Ich verliebe mich in Cristina und finde einen würdigen Gatten für sie. – Ihre Hochzeit.

»Diese Barkarolen«, sagte der greise Priester, um ein Gespräch einzuleiten, »haben viel Glück. Sie haben uns am Rialto für dreißig Soldi aufgenommen unter der Bedingung, daß sie noch andere Passagiere aufnehmen könnten, und schon ist einer da. Sie werden sicher noch andere finden.«

»Wenn ich in einer Gondel bin, Hochwürden, ist kein Platz mehr für andere darin.«

Indem ich dies sage, gehe ich den Schiffern noch vierzig Soldi, und sie sind zufrieden, denn sie danken mir und nennen mich Exzellenz. Der gute Abbé nahm das für bare Münze und bat mich um Verzeihung, mir nicht diesen Titel gegeben zu haben.

»Da ich kein venezianischer Edelmann bin, Hochwürden, gebührt mir der Titel nicht.«

»Ach, sagte das junge Mädchen, »da bin ich sehr froh!«

»Und warum, mein Fräulein?«

»Weil ich Furcht habe, wenn ich einen Edelmann neben mir sehe. Aber ich denke mir, Sie sind ein Illustrissimo.«

»Auch nicht, mein Fräulein; ich bin einfach Schreiber bei einem Advokaten.«

»Das freut mich noch mehr, denn ich liebe, mich in Gesellschaft von Leuten zu finden, die sich nicht für mehr halten als ich bin. Mein Vater war Pächter und Bruder meines Onkels, den Sie hier sehen. Er ist Pfarrer von Pr., wo ich geboren bin und erzogen wurde. Da ich die einzige Tochter bin, erbe ich das Vermögen meines Vaters, der gestorben ist, und das meiner Mutter, die seit langer Zeit krank ist und nicht mehr lange Zeit leben wird, was mir viel Kummer macht; aber der Arzt hat es uns gesagt. Doch um auf meine Worte zurückzukommen, ich glaube, daß der Unterschied zwischen einem Advokatenschreiber und der Tochter eines reichen Pächters kein so großer ist. Ich sage das nur so beiläufig, denn ich weiß wohl, daß man auf der Reise mit allen möglichen Leuten zusammenkommt, nicht wahr, Onkel?«

»Ja, meine liebe Cristina; wie du siehst, hat der Herr sich ja zu uns gesetzt, ohne zu wissen, wer wir sind.«

»Aber glauben Sie denn, Herr Pfarrer, daß ich gekommen wäre, wenn ich nicht durch die Schönheit Ihrer hübschen Nichte angezogen worden wäre?«

Auf diese Worte hin brechen meine guten Leute in ein Gelächter aus. Da ich meine Bemerkung nicht sehr komisch fand, so hielt ich meine Reisegefährten für etwas einfältig, und ich war über diese Entdeckung keineswegs erzürnt.

»Warum lachen Sie so sehr, mein schönes Fräulein? Um mir Ihre schönen Zähne zeigen zu können? Ich gestehe, daß ich in Venedig niemals so schöne gesehen habe.«

»O keineswegs, mein Herr, obwohl mir in Venedig jedermann dieses Kompliment gemacht hat. Ich versichere, daß in Pr. alle Mädchen so schöne Zähne haben wie ich. Nicht wahr, mein teurer Onkel?«

»Ja, liebe Nichte.«

»Mein Herr, ich lachte über eine Sache, die ich Ihnen nie sagen werde.«

»Ach, sagen Sie mir’s, ich bitte Sie darum.«

»O nein, niemals!«

»Ich werde es Ihnen selbst sagen«, sagte der Pfarrer zu mir.

»Ich will’s nicht,« sagte sie, indem sie ihre schönen Augenbrauen runzelte, »oder ich gehe fort.«

»Das wirst du wohl bleiben lassen, meine Teure. – Wissen Sie, was sie gesagt hat, als sie Sie auf dem Kai erblickt hat? ›Sieh mal da den hübschen Jungen, der mich anblickt; der ärgert sich, daß er nicht bei uns ist.‹ – Und als sie gesehen hat, daß Sie die Gondel anhalten ließen, war ihr das sehr recht.«

Während der Geistliche erzählte, gab ihm die erzürnte Nichte Schläge auf die Schulter.

»Warum, schöne Cristina, sind Sie böse, daß ich erfahre, Ihnen gefallen zu haben? Ich dagegen bin entzückt, daß Sie wissen, wie reizend ich Sie finde.«

»Sie sind nur einen Augenblick darüber entzückt. O, ich kenne die Venezianer jetzt gut. Sie haben mir alle gesagt, daß ich sie entzückte, und keiner von denen, die mir gepaßt hätten, hat sich erklärt.«

»Welche Erklärung wünschten Sie?«

»Die Erklärung, die ich verlangen kann, mein Herr: einen Antrag auf eine richtige Heirat in der Kirche in Gegenwart von Zeugen. Und wir sind doch vierzehn Tage lang in Venedig geblieben, nicht wahr, Onkel?«

»Das Mädchen«, sagte mir jetzt der Onkel, »ist eine gute Partie, so wie Sie sie hier sehen; denn sie hat dreitausend Taler. Sie hat immer gesagt, sie will nur einen Venezianer heiraten, und ich habe sie nach Venedig begleitet, damit sie Bekanntschaften machen könnte. Eine Frau von guter Familie hat uns während vierzehn Tagen eine Zuflucht gegeben und hat sie in mehrere Häuser geführt, wo junge heiratsfähige Leute sie gesehen haben, aber die, die ihr gefallen haben, wollten nichts von der Heirat sprechen hören, und die, die sie hätten heiraten wollen, waren nicht nach ihrem Geschmack.«

»Aber glauben Sie denn,« sagte ich zu ihm, »daß sich eine Heirat so leicht macht wie ein Eierkuchen? Vierzehn Tage in Venedig sind gar nichts, man muß wenigstens sechs Monate dort zubringen. Ich zum Beispiel finde Ihre Nichte zum Anbeißen hübsch, und ich würde mich glücklich schätzen, wenn die Frau, die Gott mir bestimmt, ihr ähnlich sähe; aber wenn sie mir auf der Stelle fünfzigtausend Taler geben würde, um sie sogleich zu heiraten, so würde ich sie nicht wollen. Ein junger vernünftiger Mann will, bevor er eine Frau nimmt. ihren Charakter kennenlernen, denn weder Geld noch Schönheit sichern das Glück eines Hausstandes.«

»Was verstehen Sie unter Charakter?« sagte Cristina zu mir. »Meinen Sie schöne Schrift?«

»Nein, mein Engel, Sie machen mich lachen. Es handelt sich um Eigenschaften des Herzens und des Geistes. Ich muß mich ja auch einmal verheiraten, und ich suche den Gegenstand seit drei Jahren, aber ich suche ihn noch vergeblich. Ich habe mehrere Mädchen gekannt, die fast so hübsch waren wie Sie, und alle hatten eine gute Mitgift, aber nachdem ich zwei oder drei Monate mit ihnen verkehrt hatte, sah ich, daß sie mich nicht glücklich machen würden.«

»Was fehlte ihnen?«

»Ich will es Ihnen gerne sagen, denn Sie kennen sie nicht. Die eine, die ich sicher geheiratet haben würde, denn ich liebte sie sehr, war außerordentlich eitel. Ich brauchte nur zwei Monate, um es zu bemerken. Sie würde mich durch Kleider, Moden und Luxus zugrunde gerichtet haben. Denken Sie sich, sie gab dem Friseur monatlich eine Zechine, und zum mindesten eine andere ging für Pomaden und wohlriechende Wässer drauf.«

»Das war eine Närrin. Ich gebe jährlich nur zehn Soldi für Wachs aus, das ich mit Ziegenfett mische, und ich habe eine ausgezeichnete Pomade.«

»Eine andere, die ich vor zwei Jahren geheiratet haben würde, hatte ein Leiden, das mich unglücklich gemacht haben würde; sobald ich es bemerkte, besuchte ich sie nicht mehr.«

»Was war dies für ein Leiden?«

»Sie war so angelegt, daß sie nicht hätte Mutter werden können, und das ist schrecklich; denn wenn ich mich verheirate, will ich Kinder.«

»Darüber ist Gott allein der Herr, ich weiß indessen, daß ich gesund bin. Nicht wahr, Onkel?«

»Eine andere war zu fromm, und das will ich auch nicht. Sie war so gewissenhaft, daß sie alle drei oder vier Tage beichten ging, und ihre Beichte dauerte wenigstens eine Stunde. Ich will eine gute Christin zur Frau, aber keine Betschwester.«

»Das war vielleicht eine große Sünderin oder eine sehr einfältige Person. Ich beichte jeden Monat einmal, und ich sage alles in zwei Minuten. – Ist das wahr, Onkel? Und wenn Sie mir nicht Fragen stellen würden, so wüßte ich nicht, was ich Ihnen sagen sollte.«

»Eine andere wollte gebildeter sein als ich, obwohl sie jede Minute irgendeine Dummheit sagte; eine andere war beständig traurig, und ich will eine lustige Frau.«

»Sehen Sie Onkel, Sie und die Mutter, ihr werft mir immer meine Heiterkeit vor.«

»Eine andere, die ich sehr schnell verließ, hatte immer Furcht davor, sich allein mit mir zu befinden, und wenn ich ihr einen Kuß gab, so lief sie, dies der Mutter zu sagen.«

»Die war wohl dumm. Ich habe noch keinen Liebhaber in Pr. erhört, denn es gibt dort nur grobe Bauern, aber ich weiß doch, daß es gewisse Dinge gibt, die ich nicht meiner Mutter erzählen würde.«

»Eine andere hatte einen übelriechenden Atem; wieder eine andere schminkte sich, und diesen häßlichen Fehler haben fast alle Mädchen. Ich fürchte darum sehr, daß ich mich nie verheiraten werde, denn ich verlange zum Beispiel, daß die, die ich heiraten werde, schwarze Augen hat; und heutzutage haben fast alle Mädchen das Geheimnis gelernt, sie zu färben. Aber ich würde nicht angeführt werden, denn ich bin Kenner.«

»Sind die meinen schwarz?«

»Haha!«

»Sie lachen?«

»Ich lache, weil sie schwarz scheinen, aber sie sind es nicht. Trotzdem sind Sie sehr liebenswürdig.«

»Das ist komisch. Sie glauben, daß meine Augen gefärbt sind, und Sie sagen, daß Sie sich darauf verstehen. Meine Augen, mein Herr, mögen schön oder häßlich sein, aber sie sind so, wie Gott sie mir gegeben hat. Nicht wahr, Onkel?«

»Ich habe es immer geglaubt, liebe Nichte.«

»Und Sie glauben es nicht?« sagte sie lebhaft zu mir.

