeheuers citirtes Wort Linné’s, indem sie behaupteten, »die Natur schaffe keine Dummköpfe«, und beschworen ihre Zeitgenossen, nicht die Natur Lügen zu strafen, indem sie die Existenz des Kraken, der Seeschlangen, des »Moby-Dick« und andere Hirngespinnste irrsinniger Seeleute gelten ließen. Endlich versetzte, in einem Artikel eines sehr gefürchteten satirischen Journals, der beliebteste seiner Redacteure, bei einem Ueberblick über das Ganze, dem Ungeheuer einen letzten Streich, und erlegte es inmitten allgemeinen hallenden Gelächters. Der Geist siegte über die Wissenschaft.

Während der ersten Monate des Jahres 1867 hielt man die Frage für beseitigt, und es schien nicht, als solle dieselbe wieder auftauchen, als neue Thatsachen zur Kenntniß des Publicums kamen. Es handelte sich dabei nicht mehr um die Lösung eines wissenschaftlichen Problems, als die Vermeidung einer wirklichen, ernsten Gefahr. Die Frage nahm eine andere Gestalt an. Das Ungeheuer wurde wieder Inselchen, Felsen, Klippe, aber eine bewegliche, unbestimmbare und unfaßbare.

Am 5. März 1867 stieß der Moravian von der Montreal Ocean Company, unter 27° 30′ Breite und 72° 15′ Länge, bei Nacht wider einen Felsen, der in jener Gegend von keiner Karte verzeichnet war. Nur durch die ausgezeichnete Beschaffenheit seines Rumpfes und seine Schnelligkeit bei vierhundert Pferdekraft entging er der Gefahr, mit seinen zweihundertsiebenunddreißig Passagieren unterzugehen.

Der Vorfall ereignete sich Morgens früh, als schon der Tag graute. Man untersuchte das Meer genau, sah aber nichts, als ein starkes Kielwasser, welches auf drei Kabellängen das Gewässer brach. Ob der Moravian wider einen Felsen gestoßen, konnte man nicht wissen; aber als man ihn im Ausbesserungsbassin untersuchte, fand sich, daß ein Theil seines Kiels zerbrochen war.

Diese so bedeutende Thatsache wäre vielleicht vergessen worden, hätte sie sich nicht drei Wochen später unter gleichen Bedingungen wiederholt. Nur daß diesmal durch die Nationalität des betroffenen Schiffes und den Ruf der Gesellschaft, welcher es gehörte, das Ereigniß das größte Aufsehen bekam.

Der berühmte englische Rheder Cunard ist weltbekannt. Derselbe gründete im Jahre 1840 einen Postcours zwischen Liverpool und Halifax mit drei hölzernen Schiffen von vierhundert Pferdekraft und elfhundertundzweiundsechzig Tonnen Gehalt. Dieses Material vergrößerte sich mit den wachsenden Geschäften nach und nach bedeutend; besonders im Jahre 1853 mit einer Reihe von Schiffen ersten Ranges, Arabia, Persia, China, Scotia etc. etc.; und im Jahre 1867 besaß sie zwölf Fahrzeuge, worunter vier Schraubendampfer. Die Unternehmung ward mit größter Geschicklichkeit geleitet, und ihre Geschäfte waren vom besten Erfolg gekrönt. Seit sechsundzwanzig Jahren, da die Schiffe der Gesellschaft Cunard das Atlantische Meer befuhren, ist von zweitausend Fahrten nicht eine einzige mißglückt, nie kam eine Verspätung vor, nie ist ein Brief, ein Mensch oder ein Schiff abhanden gekommen oder zu Grunde gegangen. Darum erregte auch der Unfall, welcher einem seiner besten Schiffe widerfuhr, so großes Aufsehen.

