Der Schatzgräber
Der Schatzgräber
Wenn alle Wälder schliefen, Er an zu graben hub, Rastlos in Berges Tiefen Nach einem Schatz er grub. Die Engel Gottes sangen »Und wirst doch mein!« und grimmer Hohnlachen wild erschallte |
Wenn alle Wälder schliefen, Er an zu graben hub, Rastlos in Berges Tiefen Nach einem Schatz er grub. Die Engel Gottes sangen »Und wirst doch mein!« und grimmer Hohnlachen wild erschallte |
Wenn ins Land die Wetter hängen Und der Mensch erschrocken steht, Wendet, wie mit Glockenklängen, Die Gewitter Dein Gebet, Und wo aus den grauen Wogen Weinend auftaucht das Gefild, Segnest Du’s vom Regenbogen – Mutter, ach, wie bist Du mild! Wenns einst dunkelt auf den Gipfeln |
1809
O könnt ich mich niederlegen Weit in den tiefsten Wald, Zu Häupten den guten Degen, Der noch von den Vätern alt, Und dürft von allem nichts spüren Von fürstlichen Taten und Werken, Denn eine Zeit wird kommen, Denn wie die Erze vom Hammer, Da wird Aurora tagen |
»Schon vor vielen, vielen Jahren Saß ich drüben an dem Ufer, Sah manch Schiff vorüber fahren Weit hinein ins Waldesdunkel. Denn ein Vogel jeden Frühling Und gar seltsam hohe Blumen Und wie ich so sinnend atme Sah ich auf kristallnem Nachen, Und von ihrem Hals behende Nur ein Wort von fremdem Klange Seitdem saß ich wie gebannt dort, Ich barg all im Waldesgrunde, Und so bin ich aufgewachsen, Fortgespült ist nun der Garten In der Fern liegt jetzt mein Leben, Jetzt erst weiß ich, was der Vogel Wie die Wälder kühle rauschen, Und es stieg vom Schloß hinunter Hört die Ströme stärker rauschen, Und der Vater schaut‘ vom Berge, Und es kam der Winter balde, Und das Waldhorn war verklungen |
Wie dem Wanderer in Träumen, Daß er still im Schlafe weint, Zwischen goldnen Wolkensäumen Seine Heimat wohl erscheint: So durch dieses Frühlings Blühen Und mit wunderbaren Wellen |
Wer hat dich, du schöner Wald, Aufgebaut so hoch da droben? Wohl den Meister will ich loben, So lang noch mein Stimm erschallt. Lebe wohl, Lebe wohl, du schöner Wald! Tief die Welt verworren schallt, Banner, der so kühle wallt! Was wir still gelobt im Wald, |
Vergangen ist der lichte Tag, Von ferne kommt der Glocken Schlag; So reist die Zeit die ganze Nacht, Nimmt manchen mit, ders nicht gedacht. Wo ist nun hin die bunte Lust, Da’s nun so stille auf der Welt, Wie weit die falsche Welt auch sei, Frisch auf denn, liebe Nachtigall, |
Es hat die Nacht geregnet, Es zog noch grau ins Tal, Und ruhten still gesegnet Die Felder überall; Von Lüften kaum gefächelt, Durchs ungewisse Blau Die Sonne verschlafen lächelt‘ Wie eine wunderschöne Frau. Nun sah ich auch sich heben |
Bin ein Feuer hell, das lodert Von dem grünen Felsenkranz, Seewind ist mein Buhl und fodert Mich zum lustgen Wirbeltanz, Kommt und wechselt unbeständig. Steigend wild, Neigend mild, Meine schlanken Lohen wend ich: Komm nicht nah mir, ich verbrenn dich! Wo die wilden Bäche rauschen Bin ein Vöglein in den Lüften, |
Joseph von Eichendorff
Der Wintermorgen glänzt so klar,
Ein Wandrer kommt von ferne,
Ihn schüttelt Frost, es starrt sein Haar,
Ihm log die schöne Ferne,
Nun endlich will er rasten hier,
Er klopft an seines Vaters Tür.