»Nein, sie sind zu schön, als daß ich sie für natürlich hielte.«

»Bei Gott. Das ist zu stark.«

»Entschuldigen Sie, mein schönes Fräulein, ich sehe, ich bin zu aufrichtig gewesen.«

Diesem Streit folgte ein Schweigen. Der Pfarrer lächelte von Zeit zu Zeit, aber das Mädchen gab sich Mühe, ihren Verdruß zu verbergen.

Ich blickte sie verstohlen an und sah, daß ihr beinahe die Tränen kamen; das schmerzte mich, denn sie war entzückend. Als reiche Bäuerin geputzt trug sie auf dem Kopfe für mehr als hundert Zechinen goldene Nadeln und Pfeile, die die Flechten ihres langen ebenholzschwarzen Haares zusammenhielten. Lange massive Ohrbommeln und eine goldene Kette, die sich zwanzigmal um ihren Alabasterhals wand, verliehen ihrem Lilien- und Rosenantlitz einen bezaubernden Glanz. Es war die erste bäuerliche Schönheit, die ich in solchem Putze sah. Sechs Jahre früher hatte mich Lucia in Paseano auf eine andere Art gefesselt.

Cristina sagte kein Wort mehr, aber sie mußte in Verzweiflung sein, denn gerade ihre Augen waren von einer strahlenden Schönheit, und ich beging die Barbarei, ihr ihre Echtheit zu bestreiten! Sie mußte mich verabscheuen, und wenn sie nicht weinte, so geschah dies nur deshalb, weil sie wütend sein mußte. Ich hütete mich indessen, sie zu belehren, denn ich wollte, daß sie selber die Entwicklung durch einen Gewaltstreich herbeiführte.

Sobald die Gondel in den langen Kanal von Manghera eingelaufen war, fragte ich den Pfarrer, ob er einen Wagen hätte, um nach Treviso zu fahren; er mußte nämlich diesen Ort passieren, um nach Pr. zu gelangen.

»Ich werde zu Fuß gehen«, sagte mir der brave Mann, »denn meine Pfarre ist arm, und für Cristina werde ich leicht einen Platz auf irgendeinem Wagen finden.«

»Sie würden mir ein wahrhaftes Vergnügen machen, wenn Sie alle beide einen Platz in meinem Wagen einnähmen. Er hat vier Plätze, wir werden bequem darin sitzen.«

»Das ist ein Glück, das wir nicht erhofften.«

»Aber nein, Onkel! Ich will nicht mit diesem Herrn fahren.«

»Warum denn nicht, liebe Nichte?«

»Weil ich nicht will.«

»Aha!« sagte ich, ohne sie anzublicken, »so belohnt man ja gewöhnlich die Aufrichtigkeit.«

»Es war keine Aufrichtigkeit von Ihnen, mein Herr,« sagte sie heftig, »es war reine Bosheit. Für Sie wird es in der ganzen Welt keine schwarzen Augen mehr geben, aber, da Sie die schwarzen Augen lieben, freut mich das!«

»Sie täuschen sich, schöne Cristina, denn ich besitze ein Mittel, die Wahrheit zu erfahren.«

»Und was ist das für ein Mittel?«

»Man braucht sie nur mit etwas lauem Rosenwasser zu waschen, und selbst das ist nicht nötig, denn die ganze künstliche Farbe geht weg, sobald das Mädchen weint.«

Bei diesen Worten änderte sich die Szene wie durch einen Zauberchlag. Das Antlitz des schönen Mädchens, das nur Entrüstung, Unwille und Verachtung ausdrückte, nahm eine heitere und befriedigte Miene an, die sie wahrhaft verführerisch machte. Sie richtete ein Lächeln an den Pfarrer, der von der Veränderung entzückt war, denn die freie Wagenfahrt lag ihm am Herzen.

»Weine doch, Nichte, und der Herr wird deinen Augen Gerechtigkeit widerfahren lassen.«

Cristina weinte tatsächlich, aber vor lauter Lachen.

Ich war auf dem Gipfel der Freude, eine solche Art von natürlichem Original zu sehen, und während ich die Stufen hinaufstieg, um das Ufer zu erreichen, gab ich ihr eine so vollständige Genugtuung, daß sie das Anerbieten meines Wagens annahm. Ich ließ ein Frühstück auftragen und befahl einem Kutscher, während wir frühstückten, einen schönen Wagen anzuspannen, aber der Pfarrer sagte, er wolle vor allen Dingen eine Messe lesen.

»Sehr gut,« sagte ich zu ihm, »wir werden sie anhören, und ich bitte Sie, sagen Sie die Gebete für mich.«

Gleichzeitig drückte ich ihm einen Silberdukaten in die Hand.

»Das, Hochwürden, ist mein gewöhnlicher Satz.«

Meine Freigebigkeit verwunderte ihn so sehr, daß er mir die Hand küssen wollte. Er ging zur Kirche, und ich bot meinen Arm der Nichte an; sie wußte nicht, ob sie ihn annehmen oder ausschlagen sollte, und sagte zu mir:

»Glauben Sie denn, daß ich nicht allein gehen kann?«

»Das nicht, aber wenn ich Ihnen nicht den Arm gebe, wird man sagen, ich sei unhöflich.«

»Und was wird man jetzt sagen, da ich ihn Ihnen gebe?«

»Man wird vielleicht sagen, daß wir uns lieben und vielleicht sogar, daß wir gut zueinander passen.«

»Und wenn man Ihrer Geliebten sagt, daß wir uns lieben, oder auch nur einfach ihr hinterbringt, daß Sie einem anderen Mädchen den Arm gaben?«

»Ich habe keine Geliebte und will keine mehr haben, denn in Venedig würde ich kein so schönes Mädchen wie Sie finden.«

»Das tut mir Ihretwegen leid, denn wir werden nicht nach Venedig zurückkehren, und wenn auch, wie könnte ich mich wohl sechs Monate dort aufhalten? Und das ist doch die Zeit, haben Sie gesagt, die Sie brauchen, um ein Mädchen kennenzulernen.«

»Ich würde gern die Auslagen zahlen.«

»Wahrhaftig? Sagen Sie es doch meinem Onkel, und er wird sich’s überlegen, denn ich kann nicht allein dorthin gehen.«

»In sechs Monaten würden Sie mich auch kennenlernen.«

»O, ich, – ich kenne Sie schon sehr gut.«

»Sie würden sich also an meine Person gewöhnen?«

»Warum nicht?«

»Und Sie würden mich lieben?«

»Ja, sehr, wenn Sie mein Gatte wären.«

Ich sah das junge Mädchen mit Erstaunen an. Sie machte den Eindruck einer als Bäuerin verkleideten Prinzessin. Ihr Kleid von schwerer Seide, mit goldenen Tressen besetzt, war von dem höchsten Lurus und mußte das Doppelte des schönsten Stadtkleides kosten. Ihre Armbänder, die ihrem Halsschmuck entsprachen, ergänzten den reichsten Putz. Sie besaß eine Nymphentaille, und da die Mode der Mäntelchen noch nicht bis aufs Land gedrungen war, sah ich den schönsten Busen, den man sich denken kann, obwohl ihr Kleid bis an den Hals zugeknöpft war. Der Saum des reichbesetzten Rockes ging nur bis zu den Knöcheln und ließ mich den kleinsten Fuß und das feinste Ankel erblicken. Ihr Gang war sicher und ungezwungen, alle Bewegungen waren frei, natürlich und anmutig, und ihr reizender Blick schien mir zu sagen: »Ich bin sehr zufrieden, daß Sie mich hübsch fanden.« Dies alles versetzte meine Sinne in einen Glückstaumel. Es war mir unbegreiflich, wie ein so entzückendes Mädchen vierzehn Tage in Venedig sein konnte, ohne irgend jemanden zu finden, der sie heiratete oder betrog. Besonders viel trugen zu meinem Entzücken bei ihr Geplauder und ihre Naivität, die ich als Großstädter für Dummheit hielt.

Von meinen Betrachtungen in Anspruch genommen und entschlossen, ihren Reizen eine glänzende Huldigung nach meiner Art darzubringen, erwarte ich mit Ungeduld das Ende der Messe.