Am 13. April 1867 fuhr der Scotia unter 15° 12′ Länge und 45° 37′ Breite, bei ruhigem Meer und günstigem Wind mit einer Schnelligkeit von dreizehn Knoten und vollkommen regelmäßiger Radbewegung. Am Abend, als eben die Passagiere im großen Salon ihr Vesper nahmen, verspürte man einen wenig merkbaren Stoß. Derselbe kam eher von einem schneidenden Instrument her, als von einem bohrenden oder stoßenden, und schien so leicht, daß kein Mensch an Bord dadurch beunruhigt wurde, bis die Leute des Schiffsraumes auf’s Verdeck stürzten mit dem Geschrei: »Wir gehen unter!«

Augenblicklich geriethen die Passagiere in großen Schrecken; aber der Kapitän Anderson war im Stande sie unverzüglich zu beruhigen. In der That konnte die Gefahr nicht bedeutend werden, da der Scotia durch wasserdichte Verschläge in sieben Abtheilungen getheilt war, so daß er leicht einem Eindringen des Wassers gewachsen war. Der Kapitän begab sich sofort in den Schiffsraum und erkannte, daß das Wasser in das fünfte Gefach durch einen beträchtlichen Leck eindrang. Dieses Fachwerk war zum Glück nicht dasjenige, welches die Kessel enthielt, sonst wären die Feuer mit einem Male ausgelöscht worden.

Der Kapitän ließ sogleich halten, ein Matrose tauchte unter, um den Schaden zu untersuchen, und es fand sich ein zwei Meter breites Loch im Kiel. So konnte es nur mit halber Schnelligkeit weiter fahren, und kam um drei Tage verspätet in Liverpool an.

Bei der Ausbesserung fand sich ein regelmäßiger Riß in Form eines gleichschenkeligen Dreiecks. Der Bruch des Eisenblechs zeigte, daß das durchbohrende Werkzeug ausnehmend hart gewesen sein mußte; auch mußte es, nachdem es mit enormer Gewalt eingedrungen, sich durch eigene Bewegung, in unerklärbarer Weise wieder herausgezogen haben.

Diese Thatsache setzte die öffentliche Meinung in leidenschaftliche Bewegung. Von nun an wurden Unfälle zur See, von welchen man nicht eine bestimmte Ursache wußte, auf Rechnung des Ungeheuers gesetzt, und das phantastische Thier mußte alle solche Schiffbrüche sich zuschreiben lassen.

Da nun, mit Recht oder Unrecht, die Beschuldigung sich erhob, daß der Verkehr in gefährlicher Weise gestört sei, so verlangte das Publicum auf’s Entschiedenste, daß die Meere endlich um jeden Preis von dem fürchterlichen Ungethüm befreit würden.

Zehntes Capitel

Zehntes Capitel

Der Mann des Meeres

Es war der Kommandant an Bord, welcher dies sprach.

Auf diese Worte stand Ned-Land plötzlich auf. Der Steward verließ auf einen Wink seines Herrn wankend die Zelle; aber – so zauberhaft wirkte der Wink des Commandanten – nicht eine Geberde verrieth den Groll, den dieser Mensch gegen den Canadier gefaßt haben mußte. Conseil, außergewöhnlich theilnehmend, ich voll Bestürzung, harrten wir schweigend auf die Entwickelung der Scene.

Der Commandant, an eine Ecke des Tisches gelehnt, die Arme gekreuzt, beobachtete uns mit gespannter Achtsamkeit. Nahm er Anstand zu reden? Bereute er die so eben gesprochenen Worte? Man konnte meinen.

Nach einer kleinen Pause, die Niemand unterbrach, sprach er mit ruhigem, eindringlichem Ton:

»Meine Herren, ich spreche französisch, englisch, deutsch und Latein. Ich hätte Ihnen also gleich bei unserer ersten Zusammenkunft antworten können, aber ich wollte Sie erst kennen lernen, sodann überlegen. Ihre vierfache, dem Inhalt nach übereinstimmende Erzählung hat mich auch über Ihre Persönlichkeit versichert. Ich weiß nun, daß der Zufall des Schicksals zu mir geführt hat Herrn P. Arronax, Professor der Naturgeschichte am Museum zu Paris, der mit einer wissenschaftlichen Sendung in’s Ausland betraut ist; seinen Diener Conseil, und Ned-Land aus Canada, Harpunier an Bord der Fregatte Abraham Lincoln, von der Nationalmarine der Vereinigten Staaten Amerika’s.«

Ich verneigte mich mit dem Ausdruck der Zustimmung. Da mir keine Frage gestellt war, hatte ich nicht zu antworten.

