Johann Gottfried Herder (1744 – 1803)

Der deutsche Philosoph und Theologe Johann Gottfried Herder studierte in Königsberg. Er war zunächst von Kant und Hamann beeinflußt. Herder war von 1764 bis 1769 Lehrer an der Domschule Riga und Pastor. Dann war er Prediger in Bückeburg, später Superintendent in Weimar.

Herder wurde bekannt durch sein Auftreten gegen die Kritik der Vernunft von Kant, die er einen Wortnebel nannte. Anstatt die Vernunft zu kritisieren ist es nach Herder zweckmäßiger, mit der Untersuchung der Physiologie der Erkenntnisfähigkeiten des Menschen zu beginnen.

Gegen Kant war auch seine These gerichtet, dass zuerst die Sprache entsteht, und erst danach die Vernunft auftritt.

Kant habe unrecht, wenn er die Begriffe Raum und Zeit für apriorisch hielt, denn in Wirklichkeit, behauptet Herder, entstanden sie aus der Erfahrung.

Herder wendet sich energisch gegen die Tendenz (z. B. bei Wolff und später bei Kant), den Menschen in verschiedene Vermögen (Fähigkeiten) aufzuspalten.

Es geht um Selbstentfaltung, und daher gehören die menschlichen Tätigkeiten als Einheit zusammen. Grundlegender Ausdruck des Menschen ist die Sprache und deren reinster Ausdruck wiederum die Literatur.

Erst durch Sprache wird für Herder – ebenso wie für Hamann – der Mensch zum Menschen. Die Instanz der Sprache macht Herder gegen die Kantische Transzendentalphilosophie geltend. Ohne Sprache gibt es keine Vernunft.

Stärker als Hamann hebt er den historischen Charakter der Sprache hervor. Der Mensch selbst ist seinem Wesen nach geschichtlich. Daher nimmt in Herders Werk die Geschichtsphilosophie einen zentralen Platz ein.

Herder legt besonderes Gewicht auf die Verschiedenheiten zwischen den einzelnen Kulturen und Epochen. Jedes Volk besitzt seinen besonderen Geist, den Volksgeist.

Herder bestimmt die Geschichte als zweckgerichtete (teleologische) Bewegung, als Entwicklung zur Humanität hin.

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