Als wir gefrühstückt hatten, hatte ich die größte Mühe, dem Pfarrer begreiflich zu machen, daß ich zuletzt meinen Platz im Wagen einnehmen müßte. Aber ich hatte weniger Mühe, ihn bei unserer Ankunft in Treviso zu überreden, daß er in einem nicht sehr besuchten Gasthof zum Mittag- und Abendessen bleiben sollte, da ich die Kosten trüge. Er nahm die Einladung an, sobald ich ihm gesagt hatte, daß nach dem Abendessen ein Wagen bereitstehen würde, der ihn bei schönstem Mondschein in einer Stunde nach Pr. führen würde. Es drängte ihn nichts als die unbedingte Notwendigkeit, am nächsten Tage in seiner Kirche die Messe zu halten.

Nachdem ich im Wirtshaus ein gutes Feuer hatte anmachen lassen und ein gutes Mittagessen bestellt hatte, fiel mir ein, der Pfarrer könnte meinen Diamanten versetzen, so daß ich einige Augenblicke mit der Nichte allein sein würde. Ich machte ihm den Vorschlag, indem ich ihm sagte, ich wolle nicht selber hingehen, denn ich möchte nicht gerne erkannt werden. Er nahm meinen Vorschlag mit Eifer an und freute sich, mir eine Gefälligkeit erweisen zu können.

Er ging, und ich war mit der reizenden Cristina allein. Ich verbrachte eine Stunde mit ihr; aber ich versuchte nicht einmal, ihr einen einzigen Kuß zu geben, obwohl ich vor Verlangen danach starb. Allein ich bereitete ihr Herz auf das Verlangen, von dem ich entflammt war, durch alle jene Reden vor, die so leicht die Einbildungskraft eines jungen Mädchens erhitzen.

Der Pfarrer kam zurück und übergab mir den Ring mit Worten, daß ich ihn wegen des Festes der heiligen Jungfrau erst am übernächsten Tag versetzen könnte. Er hatte mit dem Kassier des Versatzamtes gesprochen, und dieser hatte ihm gesagt, man würde mir das Doppelte geben, wenn ich es wünschte.

»Herr Pfarrer,« sagte ich zu ihm, »Sie würden mir einen Dienst erweisen, wenn Sie von Pr. zurückkehrten, um ihn selbst zu versetzen, denn nachdem Sie ihn gezeigt haben, könnte es Verdacht erregen, wenn es durch einen anderen geschähe. Ich werde Ihnen den Wagen bezahlen.«

»Ich verspreche Ihnen, zurückzukommen.«

Ich hoffte natürlich, daß er auch seine Nichte mitbringen würde.

Während des Essens Cristina gegenübersitzend, entdeckte ich jeden Augenblick einen neuen Reiz an ihr. Allein da ich fürchtete, ihr Vertrauen zu verlieren, wenn ich mir im Laufe des Tages irgendeine unbedeutende Gunst verschaffte, so beschloß ich, nichts zu übereilen und es dahin zu bringen, daß der gute Pfarrer sie nach Venedig zurückführte. Nur dort konnte ich nach meiner Ansicht ihre Liebe erwecken und dieser die passende Nahrung zuführen.

»Herr Pfarrer,« sagte ich zu ihm, »ich rate Ihnen, Ihre Nichte wieder nach Venedig zu führen. Ich übernehme alle Auslagen, und ich werde Ihnen eine tugendhafte Person verschaffen, bei der Fräulein Cristina so sicher sein wird wie unter den Augen ihrer Mutter. Ich muß sie gut kennenlernen, um sie heiraten zu können; dann aber kann die Sache gar nicht fehlschlagen.«

»Mein Herr, ich werde meine teure Nichte selbst hinführen, sobald Sie mich benachrichtigt haben, daß Sie das Haus gefunden haben, dem ich sie mit Sicherheit anvertrauen kann.«

Während wir miteinander sprachen, blickte ich auf Cristina und sah sie voll Befriedigung lächeln.

»Meine teure Cristina,« sagte ich zu ihr, »in höchstens einer Woche wird die Sache geordnet sein. Während dieser Zeit werde ich Ihnen schreiben; ich hoffe, daß Sie mir antworten werden.«

»Mein Onkel wird Ihnen für mich antworten, denn ich habe niemals Lust gehabt, schreiben zu lernen.«

»Ei, mein teures Kind, wie wollen Sie die Frau eines Venezianers werden, ohne schreiben zu können?«

»Aber ist es denn notwendig, schreiben zu können, um Frau zu werden? Lesen kann ich sehr gut.«

»Das genügt nicht, und obwohl man Frau und Familienmutter sein kann, ohne einen Strich vom A ziehen zu können, ist es dennoch erwünscht, daß ein junges Mädchen schreiben kann; ich verwundere mich, daß Sie es nicht können.«

»Aber welches Wunder! Es gibt bei uns kein einziges Mädchen, das es kann; nicht wahr, Onkel?«

»Das ist wahr, allein keine denkt dran, nach Venedig zu heiraten; aber da du das willst, so mußt du es lernen.«

»Gewiß« sagte ich zu ihr, »und zwar bevor Sie nach Venedig kommen, denn man würde sich über Sie lustig machen, wenn Sie es nicht verstünden. Das macht Sie traurig, meine Teure, aber es tut mir leid.«

»Es verdrießt mich, weil es unmöglich ist, in einer Woche schreiben zu lernen.«

»Ich verpflichte mich,« sagte ihr Onkel, »es dich in vierzehn Tagen zu lehren, wenn du allen Fleiß darauf verwenden willst. Du wirst dann genug können, um dich später selber weiterzubilden.«

»Es ist das ein großes Unternehmen, allein ich nehme es auf mich, und verspreche Ihnen, Tag und Nacht zu studieren; schon morgen will ich beginnen.«

Als wir gegessen hatten, sagte ich dem Pfarrer, statt nach dem Abendessen abzureisen, würde er wohl daran tun, sich in der Nacht auszuruhen und erst eine Stunde vor Tagesanbruch zu fahren. So würde er noch zeitig genug für seine Messe ankommen und frischer sein. Am Abend erneuerte ich meinen Vorschlag, und da er sah, daß seine Nichte schläfrig war, ließ er sich leicht überreden. Ich rief die Wirtin, um einen Wagen zu bestellen, und als ich ihr auftrug, mir im benachbarten Zimmer Feuer zu machen und ein Bett zu bereiten, sagte der fromme Pfarrer zu mir, das wäre nicht nötig, weil in dem Zimmer, in dem wir uns befänden, zwei Betten wären, das eine für mich und das andere für seine Nichte und ihn.

»Wir werden uns nicht auskleiden,« fügte er hinzu, »aber Sie können sich in aller Freiheit ausziehen; denn da Sie nicht mit uns fahren, können Sie im Bett bleiben, solange es Ihnen beliebt.«

»Oh!« sagte Cristina, »ich muß mich ausziehen, denn sonst könnte ich nicht schlafen; allein ich werde Sie nicht warten lassen, denn ich brauche nur eine Viertelstunde, um mich zurechtzumachen.«

Ich sagte nichts, aber ich konnte vor Erstaunen nicht zu mir kommen. Cristina, das reizende Mädchen, geschaffen, einen Xenokrates zu verführen, schlief nackt bei ihrem Onkel, dem Pfarrer, der allerdings alt, sehr fromm und keineswegs dazu angetan war, um diese Anordnung verwegen erscheinen zu lassen. Aber man mag sagen, was man will, der Pfarrer war schließlich doch ein Mann, er mußte es ebenso gut gewesen sein wie ein anderer und wissen, daß er sich Gefahr aussetzte. Mein ganz auf das Fleischliche gerichteter Verstand fand das unerhört. Und dennoch war die Sache unschuldig, und so unschuldig, daß er sie nicht nur nicht verbarg, sondern daß er selber nicht einmal an die Möglichkeit dachte, man könnte etwas Schlimmes dabei finden. Ich sah das alles ein, aber ich war an so etwas nicht gewöhnt und konnte es durchaus nicht begreifen. Als ich an Alter und Erfahrung zunahm, habe ich diesen Gebrauch in vielen Ländern bei braven Menschen gefunden, deren guten Sitten er keineswegs anstößig war. Allein, ich wiederhole, das geschieht nur unter braven Leuten, und ich mache keinen Anspruch darauf, zu denen zu gehören.

Wir hatten zu Mittag kein Fleisch gegessen, und mein verwöhnter Gaumen war wenig befriedigt worden. Ich stieg in die Küche hinab und sagte der Wirtin, ich wollte das Beste, was der Markt von Treviso böte, und vor allen Dingen ausgezeichneten Wein.

»Wenn es Ihnen auf die Ausgabe nicht ankommt, mein Herr, lassen Sie mich nur sorgen, Sie werden zufrieden sein. Sie werden Gattawein bekommen.«

»Gut, und Bereiten Sie das Abendessen rechtzeitig.«

Ich ging wieder hinauf und überraschte Cristina, wie sie die Wangen ihres alten fünfundfiebzigjährigen Oheims streichelte. Der gute Mann lachte.

»Wissen Sie, um was es sich handelt?« fragte er mich. »Meine Nichte liebkost mich, damit ich sie bis zu meiner Rückkehr hier lasse. Sie sagt mir, Sie hätten heute früh die Stunde, die ich Sie mit ihr allein gelassen habe, wie ein Bruder mit seiner Schwester verbracht, und ich glauhe es. Allein sie denkt nicht daran, daß sie Sie belästigen würde.«

»Nein, im Gegenteil, seien Sie sicher, daß sie mir Vergnügen machen wird, denn ich finde sie höchst liebenswürdig. Daß sie und ich unserer Pflicht eingedenk sein werden, darauf können Sie sich, glaube ich, unbedingt verlassen.«

»Ich zweifle nicht daran. Ich lasse sie Ihnen also bis übermorgen. Sie werden mich rechtzeitig wieder hier sehen, um Ihr Geschäft zu besorgen.«

Infolge dieses so überraschenden und unerwarteten Übereinkommens stieg mir das Blut zu Kopf, und ich hatte ein Nasenbluten, das länger als eine Viertelstunde dauerte. Ich machte mir nichts daraus, denn ich war an diese Zufälle gewöhnt, aber der gute Pfarrer hatte Angst, denn er furchtete einen Blutsturz.