Der Mann sprach mit vollkommener Leichtigkeit, ohne falsche Betonung. Seine Sätze waren klar, seine Ausdrücke richtig, seine Aussprache auffallend leicht. Und dennoch fühlte ich, daß er nicht mein Landsmann war.

Er fuhr folgendermaßen fort:

»Es ist Ihnen, mein Herr, gewiß auffallend gewesen, daß ich so lange mit meinem zweiten Besuch gezögert habe. Allein ich wollte reiflich erwägen, welchen Entschluß ich Ihnen gegenüber zu ergreifen hätte. Ich habe lange geschwankt. Sehr bedauerliche Umstände haben Sie in die Nähe eines Mannes gebracht, der mit der Menschheit gebrochen hat. Sie stören durch Ihre Anwesenheit meine Existenz. …

– Ohne es zu wollen, sagte ich.

– Ohne zu wollen? erwiderte der Unbekannte mit etwas gehobener Betonung. Verfolgt mich der Abraham Lincoln wider Willen auf allen Meeren? Haben Sie sich wider Willen an Bord dieser Fregatte eingefunden? Sind Ihre Kugeln wider Willen von meinem Schiff abgeprallt? Hat mich Meister Ned-Land wider Willen mit seiner Harpune getroffen?«

Ich nahm bei diesen Worten eine fortdauernde Gereiztheit wahr. Doch hatte ich auf alle diese Beschuldigungen eine ganz natürliche Antwort zu geben, und gab sie.

»Mein Herr, sagte ich. Sie wissen ohne Zweifel nicht, was in Betreff Ihrer in Amerika und Europa geredet worden ist. Sie wissen nicht, daß verschiedene Unfälle, die durch einen Stoß Ihres unterseeischen Fahrzeugs vorkamen, die öffentliche Meinung auf beiden Kontinenten außerordentlich aufgeregt haben. Ich verschone Sie mit den zahllosen Hypothesen, womit man die unerklärliche Erscheinung, deren Geheimniß einzig in Ihrer Hand lag, zu erklären suchte. Aber wissen Sie, daß bei Ihrer Verfolgung der Abraham Lincoln meinte, ein starkes Seeungeheuer zu verfolgen, von welchem der Ocean um jeden Preis befreit werden müsse.«

Ein verhaltenes Lächeln auf den Lippen, fuhr der Commandant in ruhigerm Tone fort:

»Herr Arronax, Sie werden wohl nicht zu behaupten wagen, daß Ihre Fregatte nicht eben so wohl ein unterseeisches Boot verfolgt und kanonirt habe, als ein Ungeheuer?«

Diese Frage setzte mich in Verlegenheit, denn gewiß hätte der Commandant Farragut kein Bedenken getragen es zu thun. Er hätte für seine Pflicht gehalten, ein Fahrzeug dieser Art ganz eben so wie einen Riesen-Narwal zu vernichten.

»Sie begreifen also, mein Herr, fuhr der Unbekannte fort, daß ich Sie als Feinde zu behandeln berechtigt bin.«

Ich blieb die Antwort schuldig. Wozu sollte es dienen, einen solchen Satz zu erörtern, wann die Gewalt der besten Beweisgründe Meister ist.

»Ich habe lange geschwankt, fuhr der Commandant fort. Ich hatte keine Verbindlichkeit, Sie gastlich aufzunehmen. Wenn ich mich von Ihnen scheiden mußte, hatte ich kein Interesse daran Sie wieder zu sehen. Ich ließ Sie wieder auf die Plateform meines Schiffes bringen, wohin Sie sich geflüchtet hatten; ich tauchte in die Tiefe und vergaß Ihr Dasein. War ich nicht dazu berechtigt?

– Es war vielleicht die Berechtigung eines Wilden, fuhr ich fort, aber nicht eines civilisirten Menschen.