Doch tot sind, die sonst aufgetan,
Verwandelt Hof und Habe,
Und fremde Leute sehn ihn an,
Als käm er aus dem Grabe;
Ihn schauert tief im Herzensgrund,
Ins Feld eilt er zur selben Stund.
Da sang kein Vöglein weit und breit,
Er lehnt‘ an einem Baume,
Der schöne Garten lag verschneit,
Es war ihm wie im Traume,
Und wie die Morgenglocke klingt,
Im stillen Feld er niedersinkt.
Und als er aufsteht vom Gebet,
Nicht weiß, wohin sich wenden,
Ein schöner Jüngling bei ihm steht,
Faßt mild ihn bei den Händen:
»Komm mit, sollst ruhn nach kurzem Gang.« –
Er folgt, ihn rührt der Stimme Klang.
Nun durch die Bergeseinsamkeit
Sie wie zum Himmel steigen,
Kein Glockenklang mehr reicht so weit,
Sie sehn im öden Schweigen
Die Länder hinter sich verblühn,
Schon Sterne durch die Wipfel glühn.
Der Führer jetzt die Fackel sacht
Erhebt und schweigend schreitet,
Bei ihrem Schein die stille Nacht
Gleichwie ein Dom sich weitet,
Wo unsichtbare Hände baun –
Den Wandrer faßt ein heimlich Graun.
Er sprach: Was bringt der Wind herauf
So fremden Laut getragen,
Als hört ich ferner Ströme Lauf,
Dazwischen Glocken schlagen?
»Das ist des Nachtgesanges Wehn,
Sie loben Gott in stillen Höhn.«
Der Wandrer drauf: Ich kann nicht mehr –
Ists Morgen, der so blendet?
Was leuchten dort für Länder her? –
Sein Freund die Fackel wendet:
»Nun ruh zum letzten Male aus,
Wenn du erwachst, sind wir zu Haus.«
1 | |
Du sollst mich doch nicht fangen, Duftschwüle Zaubernacht! Es stehn mit goldnem Prangen Die Stern auf stiller Wacht, Und machen überm Grunde, Wo du verirret bist, Getreu die alte Runde – Gelobt sei Jesus Christ! Wie bald in allen Bäumen |
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2 |
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Hier bin ich, Herr! Gegrüßt das Licht, Das durch die stille Schwüle Der müden Brust gewaltig bricht Mit seiner strengen Kühle. Nun bin ich frei! Ich taumle noch Und kann mich noch nicht fassen – O Vater, Du erkennst mich doch, Und wirst nicht von mir lassen! |
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3 |
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Was ich wollte, liegt zerschlagen, Herr, ich lasse ja das Klagen, Und das Herz ist still. Nun aber gib auch Kraft, zu tragen, Was ich nicht will! |
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4 |
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Es wandelt, was wir schauen, Tag sinkt ins Abendrot, Die Lust hat eignes Grauen, Und alles hat den Tod. Ins Leben schleicht das Leiden Was gab es doch auf Erden, Du bists, der, was wir bauen, |
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5 |
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Waldeinsamkeit! Du grünes Revier, Wie liegt so weit Die Welt von hier! Schlaf nur, wie bald Kommt der Abend schön, Durch den stillen Wald Die Quellen gehn, Die Mutter Gottes wacht, Mit ihrem Sternenkleid Bedeckt sie dich sacht In der Waldeinsamkeit, Gute Nacht, gute Nacht! – |
Wo noch kein Wandrer gegangen,
Hoch über Jäger und Roß
Die Felsen im Abendrot hangen
Als wie ein Wolkenschloß.
Dort zwischen Zinnen und Spitzen
Von wilden Nelken umblüht
Die schönen Waldfrauen sitzen
Und singen im Winde ihr Lied.
Der Jäger schaut nach dem Schlosse;
„Die droben, das ist mein Lieb“.
Er sprengt von dem scheuenden Rosse –
Weiß keiner, wo er blieb.