Sobald er sich beruhigt hatte, verließ er uns wegen seines Geschäftes und sagte uns, er werde erst mit Eintritt der Nacht zurückkehren. Ich sah mich allein mit der liebenswürdigen und naiven Cristina und beeilte mich, ihr für das Vertrauen zu danken, das sie mir entgegenbrachte.

»Ich gebe Ihnen die Versicherung,« sagte sie, »daß ich mich danach sehne, Sie möchten mich ganz kennenlernen. Sie würden sehen, daß ich nicht die Fehler habe, die Ihnen an den Mädchen, die Sie in Venedig kennengelernt haben, so sehr mißfallen haben. Außerdem verspreche ich Ihnen, sofort gut schreiben zu lernen.«

»Sie sind anbetungswürdig in Ihrer Aufrichtigkeit, aber Sie müssen in Pr. verschwiegen sein und niemandem sagen, daß Sie mit mir ein Abkommen getroffen hahen. Sie werden sich danach richten, was Ihnen Ihr Oheim sagen wird, denn ich werde ihm alles schreiben.«

»Sie können auf meine Verschwiegenheit zählen, und selbst meine Mutter wird nur dann etwas erfahren, wenn Sie mir gestatten, es ihr zu sagen.«

So verbrachte ich den Tag, indem ich mir die geringsten Freiheiten verwehrte; dabei aber verliebte ich mich immer mehr in das reizende Mädchen. Ich erzählte ihr kleine galante Geschichten, die ich derart verschleierte, daß ich sie interessierte, ohne sie scheu zu machen, und ich sah, obwohl sie nicht alles begriff, daß sie so tat, als verstände sie es, um mir gegenüber nicht unwissend zu erscheinen.

Als ihr Onkel zurückkehrte, machte ich allerlei Pläne, was zu tun sei, um sie zu heiraten, und ich nahm mir vor, sie ebenfalls zu der guten Witwe zu führen, wo ich meine schöne Gräfin untergebracht hatte.

Wir setzten uns zu Tische, und unser Abendessen war ausgezeichnet. Ich mußte Cristina lehren, Austern und Trüffeln zu essen, die sie zum erstenmal vor sich sah. Der Wein von Gatta ist wie der Champagner, er erheitert, aber berauscht nicht; leider erhält er sich nur von einer Lese bis zur anderen. Wir legten uns vor Mitternacht nieder und ich erwachte erst bei vollem Tag. Der Geistliche war so leise fortgegangen, daß ich ihn nicht gehört hatte.

Ich drehte mich gegen das andere Bett um und sah nur Cristina darin schlafen. Ich wünschte ihr guten Morgen, sie erwachte, kam zu sich und fächelte, indem sie sich auf den Ellbogen stützte.

»Mein Oheim ist fort, ich habe ihn nicht gehört.«

»Meine teure Freundin, du bist schön wie ein Engel; ich sterbe vor Verlangen, dir einen Kuß zu gehen.«

»Wenn du dieses Verlangen hast, mein teurer Freund, dann komm und gib mir ihn.«

Ich sprang aus dem Bett, der Anstand ließ sie zurückweichen; es war kalt, ich war verliebt und lag mit einer jener plötzlichen Bewegungen, die das Gefühl allein herbeiführt, in ihren Armen, und wir gehörten einander an, ohne daran gedacht zu haben, uns hinzugeben, sie glücklich und ein wenig verwirrt, ich strahlend und dennoch erstaunt über einen Sieg, den ich ohne Kampf errungen hatte.

Nach einer Stunde zärtlichen Vergessens wurden wir ruhiger und blickten uns gefühlvoll an, aber ohne uns etwas zu sagen. Cristina war die erste, die das Schweigen brach:

»Was haben wir getan?« sagte sie mit der zärtlichsten Miene und im sanftesten Ton.

»Wir haben uns verheiratet.«

»Was wird morgen mein Onkel sagen?«

»Er wird es erst dann erfahren, wenn er uns die eheliche Einsegnung in der Kirche seiner Gemeinde gegeben hat.«

»Und wann wird er sie uns geben?«

»Sobald wir alle nötigen Vorbereitungen zu einer öffentlichen Heirat getroffen haben.«

»Wieviel Zeit erfordert das?« »Kaum einen Monat.«

»Man kann sich in der Fastenzeit nicht verheiraten.«

»Ich werde die Erlaubnis dazu erhalten.«

»Du hintergehst mich doch nicht?«

»Nein; ich bete dich an.«

»Du brauchst mich also nicht kennenzulernen?«

»Nein, denn ich kenne dich ganz und gar, und ich bin sicher, daß du mein Glück sein wirst.«

»Und du das meine.«

»Ich hoffe es.«

»Laß uns aufstehen und in die Messe gehen. Wer hätte das gedacht, daß ich, um einen Mann zu bekommen, nicht nach Venedig gehen, sondern von dort zurückkehren müßte?«

Wir erhoben uns, und nachdem wir gefrühstückt hatten, gingen wir in die Messe. Der Rest des Vormittags verstrich unbemerkt bis zum Mittagessen. Da ich Cristina anders fand als am Tage vorher, fragte ich sie nach dem Grund:

»Es muß derselbe sein,« sagte sie zu mir, »der dich nachdenklich macht.«

»Mein nachdenkliches Wesen, meine Teure, ist der glücklichen Liebe angemessen, wenn diese sich mit der Ehre auseinandersetzt. Die Angelegenheit ist sehr ernst geworden, und die Liebe sieht sich zur Überlegung verpflichtet. Es handelt sich um unsere kirchliche Heirat, und wir können sie nicht vor der Fastenzeit schließen, denn wir sind in den letzten Tagen des Faschings, indessen können wir nicht bis Ostern warten, denn die Zeit würde uns zu lang erscheinen. Wir brauchen einen rechtsgültigen Dispens, um unsere Hochzeit zu feiern. Habe ich also nicht sehr viel Grund nachzudenken?«

Statt aller Antwort erhob sie sich und umarmte mich mit Zärtlichkeit. Was ich ihr gesagt hatte, war wahr, allein ich konnte ihr nicht alles sagen, was mich nachdenklich machte. Ich erblickte mich in einer Verpflichtung, die mir nicht mißfiel, aber ich würde gewünscht haben, daß es nicht so eilig gewesen wäre. Ich konnte mir nicht verhehlen, daß etwas Reue sich in meine verliebte und gut gesinnte Seele schlich. Und das betrübte mich. Indessen hatte ich die Gewißheit, daß das ausgezeichnete Geschöpf mir niemals sein Unglück werde vorzuwerfen haben.

Wir hatten den ganzen Abend vor uns, und da sie mir gesagt hatte, daß sie noch niemals ein Theater gesehen hätte, so entschloß ich mich, ihr dieses Vergnügen an diesem Abend noch zu bieten. Ich ließ einen Juden kommen, der mich mit allem versorgte, was zur Maskierung nötig war, und wir gingen. Ein Verliebter findet seine wahre Lust nur in dem Vergnügen, das er dem geliebten, Gegenstand verschafft. Nach der Vorstellung führte ich sie ins Kasino, und sie machte mich lachen durch das Erstaunen, das sie zeigte, als sie zum erstenmal eine Pharaobank sah. Ich hatte nicht Geld genug, um selbst zu spielen, aber mehr als genug, um sie durch ein kleines Spiel zu unterhalten. Ich gab ihr zehn Zechinen, indem ich ihr sagte, was sie tun sollte. Sie kannte keine Karten. Allein in weniger als einer Stunde hatte sie gegen hundert Zechinen vor sich liegen. Ich ließ sie nun das Spiel aufgeben, und wir zogen uns zurück. Als wir in unserem Zimmer waren, ließ ich sie das Geld zählen, das sie gewonnen hatte, und als sie erfuhr, daß dies ganze Gold ihr gehörte, glaubte sie zu träumen.

»O! Was wird mein Onkel sagen?« rief sie aus.

Wir nahmen ein leichtes Mahl ein und verbrachten hierauf eine köstliche Nacht; doch trugen wir Sorge dafür, uns bei Tagesanbruch zu trennen, damit der gute Pfarrer uns nicht beisammen fände. Er kam sehr zeitig und fand uns, jedes in seinem Bett, in tiefem Schlummer. Er weckte mich auf, und ich gab ihm den Ring, mit dem er fortging, um ihn zu versetzen. Zwei Stunden später kam er zurück und fand uns angekleidet und am Kaminfeuer plaudernd. Sobald ihn Cristina sah, eilte sie ihn zu umarmen, hierauf zeigte sie ihm alles Gold, dessen Eigentümerin sie war. Welche süße Überraschung für den guten alten Priester! Er wußte nicht, wie er seine Bewunderung ausdrücken sollte. Er dankte Gott für das Wunder, wie er es nannte, und schloß daraus, daß wir dazu geboren wären, einander zu beglücken.

