An die Freunde
Der Jugend Glanz, der Sehnsucht irre Weisen, Die tausend Ströme durch das duftge Land, Es zieht uns all zu seinen Zauberkreisen. – Wem Gottesdienst in tiefster Brust entbrannt, Der sieht mit Wehmut ein unendlich Reisen Zu ferner Heimat, die er fromm erkannt: Und was sich spielend wob als irdsche Blume, Wölbt still den Kelch zum ernsten Heiligtume. So schauet denn das buntbewegte Leben |
Parole
Sie stand wohl am Fensterbogen
Und flocht sich traurig das Haar,
Der Jäger war fortgezogen,
Der Jäger ihr Liebster war.
Und als der Frühling gekommen,
Die Welt war von Blüten verschneit,
Da hat sie ein Herz sich genommen
Und ging in die grüne Heid‘.
Sie legt das Ohr an den Rasen,
Hört ferner Hufe Klang –
Das sind die Rehe, die grasen
Am schattigen Bergeshang.
Und abends die Wälder rauschen,
Von fern nur fällt noch ein Schuß,
Da steht sie stille zu lauschen:
»Das war meines Liebsten Gruß!«
Da sprangen vom Fels die Quellen,
Da flohen die Vöglein ins Tal.
»Und wo ihr ihn trefft, ihr Gesellen,
O, grüßt mir ihn tausendmal!«
Joseph Freiherr von Eichendorff
Die Nachtigallen
Möchte‘ wissen, was sie schlagen
So schön bei der Nacht,
‚s ist in der Welt ja doch niemand,
Der mit ihnen wacht.
Und die Wolken, die reisen,
Und das Land ist so blaß,
Und die Nacht wandert leise
Durch den Wald übers Gras.
Nacht, Wolken, wohin sie gehen,
Ich weiß es recht gut,
Liegt ein Grund hinter den Höhen,
Wo meine Liebste jetzt ruht.
Zieht der Einsiedel sein Glöcklein,
Sie höret es nicht,
Es fallen ihr die Löcklein
Übers ganze Gesicht.
Und daß sie niemand erschrecket,
Der liebe Gott hat sie hier
Ganz mit Mondschein bedecket,
Da träumt sie von mir.