– Herr Professor, versetzte lebhaft der Commandant, ich gehöre nicht zu denen, welche Sie civilisirt nennen! Ich habe mit der ganzen menschlichen Gesellschaft gebrochen, aus Gründen, welche ich allein zu würdigen berechtigt bin. Ich befolge also auch nicht ihre Regeln, und forderte Sie auf, sich bei mir nie auf dieselben zu berufen.«

Dies sprach er klar und bestimmt. Zorn und Verachtung strahlten aus dem Auge des Unbekannten, und ich sah, daß das Leben dieses Mannes eine furchtbare Vergangenheit hatte. Er hatte sich nicht allein außerhalb der menschlichen Gesetze gestellt, sondern sich auch davon unabhängig gemacht, frei im strengen Sinn des Wortes, ganz unerreichbar! Wer sollte auch wagen, ihn auf den Meeresgrund zu verfolgen, da er auf der Oberfläche die gegen ihn verhängte Verfolgung vereitelte? Welches Schiff könnte einem Stoß seines unterseeischen Monitor widerstehen? Welcher, auch noch so starke Panzer könnte die Stöße seines Sporns aushalten? Kein Mensch könnte ihn für seine Thaten zur Rechenschaft ziehen. Gott, wenn er an ihn glaubte, sein Gewissen, wenn er eins hatte, waren seine einzigen Richter.

Diese Gedanken durchkreuzten sich rasch in meinem Geist, während der sonderbare Mann, vertieft und in sich selbst versenkt, schwieg. Das Interesse, womit ich ihn betrachtete, war mit Schrecken gemischt.

Nach einer langen Pause ergriff der Commandant wieder das Wort:

»Ich habe also geschwankt, sprach er, aber ich habe gedacht, mein Interesse lasse sich mit dem natürlichen Mitgefühl vereinigen, worauf jedes menschliche Wesen Anspruch hat. Sie sollen an Bord meines Schiffes bleiben, weil das Verhängniß Sie dahin verschlagen hat. Sie sollen da frei sein, und zum Entgelt für diese, übrigens ganz verhältnißmäßige, Freiheit will ich Ihnen nur eine einzige Bedingung auferlegen. Ihr Wort, sie anzunehmen, wird mir genügen.

– Reden Sie, mein Herr, erwiderte ich, ich denke, diese Bedingung gehört zu denen, welche ein Ehrenmann annehmen kann?

– Ja, mein Herr, und ich will sie Ihnen mittheilen. Es wäre möglich, daß gewisse unvorhergesehene Ereignisse mich nöthigten, Sie auf Stunden oder Tage, nach Bedürfnis in Ihrer Cabine einzuhalten. Da ich niemals Gemalt anzuwenden wünsche, erwarte ich in diesem Fall mehr wie in jedem andern willigen Gehorsam. Durch dieses Verfahren decke ich Ihre Verantwortlichkeit, entbinde Sie gänzlich, denn ich kann Sie in die Unmöglichkeit versetzen, zu sehen, was nicht gesehen werden darf. Sind Sie diese Bedingungen zufrieden?«

Es gingen also an Bord des Fahrzeugs Dinge vor, die zum Mindesten ganz eigenthümlicher Art waren, und die von Leuten, welche nicht außerhalb der socialen Gesetze standen, nicht gesehen werden durften!

»Wir nehmen sie an, erwiderte ich. Nur möcht‘ ich Sie, mein Herr, um die Erlaubnis bitten, eine einzige Frage an Sie zu richten.

– Reden Sie, mein Herr.

– Sie haben gesagt, wir sollten frei auf Ihrem Schiffe sein?

– Vollständig.

– Ich frage Sie also, was Sie unter dieser Freiheit verstehen.

– Nun, die Freiheit hin und her zu gehen, zu sehen, selbst alles, was hier vorgeht, zu beobachten, – außer in manchen seltenen Fällen, – kurz, die Freiheit, welche wir selbst genießen, ich sammt meinen Genossen.«

Offenbar verstanden wir uns nicht.

»Verzeihen Sie, mein Herr, fuhr ich fort, aber diese Freiheit besteht nur in derjenigen, welche jeder Gefangene hat, in seinem Kerker hin- und herzugehen! Diese kann uns nicht genügen.

– Doch muß sie Ihnen genügen!

– Wie! Sollen wir für immer verzichten, unsere Heimat, Freunde und Verwandte wieder zu sehen!

– Ja, mein Herr. Aber das auf der Erde unerträgliche Joch, welches die Menschen Freiheit nennen, sich wieder aufzuladen, – darauf zu verzichten, ist vielleicht nicht so peinlich, als Sie glauben!