Als es Zeit wurde, uns zu trennen, versprach ich ihm, sie zu Beginn der Fastenzeit zu besuchen, aber unter der Bedingung, daß ich bei meiner Ankunft niemanden weder von meinem Namen noch von unseren Angelegenheiten unterrichtet finden würde. Er übergab mir das Taufzeugnis seiner Nichte und das Verzeichnis ihrer Mitgift, und sobald ich sie abreisen gesehen hatte, schlug ich den Weg nach Venedig ein, verliebt und entschlossen, dem reizenden Mädchen die Treue nicht zu brechen. Ich wußte, daß es mir leicht sein würde, meine drei Freunde zu überzeugen, daß meine Heirat in dem großen Buch des Schicksals unwiderruflich vorgeschrieben stände.

Bei meinem Erscheinen waren die drei ausgezeichneten Männer vor Freude trunken, denn, da sie nicht gewöhnt waren, daß ich drei Tage fortblieb, fürchteten die Herren Dandolo und Barbaro, mir wäre irgendein Unglück zugestoßen, aber Herr von Bragadino, der einen stärkeren Glauben besaß, tröstete sie mit den Worten, mir könnte kein Unglück geschehen, da ich Paralis zur Schildwache hätte.

Gleich am nächsten Morgen entschloß ich mich, das Glück Cristinens herbeizuführen, ohne sie mit mir zu verbinden. Ich hatte den Gedanken gehabt, sie zu heiraten, als ich sie mehr als mich selbst liebte. Allein nach dem Genuß hatte sich die Wagschale so sehr auf meine Seite geneigt, daß meine Eigenliebe sich stärker erwies als meine Liebe. Ich konnte mich nicht entschließen, auf die Vorteile und Hoffnungen zu verzichten, die ich mit meiner Unabhängigkeit verbunden glaubte. Trotzdem war ich ein Sklave des Gefühls. Dieses naive und unschuldige Mädchen zu verlassen, erschien mir als eine so schwarze Handlung, daß ich fühlte, sie würde über meine Kräfte gehen. Schon der Gedanke daran ließ mich erschauern. Ich fühlte, daß sie möglicherweise in ihrem Schoße ein Pfand unserer gegenseitigen Liebe trüge, und ich zitterte vor der Möglichkeit, daß ihr Vertrauen zu mir mit der Schande und dem Unglück ihres ganzen Lebens bezahlt werden sollte. Ich dachte daran, für sie einen Mann ausfindig zu machen, der mir in jeder Hinsicht vorzuziehen wäre, einen Mann, der geschaffen wäre, daß sie mir nicht allein die Schmach verziehe, die ich ihr angetan hatte, sondern daß sie mich sogar wegen meines Betruges schätzte und mich um so mehr liebte.

Diesen Gatten zu finden, konnte nicht schwierig sein, denn Cristina war ein Muster von Schönheit, sie genoß in ihrem Dorf eines tadellosen Rufes, und sie besaß außerdem eine Mitgift von viertausend Venezianer Silberdukaten.

Ich schloß mich mit den drei Bewunderern meines Orakels ein und stellte, die Feder in der Hand, an Paralis eine Frage über eine Angelegenheit, die mein Herz bedrückte. Er gab mir die Antwort:

»Vertraue die Sache Serenus an.«

Dies war der kabbalistische Name des Herrn von Bragadino, und da der wackere Mann sich willig allem unterwarf, was ihm Paralis zu tun befahl, so lag es nur an mir, ihn zu unterrichten.

»Es handelt sich darum,« sagte ich zu ihm, »von dem Heiligen Vater einen Heiratsdispens zugunsten eines sehr ehrbaren Mädchens zu erhalten, so daß es während der Fastenzeit öffentlich seine Hochzeit in der Kirche seines Dorfes feiern könnte. Es ist ein junges Landmädchen. Hier,« sagte ich, »ist ihr Taufzeugnis. Man kennt den Gatten noch nicht. Allein das macht nichts, da Paralis ihn ausfindig machen wird.«

»Verlasse dich auf mich,« sagte mein Vater zu mir, »ich werde gleich morgen unserem Gesandten in Rom schreiben und ich werde es derart einrichten, daß der Minister, der den Wochendienst hat, meine Depesche mit einem eigenen Boten fortschickt. Laß mich nur machen; ich will diesem Geschäft das Aussehen einer Staatsangelegenheit geben, und Paralis wird um so besser bedient werden, als ich voraussehe, daß der Gatte einer von uns Vieren sein wird. Wir müssen uns also zum Gehorsam bereit halten.«

Ich mußte mir Gewalt antun, um nicht in ein helles Gelächter auszubrechen, denn ich sah, daß es vollkommen in meinem freien Belieben stand, Cristina zur venezianischen Edeldame und Frau eines Senators zu machen. Allein tatsächlich dachte ich nicht daran. Als ich mein Orakel neuerdings befragte, wo der Gatte des jungen Mädchens sein würde, gab es zur Antwort, daß Herr Dandolo es übernehmen sollte, einen jungen, schönen, gescheiten und zum inneren oder äußeren Dienste der Republik fähigen Bürger ausfindig zu machen. Aber er sollte sich in nichts einlassen, ohne mich um Rat zu fragen. Ich gab ihm Mut, indem ich ihm sagte, daß das junge Mädchen viertausend Dukaten Kurant Mitgift befäße, und daß er vierzehn Tage Zeit hätte, um ´seine Wahl zu treffen. Herr von Bragadina war entzückt, nicht mit diesem Auftrag beschwert zu werden und lachte sich halb zu Tode.

Nach diesem doppelten Schritt fühlte ich mich ruhig. Ich war überzeugt, daß man einen solchen Gatten finden würde, wie ich ihn wünschte. Ich dachte also nur daran, meinen Karneval gut abzuschließen und mich derart einzurichten, daß ich meine Börse in einem dringenden Augenblick nicht leer fand.

Das Glück setzte mich bald in den Besitz von tausend Zechinen. Vor allen Dingen bezahlte ich meine Schulden. Als der Dispens nach zehn Tagen in Rom angelangt war, übergab ich Herrn von Bragadino die hundert römischen Taler, die er gekostet hatte. Dieser Dispens gestattete Cristina, sich in jeder Kirche der Christenheit zu verheiraten, nur mußte das Siegel der bischöflichen Diözesankanzlei beigefügt sein, die von der gewöhnlichen Publikation des Aufgebotes dispensierte. Es fehlte also bloß noch eine Kleinigkeit, der Gatte. Herr Dandolo hatte mir schon drei oder vier vorgeschlagen, von denen ich aus guten Gründen nichts hatte wissen wollen, aber schließlich machte er mir einen ganz nach Wunsch ausfindig.

Ich mußte den Ring wieder auslösen; da ich aber nicht selber erscheinen wollte, schrieb ich dem Pfarrer, er möchte sich an dem und dem Tage und zu der und der Stunde in Treviso einfinden. Man kann sich denken, daß ich nicht überrascht war, ihn in Begleitung seiner schönen Nichte ankommen zu sehen. Da sie mit Sicherheit glaubte, daß ich nur gekommen wäre, um die Anordnungen für unsere Heirat zu treffen, so legte sie sich keinen Zwang auf. Sie umarmte mich zärtlich, und ich machte es ebenso. In dieser süßen Umarmung wäre es um meinen Heroismus geschehen gewesen, wenn ihr Onkel nicht zugegen gewesen wäre. Ich legte in die Hände des Pfarrers den päpstlichen Dispens, und das schöne Gesicht Cristinas erschien im Augenblick ganz freudestrahlend. Sie konnte sich natürlich nicht vorstellen, daß ich für einen anderen als mich so tätig gearbeitet hätte, und da ich noch nicht volle Gewißheit hatte, so wollte ich sie in diesem Augenblick nicht enttäuschen. Ich versprach ihr, in acht oder zehn Tagen nach Pr. zu gehen, wo wir dann alles festsetzen würden. Nach dem Abendessen übergab ich dem Pfarrer den Pfandschein und das Geld, um den Ring aus dem Versatzamte wieder auszulösen; sodann gingen wir schlafen. Diesmal war glücklicherweise nur ein einziges Bett im Zimmer, und ich mußte mich in einem anderen niederlegen.

Am nächsten Morgen trat ich in das Zimmer Cristinens, die ich noch im Bett fand. Ihr Onkel war fortgegangen, um meinen Solitär zu holen und ich, allein mit diesem herrlichen Mädchen, hatte Gelegenheit zu beobachten, daß ich nötigenfalls auch zurückhaltend sein konnte. Da ich sie nicht mehr als mein Eigentum betrachtete und da ich ihr Herz zugunsten eines anderen umstimmen mußte, so umarmte ich sie zärtlich, aber ich blieb vernünftig. Ich verbrachte eine Stunde mit ihr, während welcher ich wie der heilige Antonius gegen das Fleisch kämpfen mußte. Ich sah das reizende Mädchen verliebt und überrascht, und ich bewunderte ihre Tugend, indem ihre natürliche Sittsamkeit ihr nicht gestattete, mir entgegenzukommen. Sie stand auf, kleidete sich an und zeigte keine üble Laune. Sie würde sicherlich gekränkt gewesen sein, wäre ihr in den Sinn gekommen, daß ich sie hätte verachten oder den Wert ihrer Reize hätte verkennen können.

Ihr Onkel kehrte zurück, übergab mir den Diamanten, und wir speisten zu Mittag. Nach dem Essen zeigte er mir ein kleines Wunder. Seine Nichte hatte schreiben gelernt, und um mir davon einen Beweis zu geben, schrieb sie sehr hübsch und sehr geläufig in meiner Gegenwart nach seinem Diktat.

