Marsillio Ficino (1433 – 1499)

Der italienische Humanist und Philosoph Marsillio Ficino sollte Medizin studieren. Er wurde aber schon früh zu philosophischen Studien angeregt.

Mit der platonischen Philosophie wurde er zunächst durch Schriften von Cicero, Augustinus und Macrobius bekannt.

Auf Grundlage dieser Quellen schrieb eine Einleitung in die platonische Philosophie.

Er begann Griechisch zu lernen und legte 1462 erste Übersetzungen vor (Orphische Hymnen, Proklos, Hesiod).

Im Auftrag von Cosimos de’Medici, der durch Vorträge von Plethon für die platonische Philosophie Interesse gefunden hatte, nahm Ficino kurze Zeit später eine Übersetzung aller Dialoge Platons ins Lateinische in Angriff.

Cosimo de’Medici schenkte ihm ein Haus in Careggi bei Florenz, das Ficino in Anlehnung an die von Platon gegründete Schule als Akademie bezeichnete und in dem sich ein Kreis zusammenfand, der als Akademie von Florenz in die Geschichte der Philosophie eingegangen ist.

Ficinos eigene philosophische Arbeiten stehen in der Tradition des Neuplatonismus.

Beduetenden Einfluss erlangte sein Kommentar zu Platons Gastmahl, in dem Ficino erstmals die platonische Liebe popularisierte.

Finino arbeitete auch zur Astrologie, Medizin und Musiktheorie.

In seinem Werk Theologia Platonica (1482) bemüht sich Ficino unter Berufung auf Augustinus darum, eine Einheit zwischen gelehrter Religion (docta religio) und gottesfürchtiger Philosophie (pia philosophia) herzustellen. Diese Einheit hat Platon nach Ficinos Ansicht in seiner Philosophie realisiert.

Ficino legt seiner Philosophie den neuplatonischen Gedanken einer fünfgliedrigen Seinshierarchie (Gott, Engel, Seele, Körper, Qualität) zugrunde. Gott versteht er als Prinzip, als Quelle aller Seinsformen, als Lichtstrahl, der die gesamte Welt durchdringt und ihr dadurch Schönheit und Harmonie verleiht.

Durch die Schönheit der irdischen Dinge wirde im Menschen die Liebe zum Schönen erweckt, die ihn vermittels der Erkenntnis zu Got zurückführt.

Die Seele hat eine Mittlerposition, da sie einerseits Spiegelbild des Göttlichen ist, anderseits mit dem Körper verbunden ist, den sie formt und belebt.