Jean Piaget (1896 – 1980)

Der schweizerische Philosoph und Psychologe Jean Piaget studierte in Neuchâtel Zoologie und danach in Paris und Zürich Psychologie.

Piaget arbeitete zunächst zur parallelen Entwicklung logischer und psychologischer Kompetenzen bei Kindern, dann zu den sozialen und sprachlichen Einflüssen auf die kindliche Intelligenz.

Ab 1925 standen die Untersuchungen der vorsprachlichen kognitiven Funktionen und ihre Abhängigkeit von der Sensomotorik im Vordergrund. Von 1929 – 1939 arbeitete er zur Erkenntnistheorie in Genf und untersuchte insbesondere das Denken.

Ab 1940 beschäftigte er sich insbesondere mit der Entwicklung der frühkindlichen Wahrnehmung und mit der Bildung des Zeitbegriffes bei Kindern. Nach dem 2. Weltkrieg entstanden zahlreiche interdisziplinäre Studien.

Philosophie kann nach Piaget ohne Instrumente und ohne Experimente keine Probleme lösen. So wandelt er vor allem die Frage Was ist Erkenntnis? in die Frage Wie wird Erkenntnis? um.

Piaget knüpft am Rationalismus an. So hält er an der Souveränität des Erkenntnissubjekts fest.

Mit der These, dass Denken aus Handeln hervorgeht, stellt sich Piaget auf eine erkenntnistheoretische Position, die er Konstruktivismus nennt. Er nimmt an, dass der Mensch seine Begriffe so konstruiert, wie er Handlungen plant. Die Intelligenz wird als eine Strategie betrachtet, mit deren Hilfe die Wirklichkeit aktiv konstruiert wird.

Wie auch andere Konstruktivisten geht Piaget vom Begriff der Operation aus, die er als innere Tätigkeit des Subjektes betrachtet. Solche Operationen ermöglichen den Aufbau invarianter Strukturen im Erkenntnissubjekt.

Die Operationen der Kinder sind praktische Vorläufer des Denkens. Die geistige Entwicklung der Kinder ist weder eine Entfaltung angeborener Anlagen noch eine Prägung durch die Umwelt.

Die Kinder haben einen Drang in die Welt einzugreifen und sie zu erobern. Angeborene Wahrnehmungsstrukturen und Handlungsabläufe werden von ihnen auf die Wirklichkeit angewendet und so stufenweise Denkformen angeeignet.

Für den Logiker ist seine Verwendung von logischen Kalkülen als formalen Apparat zur Beschreibung von Systemen intellektueller Operationen von Interesse.