Bald darauf trennten wir uns, nachdem ich ihnen mein Versprechen wiederholt hatte, in etwa zehn Tagen wiederzukommen, und ich kehrte am Abend nach Venedig zurück.

Am zweiten Fastensonntag sagte mir Herr Dandolo gleich nach der Predigt mit triumphierender Miene, der glückliche Gatte wäre gefunden, und er wäre überzeugt, daß er meine Zustimmung erhalten würde. Sodann nannte er mir Carlo ***, den ich vom Sehen kannte. Es war ein sehr schöner, junger, gesitteter Mann, der fast zweiundzwanzig Iahre alt war. Er war Schreiber bei dem »Ragionato« und Patenkind des Grafen Algarotti, dessen eine Schwester mit einem Bruder des Herrn Dandolo verheiratet war.

»Der junge Mann«, sagte mir Herr Dandolo, »hat weder Vater noch Mutter mehr, und ich bin überzeugt, daß sein Pate sich für die Mitgift verbürgen wird, die eine Gattin ihm zubringen wird. Ich habe ihn ausgeforscht und bemerkt, daß er sich bereit finden würde, sich mit einem ehrbaren Mädchen zu verheiraten, die ihm das mitbrächte, womit er sich die Stelle erkaufen könnte, die er jetzt nur in der Eigenschaft eines Schreibers innehätte.«

»Das ist ausgezeichnet, allein ich kann nichts entscheiden, bis ich ihn nicht selber gesprochen habe.«

»Er wird morgen zu uns zum Essen kommen.«

Er kam in der Tat, und ich fand ihn der Lobsprüche des Herrn Dandolo sehr würdig. Wir wurden Freunde. Er hatte Neigung für die Poesie, ich zeigte ihm einige meiner Leistungen, und als ich ihn am folgenden Tage besuchte, teilte er mir einige kleine Werke mit, die ich gut gemacht fand. Er stelle mich seiner Tante vor, bei der er mit seiner Schwester wohnte, und ich war entzückt über ihre Liebenswürdigkeit und den Empfang, den sie mir bereiteten. Als ich mich mit ihm allein in seinem Zimmer befand, fragte ich ihn, was er von der Liebe halte.

»Ich mache mir nichts aus ihr,« sagte er mir, »aber ich suche mich zu verheiraten, um eine unabhängige Stellung zu erhalten.«

In den Palast zurückgekehrt, sagte ich Herrn Dandolo, er könne über die Angelegenheit mit dem Grafen Algarotti verhandeln, und dieser sprach mit Carlo darüber, der erwiderte, daß er weder ja noch nein sagen könnte, bevor er seine Zukünftige gesehen, mit ihr gesprochen und sich über alles, was sie anginge, unterrichtet hätte. Übrigens war der Graf bereit, für sein Patenkind Bürgschaft zu leisten, das heißt, für die viertausend Dukaten der Gattin zu haften, wenn ihre Mitgift soviel wert wäre. Nach diesen Unterhandlungen kam die Reihe an mich.

Da Dandolo Carlo gesagt hatte, daß die ganze Angelegenheit in meinen Händen liege, so suchte mich dieser auf und fragte mich, wann ich die Gefälligkeit haben könnte, ihn mit der jungen Person bekannt zu machen.

»An dem und dem Tage,« sagte ich zu ihm, »aber man muß einen ganzen Tag opfern, denn die Zukünftige wohnt zwanzig Meilen von hier. Wir werden mit ihr speisen und am Abend wieder zum Schlafen nach Venedig zurückkehren.«

Er versprach mir, mit Tagesanbruch zu meinem Befehl zu stehen, und wir trennten uns. Sofort schickte ich einen Eilboten an den Pfarrer, um ihn zu benachrichtigen, daß ich mit einem Freunde bei ihm erscheinen würde, und daß wir alle drei mit seiner Nichte speisen wollten.

Am verabredeten Tage traf Carlo pünktlich ein, und ich trug Sorge, ihm auf der Fahrt zu erzählen, daß ich vor ungefähr einem Monat auf einer Fahrt nach Mestre die Bekanntschaft der jungen Person und ihres Oheims gemacht hätte und daß ich mich selbst als Gatten angeboten haben würde, wenn ich eine sichere Stellung hätte und ihr ihre viertausend Dukaten verbürgen könnte. Weiter glaubte ich mit meinen vertraulichen Mitteilungen nicht herausrücken zu sollen.

Wir kamen bei dem guten Pfarrer zwei Stunden vor Mittag an, und eine Viertelstunde später erschien Cristina mit ganz freiem Wesen. Sie wünschte ihrem Onkel guten Tag und sagte mir, sie freue sich sehr über meine Ankunft. Carlo nickte sie nur mit dem Kopfe zu, indem sie mich fragte, ob er Schreiher wäre wie ich. Carlo antwortet ihr, er sei Schreiber beim Ragionato. Sie tat so, als ob sie ihn verstünde, denn sie wollte nicht unwissend erscheinen.

»Ich will«, sagte sie mir, »Ihnen meine Schrift zeigen, und dann werden wir meine Mutter besuchen, wenn es Ihnen gefällig ist.«

Entzückt über das Lob, das Carlo ihrer Schrift zollte, als er erfuhr, daß sie erst seit einem Monat schreiben gelernt hätte, lud sie uns ein, ihr zu folgen. Unterwegs frug Carlo sie, warum sie bis zum neunzehnten Jahre gewartet hätte, um schreiben zu lernen.

»Erstlich, mein Herr, was geht Sie das an? Sodann bin ich nicht neunzehn Jahre alt, denn ich zähle erst siebzehn.«

Carlo bat sie um Entschuldigung, indem er über ihren schroffen Ton lachte.

Sie war als einfaches Bauernmädchen gekleidet, aber sehr sauber und trug um den Hals und an ihren Armen ihre prächtigen Goldketten. Ich sagte ihr, sie möge uns die Arme geben, und sie tat es, indem sie einen gehorsamen Blick auf mich warf. Wir fanden ihre Mutter, die ein schmerzhaftes Hüftweh dazu verdammte, im Bette zu bleiben. Ein Mann von gutem Aussehen, der an der Seite der Kranken saß, erhob sich, als er uns sah, und umarmte Carlo. Man sagte mir, dieser Herr sei der Arzt, und das machte mir Vergnügen.

Nachdem wir der guten Frau die angemessenen Komplimente gemacht hatten, fragte der Arzt Carlo nach seiner Schwester und seiner Tante. Da er von seiner Schwester sprach, die eine geheime Krankheit hatte, bat Carlo seinen Freund, mit ihm abseits zu sprechen, und sie gingen hinaus. Als ich mit der Mutter und Tochter, die sich auf das Bett ihrer Mutter gesetzt hatte, allein geblieben war, lobte ich Carlo, seine gute Aufführung, seine Sitten, seine Geschicklichkeit und ich pries das Glück der Frau, die der Himmel ihm zur Gattin geben würde. Alle beide bestätigten meine Lobsprüche, indem sie sagten, er trage auf seinem Gesicht alles Gute, das ich ihm nachsage.

Da ich keine Zeit zu verlieren hatte, sagte ich zu Cristina, daß sie bei Tisch auf ihrer Hut sein sollte, weil es möglich wäre, daß das der Gatte wäre, den der Himmel ihr bestimmt hätte.

»Mir?«

»Ja, Ihnen. Er ist ein einziger junger Mann; Sie werden mit viel glücklicher sein, als Sie es mit mir sein würden, und da der Arzt ihn kennt, so werden Sie von ihm alles erfahren können, was ich Ihnen jetzt zu sagen nicht Zeit habe.«

Man stelle sich die Qual vor, die diese Erklärung ex abrupto mir machen mußte, und meine Überraschung, als ich das junge Mädchen ruhig und keineswegs fassungslos sah! Diese Erscheinung hielt die Tränen auf, die ich beinahe vergossen hätte. Nachdem sie eine Minute lang geschwiegen hatte, fragte sie mich, ob ich überzeugt wäre, daß dieser hübsche Jüngling sie haben wollte. Diese Frage, die mir den Zustand von Cristinas Herz zeigte, beruhigte mich und verscheuchte meine Qual, denn ich sah, daß ich sie nicht recht gekannt hatte. Ich sagte ihr, sie könne so, wie sie sei, niemandem mißfallen.

»Beim Essen, meine teure Cristina, wird mein Freund Sie studieren, und es wird nur von Ihnen abhängen, alle guten Eigenschaften, die Ihnen Gott gegeben hat, leuchten zu lassen. Bewirken Sie besonders, daß er keinen Argwohn über unsere vertraute Freundschaft fassen kann.«

»Das ist sehr sonderbar. Ist mein Onkel über diesen Wechsel der Szene unterrichtet?«

»Nein.«

»Und wenn ich ihm gefalle, wann wird er mich heiraten?«

»In acht bis zehn Tagen. Ich werde für alles Sorge tragen. Sie werden mich im Laufe der Woche wieder hier sehen.«

Als Carlo mit dem Doktor wieder eingetreten war, verließ Cristina das Bett ihrer Mutter und nahm uns gegenüber einen Stuhl. Sie beantwortete mit viel Verstand alle Fragen, die Carlo an sie richtete, indem sie ihn manchmal durch ihre Naivitäten, niemals aber durch Dummheiten, zum Lachen reizte. Reizende Naivität! Kind des Geistes und der Unwissenheit! Deine Zauber sind entzückend, und du allein hast die Macht, alles zu sagen, ohne jemals zu beleidigen. Aber wie häßlich bist du, wenn du nicht natürlich bist! Und du bist das Meisterwerk der Kunst, wenn du zur vollkommenen Nachahmung wirst.