– Das wäre! rief Ned-Land. Niemals werde ich mein Wort darauf geben, daß ich nicht mich zu retten suche!

– Ich fordere Ihnen nicht Ihr Wort ab, Meister Land, erwiderte kalt der Commandant.

– Mein Herr, versetzte ich, gegen Gewohnheit entrüstet. Sie mißbrauchen Ihre Lage! Das ist Grausamkeit!

– Nein, mein Herr, Gnade ist’s. Sie sind meine Kriegsgefangenen! Ich behalte Sie am Leben, während es mich nur ein Wort kosten würde, Sie im Meeresgrund zu versenken! Sie haben mich angegriffen! Sie sind durch Ueberraschung in den Besitz eines Geheimnisses gelangt, in welches kein Mensch auf der Welt dringen darf, das Geheimniß meines Daseins! Und Sie glauben, daß ich Sie wieder ans die Erde entlassen werde, die keine Kenntniß mehr von mir haben soll! Niemals! Indem ich Sie zurückhalte, schütze ich nicht Sie, sondern mich selbst!«

Diese Worte gaben zu erkennen, daß der Commandant einen Entschluß gefaßt hatte, gegen welchen kein Argument durchdringen konnte.

»Also, mein Herr, fuhr ich fort, Sie geben uns nur die Wahl zwischen Leben und Tod?

– Ganz einfach.

– Meine Freunde, sagte ich, auf eine so gestellte Frage giebt’s keine Antwort. Aber kein Wort bindet uns an den Herrn dieses Fahrzeugs.

– Kein Wort, mein Herr,« erwiderte der Unbekannte.

Dann fuhr er in sanfterm Tone fort:

»Jetzt erlauben Sie mir, Herr Arronax, vollständig mitzutheilen, was ich Ihnen zu sagen habe. Ich kenne Sie, Herr Arronax. Sie, wenn auch nicht Ihre Gefährten, werden sich vielleicht über das Schicksal, welches Sie an mein Loos fesselt, nicht so sehr zu beklagen haben. Sie finden unter den Büchern, welche zu meiner Lieblingslectüre gehören, das Werk über die großen Tiefen des Meeres, welches Sie herausgegeben haben. Ich hab‘ es öfters gelesen. Sie sind in diesem Werk so weit vorgedrungen, als die Wissenschaft auf der Erde Ihnen möglich machte. Aber Sie wissen nicht Alles, haben nicht Alles gesehen. Lassen Sie mich also Ihnen sagen, Herr Professor, daß Sie die an meinem Bord verbrachte Zeit nicht bereuen werden. Sie sollen im Land der Wunder reisen. Staunende Verwunderung wird vielleicht beständig Ihre Seele füllen. Das ununterbrochen Ihren Augen dargebotene Schauspiel wird Sie nicht leicht abstumpfen. Ich will eine nochmalige unterseeische Reise um die Welt – wer weiß? vielleicht die letzte – vornehmen, um meine Studien auf dem Grund dieser so oft befahrenen Meere zu wiederholen, und Sie sollen mein Studiengenosse sein. Von diesem Tag an werden Sie in ein neues Element treten, Sie werden sehen, was noch kein Mensch zu sehen vermochte, – denn ich und die Meinigen zählen nicht mehr, – und unser Planet wird Ihnen durch meine Vermittelung seine letzten Geheimnisse mittheilen.«

Ich kann’s nicht leugnen; diese Worte des Commandanten machten einen starken Eindruck auf mich. Ich war an meiner schwachen Seite gefaßt, und vergaß auf einen Augenblick, daß die Anschauung dieser erhabenen Dinge die verlorene Freiheit nicht aufwiegen konnte. Uebrigens rechnete ich auf die Zukunft, um diese wichtige Frage zu lösen. Daher beschränkte ich mich darauf zu erwidern:

»Mein Herr, wenn Sie mit der Menschheit gebrochen haben, so will ich glauben, daß Sie damit nicht alles menschliche Gefühl abgelegt haben. Wir sind Schiffbrüchige, welche an Bord Ihres Fahrzeugs barmherzig aufgenommen wurden, das werden wir nie vergessen. Was mich betrifft, so verkannte ich nicht, daß, wenn das Interesse an der Wissenschaft den Menschen so weit in Besitz nimmt, daß er das Bedürfniß der Freiheit darüber vergißt, – dasjenige, was unsere Zusammenkunft mir verspricht, mir große Vergütungen gewähren würde.«

Ich dachte, der Commandant werde mir die Hand reichen, um unsern Vertrag zu besiegeln. Er that’s nicht. Es that mir leid um seinetwillen.