Wir speisten ein wenig spät, und ich nahm mich in acht, mit Cristina weder zu sprechen, noch sie anzublicken, um sie nicht abzulenken. Carlo beschäftigte sie fortwährend, und ich sah mit lebhafter Genugtuung, daß sie ihm mit Leichtigkeit und voll Munterkeit die Spitze bot. Als wir nach dem Speisen im Begriff waren, uns zu trennen, sagte sie ihm ein Wort, das mir ins Herz schnitt.

»Sie sind geschaffen,« hatte Carlo ihr gesagt, »um einen Fürsten zu beglücken.«

»Ich würde mich glücklich schätzen,« versetzte sie, »wenn Sie mich für würdig hielten, Sie zu beglücken.«

Diese Worte setzten Carlo ganz in Feuer. Er umarmte mich, und wir gingen.

Cristina war einfältig, aber ihre Einfalt lag keineswegs in ihrem Verstande, sondern in ihrem Herzen. Die Einfalt des Verstandes ist Dummheit, die des Herzens ist nur Unwissenheit, Unschuld: sie ist eine wahre Tugend, die selbst dann noch bleibt, nachdem die Ursache aufgehört hat. Das junge Mädchen, das beinahe ein Naturkind war, war einfältig in ihren Manieren, aber anmutig durch jene tausend Nichtigkeiten, die man nicht beschreiben kann. Sie war aufrichtig, denn sie wußte nicht, daß die Verheimlichung aller seiner Gefühle eine Vorschrift der Schicklichkeit ist. Und da ihre Absicht stets rein war, so war sie nicht mit jener häßlichen Scham, jener falschen Bescheidenheit behaftet, die die erheuchelte Unschuld zwingen, über ein Wort oder einer Bewegung zu erröten, die oft keiner bösen Absicht entspringen.

Während der ganzen Fahrt sprach Carlo nur von seinem Glück. Er war entschieden verliebt.

»Ich werde«, sagte er, »gleich morgen zum Grafen Algarotti gehen, und Sie können dem Pfarrer schreiben, er möge mit allen nötigen Papieren kommen, um den Heiratsvertrag aufzusetzen, den ich mich zu unterschreiben sehne.«

Er lachte vor Glück und Überraschung, als ich ihm sagte, daß ich seiner Zukünftigen das Geschenk eines päpstlichen Freibriefes gemacht hätte, um sich während der Fastenzeit verheiraten zu können. »Wir müssen also«, sagte er, »die Sache schnell zu Ende führen.«

In der Unterredung, die mein junger Stellvertreter am nächsten Tage mit Herrn Dandolo und seinem Paten hatte, wurde abgemacht, daß man dem Pfarrer schreiben wollte, mit seiner Nichte zu kommen. Ich übernahm es, den Auftrag persönlich zu bestellen, und nachdem ich Venedig zwei Stunden vor Tagesanbruch verlassen hatte, ich mich nach Pr., wo der Pfarrer, um mir zu folgen, nur soviel Zeit verlangte, daß er noch seine Messe lesen könnte. Ich begab mich zu der Braut, und hielt ihr eine gefühlvolle und väterliche Rede, deren Worte bezweckten, ihr den Weg des Glückes in dem neuen Stande vorzuzeichnen, in den sie eintrat. Ich sagte ihr, wie sie sich gegen ihren Mann, seine Tante und ihre Schwägerin betragen sollte, um ihre Liebe und ihre Freundschaft zu gewinnen. Der Schluß meiner Rede war pathetisch und für mich selber ein wenig beschämend, denn, da ich ihr die Treue empfahl, so war es natürlich, daß ich sie um Verzeihung bat, sie verführt zu haben.

»Als Sie mir das erstemal, da wir die Schwäche hatten, uns einander hinzugeben, versprachen, mich zu heiraten, hatten Sie da die Absicht, mich zu hintergehen?«

»Gewiß nicht.«

»Sie haben mich also nicht hintergangen. Ich schulde Ihnen im Gegenteil Dank für Ihre Überlegung, daß, wenn unsere Verbindung unglücklich sein könnte, es besser wäre, wenn Sie für mich einen anderen Mann fänden. Ich danke Gott dafür, daß es Ihnen so gut gelungen ist. Sagen Sie mir jetzt, was ich Ihrem Freund antworten soll, wenn er in der Hochzeitsnacht fragt, warum ich nicht mehr Jungfrau bin.«

»Es ist unwahrscheinlich, daß Carlo, der zartfühlend und sittlich ist, eine ähnliche Frage an Sie stellen wird. Aber, wenn das geschähe, so sagen Sie ihm dreist, daß Sie niemals einen Liehhaber gehabt hätten und daß Sie nicht glaubten, sich von einem anderen Mädchen zu unterscheiden.«

»Wird er mir glauben?«

»Ja ganz gewiß, denn der erfahrenste Mann kann sich darin täuschen.«

»Aber wenn er mir nicht glaubte?«

»Er würde Ihre Verachtung verdienen und selbst dafür büßen müssen. Aber beruhigen Sie sich vollkommen, das wird nicht geschehen. Ein kluger Mann, der eine gute Erziehung genossen hat, meine teure Cristina, wagt niemals eine ähnliche Frage, da er überzeugt sein muß, daß er nicht nur mißfallen, sondern auch niemals die Wahrheit erfahren wird, denn wenn diese Wahrheit der guten schaden muß, die jede Frau ihrem Mann beizubringen trachten soll, so könnte sich nur eine alberne Person dazu entschließen, ihm die Wahrheit zu sagen.«

»Ich verstehe vollkommen, was du mir sagst, mein teurer Freund. Umarmen wir uns also zum letztenmal.

»Nein, denn wir sind allein, und meine Tugend ist schwach. Ich bete dich immer an.«

»Weine nicht, mein teurer Freund, denn ich mache mir wahrhaftig nichts daraus.«

Dieser naive und komische Grund änderte plötzlich meine Stimmung, und anstatt zu weinen begann ich zu lachen. Sie zog sich vollkommen an, und nachdem wir gefrühstückt hatten, reisten wir ab. Wir kamen in Venedig nach vier Stunden an, und nachdem ich sie in einem Gasthof untergebracht hatte, begab ich mich zu Herrn von Bragadino und sagte Herrn Dandolo, unsere Leute wären angekommen. Er sollte sie am nächsten Tage mit Carlo zusammenbringen und die ganze Angelegenheit übernehmen, weil die Ehre der Gatten, die der Verwandten und die Schicklichkeit es nicht gestatteten, daß ich mich länger darein mengte.

Er begriff meine Gründe und handelte danach. Er suchte Carlo auf und kam mit ihm zu mir. Nachdem ich die beiden dem Pfarrer und seiner Nichte vorgestellt hatte, sagte ich ihnen Lebewohl.

Wie ich erfuhr, waren sie hierauf beim Grafen Algarotti und später bei einem Notar gewesen, und Carlo hatte seine Braut nach Pr. zurückgeführt und den Tag für die Feier seiner Hochzeit bestimmt.

Nach seiner Rückkehr machte mir Carlo einen Besuch und sagte mir, seine Verlobte habe durch ihre Schönheit und die Freundlichkeit ihres Charakters seine Tante, seine Schwester und seinen Paten, der alle Kosten der Hochzeit tragen wollte, entzückt.

»Sie wird«, sagte er mir, »an dem und dem Tage in Pr. gefeiert, und ich hoffe, daß Sie mir das Vergnügen machen werden, das Werk zu krönen, indem Sie ihr beiwohnen.«

Ich setzte ihm alle Gründe entgegen, die ich geltend machen konnte, um mich davon zu befreien. Allein er bat so inständig mit einer Art Dankbarkeit und so großem Gefühlsüberschwang, daß ich es annehmen mußte. Ich hörte ihn mit wahrem Vergnügen den Eindruck schildern, den die Schönheit, die Naivität, der reiche Schmuck und besonders die Sprache des reizenden Mädchens auf seine Familie auf den Grafen gemacht hätten.

»Ich bin sehr verliebt,« sagte mir der junge Mann, »und ich fühle, daß ich Ihnen das Glück verdanke, das ich mit diesem entzückenden Mädchen zu finden hoffe. Ihre ländliche Mundart wird sie in Venedig, wo Neid und Spötterei ihr leicht eiuen Vorwurf daraus machen würden, bald abzulegen trachten.«

Ich genoß seiner Begeisterung und seines Glückes und beglückwünschte mich, daß das alles mein Werk war. Indessen empfand ich ziemliche Eifersucht und beneidete ihn um ein Glück, das ich für mich selber hätte aufbewahren können.

Da Carlo auch die Herren Dandolo und Barbaro eingeladen hatte, so begab ich mich mit ihnen nach Pr. Ich fand bei dem Pfarrer eine Tafel, die durch die Dienerschaft des Grafen Algarotti gedeckt wurde, den Carlo zu seinem Brautführer gewählt hatte; da er alle Kosten der Hochzeit trug, hatte er Sorge dafür getragen, seinen Koch und seinen Haushofmeister nach Pr. zu schicken.

Als ich bald darauf Cristina erblickte, kamen mir die Tränen in die Augen, und ich war genötigt, hinauszugehen. Sie war als Landmädchen gekleidet, aber schön wie ein Stern. Ihr Gatte, ihr Oheim und Graf Algarotti hatten vergeblich sie zu überreden versucht, venetianische Tracht anzulegen. Sie hatte vernünftigerweise ihren Bitten Widerstand geleistet.