»Noch eine Frage, die letzte, sagte ich im Moment, wo dies unerklärliche Wesen Miene machte, sich zurückzuziehen.

– Reden Sie, Herr Professor.

– Mit welchem Namen darf ich Sie nennen?

– Mein Herr, erwiderte der Commandant, ich bin für Sie nur der Kapitän Nemo, und Sie nebst Ihren Gefährten sind für mich nur die Passagiere des Nautilus.«

Der Kapitän Nemo rief. Ein Steward erschien. Der Kapitän ertheilte ihm seine Befehle in der fremdartigen Sprache, welche ich nicht erkennen konnte. Darauf wendete er sich zu dem Canadier und Conseil mit den Worten:

»Ein Mahl wartet in Ihrer Cabine auf Sie. Folgen Sie gefälligst diesem Manne.

– Das läßt man sich gerne gefallen!« erwiderte der Harpunier.

Conseil verließ mit ihm endlich diese Zelle, worin sie seit länger als dreißig Stunden eingeschlossen waren.

»Und nun, Herr Arronax, unser Frühstück ist bereit. Erlauben Sie mir, daß ich vorausgehe.

– Wie Sie befehlen, Kapitän.«

Ich folgte dem Kapitän Nemo, und sowie ich aus der Thür getreten war, gingen wir durch einen elektrisch erleuchteten etwa zehn Meter langen Gang, dann öffnete sich vor uns eine zweite Thüre.

Wir traten nun in einen Speisesaal, der in strengem Styl meublirt und ausgeschmückt war. An beiden Enden desselben befanden sich hohe Anrichttische von Eichenholz mit eingelegten Verzierungen, und auf Fachbrettern prangten Fayence, Porzellan und Glasgefäße von unschätzbarem Werth. Das Silbergeräthe glänzte in den Strahlen, die von einer erleuchteten Decke herabfielen, deren Glanz durch seine Gemälde gemildert war.

In der Mitte des Saales stand ein reich besetzter Tisch. Der Kapitän Nemo wies mir meinen Platz an:

»Setzen Sie sich, sprach er zu mir, und essen Sie, wie ein Mann, der wohl Hunger zum Sterben haben wird.«

Das Frühstück bestand aus einer Anzahl Gerichte, die lediglich das Meer geliefert hatte, und einigen, deren Beschaffenheit ich nicht erkennen konnte. Ich gebe zu, daß es gut war, aber mit einem besondern Beigeschmack, woran ich mich leicht gewöhnte. Diese verschiedenen Speisen schienen mir reich an Phosphor zu sein, und ich dachte mir, sie müßten aus dem Meere herkommen.

Der Kapitän Nemo blickte mich an. Ich richtete keine Frage an ihn, aber er errieth meine Gedanken und antwortete von selbst auf Fragen, die ich gerne gethan hätte.

»Die meisten dieser Gerichte sind Ihnen wohl unbekannt, sagte er, doch können Sie ohne Besorgniß sie genießen. Sie sind gesund und nahrhaft. Auf Nahrungsmittel von der Erde habe ich lange verzichtet, und befinde mich darum nicht übler. Meine kräftige Mannschaft genießt dieselbe Nahrung wie ich.

– Also, sagte ich, sind diese Speisen alle Erzeugnisse des Meeres?

– Ja, Herr Professor, das Meer befriedigt alle meine Bedürfnisse. Bald werfe ich meine Zugnetze aus, und ziehe sie zum Bersten voll wieder herein. Bald gehe ich mitten in diesem Element, das dem Menschen unzugänglich zu sein scheint, auf die Jagd, und erlege Wild in meinen unterseeischen Waldungen. Meine Heerden weiden, gleich denen des alten Hirten Neptun, ohne Furcht auf dem unermeßlichen Wiesenland des Oceans. Ich habe da ein ungeheures Besitzthum, das ich selbst nutzbar mache, und das von der Hand des Schöpfers aller Dinge stets eingesäet wird.«

Ich blickte den Kapitän Nemo mit einigem Erstaunen an, und antwortete:

»Ich begreife wohl, mein Herr, daß Ihre Netze Ihnen vortreffliche Fische auf die Tafel liefern; minder begreiflich ist mir, daß Sie Ihr Wasserwild in Ihren unterseeischen Wäldern jagen; aber durchaus unbegreiflich, daß ein Stück Fleisch, so klein es sein mag, unter Ihren Gerichten sich findet.

– Ich habe auch, mein Herr, versetzte der Kapitän Nemo, niemals Fleisch von Landthieren auf dem Tisch.

– Dieses doch, erwiderte ich, und wies auf einen Teller, worauf noch einige Schnitt Filet waren.

– Was Sie für Fleisch halten, Herr Professor, ist nichts anders, als Meerschildkröte. Eben so ist dort Leber vom Delphin, welche Sie für Schweineragout nehmen würden. Mein Koch versteht sich vortrefflich darauf, diese verschiedenen Producte des Meeres zuzubereiten und aufzubewahren. Kosten Sie alle diese Speisen. Diese Conserve von Holothurien würde ein Malaie für das beste Gericht auf der Welt halten. Jene Sahne dort ist von der Milch von Seesäugethieren, und der Zucker kommt von dem großen Fucus des Nordmeers; endlich erlauben Sie mir von dem Anemonen-Confect anzubieten, welches dem schmackhaftesten Obst gleichkommt.«

Ich kostete, mehr aus Neugierde, während der Kapitän Nemo mich durch seine unwahrscheinlichen Berichte ergötzte.

»Aber dieses Meer, Herr Arronax, fuhr er fort, gewährt mir nicht nur die vortreffliche Nahrung, sondern auch Kleidung. Die Stoffe Ihrer Kleider sind aus den Fasern einiger Muscheln gewebt und mit antikem Purpur gefärbt. Das Parfüm auf der Toilette Ihrer Cabine ist aus Seepflanzen destillirt. So sind Ihr Bett, Ihre Feder und Tinte aus Bestandtheilen gemacht, welche das Meer liefert. So ist’s mit Allem, was ich jetzt bedarf.

– Sie sind ein Freund des Meeres, Kapitän.

– Ja wohl! Das Meer bedeckt sieben Zehntel der Erdoberfläche, und der Seewind ist rein und gesund. In dieser unermeßlichen Einöde ist der Mensch doch nie allein; denn er fühlt das Leben um ihn herum; ein übernatürliches wundervolles Dasein rührt sich in demselben; es ist nur Bewegung und Liebe. Und wirklich, Herr Professor, finden wir die drei Naturreiche, Mineralien, Pflanzen und Thiere in demselben repräsentirt. Das letztere Reich am stärksten durch vier Gruppen von Pflanzenthieren, drei Classen Gliederthiere, fünf Classen Mollusken, drei Classen Wirbelthiere, Säugethiere, Reptilien und die unzählige Menge Fische. Diese Abtheilung des Thierreichs zählt dreizehntausend Gattungen, wovon nur der zehnte Theil den süßen Gewässern angehört. So ist das Meer eine ungeheure Wohnstätte der Natur. Es herrscht darin die äußerste Ruhe. Das Meer ist außerhalb der Macht der Tyrannen. Auf seiner Oberfläche können sie noch Ungerechtigkeit üben, sich bekämpfen, alle Schrecken verüben. Aber dreißig Fuß unterhalb hört ihre Gewalt auf. Ach! mein Herr, im Meeresschooß allein ist Unabhängigkeit! Da fühlt man sich frei!«

Mitten in diesem Schwung des Enthusiasmus verstummte der Kapitän plötzlich. Hatte er sich zu weit aus seiner gewohnten Rückhaltung herausreißen lassen? Er ging einige Augenblicke in großer Bewegung umher. Darauf, als er wieder ruhig geworden, wendete er sich zu mir mit den Worten:

»Jetzt, Herr Professor, wenn Sie den Nautilus besichtigen wollen, stehe ich zu Ihren Diensten.«