»Sobald ich Ihre Gattin bin,« hatte sie zu Carlo gesagt, »werde ich mich kleiden, wie Sie es wünschen, aber hier werde ich unter den Augen meiner Gefährtinnen nur so erscheinen, wie sie mich immer gesehen haben. Ich werde dadurch vermeiden, daß alle Mädchen, mit denen ich erzogen worden bin, sich über mich lustig machen und mir die Absicht unterschieben, sie beleidigen zu wollen.«

Es lag in diesen Schlüssen etwas so Richtiges, Edles und Großmütiges, daß Carlo in seiner Geliebten ein übernatürliches Wesen zu sehen glaubte. Er sagte mir, er hätte sich bei der Frau, wo Cristina vierzehn Tage gewohnt hätte, nach zwei jungen Leuten erkundigt, die sie zurückgewiesen hätte, und er sei darüber sehr überrascht gewesen, denn sie seien in jeder Beziehung sehr annehmbare Partien gewesen. »Cristina«, fügte er hinzu, »ist ein Los das mir durch den Himmel vorbehalten worden ist, um mein Glück zu machen, und Ihnen schulde ich den kostbaren Besitz.« Seine Erkenntlichkeit gefiel mir, und ich muß gerecht gegen mich sein, daß ich keineswegs daran dachte, daraus Vorteil zu ziehen. Es war mir eine Freude, Menschen glücklich zu machen.

Wir begaben uns gegen elf Uhr in die Kirche und waren sehr überrascht, nur mit Mühe hineingelangen zu können. Eine Anzahl Adeliger aus Treviso waren gekommen, da sie neugierig waren, ob es wirklich wahr wäre, daß man öffentlich während der Fastenzeit die Hochzeit einer Bäuerin feierte, während man nur einen Monat zu warten brauchte, um sie ohne Dispens abzuhalten. Das war ein Wunder für alle Welt, und es mußte dabei irgendein geheimer Grund walten, den man zur allgemeinen Verzweiflung nicht entdecken konnte.

Trotz dem Neide zeigte sich auf allen Gesichtern Befriedigung, als das Paar erschien. Jeder gab zu, daß dieses hübsche Liebespaar eine glänzende Auszeichnung, eine Ausnahme von allen Regeln verdiente.

Eine Gräfin Tof. aus Treviso, Cristinas Patin, hatte sich ihr nach der Messe genähert, umarmte sie wie eine zärtliche Freundin und beklagte sich in aller Bescheidenheit, daß sie ihr nicht dieses glückliche Ereignis mitgeteilt habe, als sie durch Treviso gekommen sei. In ihrer Unbefangenheit antwortete ihr Cristina mit ebensoviel Bescheidenheit als Sanftmut, daß sie diese Pflichtversäumnis nur der Eile zuschreiben möge, womit die Heirat geschlossen worden sei. Gleichzeitig stellte sie ihr ihren Gatten vor, und bat den Grafen Algarotti ihr Unrecht gutmachen zu wollen, indem er ihre Patin einlüde, dem Hochzeitsmahl beiwohnen zu wollen, was die Gräfin sehr gnädig annahm. Dieses Benehmen, das die Frucht einer guten Erziehung und einer großen Weltkenntnis hätte sein sollen, war in dieser Bäuerin nur die Wirkung eines geraden und feinen Geistes, der weniger geglänzt haben würde, wenn man ihn durch die Kunst derart zu gestalten versucht hätte.

Aus der Kirche zurückgekehrt, knieten die Neuvermählten vor dem Lehnstuhl der Mutter nieder, und diese segnete sie unter Freudentränen.

Man setzte sich zu Tische, und nach dem Herkommen mußte Cristina und ihr glücklicher Gatte die ersten Plätze einnehmen. Ich setzte mich mit dem größten Vergnügen auf den letzten; obwohl alles ausgezeichnet war, aß ich wenig und sprach fast kein Wort.

Cristinas einzige Beschäftigung war, an alle Anwesenden Artigkeiten auszuteilen, indem sie jedesmal ihren Gatten anblickte, um sich seiner Zustimmung zu versichern.

Zwei- oder dreimal sagte sie seiner Tante und seiner Schwester so anmutige Dinge, daß diese sich nicht enthalten konnten, sich zu erheben, um sie zu umarmen und ihrem Gatten zu seinem Glück zu gratulieren. Und ich, der ich ziemlich nahe beim Grafen Algarotti saß, hörte ihn zur Freude meiner Seele der Patin Cristinas wiederholt versichern, er habe niemals ein so großes Vergnügen genossen.

Um zweiundzwanzig Uhr[R1 Vier Uhr nachmittags] sagte Carlo seiner reizenden Gattin, die ihrer Patin zunickte, ein Wort in das Ohr, und man stand auf. Nach den üblichen Komplimenten – hier trugen sie den Stempel der Aufrichtigkeit – verteilte die Neuvermählte an alle Mädchen des Dorfes, die in dem benachbarten Zimmer waren, Düten mit Zuckerwerk, die man in einem Korb bereitgehalten hatte. Hierauf nahm sie Abschied von ihnen, indem sie sie ohne den geringsten Anschein des Stolzes umarmte. Nach dem Kaffee lud Graf Algarotti die ganze Gesellschaft ein, in einem Hause, das er in Treviso hatte, zu übernachten und dort am Tage nach der Hochzeit das Mittagsmahl einzunehmen. Der Pfarrer allein entschuldigte sich, und von der Mutter konnte nicht die Rede sein, denn ihr leidender Zustand machte es ihr unmöglich, sich zu bewegen. Sie starb drei Monate später.

Cristina verließ also ihr Dorf, um ihrem Gatten zu folgen, dessen Glück sie machte und der auch sie vollkommen beglückte. Carlos Pate und die Patin seiner Frau fuhren zusammen mit meinen zwei edlen Freunden. Die beiden jungen Gatten hatten billigerweise einen Wagen für sich allein, und ich leistete in einem anderen der Tante und der Schwester des glücklichen Gatten Gesellschaft, den ich unwillkürlich beneidete, obgleich mir im Grunde des Herzens sein Glück wohl tat.

Diese Schwester war nicht übel; als junge Witwe von fünfundzwanzig Jahren verdiente sie noch Huldigungen, indessen gab ich der Tante den Vorzug. Sie sagte mir, ihre neue Nichte sei ein wahres Kleinod, geschaffen, um von aller Welt angebetet zu werden, allein sie sollte sich erst dann öffentlich zeigen, wenn sie gut venetianisch spräche. »Ihre Heiterkeit, ihre Unbefangenheit und ihr Geist sind Dinge, die man nach der Mode kleiden muß, wie ihren Körper. Wir sind sehr zufrieden mit der Wahl meines Neffen, und er ist Ihnen ewigen Dank schuldig, den niemand bestreiten wird. Ich hoffe, mein Herr, Sie werden in Zukunft unser Haus als das Ihre betrachten.«

Die Einladung war höflich und aufrichtig, indessen tat ich das Gegenteil, und man wußte mir dafür Dank. Nach Verlauf eines Jahres gab Cristina ihrem Gatten ein Pfand ihrer gegenseitigen Liebe, wodurch ihr Glück nur erhöht wurde.

Wir waren in Treviso sehr gut untergebracht und nachdem wir einige Erfrischungen aenommen hatten, gingen wir schlafen. Am nächsten Morgen war ich mit dem Grafen Algarotti und meinen zwei Freunden beisammen, als Carlo, schön, frisch und strahlend eintrat. Nachdem er mit viel Geist und Witz auf einige Scherze geantwortet hatte, blickte ich ihn, nicht ohne einige Besorgnis, an, als er mich herzlich umarmte. Ich gestehe, daß mir niemals ein Kuß mehr wohlgetan hat.

Man verwunderte sich, daß es fromme Übeltäter gab, die sich ihrem Heiligen empfehlen, wenn sie glauben, seine Hilfe nötig zu haben, oder die ihm danken, wenn sie sich einbilden, von ihm etwas erlangt zu haben. Allein man hat unrecht, denn es ist gut so, da es gegen den Atheismus wirkt.

Die Tante und die Schwester, die auf Carlos Einldung zu der jungen Gattin gegangen waren, um ihr guten Morgen zu wünschen, kehrten eine Stunde später mit ihr zurück. Niemals hat sich das Glück auf einem schöneren Antlitz abgemalt!

Herr Algarotti ging ihr entgegen und fragte sie teinahmsvoll, ob sie die Nacht gut verbracht hätte. Statt aller Antwort eilte sie zu ihrem Mann und umarmte ihn. Das war die unbefangenste und beredteste Antwort, die es geben konnte. Hierauf wandte sie ihre schönen Augen auf mich, gab mir die Hand und sagte:

»Herr Casanova, ich bin glücklich und freue mich, Ihnen mein Glück zu verdanken.«

Ich küßte ihr die Hand, und meine Tränen sagten ihr, wie glücklich ich mich selber fand.

Wir speisten in einer Art von Entzückung und brachen nach dem Mittagmahl nach Mestre auf, von wo wir uns nach Venedig begaben. Wir ließen die Neuvermählten bei ihrem Hause absteigen, dann gingen wir zu Herrn von Bragadino, der über die Erzählung unseres Ausfluges herzlich lachte. Der in merkwürdiger Art gelehrte Mann stellte hundert tiefe oder absurde Betrachtungen über diese Heirat an. Ich lachte darüber bei mir selbst, denn da ich allein den Schlüssel des Geheimnisses besaß, sah nur ich die ganze Komik davon.